Der
Weihnachtsabend des Jahres 1900 naht, und die alte Lady Harriet ist
betrübt. Es drücken sie der Kummer über den viel zu frühen Tod
ihres Gatten und die Sorge um die Zukunft des Hauses Winfield.
Nachdem ihr ältester Sohn William kinderlos und viel zu früh durch
einen Reitunfall ums Leben gekommen ist, stehen Titel und Erbe dem
geliebten Sohn Charles zu, der allerdings wegen eines bedauerlichen
Familienstreits nicht nur das Haus, sondern auch das Land verlassen
hat und inzwischen in New York lebt. Nun will sich Lady Harriets
jüngster Sohn Edgar auf dem jährlichen Weihnachtsball zum neuen
Earl erklären, obwohl er nach Meinung von Lady Harriet wegen seiner
Überheblichkeit und Machtgier nicht nur eine Enttäuschung für die
Eltern gewesen, sondern damit auch nicht geeignet für den Titel ist.
Charles
begibt sich zwar mit seinem Sohn Louis auf die Reise nach England,
aber wäre es nicht Unglück genug, stirbt er während der Überfahrt.
Damit steht nun Louis der Titel zu. Edgar hat jedoch in weiser
Voraussicht (und aus lauter Boshaftigkeit natürlich) in der
Zwischenzeit alle Beweise für Louis' Anrechte auf das
Erbe an sich gebracht und versteckt.
Unterstützt
von seiner liebenden Großmutter bleibt Louis nichts anderes übrig,
als kurzerhand in Frauenkleider zu schlüpfen, um als
Gesellschafterin Edna unerkannt auf dem Landsitz nach eben jenen
„verschwundenen“ Papiere zu suchen. Dabei tritt mehr als ein
Problem auf: Louis verliebt sich in die hübsche zarte Charlotte, die
eigentlich für Cousin George bestimmt ist. Dieser wird selbst in
Unruhe versetzt: Er entbrennt seinerseits lichterloh in Zuneigung zu
„Edna“.
Wird
es noch ein Weihnachtswunder geben?
Viele
Köche verderben den Brei, heißt es. Das mag vielleicht bei der
Zubereitung von Speisen so sein. Wenn sich allerdings fünf Autorinnen in
die Schreibküche begeben, kann sich das Ergebnis durchaus sehen
lassen. Marie Caroline Bonnet, Katherine Collins, Ester D. Jones,
Dolores Mey und Dorothea Stiller haben mit „Ein Earl im
Unterrock“ eine kurzweilige Geschichte im klassischen englischen
Stil gemeinsam zum Leben erweckt. In 24 Kapiteln und einem Epilog hat
jede Autorin einer Figur die Stimme verliehen und im eigenen Stil
geprägt, ohne die Gesamtheit der Adventskalender-Geschichte außer Kraft zu setzen. Vielmehr lässt sich das Gemeinschaftswerk mit Schwung
lesen, unterhält auf ungezwungene und humorvolle Weise und
verbreitet insgesamt ein entspanntes Gefühl.
Die
Protagonisten sind mit wenigen, aber treffenden Eigenschaften
charakterisiert und lassen eine zielsichere Verteilung von Sympathie
und Antipathie zu. Dolores Mey hat Lady Harriet als gewitzte alte
Dame kreiert, die den eigenen Sohn hinters Licht führt. Katherine
Collins kann mit Edgar, dem so sehr nach dem Titel gelüstet, endlich
ihrem Drang nach einem Fiesling nachgeben. Ester D. Jones ist beim
Schreiben von Louis' Kapitel gar sehr in Verzückung geraten und
deshalb möglicherweise auch ein wenig neidisch auf Charlotte, der
Dorothea Stiller ein zauberhaftes Gesicht und einen feinen Charakter, aber kein Talent für die Handarbeit verpasst hat und die trotzdem
das Herz von Louis erobert. Zu guter Letzt entspricht George aus der
Feder von Marie Caroline Bonnet ihrer Neigung zu den Tollpatschen des
Lebens, mit denen wir indes jederzeit gern mitfühlen.
Als
Leser amüsieren die Verstrickungen und Verwicklungen. Und obwohl von
Anfang an zu ahnen ist, wie das Ganze endet, ist bis zur
wohlmeinenden Auflösung unbekümmertes Lesevergnügen mit ein, zwei
Überraschungen garantiert.
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Erschienen
ist der Roman bei dp DIGITAL PUBLISHERS, ich bedanke mich für die Bereitstellung des
Rezensionsexemplares.
Liebe Anke,
AntwortenLöschenvielen Dank für deine Rezension.
Alles Liebe
Elisabeth