Sonntag, 27. März 2016

Mein Osternest...

... hat mir dieses Jahr meine Osterwichtelpartnerin Lucie reichlich gefüllt:


Früchtetee, eine Kerze, etwas zum Baden, Süßigkeiten und
Designpapier habe ich unter anderem "gefunden".


Gehäkelt hat meine sie auch für mich, und zwar dieses entzückende Bärchen.


Mit allem hat sie mir Freude bereitet.
Und darum sage ich gerne:

Vielen Dank für diese gelungene Osterüberraschung.


Donnerstag, 17. März 2016

Mach mal Masche


"Häkle dein Zuhause bunt", empfiehlt die 1979 geborene Häklerin und Designerin Molla Mills, die aus Südösterbotten in Finnland stammt. Wie viele andere Frauen (und selbstverständlich auch Männer) erbte sie ihre Liebe zum Handarbeiten von ihrer Mutter und Großmutter.

Seit einigen Jahren hat sie die Häkelleidenschaft gepackt, ihre Arbeiten werden in Zeitschriften und Blogs besprochen, und auf Workshops trifft sie sich mit Gleichgesinnten. Dort lernen beide Seiten voneinander und finden jede Menge Bereicherung für die gemeinsame Leidenschaft. Ebenso erhielt sie dort Inspirationen für ihr erstes Häkelbuch "Mach mal Masche", das bei in der Sparte TOPP LAB im frechverlag erschienen ist.

Das gebundene Hardcover mit praktischem Lesebändchen ist optisch sehr ansprechend und mit vielen hochwertigen Fotos gestaltet. Es kann aufgeschlagen werden, ohne wieder zuzuklappen, eine hilfreiche Eigenschaft beim Lesen und Häkeln.


Molla Mills beschreibt in den Grundlagen neben der Verwendung der Werkzeuge die Garnauswahl...


... die Häkeltechniken und Schwierigkeitsgrade. Um ihre Entwürfe häkeln zu können, ist das Beherrschen von Luftmaschen, festen Maschen, Stäbchen und Kettmaschen unerlässlich. Die Autorin beschreibt daneben die Farbwechsel innerhalb einer Reihe, unsichtbare Garnwechsel, das Einfügen von Knopflöchern und Griffschlitzen. 

So vorbereitet, kann das Nacharbeiten starten. Hier bieten sich Modelle aus dem Bereich Wohnaccessoires an: Neben Teppichen und Kissen können auch Textilgarnkörbe...


... oder ein Kabelüberzug gehäkelt werden.


Bei den Accessoires finden sich unter anderem Taschen...


... und Handy-Hüllen.


Molla Mills zeigt zudem, wie Pixelhäkelei...


... und das Aufpeppen der eigenen Häkelarbeit - beispielsweise durch Labels - funktioniert.


Die frischen Modelle lassen sich unter Berücksichtigung der Schwierigkeitsgrade von
  • Einfach, passend für Anfänger
  • Erfordert Konzentration
  • Zeitaufwendig, anspruchsvoll
gut nacharbeiten. Die Anleitungen sind übersichtlich, verständlich und logisch nachzuvollziehen. Sie werden mittels Bild- und Textabfolge dargestellt und enthalten jeweils die Angaben zur Art des verwendeten Garns und der benötigen Menge in Gramm.

Insgesamt zeigt das Buch zwar keine überraschenden neuen Kreationen, diese punkten jedoch mit Geradlinigkeit und klaren Strukturen und Mustern. Interessant für mich persönlich ist die Verwendung von Textilgarn, hingegen weniger Modelle wie Lampenschirme und Garnketten, wenngleich diese durchaus anspruchsvoll in der Fertigung sind. Auch Schmuckketten und Halsreifen werden nicht meine erste Wahl beim Nachhäkeln sein. Bei Schmuckschleifen wiederum kann ich mir vorstellen, dass dadurch das ein oder andere Kleidungsstück, eine Frisur oder ein Geschenk eine individuelle und hübsche Note bekommt. Darum ist ein vielfältiges Einsetzen denkbar.

Die ergänzenden Hinweise zur Verwendung von Labels passen zum Inhalt des Buches. Und zu guter Letzt gibt es noch ein paar Tipps für das Wohlbefinden beim Häkeln, ein netter Abschluss.

Nach allem ist es ein gelungenes Buch, das keine großen innovativen Überraschungen, dafür aber solide Modelle bietet.

Deshalb danke ich dem frechverlag für für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars...

Halt, da fehlt doch etwas. Natürlich habe ich selbst die Häkelnadel geschwungen und ein Stück zur Anschauung für euch gearbeitet:

Ich präsentiere die Handy-Hülle "Svanvithe".


Sie ist aus Anchor Style Bamboolo mit Nadel 4,5 gehäkelt und kann Mobiltelefone mit den Maßen elf mal siebzehn Zentimeter einen sicheren Schutz bieten.

Und das Beste: Ich verschenke sie.

Also, wer möchte "Svanvithe" gern besitzen? Bei mehreren Interessenten entscheidet das Los.

Bis Karfreitag, dem 25. März 2016, 24.00 Uhr, habt ihr Zeit,
euch mit dem Kommentar "Ich will!" zu melden.
 Am 26. März 2016 wird ausgelost.

 Das Kleingedruckte:
Teilnehmen dürfen alle Leser (unter 18 Jahren jedoch nur mit Erlaubnis der Eltern).
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Montag, 14. März 2016

Ahrenshoop im Nebel

Vor zwei oder drei Wochen meinte Herr Schwanenweiß, dass der Wetterbericht Sonne angesagt hätte, und das wäre die Gelegenheit, einen Strandspaziergang zu machen. Wo? Natürlich in Ahrenshoop.


Doch schon auf dem Weg dorthin zog Nebel auf. Denn es ist tatsächlich so, dass auf dem Fischland, gelegen zwischen Ostsee und Bodden und nur wenige Kilometer entfernt, durchaus ein anderes Wetter herrschen kann als bei uns in der Stadt


Natürlich haben wir trotzdem ein paar Schritte gewagt, wenngleich einen die Feuchtigkeit frösteln ließ. Ein paar Wagemutigen waren mit uns unterwegs.





Hier könnt ihr erkennen, wie blickdicht die Aussicht war.




Aber so ohne Hoffnung verließen wir den Strand nicht.


Frau Sonne kämpfte um ihr Recht.


Fortsetzung folgt...

Sonntag, 13. März 2016

Erster Fall für Wolf: Mörderseele


Bei einer Explosion eines Mehrfamilienhauses im oberösterreichischen Steyr werden zehn Frauen und Männer erdrückt, erstickt und verbrannt. Unter ihnen befinden sich der Taxifahrer Mario Heuberger und seine Frau Gerlinde. Obwohl Heuberger kurz zuvor auf der Suche nach einer ganz bestimmten Person das Haus umrundet hatte, konnte er das Unglück nicht mehr verhindert.

Noch zwei Kilometer entfernt ist die Erschütterung zu spüren, so dass auch Christian Wolf, seines Zeichens Journalist, davon etwas mitbekommt und auf das Geschehen aufmerksam wird.

Hat der junge Peter Reich vielleicht etwas mit der Detonation zu tun? Er ist psychisch krank, leidet am Savant-Syndrom und hatte zuvor eine Zahlenreihe an die Wand des betroffenen Hauses gesprüht und dieses Vorgehen später an anderer Stelle wiederholt. Sind diese Ziffern eventuell ein Schlüssel zur Identität des Täters?

Dieser scheint sein Ziel jedoch nicht erreicht zu haben, denn es gibt weitere Tote: eine Frau verstirbt an einem vermeintlichen Insektenstich, eine andere Frau wird Opfer eines Brandanschlags, zudem nimmt sich Wolfs Hausarzt Dr. Schuller ganz unerwartet das Leben. Aber noch immer sind es nicht die letzten Toten...

J. J. Preyer legt mit „Mörderseele“ einen „musikalisch-literarischen Psychothriller“ vor, der in seiner Heimatstadt angesiedelt ist. Von Anfang an wird deutlich, dass sich der Autor in Steyr bestens auskennt. Seine detaillierten Beschreibungen machen es dem Leser möglich, sich die Örtlichkeiten vorzustellen und den Wegen der Protagonisten zu folgen.

Preyer hat einen bedächtigen und entschleunigten Erzählstil. Zwar explodiert es gleich zu Beginn gewaltig, und mehrere Tote folgen im weiteren Verlauf der Handlung. Doch verlässt der Autor nicht den eingeschlagenen Weg, baut verhalten und behutsam Spannung auf und legt vor allem Augenmerk auf die Gestaltung und das (Seelen)Leben seiner Figuren. Er bietet dem Leser nicht nur Einblicke in die Gedankenwelt von Christian Wolf, sondern außerdem in die des Täters. Warum er allerdings TÄTER und FALL immer in Großbuchstaben schreibt, erschließt sich nicht in Gänze. Es ist nur zu vermuten, dass dies eine besondere Bedeutung für Wolf darstellen soll. Denn den Journalisten Christian Wolf rückt der Autor in den Mittelpunkt der Geschichte und schildert ausführlich dessen Überlegungen und Empfindungen.

Der 58-Jährige folgt einem hohen Berufsethos: Danach muss man zwar wissen, wie man an Informationen herankommt, muss diese dann wie ein Arzt seine Patienten sorgfältig behandelt. Er steht kurz vor seiner (ungewollten) Pensionierung, ein potentieller Nachfolger wurde ihm bereits an die Seite gestellt. Es fällt auf, dass Wolf – wenn er sich einmal eine Meinung über einen Menschen gebildet hat – nur schwer von dieser abrücken kann. So ist Joachim Waidinger für ihn anfänglich der Typ „smarter“ Journalist, zwar gutaussehend, aber wendig und mit zwei großen Fehlern ausgestattet: Er hat keinen Charakter, und er leidet an einer Art Hautkrankheit, kratzt er sich doch ständig an seinen entzündeten Unterarmen und Handrücken. Wolf kann Waidinger gar nicht leiden, und als er miterlebt, wie dieser Kontakte zu seiner Tochter Lotte knüpft, ist es für ihn wahrscheinlich auch ein Grund dafür, ihn in den Kreis der Tatverdächtigen aufzunehmen und über die Vorgeschichte seines Kollegen zu recherchieren.

Der Schlüssel zu allem liegt in der Vergangenheit.“ (Seite 111)

Nicht nur mit der Tatsache, beruflich aufs Abstellgleis geschoben zu werden, hat Wolf zu kämpfen. Ihn plagen zudem private Probleme: Vor zwei Jahren verschwand sein Vater spurlos, seine Mutter – eine bekannte Schriftstellerin – starb ein halbes Jahr später. Nun findet Wolf unter ihren Werken ein bislang unveröffentlichtes Manuskript. Beim Lesen stellt Wolf fest, dass dieses autobiografische Szenen aus seiner Kindheit und seinem Leben enthält. Er begreift, dass sich alles veränderte, als sein Bruder Klaus geboren wurde. Nicht nur seine Eltern hatten von diesem Tag an Schwierigkeiten im Umgang miteinander. Auch die Beziehung der Brüder ist bis in die Gegenwart problematisch, Wolf selbst stört die bloße Existenz von Klaus.

Nun drängt sich mit Macht die Vergangenheit in sein Leben, und Wolf will unter anderem endlich herausfinden, was mit seinem verschwundenen Vater geschah.

"Zwillinge im Geiste" (Seite 155)

Wirklich wichtig ist Wolf die seit den Kindertagen bestehende Freundschaft zu Viktor Grimm, der bei der Steyrer Polizei arbeitet.

Die beiden unterscheidet einiges. Grimm scheint kein Mann für Frauen zu sein, sein Freund hat ihn jedenfalls noch nie in weiblicher Begleitung gesehen.

Wolf ist Witwer und pflegt eine lockere Beziehung zu Lena Konrad, einer Freundin von Wolfs verstorbener Frau, mit der er sich wöchentlich trifft, für die er jedoch keine tieferen Gefühle entwickelt, weil sie im Grunde nicht zusammenpassen. Und hier findet sich endlich das musikalische Element des Romans. Lena spielt Cello und verwendet einen sogenannten „Wolfstöter“ als Dämpfer, um unerwünschte Töne, die Wolfstöne, zu unterdrücken, wenn sie mit ihrem Instrument Stücke spielt, die eigentlich für das Arpeggione (eine Mischung aus Gitarre und Streichinstrument) geschrieben wurden.

Chefinspektor Grimm hat ein Desorganisationsproblem und hortet – in seinem Haus in der Regel unbrauchbares  Material. Wolf hat von seinem Vater dagegen gelernt, dass Ordnung hilft, im Chaos des Lebens zu bestehen. Ein Grund für Grimm, ihn immer wieder um Mithilfe bei der Lösung von Fällen zu bitten. Denn Grimm sammelt nicht nur Müll in seinem vier Wänden, sondern auch Informationen, die ihn irgendwann überwältigen, so dass er nicht mehr zwischen Wichtig und Unwichtig unterscheiden kann. Dafür benötigt er seinen Freund Wolf. Von Vorteil ist außerdem, dass Wolf, wenn er einmal eine Spur aufgenommen hat, nicht lockerlässt. Schlussendlich bilden die beiden so ein hervorragendes Team bei der Aufklärung von Fällen.

Obwohl sich die beiden also gar nicht ähnlich sind, weder im Aussehen noch im Wesen, wirken sie wie Zwillingsbrüder, die einander ergänzen. Hier hat der Autor den Zusammenhalt seiner Protagonisten auch namentlich manifestiert: Wolf und (Ise)Grim(m).

"Wenn man meint, jemanden zu durchschauen, schaut man tatsächlich durch ihn hindurch." (Seite 182)

Wolf dringt immer tiefer in den Fall ein. Er verdächtigt viele Personen, bis er sich ziemlich klar ist, wer der Täter ist, weil er ihn bis in den Kern seiner Persönlichkeit zu kennen glaubt, ihm nahe ist. Dem Leser ist es dank seiner zum Teil philosophischen Überlegungen, die manchmal unnötig in die Tiefe gehen, und mit Hilfe der Gedankensplitter des Täters möglich, auf eine angenehme und kluge Art und Weise Schlussfolgerungen zu ziehen und selbst ein Täterbild zu schaffen.