Nadima
ist neu an Josephines Schule und in ihrer 7. Klasse, und sie spricht sehr wenig
Englisch. Doch Josie wäre nicht sie selbst, wenn sie sich davon abschrecken
ließe. Deshalb geht sie in der ihr eigenen unkomplizierten Art auf Nadima zu
und reicht ihr die Hand zur Freundschaft, einfach, indem sie ihre Schokolade
mit ihr teilt.
„Da
standen wir und futterten die Süßigkeiten, die wir uns gegenseitig geschenkt
hatten, und in diesem Moment wusste ich, dass wir Freundinnen werden würden,
auch wenn keine von uns ein Wort von dem verstand, was die andere sagte.“
(Seite 25)
Es
dauert nicht lange, bis die beiden Mädchen einen Weg finden, miteinander zu
kommunizieren, nämlich durch Textnachrichten mittels Emojis. Und dabei stellen
sie viele Gemeinsamkeiten wie die Liebe zu Musik, Filmen, Pizza, Kuchen
und natürlich Schokolade fest.
Für
Josie ist Nadima die Gelegenheit, eine neue Freundin zu haben, hat sich doch
ihre vermeintlich einstige beste Freundin Lily der allseits beliebten Kara, die
Josie allerdings nicht mag, zugewandt. Zwischen Nadima und Josie entsteht eine
besondere Verbindung, die am Anfang gut funktioniert. Dann wird sie indes einigen Bewährungsproben ausgesetzt, als Nadimas Vergangenheit offenbart
wird. Das Verhalten von Josie, geprägt von fehlgeleiteten Bemühungen, Nadima zu
helfen, und Missverständnisse belasten ihre Freundschaft, und Josie muss mit
den Konsequenzen kämpfen.
„Sprichst
du Schokolade?“ von Cas Lester ist eine ungewöhnliche Geschichte über
Freundschaft, die sich auf unerwartete Weise entwickelt und es schafft, die
Höhen und Tiefen einer Kameradschaft zwischen Teenagern mit Sensibilität und
Einfühlsamkeit einzufangen.
Die
Autorin trifft den Ton ihrer Protagonisten, und ihre mit sanftem Humor
versehene Art zu schreiben zeugt von einem vorhandenen Verständnis vor allem
für Mädchen dieses Alters und ihren Umgang miteinander. Ihre Befürchtungen,
nicht dazu zu gehören. Entscheidungen zu treffen, die sich im Nachhinein als
schwierig herausstellen. Dinge zu tun, die schief gehen. Sich manchmal wie ein
Elefant im Porzellanladen zu benehmen, obwohl nur das Beste gewollt ist. Die Welt verstehen und begreifen zu lernen. Gefühle in die
richtigen Bahnen zu lenken.
Cas Lester lässt ihre Heldin Josephine selbst erzählen. Josie ist ein sympathisches, Mädchen, mit der sich junge Leserinnen gut
identifizieren können. Manchmal etwas temperamentvoll und ungestüm, verfügt sie
über einen ausgeprägten Sinn für moralische Gerechtigkeit, gerät aber des
Öfteren in der Schule in Schwierigkeiten. Damit verbirgt sie vor allem eine
Unsicherheit. Josie ist nämlich „grässlich legasthenisch“ und kämpft mit den
hiermit verbundenen Problemen. Peinlichkeiten in ihren Augen.
Nadimas Charakter ist von einnehmender Art, jedermann dürfte sie
schnell in Herz schließen. Ansonsten unterscheidet sie sich in ihrem Verhalten
nicht von Gleichaltrigen.
Und doch ist etwas anders, und es ist ihr Schicksal
innerhalb der Geschichte über Freundschaft und Identität, das dieser eine
größere Tiefe und Wirkung verleiht. Denn Nadima und ihre Familie kommen aus
Syrien, und der Autorin gelingt es mit kraftvollen und bewegenden Worten der
Thematik eine Brisanz zu verleihen, ohne den jugendlichen Leser zu
verschrecken. Dabei vermeidet sie es nicht, von der Grausamkeit und der Angst
zu erzählen, was realistisch und ehrlich wirkt, bleibt aber auf dem Niveau
ihrer Leserschaft. Und während Josephine und ihre Mitschüler und Freundinnen sich vor Augen führen und erkennen, was Flucht und Verlassen der alten und Ankommen
und Integration in der neuen Heimat bedeuten, können auch wir dies, ob nun
jugendlicher und erwachsener Leser.
Cas Lester erzählt eine Geschichte über die Freundschaft, die trotz
aller Unterschiede in der Herkunft, Kultur oder Glauben voller Herzlichkeit und
Hoffnung und damit äußerst werthaltig ist.
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Erschienen ist das Buch bei arsEdition. Ich danke dem Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares über NetGalley.
Erschienen ist das Buch bei arsEdition. Ich danke dem Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares über NetGalley.