ich wünsche euch
mit vielen Momenten zum Innehalten.
In
unserer heutigen Zeit ist nicht akzeptabel, dass Frauen bestimmte Berufszweige
verschlossen bleiben. Vor hundert Jahren war das anders, und das weibliche
Geschlecht musste hart um Rechte kämpfen. So erging es ihnen auch mit der
Männerdomäne Polizei.
Diesbezüglich ist es den Bemühungen der bürgerlichen Frauenbewegung zu verdanken, die in vielzähligen Vereinen die Gleichberechtigung der Frauen im Deutschen Kaiserreich forderten, dass kurz nach Beginn des neuen Jahrhunderts seit 1903 die ersten Frauen den Beruf der „Polizeiassistentin“ ausüben konnten. Zwar arbeiteten die Frauen eher als Fürsorgerinnen und waren nur für einen speziellen Bereich zuständig: Sie betreuten unter anderem die von der Sittenpolizei aufgegriffenen Frauen, die unter dem Verdacht standen, sich zu prostituieren und Geschlechtskrankheiten zu verbreiten, sowie Kinder und Jugendliche. Aber ihre Freundlichkeit und das Fingerspitzengefühl bei der Beschäftigung mit den Schwachen der Gesellschaft verbesserte den angeschlagenen Ruf der in Deutschlands damals militärisch ausgerichteten Polizei.
Das war angesichts der Tatsache, dass Frauen weder wählen, noch Abitur machen oder studieren durften, ein Erfolg.
Mit ihrem Buch „Berlin 1922“ stellt Michaela Küppers dem Kriminalkommissar Gunther Hartmann das Fräulein Kriminalassistentin Rosalie Menzel an die Seite, die ihren Chef mit Selbstbewusstsein und Enthusiasmus unterstützt und ihm in kleinen Wortgefechten, nicht nur während der Ermittlungen, beweist, dass auch Frauen zu klarem Denken fähig sind. Das alles geschieht mit einem Augenzwinkern und ist amüsante Unterhaltung, die die Anfänge der weiblichen Polizeiarbeit beleuchtet und zugleich beim Lesen die eigenen grauen Zellen zur Mitarbeit anregt.
Auch ohne Sonne lohnte sich heute ein Spaziergang, denn über Nacht hat es bei uns geschneit. Erst wollte ich nur eine kleine Runde "drehen". Dann aber bin ich quasi fast meine Joggingstrecke gelaufen, allerdings im gemütlichen Tempo und mit Pausen zum Fotografieren 😄 ... Schaut einmal, in welch unterschiedlichem Licht sich die Natur gezeigt hat.
Eine Nachricht ihrer Schwester ruft Margot Sorrell an den Ort ihrer Kindheit zurück. Lucy will heiraten, und Margot kann deren „Ich brauche dich …“ nicht ignorieren. Hier in Windfalls, in jenem Haus am Fluss im malerischen Somerset trifft die Familie, die vor Jahren auseinander brach, aufeinander:
Die älteste Sorrell-Schwester Eve – verheiratet und Mutter von zwei Mädchen – ist die Organisatorin, vernünftig, zuverlässig und perfektionistisch, aber auch gestresst von ihrer Verantwortung. Lucy, die Zweitgeborene, besitzt ihr eigenes Yogastudio, schätzt menschliche Gesellschaft. Ihr Optimismus und ihre Energie zeichnen sie aus, und jetzt wird sie in sieben Tagen ihre große Liebe heiraten. Die Jüngste – Margot – verließ einst nach traumatischen Vorfällen, die sie niemandem offenbart hat, und einem großen Eklat ihr Zuhause. Inzwischen arbeitet sie als Bibliotheksassistentin in Edinburgh und teilt sich mit dem Fotografen Jonas eine Wohnung. Auch nach acht Jahren umgeben die Vierundzwanzigjährige immer noch ein paar dunkle Wolken.
Kit – die Mutter des Schwestern-Trios – ist eine berühmte Bestsellerautorin, deren erfolgreiche Karriere sie allerdings nicht nur von ihren Töchtern entfernte, sondern auch die Beziehung zum Vater der Mädchen erschütterte und schließlich beendete. Nun, mit 53 Jahren ist sie allein und einsam, lediglich eine Katze leistet ihr Gesellschaft. Ted, ihr Gefährte, der als anerkannter Dramatiker im Schatten von Kits Erfolg unter einer Schreibblockade litt und sich statt um neue Theaterstücke um den Haushalt und die Töchter kümmerte, fühlte sich „ungesehen“ und ignoriert und verließ Kit, um mit Sibella, einer verwitweten Töpferin, zusammen zu sein.
In „Sieben Tage am Fluss“ beeindruckt Hannah Richell nicht nur mit einem durchdringenden und eminenten Erzählton, der sich auch in der Beschreibung einer auf den ersten Blick idyllischen Kulisse entfaltet, sondern ebenso mit einer atmosphärischen, herzerwärmenden und überwältigenden Ehrlichkeit in der Darstellung vieler dramatischer, rauer und schmerzvoller Momente. Dabei erhalten wir als Leser viele Hinweise auf schockierende Ereignisse, die den handelnden Figuren verborgen bleiben, obwohl sie vor deren Augen geschehen. Es macht sprachlos, dass Menschen Tatsachen und Wesensveränderungen nur erkennen, wenn sie offensichtlich erscheinen und diese oft erst dann begreifen, wenn sie einander mehr Aufmerksamkeit und Sorgfalt zukommen lassen.
Mit ausgesprochen sensibler Subtilität spricht die Autorin in einem variierenden Zeitrahmen von Vergangenheit und Gegenwart Themen voller Ernsthaftigkeit an, gewichtet sie ausgewogen, fängt die emotionale Stimmung und Sehnsucht ihrer Protagonisten ein und lotet ihre Höhe und Tiefen klug und empathisch für jeden Einzelnen in der Demonstration der Stärken und Schwächen aus, wenn Verzweiflung, Verrat, Vorwürfe, Bedauern, Wut, Enttäuschung, Egoismus, Ignoranz und Verlust auf Liebe, Verständnis, Freude, Akzeptanz und Hoffnung treffen. Wenn letztlich Geheimnisse gelüftet, Mauern eingerissen und Brüche geheilt werden.
Hannah Richell bietet Stoff zum (Nach)Denken. Über das eigene Dasein und dessen Bedeutung. Sie erinnert daran, dass wir nur eine kurze Zeitspanne haben, zu lieben und zu leben, aufrichtig und wichtig zu sein, zu sehen und zu fühlen.
„Sieben Tage am Fluss“ ist still und laut, leicht und schwer, bewegend und empfindsam, traurig und zugleich entschlossen und voller Mut und vor allem menschlich und wunderschön.
Erwartungsvoll sitzt die Spatzentruppe und wartet auf den Nachmittagssnack.