Dienstag, 4. März 2025

Drei Tage bei den Kelten - Tag 3: Inhalt und Bewertung


Wir schreiben das Jahr 550 vor Christi Geburt und begegnen Menschen, deren Leben stark mit dem Glauben an die Götter verbunden und darauf ausgerichtet ist, deren Gebote und Hinweise zu befolgen.
 
So verwundert es nicht, dass Rig Cedrych vom Volk der Elurer nach einer unheilverkündenden Prophezeiung seines Druiden sein ungeborenes Kind unmittelbar nach der Geburt töten will. Triquetos, der den Zorn der Götter fürchtet, gelingt es allerdings, das neugeborene Mädchen zu retten und in die Abgeschiedenheit des Waldes zu bringen, wo es von der alten Moja versteckt vor den Menschen und ihrer Familie aufgezogen und in der Heilkunst ausgebildet wird. Alenja ahnt selbst nichts von dem Leben, das sich fernab des halb verfallenen Gehöfts vollzieht.
 
Aber zehn Jahre später wird das Geheimnis des Druiden entdeckt. Er und Moja bezahlen dies mit ihrem Leben, und Alenja wird nach Pyrene, dem Fürstensitz ihres Vaters gebracht. Dessen Einstellung hat sich inzwischen gewandelt, da seine Frau ihm außer dem Mädchen keine weiteren Nachkommen schenken konnte. Rig Cedrych hat Pläne mit seiner Tochter: Er will sie mit dem ältesten Sohn des Rigs von Opia verheiraten und seine Machtposition stärken.
 
Alenja ist auf dem Fürstensitz Pyrene im Grunde wieder allein. Zu ihrer Mutter Lita vermag sie keine wirkliche Beziehung aufzubauen, lediglich ihr Hund Arto und die Sklavin Sulis, mit der sie vertrauensvoll reden kann und die zu einer Freundin wird, sind in ihrer Nähe und begleiten sie nach Opia, wo nach einer Prüfung des Mädchens die Hochzeit mit Airell stattfinden soll.
 
In ihrer neuen Heimat angekommen, begreift sie sehr schnell, dass ihr Zukünftiger brutal und erbarmungslos ist, wohingegen sein Bruder ihr mit Wohlwollen begegnet. So ist es nicht verwunderlich, dass Alenja sich in Faol verliebt und ihre Gefühle von diesem erwidert werden.
 
Doch hat diese Liebe überhaupt eine Chance?


„Die Tochter der Kelten“ punktet mit einem umfangreich recherchierten Gerüst der historischen Hintergründe, welches die von Heidrun Hurst ersonnene Geschichte hervorragend stützt.
 
Insbesondere die intensiven und eingehenden Schilderungen von Sitten, Gebräuchen und Ritualen lassen die Möglichkeit zu, das Leben der Kelten in einer nur wenig erforschten Epoche zu verstehen, ihre Reaktionen und Handlungen zu begreifen und nachzuvollziehen.
 
Dazu trägt einerseits der einfache und überwiegend gefällige, andererseits bilddeutliche Sprachstil bei. Dies zeigt sich bereits im Prolog, in dem die Autorin das Wagnis eingeht, unmittelbar zu Beginn blutige Grausamkeiten darzustellen. Denn hier beschreibt sie die Entdeckung der Bewohner der Hütte im Wald, bevor sie dann in der Vergangenheit zurückkehrt und erläutert, wie es zu den Ereignissen gekommen ist.
 
Zwar beruhigt sich die Lage im Verlauf der Ereignisse zunächst, um dann jedoch erneut mit dramatischen Wendungen aufzuwarten, ohne dass die Geschichte ihre Glaubwürdigkeit verliert.
 
Tatsächlich verlangt die Autorin ihrer klugen und entschlossenen Heldin einiges ab, so dass sich im Verlauf des Geschehens eine emotionale Verbundenheit mit Alenja laufend erhöht, mit ihr gelitten und gehofft wird, dass sich bessere Aussichten für ihre Situation offenbaren, ohne zu übersehen, dass die junge Frau nicht fehlerfrei ist.
 
Die Figuren sind mit vielfältig gestalteten Eigenschaften versehen, wenngleich dadurch bisweilen eine eindeutige Zuordnung zu Gut und Böse vorgenommen wird. Andererseits verändert die Autorin aber auch die diesbezügliche Position. Beispielhaft sei Lita, die Rigani, erwähnt, die sich im Machtgefüge der Männer zu behaupten weiß und deren Entwicklung ich neben der ihrer Tochter Alenja mit Achtung gefolgt bin.
 
Am Ende von „Die Tochter der Keltin“ hat Alenja ihrem Schicksal eine neue Richtung gegeben. Ich bin neugierig, ob es ihr weiter gewogen bleibt.
 
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Erschienen ist der Roman bei dotbooks. Ich danke der Autorin für die Vermittlung.

Montag, 3. März 2025

Drei Tage bei den Kelten - Tag 2: Hallstattzeit und Orte des Geschehens

Mit ihrem historischen Roman „Die Tochter der Kelten“ führt uns Heidrun Hurst in die Hallstattzeit, womit die ältere Eisenzeit von 750 bis 450 v. Chr. bezeichnet wird, die mit ziemlicher Sicherheit den Kelten zugewiesen werden kann, die sich in dieser Zeit im mitteleuropäischen Raum angesiedelt hatten.

Namengebend für die ältere Eisenzeit war ein in der Nähe des Hallstätter See im Salzkammergut in Österreich befindlichen Gräberfeldes mit ersten Funden aus dieser Epoche. In der Mitte des 19. Jahrhundert wurden hier etwa 1.000 Gräber freigelegt.
 
In der Hallstattkultur erlangt Eisen immer größere Bedeutung und verdrängt damit die Bronze. Während das neue und wertvolle Material zunächst lediglich für Schmucksachen und Verzierungen verwendet wird, folgen bald Gegenstände des täglichen Bedarfs und Waffen, die eine hochentwickelte Metallverarbeitung belegen.


In der Hallsteinzeit bildet sich eine erkennbare Oberschicht heraus, deren Hang zu Luxusgütern sich in reich ausgestatteten Hügelgräbern widerspiegelt.
  
Auch die hochgelegenen und somit weit sichtbaren „Fürstensitze“ lassen erkennen, dass die Aristokratie sich über das einfache Volk erhebt.

Von einem dieser Fürstensitze aus regiert der Rig, der keltischen Bezeichnung für König bzw. auch Herrscher kleinerer Gebiete.
 
In „Die Tochter der Kelten“ ist ein solcher Fürstensitz beispielsweise „Pyrene“, der erste Schauplatz ihrer Geschichte, den die Autorin Heidrun Hurst wie folgt beschreibt.
 
Gemeint ist die Heuneburg. Der Name „Pyrene“ stützt sich auf ein Zitat des griechischen Geschichtsschreibers Herodot, der im 5. Jahrhundert vor Christus folgendes schreibt:


Der Istros (Donau) entspringt bei den Kelten und der Stadt Pyrene und strömt mitten durch Europa.
 
Sollte die Heuneburg das antike Pyrene sein, so wäre die keltische Höhensiedlung die älteste genannte Stadt außerhalb des mediterranen Raums. Etwa 14 km von Sigmaringen entfernt liegt sie hoch über der Donau und ist ein beeindruckendes Zeugnis der Hallstattzeit.


Der sogenannte Fürstensitz entstand im 7. Jh. vor Chr. Er umfasste ein riesiges Gebiet mit Außensiedlungen und mächtigen Hügelgräbern, während hoch oben der Rigs (Fürst) herrschte. Geschützt hinter einer weißen Lehmziegelmauer nach südlichem Vorbild gab es dort Werkstätten, Wohnhäuser und Speichergebäude. Weitreichende Handelskontakte machten die Siedlung reich.

Noch ist die Forschung nicht beendet. Erst vor Kurzem wurde 8 km von der Heuneburg entfernt ein weiteres Keltengrab entdeckt, das über 2500 Jahre in der Erde lag.
 
 Als zweiten Schauplatz hat Heidrun Hurst „Opia“ gwählt.
 

 
Auch der Ipf bei Bopfingen, am westlichen Rand des Nördlinger Ries wird zu den keltischen Fürstensitzen gerechnet.


Der antike Name des Ipf ist aller Wahrscheinlichkeit nach Opia und dürfte letztlich auf das Keltische zurückgehen. Der kegelförmige Berg weist noch heute Wall- und Grabensysteme auf, die auf eine imposante Höhenbefestigung in der keltischen Hallstatt- und der darauf folgenden Latènezeit schließen lassen. Außensiedlungen und Hügelgräber, sowie importierte Luxusartikel aus dem Süden lassen auf eine ähnliche Siedlung wie die Heuneburg schließen.
 

 
Schauplatz von „Die Tochter der Kelten“ führt uns nach Apiacum. Hier hat sich die Autorin einen kleinen Kunstgriff erlaubt und sich ein wenig an den heutigen Namen angelehnt.
 
Gemeint ist der Hohenasperg, für dessen keltischen Namen es leider keine Belege gibt.


Auf dem Plateau des Hohenasperg wird ein keltischer Fürstensitz vermutet. Da im Mittelalter dort eine Festung entstand, die heute als Gefängnis genutzt wird, kann nicht gezielt danach gesucht werden. Doch es gibt sogenannte Lesefunde, die ohne Grabung an die Oberfläche gelangen. Anhand von ihnen, der exponierten Lage und den Grabhügeln der Umgebung, die so ausgerichtet sind, dass freie Sicht auf den Hohenasperg besteht, kann man davon ausgehen, dass auch hier ein Fürstensitz bestand.

Einer der Großgrabhügel wurde im nahe gelegenen Hochdorf gefunden. Das von Räubern verschont gebliebene und zudem gut erhaltene Grab, gewährte faszinierende Einblicke in die keltische Welt der Hallstattzeit.


Die Heuneburg, 550 vor Christus. »Deine Tochter wird das Verlangen der Männer wecken und Unrecht wird über jene hereinbrechen, die sie begehren.« So lautet die Prophezeiung des Druiden Triquetos über die noch ungeborene Tochter des Fürsten Cedrych. Die unheilvolle Vorhersage treibt den Fürsten zum Äußersten: Er will das Kind töten lassen, sobald es geboren ist. Doch der Druide hält das für einen Frevel an den Göttern und versteckt das Mädchen. Verborgen vor den Augen der Welt wächst Alenja im Waldhaus der alten Moja auf – bis ihr Vater davon erfährt und sein grausamer Zorn Alenja alles kostet, was sie liebt. Zwar bleibt sie am Leben, aber Cedrych schmiedet bereits Pläne, sie an einen anderen Fürstenhof zu verheiraten. Alenja steht eine gefahrvolle Reise bevor … (Quelle: Verlag)

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Erschienen ist der Roman bei dotbooks. Ich danke der Autorin für die Vermittlung und die Bereitstellung der Fotos und des Textes.