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Freitag, 24. Juli 2020

Tru Blue. Im Herzen stark

Truman Gritt tut alles dafür, seine Familie zu schützen, auch ins Gefängnis gehen, ohne schuldig zu sein. Nach sechs Jahren ist er wieder frei und kann sich eine neue Existenz aufbauen. Doch dieses verläuft nicht ganz so wie geplant. Denn als sein jüngerer Bruder Quincy, der bei der drogensüchtigen Mutter in einer schäbigen Unterkunft lebt, verzweifelt um Hilfe bittet, entdeckt er, dass die Mutter an einer Überdosis gestorben ist und er in der Zwischenzeit zwei weitere Geschwister bekommen hat: die etwa zweijährige Kennedy und der einige Wochen alte Lincoln. Während der ebenfalls abhängige Quincy zurückbleibt, weil er nicht von dem Stoff lassen kann und erst clean werden soll, nimmt Truman die beiden mit, um sich um sie zu kümmern, obwohl er noch nicht weiß, wie sich die Zukunft gestalten wird. Die Kinder haben nicht einmal Geburtsurkunden, und jeden Tag könnte das Jugendamt an die Tür klopfen und sie mitnehmen.

Bisher hat Truman angenommen, sein ohnehin kompliziertes Leben ohne Hilfe meistern zu können. Aber Kennedy und Lincoln erfordern mehr, als er möglicherweise zu leisten vermag. Da ist es ein Glücksfall, dass er im Supermarkt Gemma Wright begegnet, die kurzerhand das Zepter übernimmt und dafür sorgt, dass der große Bruder für die Kleinen die für sie notwendigen Dinge kauft, auch wenn Truman anfänglich zwar wenig Begeisterung über die Einmischung, gleichwohl Dankbarkeit zeigt. Gemma hingegen ist hartnäckig, und sie hat ein Händchen für Kinder und schwierige Charaktere. Bald schleicht sie sich wie ein Sonnenschein nicht nur in Trumans Leben, sondern ebenso in sein Herz und wird seiner Tage und seiner Familie. Indes stellen die dunklen Punkte seiner Vergangenheit nicht ihn allein vor eine große Herausforderung. Truman muss eine Entscheidung treffen, und er muss mit die Konsequenzen akzeptieren.



Melissa Foster überrascht ihre Leser, die ihre bisherigen Bücher schätzen, mit „Tru Blue. Im Herzen stark“, dem ersten Band der neuen Reihe „Die Whiskeys. Dark Knights in Peaceful Harbor“. In dieser stehen neben bemerkenswerten Frauen vorwiegend „harte Kerle“, gefährlich aussehenden tätowierte Männer, allesamt Mitglieder eines Motorrad Clubs, im Mittelpunkt. Sie sind keine smarten, vermögenden Typen, denen alles zufällt, sondern eher rau und ungeschliffen, dabei auf eine besondere Art auch butterzart. Sie bilden eine Gemeinschaft, die von Zuneigung, Freundschaft, Treue und Loyalität zusammengehalten wird, in der einer für den anderen wie in einer Familie einsteht. Sie arbeiten und meistern ihren Alltag und tiefgreifende Probleme.

Trotz der neuen Ernsthaftigkeit, die die Autorin thematisiert, behält sie ihren freimütigen und unterhaltsamen Schreibstil bei, der bei aller Dramatik auch ab und ein ein Lächeln erlaubt, und setzt ihre Geschichte in einen zeitgemäßen realitätsnahen Rahmen, innerhalb dessen sie eine außerordentlich sanfte Emotionstiefe etabliert. Unter Hinzufügung sinnlicher erotischer Szenen schafft Melissa Foster eine glaubhafte Atmosphäre, in der charismatische Figuren energisch und empfindsam auftreten und handeln. Die wenigen zu herzzerreißenden Momente stören hierbei kaum.

Zwischen Gemma und Truman funkt es trotz ihrer offensichtlichen Gegensätzlichkeit im Grunde bereits bei der ersten Begegnung und unmittelbar darauf bahnt sich eine Beziehung an.

Truman ist ein Außenseiter in einer geheimnisvollen Mischung und ein vielschichtiger, verschlossener Mann. Er wirkt etwas gefährlich und könnte wegen seiner Vergangenheit verbittert sein. Allerdings steht er dazu, einst die Schuld für eine Tat, die sein Bruder begangen hat, auf sich genommen zu haben, und er lässt nicht zu, dass diese ihn niederdrückt.

Er ist ein sensibler Künstler und hat etwas aufrichtig Behutsames an sich. Unmittelbar nach dem Kennenlernen seiner Geschwister Kennedy und Lincoln entwickelt er Liebe, Fürsorglichkeit, Wärme und Geduld, die ihresgleichen sucht und gewiss ungewöhnlich ist. Er rückt ihre Interessen in den Mittelpunkt seines Daseins und ordnet diesen alles unter. Es ist verzwickt für ihn, seine Empfindungen für Gemma zu sortieren. Einerseits ist es anstrengend, mit ihr und ihrem Temperament zusammen zu sein. Sie bringt ihn durcheinander. Andererseits erdet sie ihn und lässt ihn überdies sehnsuchtsvoll träumen. Er zweifelt, ob er ihr die Wahrheit sagen soll, und möchte dennoch ehrlich sein.

Gemma hatte eine traurige Kindheit, ihre reichen Eltern haben ihrem gesellschaftlichen Engagement mehr Zeit gewidmet als ihrer Tochter und sie nie Zuneigung spüren lassen. Sie liebt Kinder, wird jedoch nie eigene bekommen können. Aber davon lässt sie sich nicht belasten. Sie hat sich mit ihrem Laden, der Prinzessinnen-Boutique, einen Traum erfüllt und begeistert sich für die Schönheit des Lebens. Jedes Mal, wenn sie sieht, wie Truman seine Geschwister betreut, geht ihr Herz auf und bringt es zum Klingen.

Tru Blue. Im Herzen stark“ ist ein einzigartiges Wohlfühlbuch, das, einmal begonnen, schnell zu Ende gelesen werden will.

4,5 Sterne

1 Kommentar:

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