Sonntag, 28. Februar 2021

BÜCHERSONNTAG: Carlsen Challenge 2021 - Februar: Nordlichtglanz und Rentierglück

Sechs Wochen vor Weihnachten, der für sie schönsten Zeit des Jahres, wird Zoey Hartford ans Ende der Welt verfrachtet. Und das allein deshalb, weil ihr Vater sich mit den falschen Leuten angelegt hat. Nach der Aufnahme ins Zeugenschutzprogramm heißt sie nun Cora Bryce

In Null Komma Nichts aus dem feinen New Jersey ab ins eisige Finnland. Und vor allem: Willkommen in der Realität. Denn hier kann sich die Neunzehnjährige nicht auf die faule Haut legen, den halben Tag verschlafen und erwarten, von vorne bis hinten bedient zu werden. Das wird ihr ziemlich schnell klar (gemacht).

Zugegeben Glitzer gibt es hier auch: aus Schnee. Und heiße Typen ebenfalls. Wenn der nicht nur den Cousin mimen müsste und zudem ständig darauf pochen würde, dass Cora arbeitet und hilft, die Tiere zu versorgen. Denn die Gute ist auf der größten finnischen Rentierfarm gelandet. Und „Cousin“ Shane weiß sehr genau, wie er mit dem Prinzesschen umzugehen hat...


Nordlichtglanz und Rentierglück“ von Ana Woods ist keine tiefgründige Geschichte, sondern unterhält mit frischen, leicht flapsigem Charme, bei der der Kopf frei wird. Sie versprüht genügend knisternde Winter- und Weihnachtszauber samt Rentieren, Polarlicht und Santa Claus, ohne dabei zu kitschig zu sein (ein wenig ist ja erlaubt).

Eingebunden in eine wunderschöne Schneelandschaft schafft es die Autorin, auf unkomplizierte Weise Bilder und Momente hervorzubringen und mit offensichtlichem Vergnügen Romantik und Krimielemente mit einer Prise Humor zu mischen, kurzweilig darzustellen und Wohlbefinden zu verbreiten.

Bei ihrem entzückenden Paar ist natürlich von Anfang an klar, wohin die Reise geht. Aber es macht Spaß, die Entwicklung der recht streitbaren, wiederum empathischen, begeisterungsfähigen und letztlich liebenswürdigen Zoey zu beobachten, genauso wie Shane mit einem zupackenden Wesen überzeugt. Der junge Mann ist zwar gerade heraus, jedoch auch feinfühlig und in der Lage, Cora aus ihrem Schneckenhaus zu locken. Im Gegenzug hütet der Zwanzigjährige allerdings seine Vergangenheit, was wiederum die junge Frau anstachelt, diese zu ergründen.

So kabbeln sich die beiden, und fast unbemerkt stellt sich (nicht nur) bei Zoey Zuneigung ein. Für das Land, die Menschen. Für Shane. Nicht zu vergessen für die Mumins...


BÜCHERSONNTAG: Krone der Welt - Vorstellung

Das 16. Jahrhundert ist geprägt von Machtkämpfen, nicht nur um Land und Menschen. Die Auseinandersetzungen zwischen Katholiken und Protestanten um den wahren Glauben nehmen zu, bis sie 1618 einen Höhepunkt erreichen und den Dreißigjährigen Krieg einläuten.

1585 belagert der spanische Statthalter Alessandro Farnes Antwerpen und handelt mit den Stadtoberen einen heiklen Waffenstillstand aus: Alle Einwohner, die sich nicht zum katholischen Glauben bekennen wollen, müssen die Stadt verlassen. Zu ihnen gehört die Familie Aardzoon. Die Flucht nach Amsterdam gelingt. Doch dann kommt Vater Wim zu Tode, und Vincent und seine Geschwister Ruben und Betje sind auf sich allein gestellt. Werden sich ihre Träume in den Wirren der Zeit erfüllen?


Krone der Welt“ aus der Feder von Sabine Weiß ist ein opulenter historischer Roman, der am Beispiel von Amsterdam den Aufstieg einer Metropole im Spiegel der Geschichte erzählt und das Schicksal einer Familie zwischen Glaubenskämpfen und Machtspielen, Gewalt und Intrigen einbindet.

Dabei greift die Autorin wie in jedem ihrer Romane auf hervorragend recherchiertes Hintergrundwissen zurück. Historische Ereignisse und Gegebenheit werden gekonnt mit einem fiktiven Geschehen verknüpft und in Szene gesetzt, so dass es gelingt, Empfindungen jeglicher Couleur beim Lesern zu wecken.


BÜCHERSONNTAG: IMPRESS Challenge 2021 - Silvershade Academy. Verborgenes Schicksal

Ihre nächtlichen Albträume sind für die siebzehnjährige Genevieve sehr verstörend, sieht sie doch inmitten von Rauch und Feuer ihren eigenen Tod voraus. Ist das ein Grund, dass ihre Tante sie an die Silvershade Academy schickt? Für Eve ist dies nach unzählbaren Umzügen in zehn Jahren die 24. Highschool. Aber nicht nur die Tatsache, dass sie hier in einem Internat untergebracht ist, auch die anderen Schüler offenbaren sich bald als ungewöhnlich, ja sogar mysteriös. Tatsächlich ist Eve nämlich nicht mehr von Menschen, sondern von magischen Wesen umgeben. Sie selbst ist Nachfahrin eines alten Sehergeschlechts und erhält Dank ihrer Gabe Visionen von der Zukunft.

Mit Hilfe ihrer Großmutter lernt sie, ihre Fähigkeiten zu bündeln und zu beherrschen. Und zum ersten Mal in ihrem Leben hat Eve Gelegenheit, Freundschaften zu knüpfen, so dass sie mit der Zeit die Silvershade Academy als so etwas wie ein Zuhause empfindet.

Allerdings scheint gerade jetzt die Ordnung der gesamten magischen Welt in Gefahr. Überfälle auf andere Schulen und Entführungen von Schülern häufen sich. Eve sieht dies in Visionen, jedoch nicht immer stimmen diese.

Kann sie der Dämon Alistair auf ihrem Weg, Licht ins Dunkel zu bringen, unterstützen, auch wenn sie damit die wichtigste Regel der Schule bricht: „Lass dich nie auf einen Dämon ein!“?


Annie Laine greift in „Verborgenes Schicksal“, dem ersten Band der Dilogie „Silvershade Academy“, auf einen schlichten, gleichwohl ansprechenden jugendlichen Erzählton zurück, und nur wenige Längen – vor allem am Anfang – unterbrechen den ansonsten flotten Leserhythmus. Die Autorin gestaltet die Handlung zunächst bedächtig und fügt oft Eves Albträume ein. Zwar bleibt die magische Welt der Schule (noch) etwas blass, aber die Autorin füllt sie mit einem bunten Reigen magischer Wesen, der nicht allein Hexen und Elfen beinhaltet, sondern auch Sirenen und Dämonen.

Obwohl sich nach und nach mehr Dynamik entwickelt, vor allem zum Ende hin, ist diese weiter ausbaufähig. Ebenso dürfen Überraschungen und Wendungen im kommenden Verlauf optimiert werden.

Annie Laine stellt Eve in den Mittelpunkt des Geschehens und lässt sie die Ereignisse selbst schildern. Damit ermöglicht sie ein hautnahes Miterleben der Gedanken und Emotionen. Das junge Mädchen zeigt sich anfangs sehr verunsichert, nicht nur von ihren Träumen. Bislang hatte sie ihre Tante als alleine Kontaktperson. Neue Verbindungen oder gar Freundschaften konnte sie wegen der ständigen Wohnortwechsel nicht knüpfen. Nun scheint alles anders. Eve findet Freunde, die ihr hilfreich zur Seite stehen.

Das junge Mädchen muss es lernen, mit ihrer Gabe und der damit verbundenen Verantwortung umzugehen. Sie gibt ihr Bestes, überschätzt sich das eine oder andere Mal, versucht indes, aus ihren Fehlern und Schwächen Lehren zu ziehen und sich selbst treu zu bleiben. Das macht sie trotz ihrer magischen Fähigkeiten doch irgendwie menschlich, und sie gewinnt viele Sympathiepunkte.

Mit Alistair hat Annie Laine einen anziehenden Bad Boy kreiert, der es trotz seiner prägnanten Düsternis und seines noch schwer zu durchschauenden Verhaltens schnell in die Herzen der Leserinnen schaffen dürfte, mit der Hoffnung, ihn in der Fortsetzung auf der richtigen Seite anzutreffen.

3,5 Sterne


BÜCHERSONNTAG: Wen hat hier der Hafer gestochen?

Es könnte so schön sein…

Die zehnjährige Monka leitet mit Sarah, die seit kurzer Zeit mit ihrer Mutter auf dem Hof der Familie Winter wohnt und genauso pferdebegeistert ist wie sie, die Ponyschule. Die beiden haben alle Hände voll zu tun, besonders mit dem frechen Flex, der ein wahrer Ausbrecherkönig ist und immer wieder von der Weide ausbüxt.

Ansonsten freut sich Mo auf die Rückkehr ihrer Schulfreundin Charly. Vier lange Wochen hatte diese mit ihren Eltern auf der Insel Sylt verbracht und bislang weder Sarah kennengelernt noch von den Neuigkeiten gehört. Nun ist es endlich so weit, und Mo berichtet Charly von den wilden Ereignissen, die in den Sommerferien passiert sind.

Doch bevor auch Charly etwas von dem verlautbaren kann, was sie erlebt hat, werden Mo und Sarah von deren Mutter gebeten, sie auf den Fuchsenhof zu begleiten. Hier erwartet sie eine Überraschung: Ein wunderschönes, aber vollkommen verängstigtes Pony, dem anzumerken ist, dass es ihm bei den vorherigen Besitzern nicht gut ging. Es ist sofort klar, dass sie sich des schreckhaften Tieres annehmen wollen. Mo und Sarah sind Feuer und Flamme, das Vertrauen von Goldtänzer zu erlangen. Dabei vergessen sie völlig Charly, deren Eltern es zwar erlauben, dass Charly mit Mo und den Ponys Zeit verbringt, jedoch nicht, dass sie auf dem Winter-Hof reiten darf.

Als dann unerklärliche Dinge passieren und Charly in den Verdacht gerät, damit zu tun zu haben, wird die Freundschaft der Mädchen auf den Prüfstand gestellt...

Anne Wolf gelingt mit dem neuen Abenteuer in „Die Schule der kleinen Pony“ naht- und mühelos an den Vorgängerband anzuknüpfen. Auch „Wen hat hier der Hafer gestochen?“ lebt von seinem kleinen menschlichen und tierischen Helden und begeistert mit einer kindgerechten Sprache und einer ausgewogen erzählten Handlung, die aufregende Momente und jede Menge Spaß und Heiterkeit bereithält. Daneben vermittelt die Autorin wie nebenbei Alter wichtige Werte und Botschaften über Freundschaft und Zusammenhalt, Aufmerksamkeit und Zuhören, das Übernehmen von Verantwortung im behutsamen Umgang mit Tieren, soweit es das Alter zulässt, allerdings ebenso in der Beziehung zu seinen Mitmenschen, wenn Missverständnisse und Streitigkeiten Unfrieden stiften.

Abermals schaffen es Autorin Anne Wolf und Illustratorin Nadine Reitz, mit dem richtigen Maß für eine kindgerechte Darstellung, dass die Lesezeit wie im Fluge vergeht. Erneut geben fröhliche Überschriften über den kommenden Inhalt des jeweiligen Kapitels Auskunft. Das Geschehen bereichern viele kleine Wendungen, und nicht nur der Text ist in einem frischen Erzählton angelegt. Auch die liebevoll gezeichneten, zauberhaften Bilder tragen zur kurzweiligen Unterhaltung bei.

Am Ende darf noch ein Kreuzworträtsel gelöst werden, und Möhren-Muffins laden Groß und Klein zum Nachbacken und selbstverständlich auch Probieren der Köstlichkeiten ein.

Mit der Aussicht auf ein neues Abenteuer verlassen wir gern den Ponyhof der Familie Winter, bald werden wir sie alle „wiederlesen“.


Mittwoch, 24. Februar 2021

Frühlingsahnung

Das sind sie wieder. Unter der Schneedecke waren sie nicht zu sehen. Aber jetzt genießen die Winterlinge das Bad in der Sonne.



Die Primeln sind im Grunde das ganze Jahr unermüdlich am Blühen.

Und der erste Märzbecher zeigt ebenfalls sein Köpfchen.

So kann es weitergehen...


Sonntag, 21. Februar 2021

Jedes Jahr im Juni

Mit Sechzehn lässt Emmie Blue auf dem Hof ihrer Schule einen roten Luftballon steigen, der neben ihrer E-Mail-Adresse auch ein Geheimnis enthält, in der Hoffnung, dass ihn jemand findet und ihr antwortet.

Jetzt ist Emmie Blue dreißig, und ihr bester Freund Lucas, der eben jenen Ballon damals an einem Strand in Frankreich entdeckt und ihr geschrieben und sie daraufhin persönlich kennengelernt hat, bittet sie, seine Trauzeugin zu sein. Die beiden verbindet nicht nur eine innige und intensive Freundschaft, sie haben auch am selben Tag Geburtstag. Und Lucas' Eltern und sein drei Jahre älterer Bruder Eliot waren in den letzten Jahren mehr Familie für sie, als es ihre Mutter jemals sein wird. Was Lucas nicht ahnt: Emmie ist verzweifelt in ihn verliebt und hofft und wartet bislang geduldig darauf, dass er erkennt, der Richtige für sie zu sein. Nicht allein für diesen Traum hat sie ihr eigentliches Leben vernachlässigt. Sie fühlt sich winzig klein, bedauernswert, bedeutungslos, arbeitet als unterbezahlte Küchenhilfe in einem Hotel und wohnt zur Untermiete bei einer alten Dame.

Obwohl sie tief in sich drin weiß, dass sie aus hartem Holz geschnitzt ist. Und dass sie ihre Angelegenheiten selbst in die Hand nehmen muss.

Denn nicht ohne Grund sagt ihr Eliot: „… wenn du … dich stattdessen zurücklehnst und darauf wartest, dass irgendjemand – irgendetwas – sie für dich regelt, bist du irgendwie verloren.“ (Seite 103)

Lia Louis hat es mir mit ihrem Debüt "Jedes Jahr im Juni" am Anfang nicht leicht gemacht. Ihre Heldin, die von der Erfüllung der großen Liebe zu ihrem besten Freund Lucas träumt, zeigt sich allzu unsicher für eine Dreißigjährige, und die Handlung verlor sich ohne deutbare Struktur in den Gedankengängen der jungen Frau.

Doch ich bin froh, dass ich mich vom ersten Eindruck nicht täuschen lassen habe. Letztlich erweist sich die Geschichte von Emmie Blue auf der Suche, die aus ihrer Ich-Position heraus erzählt wird, nicht nur als bezaubernd und gefühlvoll, unbeschwert und zugleich ergreifend geschrieben, sondern ist ebenso ein mit viel Romantik, freundlichem Humor, einem Hauch Melancholie und einer maßvollen Tiefe versehendes Lehrstück darüber, dass das Leben und die Liebe nicht planbar sind und Überraschungen manchmal unerwartet, indes nicht unwillkommen eintreffen.

Emmie Blue hat in den letzten Jahren einiges meistern müssen: Ein traumatisches Erlebnis, das ihre Existenz auch nach vierzehn Jahren immer noch bestimmt. Ein schwieriges Verhältnis zu ihrer Mutter. Die Suche nach ihrem unbekannten Vater. Trotzdem ist sie äußerst bodenständig und zu jeder Zeit hilfsbereit, besonders wenn Lucas sie braucht. Aber sie muss ihr Selbst finden und ihren Wert erkennen und erst lernen, Dinge einzufordern und mit Enttäuschungen abzuschließen. Nur so wird der Weg frei für die Liebe und das eigene Glück.

Es macht den Reiz der Lektüre aus, Emmie dabei in der Gegenwart und während der Rückblicke in die Vergangenheit zu begleiten. Außerdem entpuppen sich all jene liebenswerten, keinesfalls fehlerlosen Charaktere, die mit Witz und Weisheit Gefährten auf die eine oder andere Art von Emmie sind und werden, als wundervoll. Jeder von ihnen – ob nun Lucas, Eliot, Rosie, Fox oder Louise – füllt eine besondere Rolle aus, die zum Gelingen einer feinsinnig und herzenswarmen Geschichte beitragen.

4,5 Sterne


Mittwoch, 17. Februar 2021

Zuckersschnutentag

Im August sah es ja nicht so aus, aber ich bin glücklich, dass du das Tief überwunden und nach wie vor Freude am Leben hast.


Gratulation zum 33. Geburtstag, meine Schöne!

Wir zwei sind nach wie vor ein großartiges Team.

Montag, 15. Februar 2021

Sonne und Schnee...

... so gefällt mir der Winter.





Sonntag, 14. Februar 2021

Elladur. Das Erwachen

Seit ihr Vater sie in die Obhut des Königs gegeben hat, trägt Liya eine nicht unbeträchtliche Last auf ihren 18-jährigen Schultern, ist sie doch Kämpferin, jüngste Beraterin, Abgesandte und auch Spionin des Herrschers von Namoor. Das Mädchen verfügt über zahlreiche Fähigkeiten,die ihr bei der Durchführung heikler Missionen zugute kommen. Dazu gehört ebenso, dass sie Magie wirken kann, diese Gabe verbirgt sie allerdings, weil die Ausübung in ihrem Land verboten und allein den Mitgliedern der Magiergilde vorbehalten ist.

Mit dem Auftauchen eines in der alten, fast vergessenen Sprache verfassten Pergamentes kündigen sich Veränderungen an, die nicht nur die Welt von Liya aus den Angeln hebt. Denn es offenbart Wissen aus dem einstigen magischen Reich Elladur, das nicht mehr existieren soll.

Überraschend ist auch die Verlautbarung des Fürsten Jadmar von Eryon, seine Tochter mit dem gerade gekrönten König des seit dem großen Krieg vor einhundert Jahren verfeindeten Dar’Angaar verheiraten zu wollen. Überdies gibt es Bestrebungen im eigenen Land, König Louis vom Thron zu verdrängen. Dieser handelt und schickt Liya zunächst nach Dar’Angaar.

Auf dem Weg dorthin ist Liya nicht nur einmal gezwungen, ihre Gabe einzusetzen, und so wächst diese in erheblichem Maße. Außerdem entdeckt sie mit Bestürzung, dass der feindlichen König kein geringerer als Haydn, ihr ehemaliger Geliebter, ist. Geht von Dar’Angaar jedoch wirklich die größte Bedrohung aus? Es zeigen sich nämlich bald wesentlich besorgniserregende Gefahren, als sich unerklärliche Vorfälle ereignen und schreckliche Kreaturen erscheinen. Sind sie die Vorboten jenes dunklen Königs, der gestaltlos und in der Finsternis an der Pforte in jener Welt hinter dem Band gemäß der Prophezeiung auf seine Rückkehr wartet?


Angie Delazi legt mit dem ersten Band ihrer Elladur-Trilogie „Das Erwachen“ das Debüt für eine High-Fantasy-Geschichte vor, bei der die Schreibleistung der Autorin unbedingt zu loben ist. Das von ihr anschaulich entworfene Weltengefüge, in dem eine mittelalterliche Umgebung und ein politischen durchdachtes System auf technisierte Objekte treffen, erweist sich als neu und komplex und überzeugt im Großen und Ganzen mit einem soliden Aufbau.

Die Autorin beweist ihre Fähigkeit zu einer versierten, mit einprägsamen Bildern versehenen Darstellung, der eine besondere Faszination innewohnt, wenngleich auch anzumerken ist, dass die Gewichtung der Beschreibung im Einzelnen des Öfteren nicht stimmig wirkt. Darüber hinaus ist die sprachliche Ausgewogenheit nicht beständig, treten doch ausdrucksstarke, fesselnde Episoden neben jene, die zu unersichtlich und bedeutungslos in die Länge gezogen oder gar inhaltsleer sind. Eine Komprimierung und Straffung hätte manchen Szenen gut getan wie anderen Schilderungen mehr Ausführlichkeit und Tiefe. Während zwischenmenschliche Beziehungen mit dynamischer Vehemenz stattfinden, fehlt es beispielsweise Kampfszenen oft an Können, Kraft und Erfahrung, um einprägsam zu sein und den erforderlichen Nachhall zu erzeugen.

Insgesamt gelingt es der Autorin aber, durch die Einbindung gängiger Konflikte um die Macht, Verschwörungen und Winkelzüge mit einem bemerkenswerten Spannungsbogen aufzuwarten. Auch die bis zum Schluss undurchschaubaren Rätsel und Geheimnisse um vergangenes Wissen, das gemeinsam mit den Protagonisten der Geschichte erst erforscht werden muss, halten die Lebendigkeit hoch und tragen trotz der genannten Schwächen sicherlich zu einer beachtlichen Unterhaltung bei.

Angie Delazi fokussiert sich in ihrer perspektivischen Erzählweise aus Sicht von Liya vor allem auf ihre Heldin und charakterisiert diese umfassend und mit viel Leidenschaft. Dadurch können deren vorhandenen Eigenschaften und Emotionen nachempfunden werden, wenn Liya sich im Widerstreit zwischen den verantwortungsvollen Pflichten und ihren Wünschen und Hoffnungen, Liebe und Freundschaft sieht und sich trotz ihrer gefestigten Position gleichwohl mit Ablehnung und Misstrauen auseinandersetzen muss und ihre Entwicklung inmitten einer detaillierten Figurenschar noch lange nicht abgeschlossen ist.

Das nächste fantastische Abenteuer wartet, nicht nur auf Liya. Die im Verborgenen liegenden Hintergründe gilt es in Band zwei hoffentlich bald zu untersuchen.

3,5 Sterne


Montag, 1. Februar 2021

Helenes Versprechen - Frauen und (Medizin)Studium

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Heute ist es eine Selbstverständlichkeit, dass Frauen studieren. Doch 800 Jahre hat es gedauert, bis sie an deutschen Hochschulen zum Studium zugelassen wurden. Denn als im 12. Jahrhundert die ersten Universitäten entstanden, waren diese den Männern vorbehalten, und erst in der Zeit zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert begannen die verstärkten Bemühungen um die Zulassung von Frauen zum Studium. Obwohl Studieren den Frauen an sich nicht verboten war, fehlte es vielen an der entsprechenden Vorbildung, und zum anderen gab es keinen Anreiz dafür, zumal die Frauen kaum eine berufliche Zukunft hatten, das Erlernte auch einsetzen zu können. Ausnahmen existierten, wobei es sich um Frauen aus privilegierten Familien handelte.

Im 19. Jahrhundert sträubte sich Deutschland nach wie vor gegen studierende Frauen, während 1830 in den USA (private) Women's Colleges gegründet und 1840 in der Schweiz als eines der ersten europäischen Länder das reguläre Studium für Frauen eingeführt wurde. Eine stärker werdenden Frauenbewegung rückte die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen studieren, mehr in den Bereich des Möglichen. Deutschland erlaubte den Frauen die Gasthörerschaft an einer Universität, gleichwohl blieb das Kaiserreich Schlusslicht in Europa und öffnete die Hochschulen in Gänze erst mit Beginn des 20. Jahrhunderts.

Hinsichtlich eines Medizinstudiums hatte der Bundesrat 1899 beschlossen, dass Frauen im Deutschen Reich offiziell zugelassen werden durften, sofern sie die entsprechenden Voraussetzungen (Abitur) nachwiesen. Der jahrzehntelange Kampf endete im März 1901, und 1906 wurde mit Anna Martha Kannegießer in Heidelberg die erste Frau promoviert. Trotzdem bemängelten viele Männer die Fähigkeiten der Frauen und ihre Intelligenz, weil sie wohl die Konkurrenz der weiblichen Studierten fürchteten.

Aber Frauen bewiesen in der Vergangenheit, dass sie in der Lage sind, die geistigen und körperlichen Herausforderungen eines Medizinstudiums und die darin gestellten Anforderungen zu meistern.

Mit Artikel 109 in der Weimarer Reichsverfassung wurde 1919 wurde das Frauenstudium endgültig manifestiert: „Alle Deutschen sind vor dem Gesetz gleich. Männer und Frauen haben grundsätzlich die gleichen staatsbürgerlichen Rechte und Pflichten“.


Beate Rösler beschreibt in ihrem Roman am Beispiel von Helene Bornstein nicht nur das Schicksal einer jungen Frau, die anstelle ihres desinteressierten Bruders Medizin studiert, sondern das einer jüdischen Ärztin in der Zeit von 1925 bis 1947 und beleuchtet damit ein weiteres dunkles Kapitel des Nationalsozialismus. Jüdische Ärzte wurden systematisch ausgegrenzt, entrechtet und verfolgt. Zunächst entzog ihnen die Verordnung vom 22. April 1933 die (Kassen)Zulassung. Auf Grund der 1935 erlassenen Reichsärzteordnung wurde den jüdischen Medizinstudenten die Approbation verwehrt, und 1938 den verbliebenen über 3.000 jüdischen Ärzten entzogen. Nur wenige konnten als sogenannte „Krankenbehandler“ eine medizinische Versorgung vornehmen.

Die meisten der in Deutschland verbliebenen jüdischen Ärzten wurden jedoch auch wie ihre Patienten deportiert und starben in Konzentrationslagern. Von den 1.000 Ärzten in Theresienstadt überlebten nur wenige.

Vielen gelang es, mit Hilfe von Freunden in Verstecken bis Kriegsende auszuharren. Anderen wiederum gelang die Flucht. Es wird davon ausgegangen, dass von den ca. 5.000 bis 6.000 emigrierten jüdischen Ärzten ungefähr 3.000 in die USA übersiedelten und beruflich neu starten konnten, wenn auch mit oftmals mit erheblichen Schwierigkeiten. Auch hiervon berichtet „Helenes Versprechen“…

 

Um ihren Sohn zu retten, muss sie sich von ihm trennen

New York, 1947: Die in die USA emigrierte Kinderärztin Helene Bornstein sieht nach beinahe zehn Jahren ihren Sohn Moritz wieder. Damals hatte sie ihn mit einem Kindertransport aus Frankfurt fortgeschickt. Jetzt ist Moritz seiner Mutter fremd geworden, aber ihr Versprechen hat er nie vergessen. Gelingt es den beiden, wieder zueinander zu finden? Und wird Helene Fuß in New York fassen, obwohl sie die Kinder, die ihr während des Krieges anvertraut worden waren, nicht vergessen kann? Da trifft sie eines Tages Leon, ihre erste Liebe, wieder.

Ein bewegender Roman – inspiriert von der wahren Geschichte einer jüdischen Kinderärztin (Quelle: Verlag)



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Erschienen ist der Roman im Aufbau Verlag. Die Blogtour wurde organisiert von der Netzwerk Agentur Bookmark.