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Dienstag, 21. November 2017

Amselsnack

Herr Schwanenweiß hat ein paar Äpfel hängen lassen. Und wie ihr seht, weiß eine unserer (Haus)Amsel das zu würdigen. So ein Snack ist eben besonders im Herbst nicht zu verachten.






Sonntag, 19. November 2017

Das Echo der Zeit

Vor zwei Jahren verändert ein Querschläger aus der Kalaschnikow eines Dschihad-Kämpfers das Leben von Miriam. Er trifft nicht sie, sondern ihren Mann Gregor, zweiundvierzig Jahre alt, Fotojournalist aus Hamburg, kriegserfahren und trotzdem nicht gleichgültig. Mitten ins Herz. Es ist ein irrwitziger Zufall, Gregor ist einmal am falschen Ort zur falschen Zeit.

Seitdem begleitet Miriam die Trauer. Wie ein Rabe sitzt sie in ihrer Brust und regiert sie, mal zurückhaltend und mahnend, mal fordernd und laut, aber immer ist sie da. Dank der Liebe zu ihrem Sohn Max und einer Therapie hat sie zumindest die Kraft gefunden, weiterzuleben und wieder zu arbeiten. Miriam ist ebenfalls Journalistin, hat inzwischen das Ressort gewechselt. Für ihre Frauenzeitschrift recherchiert Miriam in Vorbereitung der Verleihung eines Preises für Zivilcourage die Lebensgeschichte von deren Stifterin Dorothea Sartorius. Dies gestaltet sich schwierig, denn Dorothea lebt sehr zurückgezogen. Als es dann zu einem Treffen kommt, thematisiert Miriam auch die anonymen Aufforderungen „Fragen Sie Dorothea nach Marguerite“, die sie erhalten hat. Dorothea reagiert verhalten, weist Miriam jedoch einen Weg.

Während eines Aufenthaltes an der Schlei – Miriam hat für sich und Max einen Kurs gebucht, bei dem sie das Drachenbauen erlernen können – stößt sie auf Spuren, die nochmals jene Zeit des RAF- Terrorismus des Jahres 1972 auf den Plan rufen.

Doch was hat die integre Wohltäterin Dorothea Sartorius damit tun?

Miriam bietet sich die Gelegenheit, in die Vergangenheit zurückzugehen – sie lernt die Briefeschreiberin Elisabeth kennen, eine alte Frau, die in einem Kloster lebt und die Härte, Kompromisslosigkeit und Hass umgibt. Miriam nimmt Gegenwärtiges wahr. Denn da ist Bo, der Gaukler, der Drachenbauer, der nicht nur für Max zur Vaterfigur wird, sondern bei dem sich auch Miriam wohlfühlt. Sie muss also Zukünftiges bedenken, eine Balance finden, zwischen allem abzuwägen.



„Mensch sein… Gerade stehen, sich nicht einschüchtern lassen, auch wenn es unbequem ist. Fragen stellen, neue Antworten finden, sich öffnen, auch für das Fremde, das Andere...“, lässt Katrin Burseg Dorothea Sartorius auf die Frage von Miriam, was denn für sie Zivilcourage bedeute, antworten. Und nicht nur Miriam möchte ihr glauben, dass sie genau die unzweifelhafte Mäzenin ist, für die sie alle halten.

Katrin Burseg erzählt „In einem anderen Licht“ davon, dass einen die Vergangenheit – so verdrängt sie auch ist – eines Tages wieder einholen kann, dass eine Abrechnung immer möglich ist. Es ist eine Geschichte, die nach Wahrheit fragt. Nach Wahrhaftigkeit. Die ein Bild von Liebe zeichnet, sich mit Hass auseinandersetzt und mit Freundschaft und Verrat, sich jedoch mit einer Wertung für Richtig oder Falsch zurückhält.

Burseg schreibt stringent und glaubhaft, überzeugt mit einem Maß an Weisheit. Sie ist äußerst authentisch und feinsinnig in ihrem Erzählton. Besonders die Trauer von Miriam ist sehr anschaulich. Durch die Manifestierung in einem inneren Raben wird sie für den Leser greif- und spürbar. Hierbei wahrt die Autorin den Rahmen, die Gefühlswelt von Miriam, vor allem ihre Melancholie, ihre ständigen Zweifel werden stimmig geschildert, ohne jemals Sentimentale abzugleiten.

An Miriams Seite sind es vor allem Frauen, die die Autorin in den Mittelpunkt rückt. Und obwohl die männlichen Figuren eher in der zweiten Reihe agieren, fügen sie sich harmonisch in die Handlung ein und runden diese ab.

So ist "In einem anderen Licht" einerseits ein leises Buch, andererseits eines, das etwas zu sagen hat und darum gelesen werden sollte.

Sonntag, 5. November 2017

November am Meer

Herr Schwanenweiß und ich haben gestern noch einen Abstecher an die Ostsee gemacht, und zwar nach Dierhagen. Und die Sonne war uns - im Gegensatz zum heutigen grauen Sonntag - zumindest ein wenig gewogen.






Die Stimmung, die das Licht verbreitet...


... ist auf besondere Art überwältigend.


Ein fast spiegelglattes Meer...


... und ein freier Blick...


... auch über den feinen Sandstrand:


Die Ostsee im Herbst ist wunderschön.



Auch in Sepia und Schwarzweiß.


Samstag, 4. November 2017

Mutig

Schaut mal, wer mir gestern auf dem Nachhauseweg vom Reiterhof begegnet ist.
 

Die Sonne war schon untergegangen, auch wenn es noch nicht so dunkel wie auf dem Foto gewesen ist. Aber meine Kamera hat nicht mehr hergegeben. Reineke Fuchs war sehr mutig und schien ebenso neugierig zu sein. Er hat mich beobachtet, wenngleich er sich auch immer in Habachtstellung befand.
 

Freitag, 3. November 2017

Begegnungen

In „Slawa und seine Frauen“ erzählt Felix Stephan eine wahre Geschichte. Eine über seinen Großvater Slawa. Und irgendwie auch über seine Mutter, dessen Tochter. Denn die findet als Fünfzehnjährige heraus, dass der Mann ihrer Mutter nicht ihr leiblicher Vater ist. Vielmehr stammt sie aus einer Beziehung zu eben jenem Slawa, Wjatscheslaw Falbusch, einem ukrainischen Juden, der ein charakterloser Mann gewesen sein soll und sich – angeblich – nicht eine Sekunde um seine Tochter bemüht habe.

Es dauert unter anderem aus diesem Grund (ein weiterer ist, dass Mutter und Tochter in ihrem ganzen Leben kein persönliches Gespräch geführt haben, was unverzichtbar ist, wenn man mehr über den tatsächlichen Vater herausfinden will) noch einige Jahrzehnte, bis Stephans Mutter auf die Idee kommt, ihren Vater ausfindig zu machen. Das Schicksal will es, dass sie ihren Vater wirklich findet, allerdings lebt er nicht mehr. Doch da sind noch seine ukrainische Witwe Olga und die Halbgeschwister Ljuda und Sanja, und wie es scheint, ist die verlorene deutsche Tochter herzlich willkommen. Einer Reise in die Ukraine steht nichts mehr im Wege...



Felix Stephan weiß, seine Leser zu unterhalten, er ist ein geübter Schreiber. Schließlich verdient er als Kulturjournalist sein Geld vor allem damit, seine Meinung über Bücher oder Filme zu Papier zu bringen. Nun steht er auf der anderen Seite.

Der Titel ist etwas weit hergeholt, denn so viel Frauen gibt es in Slawas Leben gar nicht, und eine Beschreibung der Beziehungen steht auch nicht unmittelbar im Vordergrund. Vielmehr schildert Felix Stephan seine ganz persönlichen Eindrücke als Begleiter seiner Mutter auf drei Reisen (zwei in die Ukraine, eine nach Israel).

Obwohl er sich dabei stilistisch nahe der Realität hält, sind seine Wahrnehmungen folgerichtig nicht neutral, sondern von seiner eigener Anschauung und Wertung geprägt. So gelingt es ihm mühelos, die Gegensätze zwischen einem Deutschland des Wohlstandes und der Ukraine mit zu großen Teilen vorhandenen sozialen Elends darzustellen. Begegnungen mit Menschen, ihre Fähigkeit, sich den Gegebenheiten anzupassen und sich trotz ihrer Sorgen und Nöte ihre Herzlichkeit zu bewahren oder sich ein schöneres Bild von einer nicht so vollkommenen Vergangenheit zu machen, rufen beim Autor einen gewissen Grad an Skepsis oder Verwunderung hervor.

Seine Darstellung spikt Felix Stephan mit Ironie und Humor, die im Verlaufe des Geschehens etwas verloren gehen, wodurch sie an Frische und Schwung verliert und den Leser nicht mehr genug „mitnimmt“. Daneben bleibt die eigentliche Hauptperson teilweise auf der Strecke, weil über Slawa in einem eher geringen Maße berichtet wird.

„Wir erforschten weniger das Leben von Slawa als die Geschichte, die Olga von ihrem Mann erzählen wollte. Wir waren in einem Slawa-Falbusch-Erlebnispark unterwegs, den Olga entworfen hatte.“ (Seite 172)

Und am Ende ist der Leser ebenfalls unschlüssig: Vielleicht war Slawa Falbuschs Leben ein verzweifeltes oder ein zweifelndes. Ob es ein zweifelhaftes war, mag dahingestellt sein.

3,5 Sterne