Freitag, 29. November 2019

Sonnenstrahlen


Bei uns wehte heute ein stürmischer Wind, dadurch fühlten sich die fünf Grad noch kälter an. Ich bin trotzdem auf den Reiterhof gefahren.


Und auf dem Weg dorthin wurde ich dann mit diesen fantastischen Sonnenstrahlen entschädigt.


Dienstag, 26. November 2019

Erfrischend

Unsere Spatzentruppe, die seit letzten Winter (gefühlt) auf 100 Kameraden angewachsen ist, hat sich pünktlich zur Versorgung eingefunden und diskutiert täglich in der Schlehenhecke über das Futterangebot.


Zwischendurch wird natürlich die bereit stehende Wassertränke genutzt.


Die kühlen Temperaturen machen den Vögeln scheinbar nichts aus.


Darum hüpfen sie wohl gerne zum Baden ins Wasser.


Nicht nur die Spatzen sind abgehärtet.


Ein Rotkehlchen konnte ich auch bereits beobachten. Leider ohne Kamera...


Sonntag, 24. November 2019

Die lange Reise der Artemis

Ich liebe das Weltall. Schon immer konnte ich stundenlang in den Nachthimmel schauen, und die Sterne betrachten.“ schreibt Kristina Günak, und da hat sie sicher mit vielen von uns etwas gemein: Die Sehnsucht nach dem Unbekannten, die die Autorin in ihrer Geschichte „Die lange Reise der Artemis“ zumindest einen kleinen Teil verwirklicht.

Im Jahr 2123 verlässt die Ärztin Milla ihren Heimatplaneten Erde für immer und und verpflichtet sich auf dem Raumschiff Barrakuda aus einem einzigen Grund: Ihr jüngerer Bruder Jamie benötigt dringend Hilfe, er ist lebensbedrohlich verletzt, und sie allein kann ihn retten. Die Reise ist auch für Milla kein Spaziergang. Fernab der Erde erwarten die junge Frau fremde Welten und nicht abschätzbare Gefahren, und sie muss sich nicht nur ihrer Furcht vor dem Ungewissen und der damit verbundenen Herausforderung stellen.

Nachdem Milla unerlaubt von der Barrakuda flieht und mitleidlos gejagt wird, findet sie auf dem schnellen Langstreckenschiff „Artemis“ Schutz und begegnet RIX und Nukati. Die beiden unterschiedlichen Wesen erweisen sich als Retter in der Not und darüber hinaus als diejenigen, mit den sie das scheinbar Unmögliche wagen kann.


Kristina Günak hat in „Die lange Reise der Artemis“ ihre Fantasie ausgeschöpft und eine galaktische Welt mit Raumschiffen, entfernten Planeten, neuen Technologien, Algenantrieben, Autopiloten und künstlichen Intelligenzen – KI – geschaffen, aber auch die sich bereits heute abzeichnenden Veränderungen der Erde durch Umwelteinflüsse angesprochen. Hormone im Wasser und erhöhte Strahlung haben dafür gesorgt, dass die gesamte Zukunft der Spezies Mensch an den wenigen Frauen hängt, die noch empfangen und gebären können. Mit dem Vordringen ins Weltall und der Erforschungen unbekannter Galaxien hat sich eine neue Sprache entwickelt. Hingegen ist die Handschrift nahezu ausgestorben, sie spielt keine große Rolle mehr. Tatsächlich lernen viele Menschen weder schreiben noch lesen.

Dies schildert die Autorin verständlich, ohne ausufernden wissenschaftlichen Anspruch und mit einer herzlichen Frische, die vor allem dem Kerngedanken der Geschichte zugute kommt – der Freundschaft. Denn „Die lange Reise der Artemis“ ist genau das, eine Geschichte über Kameradschaft, so unterschiedlich ihre Helden auch sein mögen. Hierbei profitiert die Handlung insbesondere von dem ungewöhnlichen Dreiergespann, das nicht dem Standard entspricht und einem im Verlauf des Geschehens immer mehr ans Herz wächst.

Milla, eine Ärztin der Neuzeit, die die uralte Heilmethode des Handauflegens beherrscht und aus diesem Grund stringent darauf bedacht, das letzte, außer ihr lebende Familienmitglied zu retten, ist geprägt von außerordentlicher Emotionalität, an der wir stets teilhaben können, da die junge Frau selbst erzählt. Sie besitzt zudem einen gewissen trockenen Humor, der sich mitunter auch in sarkastischen Äußerungen manifestiert.

Hingegen lassen sich bei einem RIX Gefühle schwer herausfiltern. Die namenlosen genetisch optimierten Soldaten der Galaktischen Union verfügen teilweise über menschliche DNA und bestehen ansonsten aus technischen Implantaten, sind allerdings definitiv keine Menschen. Sie zeichnen eine enorme Kraft und Zielstrebigkeit aus. Das ist anscheinend notwendig, leider existiert nämlich ein friedlichen Zusammenleben in den Galaxien kaum bis gar nicht, Streitigkeiten werden militärisch ausgetragen. Die Modifikation der RIX – sie wurden zum Töten gezüchtet –, die das Potential der Feinde übersteigt, hat deshalb das Überleben der Menschheit gesichert. Doch der RIX ist wie Milla auf der Flucht und verbirgt eigene Geheimnissen.

Der Dritte im Bunde darf auf keinen Fall vergessen werden: Nukati, ein Draxonda, ein echsenähnliches Wesen, für das irdische Auge auf den ersten Blick extrem hässlich, aber von einer inneren Schönheit und Herzensgüte, die ihresgleichen sucht. Der Verlust seiner Familie macht ihm schwer zu schaffen, indes wie Milla ist er verlässlich und steht mutig für seine Freunde ein.

Die drei Helden wachsen zusammen, und was auch immer geschieht, sie sind nicht allein. Vielleicht treffen wir sie eines Tages wieder...

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Ich danke der Autorin und Authors Assistant für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.

Montag, 18. November 2019

Unermüdlch...


... blüht unsere Terrassensonnenblume.


 Und an trüben Novembertagen...


... bringt sie so noch kleine Lichtblicke


Donnerstag, 14. November 2019

Endlich Liebe


Rachel Gray schwärmt für Cal Hayden, und auch bei diesem hat beim ersten Blick Zoom gemacht. Doch ist der in der Gegend sehr gefragte Pferdetrainer kein Mann der schnellen Entschlüsse, sondern eher bedachtsam und verantwortungsbewusst. Er möchte sich sicher sein, dass seine Gefühle erwidert werden und sich darum erst auf eine Frau einlassen, wenn er sowohl mit ganzem Herzen als auch mit ganzer Seele dabei sein kann. Erst jetzt, sechs Monate nach dem Tod seines Vaters, um den er sich während dessen schwerer Erkrankung aufopferungsvoll gekümmert hat, und der hoffnungsvollen Tatsache, dass sich seine Mutter endlich wieder dem Leben zuwendet, hat er den Kopf frei, Rachel seine Gefühle zu gestehen.

Endlich Liebe — ein Braden-Flirt (Die Bradens at Peaceful Harbor 7) von [Foster, Melissa]

„Endlich Liebe“ nennt Melissa Foster ihren ersten sogenannten "Flirt". Es ist eine Geschichte, die im Braden-Universum angesiedelt ist, in der die Familienmitglieder des großen Clans zwar nur Nebenrollen spielen, über die allerdings die ein oder andere Neuigkeit zu erfahren ist. Vor allem stehen hier Charaktere im Vordergrund, die in der Welt von „Love in Bloom – Herzen im Aufruhr“ erwähnt wurden und nun innerhalb eines kurzen Zeitraums ihr Glück finden dürfen.

Deshalb hält sich die Autorin nicht mit einer langen Vorrede auf, vielmehr steigt sie gleich mitten ins Geschehen ein. Und auch wenn „Endlich Liebe“ kurz ist, ist sie ebenso knackig und spart – was der Gewohnheit der geneigten Leserin entspricht – nicht mit sinnlichen und heißen Szenen. Die Chemie zwischen den Hauptdarstellern Rachel und Cal, stimmt auf Anhieb und lässt das Herz der Romantikerin höher schlagen. Denn mit Cal und seiner eins achtzig großen betörenden Männlichkeit hat sie ein selbstsicheres und entschlossenes Mannsbild vor sich, das sich trotz hemmungsloser Flirterei (mit Rachel versteht sich) durch und durch als Gentleman zeigt und und dem ein ausgeprägter Familiensinn inne wohnt. Am Rande sei angemerkt, dass er außerdem wie Fred Astaire (Weiß jemand noch, wer das war?) tanzen kann. Halt eine Ausnahmeerscheinung. Und Rachel wäre dumm, sich diesen Prachtkerl entgehen zu lassen, obwohl sie eher nicht zu den Frauen gehört, die immer im Mittelpunkt stehen müssen. Aber in ihr steckt auch eine kleine Verführerin. Sie hat eine weiche Seite, ohne naiv zu sein, ist lustig, kreativ und großzügig.

Es sind Menschen, die das Leben ein bisschen freundlicher machen. Vielleicht möchtest du sie kennenlernen...

Mittwoch, 13. November 2019

Herbstfreude


Was für ein schöner Anblick.


Meine Kletterhortensie hat ihr Herbstkleid angelegt.


Ich finde ja, das hat irgendetwas...


Dienstag, 5. November 2019

Blogtour - St. Kilda


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"An dem Tag, an dem die Welt der kleinen Annie McViccar zerbrach, schien die Sonne von einem wolkenlosen Himmel." (Sehnsucht nach St. Kilda, Seite 11)

Es ist der 29. August 1930, und achtjährige Annie verlässt gemeinsam mit den letzten 35 Bewohnern ihre Heimat, die Inselgruppe St. Kilda. Ein Archipel vulkanischen Ursprungs westlich der Äußeren Hebriden, wild und auf besondere Art einzigartig, aber eben mitten im Atlantik und weit weg von Schottland. Einsam und isoliert.

Foto: Isabel Morland

Bereits seit der Bronzezeit vor 2000 Jahren lebten Menschen auf St. Kilda. Leicht war nie, dem Land Nahrung abzutrotzen, Vorräte für den Winter anzulegen, Wolle für Kleidung und Torf zum Heizen zu beschaffen.

Foto: Isabel Morland

Doch obwohl sich die Bewohner von St. Kilda mit ihren Inseln Hirta, Borearay, Soay, Dùn und Felsnadeln Stac an Armin, Stac Lee, Stac Levenish seit Ewigkeiten selbst versorgten, begann mit der Kontaktzunahme zur Außenwelt in der Mitte des 19. Jahrhunderts der Verlust dieser Unabhängigkeit. Zwar produzierten die Insulaner Waren wie Schaffelle, Tweeds, Strickhandschuhe, Strümpfe, Schals, um sie an die Touristen zu verkaufen, im Gegenzug verließen sie sich allerdings mehr und mehr auf die Einfuhr von Lebensmitteln, Brenn- und Baustoffen sowie Einrichtungsgegenständen für ihre Häuser. Der Bevölkerungsrückgang setzte mit der Auswanderung von 36 Menschen nach Australien ein. Darüber hinaus fühlten sich die Insulaner wegen der mangelnden regelmäßigen Kommunikation von der Außenwelt abgesondert. Nahrungsmittelknappheit und der Ausbruch der Influenza und die zunehmende Abwanderung von jungen Insulanern brachten weitere Verluste und führten zu einem Zusammenbruch der Inselwirtschaft. Schließlich war die Evakuierung die einzige Alternative, die die Inselbewohner selbst treffen konnten.

Foto: Isabel Morland

Heute befindet sich St. Kilda in der Obhut des National Trust for Scotland und ist zweifaches Weltkulturerbe der UNESCO. Vor allem Boreray, Stac Lee und Stac Armin sind Vogelparadiese, brüten dort doch jährlich schätzungsweise 30.000 Basstölpelpaare, was St. Kilda weltweit zur Inselgruppe mit den meisten Basstölpeln macht. Zudem haben neben Papageientauchern auch Wellenläufer und Eissturmvögel optimale Brutbedingungen.

Foto: Isabel Morland

Die Inselgruppe kann auf einer Tagestour besucht werden, und dann gibt es Gelegenheit, ehemalige Häuser, weitläufige Ruinen von Feldmauern und Cleitean besichtigen, den nur auf St. Kilda beheimateten Soay-Schafen zu begegnen und die baumlose Landschaft zu betrachten. Außer den Angehörigen einer kleinen Militärbasis leben zeitweilig Freiwillige auf der größten Insel Hirta. Im Sommer arbeiten sie hier, um das Erbe zumindest zum Teil vor dem Verfall zu bewahren, der dem Archipel durch die unablässig tosenden Winde und die schweren Winter droht. Diesen Aspekt greift auch Isabel Morland in ihrem Roman auf: So begleitet ihre Heldin Rachel, deren Großmutter die eingangs erwähnten Annie ist, als Köchin die Teilnehmer eines vierwöchigen Workshops, während dessen Dauer ein Beitrag für den Erhalt der geschichtsträchtigen Gebäude geleistet werden soll...


Als die 83-jährige Annie McViccar am Strand einen Sluagh sieht – einen Vogelschwarm, der nach altem Glauben aus den Seelen Verstorbener besteht –, weiß sie, dass es an der Zeit ist, einen Schwur einzulösen. Denn vor beinahe 90 Jahren – am Tag der Evakuierung St. Kildas, als sie ihre Heimat für immer verlassen mussten – hat sie einem Jungen ein Versprechen gegeben …
Wenig später erreicht Annie eine Nachricht ihrer Enkelin Rachel: Nach drei schweren Schicksalsschlägen bittet Rachel darum, mit ihrem Sohn Sam zu Annie ziehen zu dürfen. Sam ist fasziniert von seiner Urgroßmutter und will alles über das Leben auf St. Kilda wissen. Für Rachel dagegen ist die Insel nur ein abweisender Fels im Meer, der nur noch von Vögeln bewohnt wird.
Bis Annie ihr für einige Wochen einen Job bei der Verwaltung St. Kildas besorgt. Zusammen mit einigen Helfern soll Rachel für den National Trust Gebäude instandsetzen. Nach und nach nehmen die schroffe Schönheit der Insel und ihre bewegende Geschichte Rachels Herz gefangen. Und sie ist nicht die Einzige, die in den hellen Nächten keinen Schlaf findet und dem Lied St. Kildas lauscht: Da ist auch noch der weltbekannte Fotograf Ailic, der hinter seiner Maske einen tiefen Schmerz verbirgt… (Quelle: Verlag)




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Erschienen ist der Roman bei Knaur Taschenbuch Verlag. Die Blogtour wurde organisiert von der Netzwerkagentur Bookmark. Weitere lesenswerte Artikel findet ihr hier.

Sonntag, 3. November 2019

Rezensionswoche 6. Tag: Melmoth

Melmoth“ von Sarah Perry ist von dem erfolgreichen Schauerroman „Melmoth der Wanderer" von Charles Maturin inspiriert. Dieser erschien im Jahr 1820 und stellt einen Mann in den Mittelpunkt, der für 150 Jahre seine Seele dem Teufel verkauft und dann auf der Suche nach jemanden ist, der seinen Platz einnimmt. Bei Sarah Perry ist Melmoth eine Frau, ein mystisches Wesen, das einer unglaublich düsteren und quälenden Dunkelheit verhaftet ist. Denn Melmoth ist Zeugin einiger historischer, wahrlich teuflischer Gräueltaten der Menschheit.


Im Mittelpunkt des Geschehens im Winter des Jahres 2016/2017 steht die in Prag asketisch lebende und als Übersetzerin arbeitende Engländerin Helen Franklin: „Klein, unscheinbar, umweht von einer Traurigkeit, deren Ursache niemand errät; still erfüllt sie ihre Selbstbestrafung, pflichtbewusst, ohne Umschweife und voller Selbsthass.“ Unter ihrem Bett liegt ein grauer Pappkarton, in dem Helens ganzes Dasein auf dreißig mal zwanzig Zentimetern verstaut ist, so tief vergraben wie unter englischer Erde, begonnen vor zweiundvierzig Jahren in Essex in einem Haus mit Rauputzfassade und zweiundzwanzig Jahre später durch einen reinen Willensakt beendet. Er stammt aus einer Zeit, in der Helen wirklich lebendig war. Alles davor ist nur Prolog, alles danach eine Randnotiz gewesen.

Trotzdem sie sich Vergnügen und Kameradschaft widersetzt, findet sie einen Freund: Dr. Karel Pražan. Durch ihn macht sie zum ersten Mal Bekanntschaft mit dem Mythos der Melmoth, Melmotte oder Melmotka, wie sie in Prag genannt wird, einer Frau, die dazu verdammt ist, auf nackten, blutigen Füßen die Welt zu durchstreifen, um Zeugnis abzulegen von der Gewalt und Grausamkeit der Menschheit und auf der Suche nach denjenigen, die in die Abgründe des Elends geraten sind.

Sie ist einsam. Ihre Einsamkeit ist uferlos und wird erst enden, wenn die Welt untergeht und Melmoth Vergebung erfährt. Sie erscheint den Menschen am Tiefpunkt ihres Lebens, und nur die Erwählten spüren ihren Blick. Sie heben den Kopf, und plötzlich steht die Zeugin vor ihnen. Angeblich streckt sie dann die Arme aus und sagt: Nimm meine Hand! Ich war so einsam!“

Melmoth scheint Menschen zu mögen, die etwas zu verbergen haben. Wie Helen.

Nach dem Verschwinden von Karel hinterlässt er ihr nicht nur seine Besessenheit von Melmoth, sondern auch ein Manuskript, das eine Sammlung primärer historischer Quellen enthält, die auf besondere Art Melmoth darstellen. Jene vielfältige Texte bieten ein klares und sorgfältiges, gleichwohl erschreckend erschütterndes Zeugnis: Da ist der tschechoslowakische Junge, der aus Unverständnis und Langeweile versagt und Schuld auf sich lädt, als er seine Nachbarn, eine jüdische Familie, denunziert. Wir erfahren von einem Bettler, dessen Arbeit als türkischer Beamter den Völkermord an den Armeniern 1915 begünstigt und einem Engländer, der sich im 17. Jahrhundert an der Verfolgung der Katholiken beteiligt. Und wir lernen eine junge Frau kennen, deren Körper durch eine Säureattentat ihres eifersüchtigen Freundes verbrannt wurde und sich nichts sehnlicher wünscht, als von ihrem qualvollen Leiden erlöst zu werden.


Sarah Perrys Prosa ist üppig, malerisch und anspruchsvoll. Mit Scharfsinn und durchaus unheimlich anmutenden Bildern wie schwarzen Dohlen gelingt ihr die Verdichtung der detaillierten Ereignisse und die atmosphärische Einbindung des Lesers, der zudem immer wieder direkt angesprochen wird.

Die Autorin formuliert ethische und philosophische Fragen, beispielsweise nach dem Unterschied zwischen dem, was gut, richtig oder gesetzmäßig ist. Lassen wir uns nicht zu sehr von Äußerlichkeiten ablenken, weil wir das Innere nicht kennen? Was sind unsere Pflichten in der Gemeinschaft? Reicht es aus, zu wissen und Zeugnis abzulegen, oder sind wir miteinander verbunden und involviert, so dass dies aktive Reaktionen hervorrufen muss? Sollten wir dem Wunsch nach Verdrängung, auch in Momenten der Schuld nachgeben oder Verantwortung übernehmen und uns das Gefühl von Anstand und Hoffnung auch im tiefsten Dunkel erhalten? Sarah Perry hat eine Antwort hierfür:

"Wir sind ganz allein, deswegen müssen wir tun, was Melmoth tun würde: Wir müssen hinsehen und bezeugen, was nicht in Vergessenheit geraten darf."

Samstag, 2. November 2019

Bloggeraktion: Bratapfel am Meer - Jetzt wird gebacken...


Nachdem ihr heute Vormittag den Roman kennengelernt habt, erhaltet ihr nun einen Blick auf das dem Rezeptbüchlein entnommenen Probebackwerk:


Caros Stollen


Das Gute an diesem Stollen ist, dass er nicht mit Hefe, sondern mit Quark gebacken wird. Dadurch entfallen Gehzeiten für den Teig.


Außerdem sind die Zutaten variabel. Da ich das Rezept vor ein paar Wochen ausprobiert habe, ist es ein Sommerstollen geworden.


Ihr könnt hoffentlich erkennen, dass ich tatkräftige Unterstützung hatte.


So ein Bäcker-Konditor-Ehemann bringt eben durchaus Vorteile.


Darum wurde der Stollen auch per Hand in Form gebracht.


Nach dem Backen bekam er noch ordentlich flüssige Butter und Puderzucker verpasst.


Das Ergebnis konnte sich sehen lassen, finde ich.


Und geschmeckt hat es obendrein.


Fazit: Im schwanenweißen Haus wird der Stollen jetzt immer nach diesem Rezept gebacken.


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Ich danke der Autorin für die Bereitstellung des Rezeptbüchleins.

Rezensionswoche 5. Tag und Bloggeraktion: Bratapfel am Meer

  ... Es geht nicht darum, 
dem Leben mehr Tage zu geben, 
sondern den Tagen mehr Leben."

(Seite 149)


Die zweiunddreißigjährige Caro arbeitet als Intensivschwester in einer Klinik und übt ihren Beruf mit Verantwortung und Engagement aus. Sie verschließt sich den menschlichen Dingen nicht und lässt diese oft zu nah an sich heran. So geht ihr der Tod ihrer Patientin Elfriede Fischermann besonders nahe, hatte ihr diese doch kurz zuvor eine Perlenkette vermacht und sie gebeten, ebenjene zu ihrer großen Liebe nach Juist zu bringen.

Da sie privat noch mit den sich widerstreitenden Gefühlen nach der Trennung von Ehemann Jörn kämpft und es eine Weile dauern wird, bis sie endgültig darüber hinweg ist, von ihm betrogen worden zu sein, kommt ihr die Gelegenheit gerade recht, zum Jahreswechsel für ein paar Tage auf die kleine Nordseeinsel zu reisen, um Elfriedes Wunsch zu erfüllen. Vielleicht bietet sich so außerdem die Gelegenheit, klarer in die Zukunft zu sehen.

Begleitet von den guten Wünschen ihrer besten Freundin Jana fährt sie gemeinsam mit Bobtail Einstein in den Norden und sammelt unterwegs Max ein, der „Irgendwohin“ reisen will. Ihre wage Vermutung festigt sich schnell: Sie ist Max bereits begegnet. Jahre zuvor hatte er Gitarre spielend und singend am Bett seiner sterbende Frau gesessen…


Bereits nach wenigen Seiten schafft es Anne Barns, mit „Bratapfel am Meer“ zu einem Herzensbuch zu werden. Zwar schlägt sie durchaus einige ernste Töne an, würzt diese aber mit einer Prise Humor und verwendet insgesamt einen gelösten Stil, um ihre Geschichte zu erzählen. Ihre warmherzige Schilderung, in der Emotionen nicht zu kurz kommen, gleichwohl niemals Überhand nehmen, nimmt einen nicht nur für das Geschehen und die Helden ein, sondern ebenso für die Insel Juist, die eine kleine, jedoch nicht unwesentliche Nebenrolle erhalten hat. So gelingt es, obwohl Juist lediglich vor dem inneren Auge erscheint, diese mit wunderbaren Beschreibungen in das Geschehen mühelos einzubinden, das Flair der Nordsee, der rauen Brandung und dem eisigen Wind in Zusammenspiel mit seinen Inselbewohnern spürbar werden zu lassen. Hier kennt im Grunde jeder jeden und Nachrichten verbreiten sich innerhalb kürzester Zeit.

Anne Barns Figuren haben einen hohen Identifikationsfaktor und sind aus dem Leben gegriffen. Sie agieren und kommunizieren miteinander, dass es eine Freude ist, sie zu beobachten und an ihrem Leben teilzuhaben. Familie, Liebe und Freundschaft spielen ebenso eine Rolle wie Trennung, Verlust und Trauer.

Nicht nur die Gefühle sind glaubhaft geschildert, die Autorin greift auch die mit der beruflichen Situation von Caro verbundenen Missstände, die die junge Frau sehr belasten, auf, ohne dabei mit der Holzhammermethode vorzugehen.

Neben den zwischenmenschlichen Begegnungen ist die Leidenschaft für das Backen fester Bestandteil des Romans. Und der Leser kann daraus unmittelbaren Nutzen ziehen: Die im Anhang befindlichen Rezepte sind in einem separaten Rezeptbüchlein veröffentlicht worden. (Ich lade euch übrigens herzlich ein, mich beim Ausprobieren eines Backwerkes heute Nachmittag zu begleiten.)

Bratapfel am Meer“ ist ein Buch der Wohlfühlmomente, das einen in eine kuschelige Wolldecke hüllt und am besten bei Kaminfeuer, Kerzenschein und einer Tasse Tee genossen wird.

"Am Ende ist es immer nur die Liebe, die zählt.“
(Seite 44)

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Ich danke der Autorin für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.