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Dienstag, 26. Juni 2018
Sonntag, 24. Juni 2018
Wenn wir es zulassen...
Wer
„Das Finkenmädchen“ von Nicole Trope zur Hand nimmt, darf sich
von dem verträumten Cover nicht täuschen lassen. Denn inhaltlich
geht es keinesfalls idyllisch zu. Vielmehr greift die Autorin ein
schwieriges Thema auf und erzählt eine kraftvolle und
herausfordernde Geschichte, die für einige Menschen schwer zu lesen
sein wird.
Da
sind Birdy und Rose, zwei Frauen, die nicht unterschiedlicher sein
können und doch mehr als eine Gemeinsamkeit haben. Beide sind sie
Insassinnen eines Gefängnisses mit geringerer Sicherheitsstufe.
Während Birdy, die nur noch wenige Monate ihrer Strafe wegen
Körperverletzung verbüßt, genau weiß, wer Rose ist, hat diese
keine Ahnung. Die Vierundfünfzigjährige ist eine nationale
Berühmtheit, soll sie immerhin ihren Mann, den landesweit bekannten
Fernsehmoderator Simon Winslow getötet haben. Aber die Bekanntschaft
der beiden reicht viel weiter zurück.
Fünfundzwanzig
Jahren zuvor lebt die siebenjährige Felicity mit Mutter und
Schwester in direkten Nachbarschaft der Familie Winslow. Felicity ist
besonders, eher ruhig
und in sich gekehrt, zudem ein wenig
langsam. Das Lernen fällt ihr schwer,
so dass sie ständig Dinge wiederholen
muss. Nach der
Trennung der Eltern ist die Mutter mit den zwei Kindern überfordert.
So findet Felicity des Öfteren Aufnahme bei den Nachbarn: Rose und
Simon Winslow. Unter anderem züchtet
Simon Finken und
bringt Felicity alles darüber bei.
Auch
im Gefängnis kümmert sich Felicity, die sich
inzwischen Birdy nennt,
um die Finken. Sie ist eine vorbildliche
Gefangene und hält sich von
Schwierigkeiten fern, weil
sie immer daran denkt, nach Hause zu ihrer
Tochter zu kommen. Zwar ist sie äußerst
geschickt daran, gegenüber den sie behandelnden Therapeuten
nur das zu sagen, was diese
hören wollen, jedoch brodeln
Wut und Hass in ihr. Diese
Gefühle versteckt sie. Genauso gut wie die Erinnerungen an ihre
Vergangenheit.
Als
Rose auftaucht,
treten diese versteckten Gefühle und
vergrabenen Erinnerungen mit Macht an die Oberfläche...
Nicole
Trope wagt sich mit „Das Finkenmädchen“ an ein schwieriges,
gleichwohl wichtiges und aktuelles Thema: Belästigung
und Missbrauch. Ihr
gelingt es mit sensibler
Ernsthaftigkeit, nicht nur die Verletzlichkeit der stillen Opfer
darzustellen, ihnen eine Stimme zu geben, sondern sie zeigt ebenso
auf, welche weitreichenden Auswirkungen und irreparablen
Schäden die Handlungen eines Einzelnen
für alle
Beteiligten, einschließlich der Angehörigen haben.
Sie
vermag es, nicht nur die Hilflosigkeit und
den Schmerz der Opfer deutlich zu machen. Vielmehr schildert
sie genauso eindrucksvoll, dass es selbst Menschen, die unter einem
Dach wohnen, nicht immer
möglich ist, zu erkennen, was vor ihren Augen geschieht.
Die Autorin lässt
Birdy und Rose in abwechselnden Kapiteln in
der Gegenwart und mit Rückblenden zu Wort
kommen, wobei sich das Geschehen
zwangsläufig kreuzt und Wiederholungen
auftreten.
Die
realistische und
feinsinnig ausgeführte
Charakterisierung ihrer Figuren, einschließlich
der Nebenfiguren, gibt
der Geschichte Tiefe und ermöglicht eine
Anteilnahme an deren
Leben und Empfinden. Das Ringen und Wachsen
der Beteiligten im Verlauf der Handlung ist glaubwürdig und
einprägsam und zeugt von der Stärke, die Opferrolle hinter sich zu
lassen und für die eigene Zukunft zu sorgen.
Birdy
hat es nicht leicht gehabt, ihr ist
bewusst, dass sie nicht so intelligent wie
andere ist. Allerdings gleicht sie dieses Manko mit Entschlossenheit aus. Sie möchte
lernen und nutzt das ihr gegebene
Potential, ist stolz auf das
Erreichte. Und vor allem möchte sie eins: Eine gute Mutter sein, die
das Beste für ihre Tochter zu tut,
damit sie immer zusammen sind.
Rose
lernt Simon mit fünfzehn kennen und
heiratet sehr jung und ohne
Unterstützung ihrer Eltern wird – noch
keine Zwanzig - Mutter. Während der ersten
Jahre der Ehe arbeitet sie. Später muss
sie das nicht mehr, weil Simon genug Geld verdient. Ihr Ehemann ist
eine australische Fernsehgröße, als Missbrauchsvorwürfe gegen ihn
erhoben werden. Rose ist fassungslos. An der Seite ihres
charismatischen, selbstbesessenen Mannes hatte sie zwar ein
traumhaftes Leben, doch ebenso ein fremdbestimmtes. Denn erst jetzt
wird Rose wirklich bewusst, dass sie in der Ehe mit
Simon keine Chance hatte, sich zu einer Persönlichkeit zu entwickeln, sich
selbst ebenfalls
wichtig
zu
nehmen, emotional zu wachsen und
Entscheidungen zu treffen.
Bis zu dem Tag, an dem sie es getan hat...
4,5 Sterne
Freitag, 22. Juni 2018
Erste Ernte
Nach der reichlichen Blüte hatte ich Hoffnung, dass meine selbst gezogene Sauerkirsche dieses Jahr mit ein paar Früchten aufwartet.
Es hat geklappt, trotz langer Trockenperiode.
Die Früchte sind kleiner als normal, aber so aromatisch.
Und wie heißt es so schön: Sauer macht lustig.
Ein kleine Schüssel voller großer Freude...
Samstag, 16. Juni 2018
16. Juni 2006
Vor zwei Jahren haben wir unseren Eingangsbereich mit roten Rosen bestückt.
Passend zum Jahrestag haben sie sich richtig schick gemacht.
Sogar Fräulein Biene ist ganz hin und weg...
Freitag, 15. Juni 2018
Neues vom Pferdehof - Ich lass es mir gut gehen...
Aber zunächst einmal Desinteresse zeigen.
Schließlich habe ich die Leckerli bereits sicher im Magen.
Na gut, komm her.
Darfst mich ein wenig kraulen.
Ist da wer?
Nein, keiner stört!
Weißt du was?
So ein Katzenleben ist ja so anstrengend!
Oder bin ich einfach nur müde?
Montag, 11. Juni 2018
Das Geheimnis der Muse
„Nicht
jeder erhält am Ende, was er verdient.“ Mit diesem Satz beginnt
Jessie Burton ihren
Roman
„Das Geheimnis der Muse“ und führt den Leser an zwei Schauplätze
in zwei Zeiträumen, zum einen nach Spanien ins
Jahr 1936 und zum anderen ins
London der späten 60er Jahre.
1967
bewirbt sich Odelle, eine junge Frau aus Trinidad, als Schreibkraft
am Skelton Institut, einer kleinen Galerie. Odelle
selbst ist eine talentierte Schriftstellerin, hat aber ihre
diesbezüglichen
Träume auf Eis gelegt. Erst ihre
Chefin Marjorie Quick, die
sie unter ihre Fittiche nimmt
und eine gewisse Zuneigung zu ihr
zu hegen scheint, animiert sie,
Vertrauen in ihre Fähigkeiten als
Schriftstellerin zu haben, und ermutigt sie, eigene
Arbeiten zu veröffentlichen.
Auf
einer Party trifft Odelle Lawrie, einen
jungen Mann, der Gemälde geerbt
hat,
dessen Wert im Skelton Institut
geprüft wird. Das auffällige Bild hat augenscheinlich eine seltsame
Wirkung auf Quick. Es entpuppt sich als Werk von Isaac Robles und
führt ins Spanien des Jahres 1936.
Hier
hat sich
Olive
Schloss, neunzehnjährige
Tochter
eines einflussreichen jüdisch-österreichischen Kunsthändlers und
seiner britischen Frau, hinter dem
Rücken
ihrer
Eltern
um
die
Aufnahme an einer
angesehene Londoner Kunstakademie beworben
und von dort eine Zusage erhalten.
Da treten Isaac Robles
– ein Maler und Revolutionär – und dessen Schwester Teresa
in ihr Leben. Olive verliebt sich in Isaac und
gerät mit ihrer Familie in einen Strudel der Ereignisse angesichts
des beginnenden spanischen Bürgerkrieges...
Jessie
Burtons Roman "Das Geheimnis der Muse" zeugt
von einer deutlichen Auseinandersetzung
mit der Materie. Er ist
vielschichtig und komplex und beschäftigt sich in beiden Zeitebenen
neben
der Liebe und Leidenschaft mit
Fragen
nach der Herkunft
und
künstlerischen
Authentizität, der
Wertstellung
von
Frauen im Bereich
schöpferischen
Künste. Daneben
spielen Faschismus,
Antisemitismus und
Krieg
in Spanien in den dreißiger Jahren sowie
der Rassismus
in London in den sechziger Jahren eine
Rolle. Der Autorin gelingt es, diese breit gefächerten Themen
sorgfältig darzustellen, ohne
sie
eindimensional und stereotyp zu betrachten. Durch den Wechsel
zwischen den eng miteinander verschlungenen Zeitrahmen setzt die
Autorin geschickt bemerkenswerte Hinweise und baut ein
kompliziertes,
wenngleich schlüssiges
Gefüge um das „Geheimnis der Muse“ auf.
Dabei
werden
beide Geschichten
von
unverwechselbaren Persönlichkeiten getragen und
weisen signifikante
Parallelen auf.
Sowohl Olive als auch Odelle sind
Frauen mit kreativen Fähigkeiten,
und beiden fehlt aus
unterschiedlichen Gründen das Selbstbewusstsein, zu ihren Gaben zu
stehen. Die Autorin beschreibt nachvollziehbar die äußeren
Hindernisse und Reaktionen sowie die inneren Zweifel und Ängste,
denen ihre Heldinnen auf dem Weg zur Künstlerin ausgesetzt sind.
In
der Einzelbetrachtung überzeugen Olive
und Odelle und insbesondere auch
Quick als ausgeprägte Charaktere,
wohingegen Lawrie blass bleibt. Zudem mutet
der Part in den sechziger Jahre insgesamt verhaltener und
nachdenklich an. Im Gegensatz
hierzu ist die Szenerie in Spanien wesentlich lebendiger, emotionaler
und (farb)intensiver, nicht nur in
der Beschreibung der Landschaft. Hier wird Jessie Burton vor allem
der Visualität der Malerei gerecht. Trotzdem wirken beide Zeitebenen
hervorragend in ihrer Verknüpfung.
„Am
Ende gelingt ein Kunstwerk nur dann, wenn… sein Schöpfer den
unverrückbaren Glauben daran besitzt, der es ins Dasein bringt.“
(Seite 455)
4,5 Sterne
Sonntag, 10. Juni 2018
Endlich...
... ist auch bei uns der Regen in Begleitung eines kleinen Gewitters angekommen.
Unglaublich, aber wir haben ihn so herbeigesehnt...