Schottland, 1837
Fiona
Hemington ist eine scheue und unsichere junge Frau, die nicht
auffallen und im Hintergrund bleiben will. Doch gibt es einen Grund
für ihre Furchtsamkeit: Sie leidet unter plötzlichen Attacken, die
sie zuckend und ohnmächtig zu Boden stürzen lassen. Noch viel
verstörender sind die häufigen Albträume und zudem die Melodien,
die sie schon ihr ganzes Leben verfolgen und im Grunde ihre Gefühle
und Gedanken widerspiegeln. Sprechen kann sie darüber mit niemanden,
vor allem nicht mit ihrem Vater, Earl Hemington, Richter seiner
Majestät des Königs, ohne befürchten zu müssen, in einer Anstalt
zu landen.
Auf
dem Weg zu ihrer Tante in den schottischen Highlands ist sie nach dem
Überfall auf die Kutsche, bei dem sie als einzige mit dem Leben
davonkommt, gezwungen, Zuflucht auf Thirstane Manor zu erbitten. Ein
Herrensitz, der mit düsterem Laird und wenigem Personal mehr als
uneinladend erscheint. Schon bald verstärken sich Fionas
Traumbilder. Dunkel sind sie und werden von seltsamen Geräuschen und
Stimmen begleitet. Und auch die Töne nehmen zu, besonders eine
Melodie kehrt immer wieder...
Maria
W. Peter führt mit „Die Melodie der Schatten“ in das Jahr 1837
nach Schottland und spricht in ihrer Geschichte einen Teil der wechselhaften
Historie dieses Landstrichs und seiner Bewohner an. Daneben bindet
sie Mythen, Legenden und Gebräuche ein und ergänzt sie mit
authentisch wirkenden Beschreibungen einer Kulisse, die außerdem eine
dichte und rätselvolle und undurchsichtige Atmosphäre entfaltet.
Über dem ganzen Geschehen liegen
viele Geheimnisse, so dass
die Lektüre zu einem wahren
Ereignis wird,
während der
Lesers beim Rätseln und
Überlegen ständig auf der
Suche nach einem der wenigen Hinweise
ist.
Bei
der Findung und Entwicklung
ihrer
beiden Hauptfiguren hat
die Autorin hervorragende Arbeit geleistet.
In
Fiona und Aidan entdeckt der Leser keine
zwei strahlenden Helden, sondern Persönlichkeiten, die bereits
einiges in ihrem Leben durchgemacht haben und davon geprägt wurden.
Maria
W. Peter gelingt es, die
sich aufblühenden Gefühle von Fiona und Aidan ohne
Pathos zu vermitteln.
Zu
Beginn empfindet Fiona Aidan als unheimlich und sieht sich von seinen
ständig
wechselnden Stimmungsschwankungen herausgefordert.
Während
sie eine neue Seite an ihm bemerkt, bleibt eine andere verborgen.
Aber trotzdem wird es offenkundig, dass sie ihn mehr als nur mag, und
so unglaublich
es auch klingt, zum ersten Mal in ihrem Leben verspürt
Fiona so
etwas wie Freiheit in ihrer Entscheidung.
Aidan
ist ein äußerst komplexer Charakter, dessen
Verhalten
ihn am Anfang nicht unbedingt zum Sympathieträger macht.
Erst
nach und nach werden bei
ihm
Schicht
für Schicht seines Wesens freigelegt.
Er
ist ein
Mann, der jahrelang gegen die Dunkelheit ankämpfen musste, die ihn
zu überwältigen drohte, und es auf eine gewisse Art und Weise
geschafft hat, sich seinen Dämonen zu stellen. Mit der Anwesenheit
von Fiona beginnt eine Verwandlung, es treten lange verloren
geglaubte Empfindungen zutage. Und doch vermag er diesen nicht
nachzugeben, zu sehr schmerzen die Vergangenheit und drückt die Last
einer
vermeintlichen Schuld.
Daneben
kann sich Fiona durchaus behaupten. Zunächst lassen sich ihre
versteckten
Stärken lediglich
erahnen, da
sie augenscheinlich beeinflusst
von der ihr bislang entgegen gebrachten Ablehnung und Ausgrenzung
ist.
Ihre Art und Weise auf Menschen zuzugehen, ihre positive Einstellung,
Hochsensibilität
und Feinsinnigkeit, die nur wenigen Menschen inne wohnt, sprechen
von Anfang an für sie. Erst recht, als sie ihren
eigenen Bedürfnissen mehr Wert beimisst und ihr Leben mit Sinn
ausstatten und frei von Zwängen sehen
will.
„Die
Melodie der Schatten“ ist ein akribisch recherchierter
historischer Roman, der nicht allein wegen seiner umfangreichen
Zusatzinformationen wissenserweiternd und überzeugend ist, sondern daneben eine ergreifende Handlung sowie außergewöhnliche und vielschichtige Protagonisten präsentiert, denen mit Begeisterung Lesezeit gewidmet werden kann.
Liebe Anke,
AntwortenLöschenherzlichen Dank!
Frohe Grüße im Advent
Elisabeth