Montag, 4. Februar 2013

Sehet die Sünder

Und noch ein Buch. In dem taucht der "Schwarze Tod" zwar nicht auf, aber ansonsten geht es ordentlich zur Sache, und es wird fleißig gestorben. Nicht ganz freiwillig, es hilft jemand deutlich nach. Heute würde man sagen: ein Serienmörder treibt sein Unwesen.

Doch ein wenig genauer: Im Jahre 1440 erschüttern grausame Dinge die Dorfgemeinschaft von Saint Mourelles in der Bretagne. Viele Bewohner verschwinden und werden tot aufgefunden. Zuerst sind es zwei Kinder, dann folgen der zunächst für deren Verschwinden verdächtigte Avel, ein geistig zurückgebliebener "großer Junge", und in kurzen Zeitabständen noch ein paar Menschen. Langsam verbreiten sich Angst und Misstrauen unter den sonst harmonisch zusammenlebenden Dorfbewohnern. 

Spuren führen auch zum nahe gelegenen Schloss, dessen Besitzer, Baron Amédé de Troyenne unter Geldnot leidet und daher unter den Augen seiner Frau Bérénice immer mehr seiner Ländereien verkauft. Trotzdem scheint der Baron ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte seiner Untergebenen zu haben. Denn als der Bauer Mathis, der ihm unter Einsatz seines Lebens vor dem Tode errettet hat und dabei schwer verletzt und zum Krüppel wurde, darum bittet, sagt er Hilfe zu, den Mörder zu finden. Neben Mathis ist auch Catheline, die junge Haushälterin des Pfarrers, bemüht, die Morde aufzuklären und gerät selbst in große Gefahr...

Mathis und Catheline sind das Liebespaar des Romans, allerdings tragen sie die Geschichte nicht allein. Neben ihnen sind auch die anderen Figuren genau gezeichnet und ihr Handeln, Denken und Fühlen nachvollziehbar dargestellt. So mutet es vielleicht kalt und herzlos an, wenn Mathis wegen seines lahmen Beines seine Verbindung zu Catheline löst, weil er ihr das Leben an der Seite eines Krüppels nicht zumuten möchte. Jedoch ist dies angesichts der Tatsache, dass er als Bauer nicht mehr die Tätigkeit ausführen kann - beispielsweise einen Acker bestellen - durchaus nachvollziehbar, dass er unter diesen Umständen keine Familie gründen möchte. Dass Catheline ihn trotzdem nicht aufgibt, um den Mann zu kämpfen, den sie liebt, zeigt ihre Stärke, die sie auch in einer anderen - gefahrvollen Situation - bitter nötig hat.

Das Geschehen wird von der Autorin nachvollziehbar und mit viel Verständnis für die Zeit geschildert. So schafft sie es, mit viel Atmoshpäre zu erzählen, Spuren zu legen und gut die Spannung zu halten. Die bildhafte Sprache trägt zu einigen Gänsehautmomenten bei.


Gefallen hat mir auch die Gestaltung des Buches, und zwar sowohl außen als auch innen. Die Texte der Kapitel beginnen mit einem kalligrafierten Buchstaben und passen wunderbar in die mittelalterliche Zeit. Abgerundet wird der Roman mit historischen Hintergrundinformationen. Wobei ich dazu rate, das Nachwort auch als solches zu lesen, da ansonsten einiges, wenn nicht gar die gesamte Spannung verloren geht.

Ich bedanke mich bei vorablesen.de für die Möglichkeit, dass ich das Buch von Liv Winterberg lesen durfte.

6 Kommentare:

  1. Mmmhhhh hört sich gut, ich schreib es mal auf meine laaange Buchliste.
    Herzliche Grüsse
    die Frau Oldenkott

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  2. Liebe Anke,

    oft geht die Spannung verloren, weil man sich schon zu
    früh an falscher Stelle orientiert.
    Du hast wieder ein sehr interessantes Buch vorgestellt.
    Da geht der Lesestoff nicht aus.

    Einen guten Abend wünscht dir
    Elisabeth

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  3. Vielen Dank, du Liebe.
    Das Buch hatte ich sicher schon mal "im Kopf" - es kommt mir so bekannt vor. Danke, dass du es in Erinnerung brachtest.
    Das werde ich sicher als nächstes kaufen.

    Liebe müde Abendgrüße!
    Herzlichst, Gisa.

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  4. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  5. Entschuldigung, das war plötzlich doppelt ...
    LG! Gisa :)

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  6. Hallo liebe Anke,

    hm .... so wirklich kann ich jetzt nichts dazu schreiben, weil ich - ganz anders als "Ihr" anderen Anke's, so gar kein Bücherwurm bin. In meinem Leben habe ich es nicht geschafft, mich dafür zu begeistern. Ich habe bisher eigentlich nur ein einziges Buch gelesen. Aber dies innerhalb von 2 Tagen und mit großem Interesse und Begeisterung.

    Dennoch grüß ich Dich lieb :-)
    Anke

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