Sonntag, 14. Juli 2024

Zwei Tage auf Sylt - Tag 1: Sommerzauber auf Sylt

Für zwei Tage nehme ich euch mit nach Sylt, die größte nordfriesische Insel in der Nordsee. Literarisch, denn ich selbst war noch nie dort.


Verena wird nach fast zwanzig Ehejahren von ihrem Mann verlassen, nachdem sie durch einen Zufall erfahren hat, dass er bereits seit vielen Monaten mit seiner blutjungen Praktikantin Annika ein Doppelleben führt. Verena ist am Boden zerstört. Deshalb trifft sie der „Verrat“ ihrer einstigen großen Liebe mit einem tiefen Stich im Herzen. Wie viele andere Frauen hat sich Verena wenig um ihr eigenes beruflichen Fortkommen bemüht, sondern sich um die Kinder und den Haushalt gekümmert. Das rächt sich nun.

Auch darum flüchtet Verena mit Hund Rudi aus dem Reihenhaus am Rande des Ruhrgebiets auf die Insel Sylt zu ihrer Tante Marlene, die in Wenningstedt Ferienwohnungen vermietet. Sie hofft, dass sie hier Ruhe findet und das Geschehen verarbeiten sowie sich über ihre Zukunft klar werden kann. Und sie lernt den Sylter Hanno kennen, bei jeder Begegnung spürt sie ein Knistern und Kribbeln im Inneren.

Wird dies ein Aufbruch in eine neues Leben?

Auf der Insel möchte Verena sich außerdem mit ihrer besten Freundin Caro treffen und gemeinsame Zeit verbringen.

Caro ist Lehrerin und seit zwei Jahren Single. Die Begegnung mit ihrem neuen Nachbarn Ben, der anfangs nervt, dann aber Interesse an ihr offenbart, aktiviert offensichtlich ihre Partnersuch-Hormone. Warum sonst sollte ihr plötzlich die Attraktivität von Michael, ihrem Kollegen auffallen, der nicht nur über gutes Aussehen, sondern auch über einen hervorragenden Charakter verfügt. Er ist engagiert, feinfühlig, lustig und kann kochen. Ein Problem gibt es jedoch: die blonde Referendarin Julia hängt wie eine Klette an Micha und scheint sämtliche Annäherungsversuche zu torpedieren.


Daniela Gesing baut ihre Geschichte „Sommerzauber auf Sylt“ mit Themen auf, die zwar nicht neu sind, aber tagtäglich passieren können. Sie macht dies in einer gelösten und trotz der angesprochenen Probleme unbeschwerten Erzählweise aus Sicht von Verena und Caro, und das vor allem mit viel Sympathie und Empathie für ihre Protagonistinnen.

Wenngleich einige Missverständnisse in ihrem Auftreten leicht überzogen wirken, verhindert es die Autorin mit glücklicher Hand, in eine klischeehafte Darstellung abzurutschen, weil sie die Schilderungen nicht überstrapazierend ausbaut.

Bei der Gestaltung der im Fokus stehenden Figuren hat mir besonders gefallen, dass Verena nach ihrer anfänglichen Erschütterung, ihrer Ohnmacht hinsichtlich des Verhaltens von Jan sowie den zwischenzeitlichen Zweifeln daran arbeitet, dies alles hinter sich zu lassen, um ihr zerstörtes Selbstwertgefühl wieder zu errichten. Sie schwankt zwischen der Trauer, dass das Gewohnte verloren geht und der Erkenntnis, dass sie eigentlich immer gewusst und damit die Augen vor der Wahrheit verschlossen hat, dass Jan und sie nicht wirklich zueinander passen. Verena kann sich ihre Emotionalität bewahren, und meine Bewunderung gilt auch ihrer neuen Eigenständigkeit und Eigenverantwortung.

Caro hingegen hat sich mit der Tatsache arrangiert, dass wohl Familie und Kinder für sie nicht (mehr) in Frage kommen. Unvermittelt steht sie im Fokus von zwei Männern, und der Autorin gelingt es gut, jenes, in Caro herrschende Dilemma, sich ihrer Empfindungen für Ben und Micha bewusst zu werden, sie zu sortieren und zu gewichten, mit Plausibilität zu beschreiben.

Daniela Gesing zeigt in „Sommerzauber auf Sylt“ in beachtlicher und ermutigender Weise, dass ein Neuanfang jederzeit ein von Erfolg gekröntes Wagnis sein kann.


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Der Roman ist im Maximum Verlag erschienen, dem ich für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares danke.

Donnerstag, 20. Juni 2024

Blogger für HOMER 2024 - Einladung

 

Es ist wieder soweit.
 
Nach der Lektüre von gut 80 Büchern hat die Jury für den HOMER Literaturpreis 2024 die besten historischen Romane des Vorjahres herausgefiltert.

Wir HOMER-Bloggerinnen stellen euch in den nächsten Wochen die Shortlistkandidaten vor, die die Chance haben, auf der diesjährigen Gala
 
am 14. September 2024 in Lübeck
 
mit dem GOLDENEN, SILBERNEN und BRONZENEN HOMER ausgezeichnet zu werden.
 
Andreas J. Schulte - Hildegard von Bingen und das Siegel des Königs 
2. Juli 2024 Rezension
23. August 2024 Interview
 
Alexandra - Lesebuch
René Anour - Die Totenärztin. Schattenwalzer
5. Juli 2024 Vorstellung der Protagonisten
6. August 2024 Rezension
 
Verena - Kapitel 11
Inès Keerl -  Die Löwin vom Tafelberg
9. Juli 2024 Rezension
9. August 2024 Südafrika
 
Sabine - BUCHMOMENTE
Noah Martin - Florentia. Im Glanz der Medici
12. Juli 2024 Buddyread und Fragerunde
13. August 2024 Rezenion

Patricia -  NICHTOHNEBUCH
Jørn Precht - Die Heilerin vom Rhein
16. Juli 2024 Interview
6. September 2024 Rezension
 
Erika Weigele - Der Buchmaler von Zürich
19. Juli 2024 Rezension
27. August 2024 Buchmalerei
 
Manuela - Das Bücherhaus
Ingo Gach - Das Blutgericht von Köln
23. Juli 2024 Rezension
16. August 2024 Medizin des Mittelalters
 
Dorinne -  The Nerdy Bookbird
Nadja Raiser - Die Weltenseglerin
26. Juli 2024 Weltumsegelung
3. September 2024 Rezension
 
Ulrike Fuchs - Reporterin für eine bessere Welt
30. Juli 2024 Buddyread
30. August 2024 Rezension und Interview
 
Anke - Svanvithe 
Michael Römling - TANKRED
2. August 2024 Das 9. Jahrhundert und Nordmänner 
20. August 2024 Rezension


Wir freuen uns auf euch
 und danken für euer Interesse
an der Vielfältigkeit der historischen Romane.
 

Dienstag, 18. Juni 2024

Alte Heimat Insel Rügen

Heute nehme ich euch mit in meine alte Heimat, die Insel Rügen, genauer an den Rügischen Bodden, einem Teilbereich des Greifswalder Boddens, der wiederum eine Lagune der Ostsee ist.

Blick auf die Insel Vilm

 

  

 
 
Hafen von Lauterbach

 

Montag, 3. Juni 2024

Blogtour EDDAS AUFBRUCH - Oradour-sur-Glane


Kennt ihr das französische Dorf Oradour-sur-Glane? Wenn nicht, dann geht es euch wie Edda in dem Roman von Beate Rösler „Eddas Aufbruch“. Aber seid euch gewiss, viele Menschen in Deutschland werden auf die Frage sicher ebenso mit Nein antworten. In Frankreich hingegen weiß wahrscheinlich jeder, um was für einen Ort es sich handelt.

Am 10. Juni 1944 verübten hier Soldaten der Waffen-SS ein unbegreifliches Massaker an der unbewaffneten Zivilbevölkerung, ein grausamer Höhepunkt der Terror- und Einschüchterungspolitik der deutschen Besatzer. Bei diesem zahlenmäßig größten Massaker der Deutschen in Westeuropa während des Zweiten Weltkrieges wurden 642 Dorfbewohner ermordet, unter ihnen 245 Frauen und 207 Kinder. Der von den Nationalsozialisten als "Vergeltungsaktion" bezeichneter Massenmord war eine Reaktion auf den gegen die deutsche Besatzung gerichteten wachsenden französischen Widerstand.

Wie kam es dazu?

Nachdem am 6. Juni 1944 die alliierte Streitkräfte in der Normandie landeten, wurde in Südwestfrankreich stationierte 2. SS-Panzer-Division "Das Reich" nach Norden verlegt. Bereits auf ihrem Weg zur Front begingen die SS-Soldaten mehrere Kriegsverbrechen gegen die Zivilbevölkerung.

Als die SS-Division am 10. Juni 1944 den Ort Oradour-sur-Glane erreichte, ließ der verantwortliche Offizier Adolf Diekmann die Bewohner auf dem Marktplatz zusammentreiben. Zunächst wurden die Männer von den Frauen und Kindern getrennt, in fünf Gruppen unterteilt und in Scheunen und Garagen eingesperrt. Danach eröffneten SS-Angehörige das Feuer auf die wehrlosen Menschen und setzten im Anschluss die Exekutionsstätten in Brand. Fünf Männer überlebten und berichteten später, dass einige Opfer bei lebendigem Leib verbrannten.

Frauen und Kinder wurden hingegen in die Dorfkirche getrieben. Nachdem die Soldaten eine Rauchbombe am Altar zündeten, versuchten die Eingeschlossenen, sich in dem entstehenden Chaos vor dem beißenden Qualm und tödlichem Gas in Sicherheit zu bringen und wurden erschossen. Auch das Kirchengebäude wurde dann in Brand gesteckt.

Als einzige Überlebende konnte Marguerite Rouffanche das erbarmungslose Geschehen schildern. Sie hatte zusammen mit ihren beiden Töchtern, ihrem Enkel und mehr als 400 anderen Frauen und Kindern im Gotteshaus ausharren müssen, sah den Tod ihrer Töchter mit an und rettete sich mit einem Sprung aus dem Kirchenfenster.

Im Anschluss plünderten die SS-Soldaten die Wohnhäuser und legten Feuer im gesamten Dorf. Sie begnügten sich nicht damit, unschuldige Menschen zu ermorden, sondern verbrannten und verstümmelten die Leichen, so dass ihnen die Identität geraubt wurde. Letztlich konnten nur 52 Opfer identifiziert werden.

Das gesamte Massaker überlebten nur etwa 40 Einwohner von Oradour auf unterschiedlichste Art und Weise.

 

Die Ruinen des alten Dorfes wurden nach dem Krieg als Mahnmal erhalten und zum historischen Monument ernannt. Hier sehen sich die Besucher den Opfern dieser unvorstellbaren Barbarei gegenüber. Gedenktafeln mit den Gesichtern, Namen und Altersangaben zeugen davon, dass in Oradour Säuglinge, Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Greise hingeschlachtet und ganze Familien ausgelöscht wurden.

 

Betroffen macht, dass zahlreiche Kinder, die aus den zur Gemeinde gehörenden 53 Weilern in der Schule in Oradour waren, zu den Getöteten gehörten, wodurch die Weiler zu den „Dörfern ohne Kinder“ wurden.

 

Ein neuer Ort wurde in den 1950er-Jahren in direkter Nähe aufgebaut.

 

Bedauerlich ist, dass kaum ein Beteiligter am Massaker juristisch zur Verantwortung gezogen worden ist.

 

Lediglich bei einem größeren Prozess vor einem Militärgericht in Bordeaux wurden 1953 21 SS-Angehörige – sieben aus Deutschland und 14 aus dem Elsass – zu langjährigen Haftstrafen beziehungsweise zum Tode verurteilt. Da es sich bei den Soldaten aus dem Elsass um zwangsrekrutierte junge Männer handelte, wurden die elsässischen Täter von der französischen Nationalversammlung amnestiert. Bis 1959 wurden auch die deutschen Täter aus der französische Haft entlassen. In der DDR wurde 1983 ein Beteiligter am Massaker vor Gericht gestellt und zu lebenslanger Haft verurteilt. Er kam 1997 wegen seines schlechten Gesundheitszustandes frei. Die Eröffnung der letzten Anklage wurde 2014 mangels schlüssiger Beweismittel nicht eröffnet.

 

So bleibt nur die Erinnerung am Ort des Geschehens, wenn sich am 10. Juni 2024 das Massaker von Oradour-sur-Glane zum 80. Mal jährt.

1968 – Eine junge Frau durchbricht die Mauer des Schweigens 

Um der Enge ihres autoritären Elternhauses zu entkommen, geht die 19-jährige Edda als Au-pair nach Paris. In einer politisch aufgeheizten Zeit verliebt sie sich in den Studenten Marcel, der neue Fragen in ihr weckt: Auf welcher Seite standen ihre Eltern in den Jahren des Nationalsozialismus? Zurück in Frankfurt am Main konfrontiert sie ihren Vater, doch dieser hüllt sich in Schweigen. Erst als Edda alte Feldpost im Schlafzimmer ihrer Mutter entdeckt, kommt sie den Ereignissen der Vergangenheit auf die Spur. Was sie herausfindet, stellt nicht nur ihre Beziehung zu Marcel auf die Probe. Edda muss sich zudem entscheiden, wie weit sie für Gerechtigkeit gehen will … (Quelle: Verlag)
 
 
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Erschienen ist der Roman im Aufbau Verlag. Die Blogtour wurde organisiert von prointernet bookmark.
 

Montag, 27. Mai 2024

Ihr letztes Spiel


Mike Müller und seine Sekretärin Alice sind ein eingespieltes Team. Nicht nur in der Detektei, sondern auch als Liebes- und Lebenspartner.

Als Alice plötzlich spurlos verschwindet, glaubt Mike, ein Déjà-vu zu erleben, hat er doch achtzehn Jahre zuvor den „Verlust“ seiner damaligen Freundin verkraften müssen. Während der Fußballweltmeisterschaft 2006 war Valerie entführt und nie wieder aufgefunden worden. Außerdem zerbrach zu diesem Zeitpunkt die Freundschaft zu seinem Mitbewohner Simon.

Nun steht wieder eine Meisterschaft im eigenen Land an, und es überschlagen sich die Ereignisse: Mike trifft zufällig Simon wieder, und fast parallel scheint es jemand seine Gefährtin ins Visier genommen zu haben.

Aber Mike ist nicht mehr der unbedarfte Student, der er einst war und begibt sich auf die Suche, auch in seinen Erinnerungen an das einstige Geschehen.

Wird er dieses Mal erfolgreich sein und Alice wiederfinden?


Der Privatdetektiv Mike Müller steht in seiner Heimatstadt Bochum vor seinem bislang größten Fall. Denn mit der Entführung seiner Lebensgefährtin Alice wird es sehr persönlich. 


Arne Dessaul lässt seinen Protagonisten in „Ihr letztes Spiel“ eine harte Nuss knacken, die ihm einiges abverlangt. Vor allem weil ihn diese recht geheimnisvollen und keinen Sinn ergebenden Vorgänge, die er aus seiner Sicht schildert, in die eigene Vergangenheit führen. Nur so können er und wir Leser mit ihm die Zusammenhänge begreifen.

Arne Dessauls Krimi enthält eine mit Geschick ersonnene Handlung, die zwischen den Jahren 2024 und 2006 wechselt und die in Deutschland stattfindenden Fußballmeisterschaften einbindet. Sie wird unbeschwert, stellenweise mit einer gewissen Komik und in einem gefälligen Rhythmus erzählt, wozu die musikalische Benennung der Kapitel passend gewählt ist. Es gibt sogar ein Glossar für sämtliche Songs der Playlist.

Das Thema Fußball erhält naturgemäß einen hohen Stellenwert, ist indes für Nicht-Liebhaber zu keiner Zeit ausufernd oder eintönig. Genauso wie die Atmosphäre der Stadt Bochum, die Arne Dessaul dezent vermittelt.

In der Gestaltung gelungen sind ebenfalls die eingeschobenen Passagen, die Einblicke in die Situation der „Gangster“ und der Entführten bieten. Tatsächlich haben auch diese Abschnitte mein Gedankenkarussell angekurbelt und zusätzliche Spannungsmomente erzeugt.

Eindeutig gehören daneben sämtliche Überraschungseffekte zu den Höhepunkten der Geschichte, wobei – allerdings lediglich als kleiner Wermutstropfen - das Ende etwas zu knapp geraten ist.

Hiervon abgesehen ist "Ihr letztes Spiel" ein kurzweiliger Krimi, bei dem das Zusammenspiel aus Plot und Protagonisten sehr gut funktioniert.


4,5 Sterne


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Der Roman ist im Maximum Verlag erschienen, dem ich für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares danke.

Montag, 13. Mai 2024

Die Porzellanmanufaktur. Zerbrechliche Hoffnung


Keine acht Jahre nach einem verlorenen Krieg, zerstörten Städten, zerbombter Infrastruktur und Millionen von Toten normalisiert sich die Weltlage und Deutschland schickt sich an, zu neuem wirtschaftlichen Aufschwung zu gelangen. Die Kriegsgegner Großbritannien und Frankreich hat es längst hinter sich gelassen, und hinsichtlich der Exporte liegt es im Vergleich zu den USA auf der Überholspur. Die Aussichten sind goldig.

Wenn auch nicht alle Schrecken der Vergangenheit überwunden sind, so widmen sich die Menschen im Jahr 1952 der Gestaltung der Zukunft. Auch die Thalmeyers stellen sich in ihrer Porzellanmanufaktur in Selb wichtigen Herausforderungen.

Zunächst beginnt das Jahr gut, die Auftragsbücher sind voll. Dann jedoch droht Konkurrenz aus der DDR: Meißner Porzellan, das viele Jahre nicht in den Westen gelangte, darf wieder importiert werden und erobert mit günstigeren Preisen den westdeutschen Markt. Die Thalmeyers verlieren Kunden, und plötzlich sieht die Zukunft der Manufaktur nicht unbedingt rosig aus.

Zumal sie sich außerdem noch mit ihrem diebischen Buchhalter Willemsen auseinandersetzen müssen, der die letzten zwei Jahre fast zehntausend Mark in die eigene Tasche gesteckt hat.

Zumindest eine Sorge ist Marie Thalmeyer los: Sie konnte ihre Tochter Jana, deren Sorgerecht ihr auf Grund eines alten Gesetzes entzogen worden war, innerhalb kürzester Zeit zurück in ihre Obhut nehmen.

Während Marie die Geschicke der Manufaktur lenkt, bereist ihre Schwester Sophie mit Porzellankollektionen die Kaufhäuser in ganz Bayern und macht dabei äußerst erfolgreich Reklame für die Produkte. Ihre Ehe mit Harry Kruskopp funktioniert zuverlässig, allerdings zeigen sich diesbezüglich ein paar Gewitterwolken am Himmel.

Joachim Thalmeyer verbringt viel Zeit mit seinem Jugendfreund Bernhard. Die beiden musizieren nicht nur gemeinsam, sondern halten dort, wo sie es dürfen, Händchen. Ein offizielles Paar sind sie indes nicht, das ist dann doch viel zu gefährlich im Jahr 1952. Daneben konzentriert sich Joachim darauf, sich als Manager von zukünftigen Stars zu etablieren.

Eine alte Feindschaft erhält zusätzliches Feuer, und es werden auch von anderer Seite Intrigen gesponnen ...


Mit „Zerbrechliche Hoffnung“ kehren wir 1952 in „Die Porzellanmanufaktur“ nach Selb zurück. Der zweite Band knüpft wenige Monate später an das Geschehen des Vorgängers an und bringt uns nunmehr die Hoffnungen der Menschen nahe, die sie mittlerweile nach der Überwindung der entbehrungsreichen Nachkriegsjahre immer mehr hegen. Stefan Maiwald eigener Schreibstil ist mir inzwischen sehr vertraut, so dass ich mich dieses Mal von Anfang über den zwischen den Zeilen erkennbaren untrüglichen feinen Humor freuen konnte.

Außerdem gelingt es dem Autor erneut, den historischen Hintergrund akkurat zu verarbeiten, so dass ein atmosphärisches aktives Bild der Anfänge der Fünfzigerjahre entsteht, das den damals herrschenden Zeitgeist in seiner detaillierten Farbigkeit ausgezeichnet wiedergibt. Die Menschen schauen nach vorn und hoffen auf eine bessere Zukunft, die Dank „Wirtschaftswunder“ auch durchaus aussichtsreich ist.

Die Geschichte profitiert von den Wechseln der Perspektiven in kurzen schnittigen Kapiteln, die zum einen Vergangenes aufgreifen, zum anderen die Gegenwart reflektieren, was die ständige Neugier auf den weiteren Verlauf der Ereignisse anheizt.

Wenngleich manchmal die Verbindung zu den Figuren etwas ausgebremst und damit die emotionale Nähe eingeschränkt wird, so hat mich dies weniger gestört als im ersten Band, weil für mich die Zurückhaltung in der Darstellung von Empfindungen ein Merkmal der Art und Weise des Erzählens ist.

Stefan Maiwald baut in seinem zweiten Band abermals auf seine uns bereits vertraute Figurenmannschaft mit alten Freunden und Feinden auf, wobei mancher Weg und ebenso die Entwicklung der unterschiedlichen Charaktere etwas intensiver beleuchtet werden. Daneben ergänzt er die Stammbesetzung mit ein paar interessanten Persönlichkeiten, die in besonderer Weise agieren und die Handlung in ihrer Mischung aus Tragödie und Komödie auffrischen.

Das alles trägt zur erfolgreichen Fortführung der Reihe um „Die Porzellanmanufaktur“ bei. Zerbrechliche Hoffnungist kurzweilige Unterhaltung im Gewand der Fünfzigerjahre, die anregende Lesestunden bereitet und darum empfehlenswert ist.

4,5 Sterne


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Der Roman ist im Maximum Verlag erschienen, dem ich für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares danke.

Mittwoch, 1. Mai 2024

Frühling in Gelb


 Der Frühling in Gelb -
Raps blüht auf den Feldern.
Was für ein Anblick.

Svanvithe