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Sonntag, 2. Dezember 2018

Die Melodie der Schatten

Schottland, 1837

Fiona Hemington ist eine scheue und unsichere junge Frau, die nicht auffallen und im Hintergrund bleiben will. Doch gibt es einen Grund für ihre Furchtsamkeit: Sie leidet unter plötzlichen Attacken, die sie zuckend und ohnmächtig zu Boden stürzen lassen. Noch viel verstörender sind die häufigen Albträume und zudem die Melodien, die sie schon ihr ganzes Leben verfolgen und im Grunde ihre Gefühle und Gedanken widerspiegeln. Sprechen kann sie darüber mit niemanden, vor allem nicht mit ihrem Vater, Earl Hemington, Richter seiner Majestät des Königs, ohne befürchten zu müssen, in einer Anstalt zu landen.

Auf dem Weg zu ihrer Tante in den schottischen Highlands ist sie nach dem Überfall auf die Kutsche, bei dem sie als einzige mit dem Leben davonkommt, gezwungen, Zuflucht auf Thirstane Manor zu erbitten. Ein Herrensitz, der mit düsterem Laird und wenigem Personal mehr als uneinladend erscheint. Schon bald verstärken sich Fionas Traumbilder. Dunkel sind sie und werden von seltsamen Geräuschen und Stimmen begleitet. Und auch die Töne nehmen zu, besonders eine Melodie kehrt immer wieder...


Maria W. Peter führt mit „Die Melodie der Schatten“ in das Jahr 1837 nach Schottland und spricht in ihrer Geschichte einen Teil der wechselhaften Historie dieses Landstrichs und seiner Bewohner an. Daneben bindet sie Mythen, Legenden und Gebräuche ein und ergänzt sie mit authentisch wirkenden Beschreibungen einer Kulisse, die außerdem eine dichte und rätselvolle und undurchsichtige Atmosphäre entfaltet. Über dem ganzen Geschehen liegen viele Geheimnisse, so dass die Lektüre zu einem wahren Ereignis wird, während der Lesers beim Rätseln und Überlegen ständig auf der Suche nach einem der wenigen Hinweise ist.

Bei der Findung und Entwicklung ihrer beiden Hauptfiguren hat die Autorin hervorragende Arbeit geleistet. In Fiona und Aidan entdeckt der Leser keine zwei strahlenden Helden, sondern Persönlichkeiten, die bereits einiges in ihrem Leben durchgemacht haben und davon geprägt wurden.

Maria W. Peter gelingt es, die sich aufblühenden Gefühle von Fiona und Aidan ohne Pathos zu vermitteln. Zu Beginn empfindet Fiona Aidan als unheimlich und sieht sich von seinen ständig wechselnden Stimmungsschwankungen herausgefordert. Während sie eine neue Seite an ihm bemerkt, bleibt eine andere verborgen. Aber trotzdem wird es offenkundig, dass sie ihn mehr als nur mag, und so unglaublich es auch klingt, zum ersten Mal in ihrem Leben verspürt Fiona so etwas wie Freiheit in ihrer Entscheidung.

Aidan ist ein äußerst komplexer Charakter, dessen Verhalten ihn am Anfang nicht unbedingt zum Sympathieträger macht. Erst nach und nach werden bei ihm Schicht für Schicht seines Wesens freigelegt. Er ist ein Mann, der jahrelang gegen die Dunkelheit ankämpfen musste, die ihn zu überwältigen drohte, und es auf eine gewisse Art und Weise geschafft hat, sich seinen Dämonen zu stellen. Mit der Anwesenheit von Fiona beginnt eine Verwandlung, es treten lange verloren geglaubte Empfindungen zutage. Und doch vermag er diesen nicht nachzugeben, zu sehr schmerzen die Vergangenheit und drückt die Last einer vermeintlichen Schuld.

Daneben kann sich Fiona durchaus behaupten. Zunächst lassen sich ihre versteckten Stärken lediglich erahnen, da sie augenscheinlich beeinflusst von der ihr bislang entgegen gebrachten Ablehnung und Ausgrenzung ist. Ihre Art und Weise auf Menschen zuzugehen, ihre positive Einstellung, Hochsensibilität und Feinsinnigkeit, die nur wenigen Menschen inne wohnt, sprechen von Anfang an für sie. Erst recht, als sie ihren eigenen Bedürfnissen mehr Wert beimisst und ihr Leben mit Sinn ausstatten und frei von Zwängen sehen will.

Die Melodie der Schatten“ ist ein akribisch recherchierter historischer Roman, der nicht allein wegen seiner umfangreichen Zusatzinformationen wissenserweiternd und überzeugend ist, sondern daneben eine ergreifende Handlung sowie außergewöhnliche und vielschichtige Protagonisten präsentiert, denen mit Begeisterung Lesezeit gewidmet werden kann.

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