In London werden an unterschiedlichen Orten Leichteile mehrerer Opfer gefunden. Detective Inspector Anjelica Henley von der SCU, der Serial Crime Unit oder das Dezernat für Serienmorde, verlässt das erste Mal seit zwei Jahren das Büro und nimmt die Ermittlungen gemeinsam mit ihrem neuen Kollegen Salim Ramouter auf. Schnell wird klar, dass hier jemand am Werk ist, der sich an den Taten des sogenannten Jigsaw Man orientiert, dessen „Vorliebe“ es war, seine Opfer wie ein Puzzle zu zerstückeln. Sogar sein Zeichen – ein Doppelkreuz mit einem Halbmond darüber – wird imitiert. Doch der von Henley vor vier Jahren gefasste Serientäter Peter Olivier kann es nicht sein, weil er im Hochsicherheitstrakt in Einzelhaft sitzt. Daher kann es sich nur um einen Nachahmungstäter oder einen Komplizen handeln, dem es allerdings an der vom Jigsaw Man angestrebten Perfektion mangelt.
Mit „Jigsaw Man. Im Zeichen des Killers“ legt Nadine Matheson ein Debüt vor das einen mit einem blutigen Einstieg in die Handlung, der kein Fall für zartbesaitete Leser sein dürfte, auf Grund der Anschaulichkeit mitten hinein in das Geschehen versetzt. Nach einem starken Anfang nimmt die Autorin im Folgenden den Schrecken und auch die Dynamik ein wenig zurück und legt das Augenmerk nicht nur auf die intensive Polizeiarbeit, bei der jedoch die zahlreichen Abkürzungen aus dem Ermittlungsalltag den Lesefluss etwas hemmen, sondern auch auf die Vorstellung der Figuren und ihres privaten Alltags. Diese Gewichtung entfaltet eine unpassende Wirkung, weil sie den Fokus von dem eigentlich Hauptthema lenkt, vor allem in die Psyche eines Killers zu schauen, und sich in eher nebensächlichen Details verliert.
Der Erzählton ist oft rau, aber in seiner Aussage treffend und ohne schmückendes Beiwerk. Kurze Kapitel, wechselnde Szenen sorgen nach einer Entschleunigung zunehmend wieder für einen Anstieg des Tempos.
Mit Anjelica Henley hat Nadine Matheson einen komplexen Charakter geschaffen, zu der der emotionale Zugang nicht leicht ist. Eine Frau, die sich als Detective in einem eher von Männern dominierten Beruf durchsetzen muss und zugleich das Leben als Mutter und Ehefrau zu meistern versucht. Auf Grund ihrer persönlichen Erfahrungen mit dem Jigsaw Man Peter Olivier, von denen sie glaubt, sie nach vier Jahren hinter sich gelassen zu haben, ist sie auf besondere Weise in die gegenwärtigen Ereignisse involviert. Bedauerlicherweise irritieren die Hinweise auf die Vergangenheit insofern, als dass der Eindruck entsteht, als Leser Wichtiges verpasst zu haben, auf das nunmehr Bezug genommen wird.
Ihr neuer Partner Ramouter ist im Grunde ein noch unerfahrener Detective, der bei der SCU seine Ausbildung beendet. Henley zeigt sich anfangs nicht unbedingt begeistert. Ramouter entpuppt sich indes als sympathischer und logisch agierender Kollege, der mit seinen Gedankengängen einen guten Beitrag leistet und mehr und mehr zu einem Mitarbeiter wird, auf den Verlass ist.
Insgesamt erleichtert es die Fülle der handelnden und namentlich benannten Personen nicht, dem Verlauf der Handlung zu folgen, zumal viele Figuren lediglich mit Nachnamen erwähnt und nur konzentriert zugeordnet werden können.
„Jigsaw Man“ hat sein Potential hinsichtlich der psychischen Hintergrundes eines Serientäters nicht ausgeschöpft, weiß aber trotzdem zu unterhalten.
3,5 Sterne