Dienstag, 30. November 2021

Adventsgeschmöker

 Morgen geht es los ...


24 "Türchen" dürfen geöffnet werden. Beim Adventsgeschmöker sind es dieses Jahr sogar 25.


Montag, 29. November 2021

Wellenflug

 Es war einmal ein armes Waisenmädchen, das lebte am Rande eines großen Waldes bei einem Köhler und seiner Frau. Sie waren hartherzig zu ihm, und es musste den ganzen Tag für sie arbeiten…“ (Seite 13)

Im Gegensatz zum armen Waisenmädchen, deren Geschichte Anna und ihre Schwestern immer wieder aufs Neue fasziniert, wenn der Vater sie erzählt, müssen sich die Töchter des Tuchhändlers nicht sorgen. Sie haben eine behütete Kindheit, Arbeiten wird ebenfalls von ihnen nicht verlangt.

Dass das Leben ungeachtet dessen auch für Anna kein Märchen ist, bekommt sie bald zu spüren. Als Frau ist sie in der großbürgerlichen jüdischen Gesellschaft Regeln unterworfen, die sie nicht aushebeln kann. Sie heiratet Adolph Reichenheim, wird früh Witwe und dann die Frau von Julius, dem wesentlich älteren Bruder ihres verstorbenen Mannes.

Ihr erstgeborener Sohn Heinrich ist ihr Ein und Alles. Doch gerade er entspricht nicht den Normen. Er erliegt den Verlockungen des Berliner Nachtlebens und gerät in einen Strudel von Spiel und Alkohol. Das Fass zum Überlaufen bringt indes die Tatsache, dass er sich in das Garderobenmädchen Marie verliebt. Sie ist nicht nur nicht standesgemäß, sondern auch vermögenslos.

Heinrich wandert zusammen mit Marie nach Amerika aus, wird enterbt und zwar nach Deutschland, aber nie in den Schoß der Familie zurückkehren. Lediglich wenige Mitglieder halten den Kontakt aufrecht, wohingegen andere keinerlei Verbindung wünschen. Heinrichs Mutter Anna ist eine von denen, die bis zu ihrem Tod engstirnig in ihren starren Vorurteilen verharrt und Heinrichs Beziehung weder akzeptiert noch seine Frau achtet. Marie hingegen wird ihren Mann von seiner Spiel- und Trunksucht befreien, seinen unehelichen Sohn Heinz aufziehen und jene liebevolle Ehefrau und Mutter sein, die sich um den Zusammenhalt der kleinen Familie kümmert. Sie wird bis zu seinem Tod an Heinrichs Seite stehen und ihn mit viel Herzenstreue begleiten.



Constanze Neumann beleuchtet in "Wellenflug" mit besonderem Augenmerk auf zwei Frauen die Höhen und Tiefen des Schicksals einer angesehenen und wohlhabenden jüdischen Familie, beginnend in den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des zweiten Weltkriegs. Dabei greift sie auf eine gewissenhafte Recherche in der eigenen Familie zurück, hat Briefe, Dokumente und Zeitungsartikel ausgewertet und setzt so gekonnt reale Persönlichkeiten und wahre Begebenheiten detailreich und stimmungsvoll in Szene. Der erste Teil ist Anna gewidmet und folgt einem eher chronologischem Ablauf, wodurch Distanz geschaffen wird. Maries Geschichte wirkt intensiver, im Angesicht der Entbehrungen und dem Ringen um ein einträgliches Dasein eindrucksvoller und manifestiert sich während der Lektüre in der Erinnerung.

Der Autorin entwickelt trotz gelegentlicher berichtender Ausführungen eine anschauliche Darstellung in einem verständlichen Erzählfluss, der mit einzelnen Momentaufnahmen in der Schilderung von Liebe und Verlust zum Nachdenken anregt. Obwohl anzuerkennen ist, dass sich Constanze Neumann hier dem bemerkenswerten Ereignissen innerhalb einer Familie mit äußerst authentischem Engagement widmet, bleiben Gefühle blass und sind (oft) nur zwischen den Zeilen zu empfinden. So gelingt es nicht in Gänze, zum Inneren aller Protagonisten vorzustoßen, wie dies letztlich wünschenswert wäre.

Letztlich imponiert jedoch die stille Menschlichkeit und innige Liebe, mit der Marie das Leben anpackt, Heinrich und Heinz begegnet und ihnen ein wenig Glück beschert. Sie belegt, dass angesichts von Hass und Bösartigkeit stets auch das Gute möglich ist.


Montag, 22. November 2021

Abenteuer Buchmesse

Nach einer Pause möchte ich zukünftig meinem Blog wieder mehr Leben einhauchen. Aus diesem Grund starte ich mit einer bunt gemixten Bücherwoche, weil Lesen und Bücher ja zu meinem täglichen Leben dazu gehören.

Und als Erstes gehe ich gleich in die Vollen: Am Wochenende war ich nämlich zu meiner ersten Buchmesse. Die BUCHBERLIN kam mir deshalb besonders gelegen, weil ich seit einem Jahr nicht mehr in der Hauptstadt arbeite und endlich einmal die Gelegenheit für einen Besuch nutzen konnte.

Als Einstieg ins Messeleben ist die BUCHBERLIN ideal. Denn auch in der 6.500 Quadratmeter großen Halle der Arena Berlin in der Nähe des Treptower Parks ist sie alles in allem überschaubar.

Ihr besonderes Flair zieht die BUCHBERLIN hauptsächlich von den vielen unabhängigen Kleinverlagen und Autoren (viele von ihnen Selfpublisher), die mit ihren bunten und individuell gestalteten Ständen sowie einigen Lesungen eingeladen haben. Es gab kein Gedränge, und ich habe viele Gespräche geführt. So traf ich auf Bücherfreunde, die sehr aufgeschlossen und kommunikativ waren.

Einige nette Begegnungen habe ich für euch festgehalten.

Zunächst darf ich euch die Chefin eines meiner Lieblingsverlage vorstellen:

Jeannette Bauroth vom Second Chance Verlag - hier zusehen mit (ehe)männlicher Unterstützung. Der Verlag füllt mit seinen Veröffentlichungen Lücken in der Buchwelt der Großen, gibt ihnen eine "zweite Chance" und versucht auch die Wünsche der Leser (jeden Geschlechts) zu erfüllen.


Stefan Barth ist äußerst vielseitig und eine Neuentdeckung für mich. Seine Bücher können die Menschen seit vielen Jahren nicht nur "fernsehen", sondern einige auch lesen.


André Milewski Helden schwingen jetzt nicht die Peitsche, aber Abenteuer kann man mit ihnen auf jeden Fall erleben. Und damit erwähne ich nur ein Genre, in dem Andŕe sich zu Hause fühlt.


Die Thriller von Martin Krist haben auf meinem E-Book-Reader einen besonderen Stellenwert, sie sind zahlreich vertreten. Das hat seinen Grund, und so zitiere ich mich gern selbst:

Martin Krist "schreibt mit hohem Spannungsfaktor, und seine Erzählweise ist offensiv, energisch und schonungslos, spart nicht mit unangenehmer und detaillierter Darstellung. Kurz, knappe, auf den Punkt gebrachte Sätze und wechselnde Perspektiven treiben die gut durchdachte Handlung kontinuierlich voran. Diese erhält durch das Einstreuen der Uhrzeit immer wieder Echtzeitmomente, wirkt niemals konfus oder lässt gar den notwendigen Überblick vermissen. Die unterschiedlichen Sichtweisen bieten vielmehr Raum für eigene Spekulationen und ermöglichen ein Mietfiebern für ein rasantes Ende." (Rezension zu "Böses Kind")

Weiter geht es mit der Damenriege ...


Katrin Lachmann ist manchmal eine "Mörderische Schwester", und zwei ihrer Werke hat Yule Forrest als Lektorin den Feinschliff gegeben. Allerdings sie schwingt auch selbst die Feder.


Christine Heimannsberg hat eine wunderbare Reihe geschrieben. Und das liegt nicht allein in der Auswahl ihrer Titel: HOOP, GLOOV und LEEV haben ihren Ursprung im Plattdeutschen. Und ja, als Nordlicht fühle ich mich der plattdeutschen Sprache sehr verbunden. Doch auch inhaltlich kann sich Christines Reihe sehen lassen, denn sie führt in ein Europa nach dem Klimawandel.


Mari März ist Berlinerin, Autorin, Lektorin, Ghostwriterin und nicht zu vergessen Freigeist. Daneben schlägt ihr Herz für den Norden, weswegen sie ihre Wege oft zu uns an den Saaler Bodden führen.



Zu guter Letzt habe ich mit Bettina Huchler und Franziska Szmania herzliche Worte gewechselt. Ich freue mich darauf, die Bücher der beiden näher kennenzulernen. Eins sei bereits gesagt: Ihr seid "wundervoll".

Mein Fazit: Es war eine erlebnisreiche Zeit, und darum habe ich mir die Messe für das nächste Jahr vorgemerkt.