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Dienstag, 19. Februar 2019

Die Rose des Herzogs


Marita Spang hat sich in den letzten Jahren als Autorin historischer Romane etabliert und in die Riege derjenigen eingereiht, die den Hintergrund mit bewundernswerter Ernsthaftigkeit recherchieren und eine gelungene Mischung aus Wahrheit und Fiktion präsentieren.

Nun hat sie zum zweiten Mal einen Stoff mit einem wirklichkeitsnahen Geschehen gewählt. Denn „Die Rose des Herzogs“ – Charlotte de Rohan-Rochefort – lebte tatsächlich, genauso wie ihre große Liebe Louis-Antoine, Herzog von Enghien, und jene anderen Persönlichkeiten, die neben einigen erdachten Figuren in diesem geschichtsträchtigen Roman eine Rolle spielen.


Es kommt damit einem kleinen Denkmal gleich, das Marita Spang dieser in der Historie eher unbekannten Frau setzt, während ihr Geliebter zu sehr traurigem Ruhm gelangte. Mit außerordentlichem Gespür für feine Nuancen in der Sprachfindung der damaligen Zeit schildert sie unter anderem das Schicksal eines Paares, welches eng mit dem seines Heimatlandes und dessen Bevölkerung verbunden ist.

Im Frankreich des ausgehenden Jahrhunderts brodelt es. Die Unterschiede zwischen herrschender Klasse und den einfachen Menschen treten immer deutlicher zutage. Während die einen auf Kosten der anderen Unsummen verprassen und zudem ein dekadentes Leben führen, wissen viele nicht, wovon sie sich und ihre Familien ernähren sollen. So nimmt die Geschichte ihren Lauf: Die Menschen gehen auf die Barrikaden und setzen mit dem Sturm auf die Bastille, dem Beginn der Französischen Revolution, 1789 dem Königtum von Ludwig XVI. und dem Ancien Régime ein Ende.
In den Wirren des Septembermassaker von 1792 verliert die hübsche Prinzessin Charlotte de Rohan-Rochefort ihren Verlobten Vincent und flieht wie viele andere Adelige ins Exil nach Ettenheim im Badischen.

Obwohl Charlotte geschworen hat, sich niemals wieder zu verlieben, gelingt es dem fünf Jahre jüngeren Louis-Antoine von Enghien, durch hingebungsvolle Hartnäckigkeit ihr Herz zu erobern. Doch der Großvater des Herzogs lehnt es ab, einer Heirat der beiden zuzustimmen und versucht mehrmals, seinen Enkel aus politischen Kalkül und zur Sicherung der Stammeslinie zu verheiraten.

Trotzdem können die beiden ihre Liebe und die Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft über viele Jahre zu bewahren...

Marita Spangs Darstellung des Geschehens folgt im Großen und Ganzen der Geschichte und ist glaubwürdig sowie mit vielen kleineren Details ausgeschmückt, die das Bild stimmig abrunden. Dazu tragen ein umfassendes Personenregister sowie ein ausführliches Nachwort mit Zeittafel, Karten, Glossar und Quellenverzeichnis ebenfalls bei.

Im ersten Drittel des Romans erlaubt sich die Autorin ein paar Freiheiten, wenn sie Vincent, den Geliebten von Charlotte, „erfindet“. Dieser Teil ist für die Entwicklung von Charlotte von Bedeutung, die Schilderung der revolutionären Ereignisse erfolgt emotional und sehr deutlich. Allerdings ist er ein wenig weitschweifig erzählt, wodurch der Lesefluss stockt.
 
Ihre Protagonisten versieht die Autorin mit ausgefeilten Charakteren, die Stärken aufweisen, gleichwohl Schwächen nicht vermissen lassen.

Während bei Charlotte Warmherzigkeit Offenheit und Beharrlichkeit auf Nachgiebigkeit treffen, prägen Louis-Antoine Unerschrockenheit, Mut, Loyalität und eine gewisse Unbedenklichkeit. Aber der junge Herzog ist niemand, der sein Mäntelchen in den Wind hängt.

Beide sind sich ihrer gesellschaftlichen Stellung durchaus bewusst und halten an ihren Idealen von Ehre und Treue fest, wissen dabei indes auch die „einfachen“ Menschen zu schätzen. Sie sind zudem in der Lage, sich mit den nach der auf die Revolution folgende Schreckensherrschaft, den Auseinandersetzungen zwischen der Revolutionsarmee und den Royalisten, den nach der Machtergreifung von Napoleon Bonaparte eintretenden Umbrüchen und neuen Gegebenheiten auseinanderzusetzen und im Rahmen der Möglichkeiten anzupassen.

Im Gesamtergebnis bietet Marita Spang die Beschreibung einer wahrhaftigen Liebe, die sich in der Tiefe und Tragik mit jeder erdichteten messen kann.

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