Magdalena
wird als Tochter eines Hufschmiedes ungefähr anno 1600 geboren. Sie
hat keinen leichten Stand in der Familie, nachdem ihre beiden Brüder
früh sterben, und sie bekommt zusätzlich den Unmut zu spüren, dass sich kein
Mann für sie finden lässt, der ihr zeigt, wo ihr Platz ist.
Magdalena mag sich nicht mit der ihr zugedachten Frauenrolle
arrangieren. Vielmehr beweist sie Geschick, allein durch die
Beobachtung ihres Vaters bei der Arbeit kann sie selbst Pferde
beschlagen. Als sie dies eines Tages beim Tier des
durchreisenden Junkers Leonhart tut, eskaliert die Situation:
Magdalena, die zuvor schon von allen misstrauisch beäugt wurde und
selbst bei den Eltern auf Unverständnis und Ablehnung stößt, muss
den Hof verlassen. Ein hartes Los für die junge Frau. Sie wird
unmittelbar hineingezogen in das kriegerische Treiben, denn ab 1618 hält
der Dreißigjährige Krieg ganz Europa in seinem Griff.
Magdalena
hat Glück im Unglück. Sie wird von eben jenem Junker Leonhart, der sie
die nächsten Jahre auf die eine oder andere Weise begleitet, mitgenommen
in eine ungewisse Zukunft. Sie schließt sich als Marketenderin einem
Soldatentrupp an und gerät in die unaufhaltsam schwelenden Konflikte
der damaligen Zeit. Ihr Schicksal ist nun vom Krieg abhängig,
und sie lernt neben Unheil und Verlust auch Freundschaft und Liebe kennen.
Carmen
Mayers Heldin in „Die Trossfrau“ ist ein junges Mädchen aus dem
einfachen Volk, das ihr Leben in die eigenen Händen nehmen und
einiges ertragen muss, als sie vom Vater des Hauses verwiesen wird.
Magdalena begreift früh, dass sie sich keinesfalls an die Vorgaben
der Männer halten will, die ihr ein Dasein als unterwürfiges,
gehorsames Weibsbild aufzwängen wollen. Weil sie viel mehr als das
kann. Ob es realistisch ist, dass Magdalena sich Rechnen und Lesen
heimlich beibringt, mag dahingestellt bleiben. Dass sie sich eine andere Existenz als die ihr zugedachte wünscht, ist verständlich. Magdalena sieht sich als eine junge Frau, die zur falschen Zeit
am falschen Ort geboren wurde. Gleichwohl versucht sie, nicht nur
den Kopf hoch zu halten und zu dem zu stehen, was sie denkt, sondern
auch dem Leben ein paar Glücksmomente abzuringen. Dies ist wahrlich
ein schwieriges Unterfangen.
Europa
blutet. Die Katholische Liga und Protestantische Union stehen sich
gegenüber, und die Menschen werden aufgerieben im Kampf der
Mächtigen um den „wahren“ Glauben. Die Schilderung der Autorin
ist schnörkellos, geradezu und überzeugend. Durch die
Einbindung des historischen Hintergrundes vermittelt sie ein
greifbares Bild von Gewalt, Gräuel und Schrecken, denen die Menschen
ausgesetzt sind. Wesentliche Ursachen und Ereignisses des
Dreißigjährigen Krieges werden angesprochen und gut in die Handlung
eingebunden, muten allerdings vereinzelt etwas sachlich an.
Trotzdem erlauben sie einen Einblick in das Geschehen, insbesondere
durch die Kumulierung auf das Trossleben und damit diejenigen
Menschen, die mit den Heeren ziehen und sich um die Verpflegung der
Männer kümmern und die Verwundeten versorgen. Sie sind so etwas wie
die friedliche Seite des Krieges. Obwohl dieses Dasein anstrengend, entbehrungsreich und roh ist, schafft es außerdem ein gewisses
Maß an Sicherheit in einer aufeinander angewiesenen Gemeinschaft und
sorgt für ein Auskommen. Ja, es bleibt auch Gelegenheit für Freundschaften
und die Liebe. Indes wirken Gefühle oft ein wenig zurückhaltend und aus
der Distanz betrachtet.
Neben
dieser Schilderung thematisiert Carmen Mayer Aberglauben und
Hexenverfolgung. Magdalena wird auf Grund ihrer
Andersartigkeit mit dem Vorwurf, eine Hexe zu sein, konfrontiert. Die
Autorin zeigt jedoch auch am Beispiel des Junkers Leonhart, dem
Magdalena im Laufe der Jahre immer wieder begegnet, dass es
erbitterte Gegner solcher Anschuldigungen gibt.
„Die
Trossfrau“ ist ein treffendes Beispiel für ein Frauenschicksal im
Dreißigjährigen Krieg und belegt einmal mehr die Sinnlosigkeit von
gewalttätigen Auseinandersetzungen, nicht nur in Bezug auf
Glaubensfragen.
*Werbung*
Erschienen ist das Buch im Maximum Verlag, dem ich für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares danke.
Erschienen ist das Buch im Maximum Verlag, dem ich für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares danke.
Liebe Anke,
AntwortenLöschenherzlichen Sank für eine gute Rezension.
Sonnige Grüße
Elisabeth