Donnerstag, 30. April 2020

Hetty Flattermaus fliegt hoch hinaus


Hetty Flattermaus, die eigentlich Henriette Penelope heißt, hat einen Traum: Sie möchte den großen Schlosspark erkunden und wünscht sich Freiheit und Abenteuer. Das winzige, nur haselnussgroße Hummelfledermausmädchen ist ungestüm und unerschrocken und sehr neugierig. Wenn ihre Mutter, die sie heiß und innig liebt, doch nicht immer tausend Tode sterben würde, sobald das Töchterlein nicht bei ihr ist. Ja, Hulda ist ungemein auf Sicherheit bedacht, um Hetty vor Gefahren zu beschützen. Ihre Zuneigung und ihre sorgenvollen Ängste sind so stark, dass sie das furchtlose Töchterlein förmlich erdrückt und sie in ihrem Drang nach Freiheit unbemerkt einschränkt. Allerdings ist Hetty sehr gewitzt und trickst ihre Mutter, die sie mit einem Ultraschall-Peilsender zur Kontrolle ihres Standortes ausgestattet hat, aus. Und eines Tages ist die Gelegenheit da, und Hetty geht endlich auf heimliche Entdeckungsreise.


Annette Roeder hat mit „Hetty Flattermaus fliegt hoch hinaus“ den ersten Band der Reihe um die kleine Fledermaus Hetty geschrieben, der sowohl zum Vorlesen als auch für die Lektüre eines Erstlesers prima geeignet ist. Denn die Geschichte wurde in kindgerechter Sprache verfasst und mit witzigen Reimen und Wortschöpfungen versehen, auch wenn die lustigen Stellen nicht immer gelungen sind und auf Grund ihrer Länge gelegentlich zu sehr gewollt wirken. Befremdlich für Erwachsene dürfte sein, dass Hetty ihre Mutter anlügt, es jedoch zu keinem Zeitpunkt zu einer Entschuldigung kommt. Darin liegt wahrscheinlich eine deutliche Erwartungshaltung der Großen, die die Kleinen selbst nicht so empfinden und bietet insofern durchaus Möglichkeiten der Diskussion.


Manchmal fehlt beim Hettys Abenteuern das Prickeln. Aber Kinder, die es etwas ruhiger mögen, kommen hier auf ihre Kosten.


Hervorzuheben ist, dass die Autorin zeitgenössische Probleme wie Mobbing und Helicoptermütter in ein passendes Gewand gekleidet hat, ohne Kinder zu überfordern. Und auch die Themen wie Freundschaft, Hilfsbereitschaft, Vorurteile und die Hoffnung, mehr Selbständigkeit zuzulassen und die Welt mit offenen Augen zu betrachten, dürften bei Kindern auf positive Resonanz stoßen.

Erwähnt werden sollen zudem die von der Autorin eingebundenen exakten naturkundlichen Informationen zu Fledermäusen und sonstigem Getier.


Zu guter Letzt macht der Bilderreichtum die „Hetty“ zu einem besonderen Erlebnis. Die schönen und mit vielen Details ausgestatteten Illustrationen von Julia Christians sind wahrlich ein Augenschmaus, prägen den guten Gesamteindruck und begeistern damit Klein und Groß.
  

Dienstag, 28. April 2020

IMPRESS Challenge 2020 - April


In den Zeiten von "Bleib Zuhause" gehöre ich zu denjenigen, die arbeiten. Denn mit einem eigenen Büro lassen sich die Abstandsregelungen realisieren. Und wenn ich will, gehe ich in den "Garten". Sowieso ist das...


... mein täglicher Ausblick, und ihr könnt sicher nicht sagen, dass sich der nicht sehen lassen kann.


Wenn ich möchte, suche ich mir in der Pause ein Plätzchen für meine neue Lektüre "Schneeweiße Rose" von Jennifer Alice Jager. Es ist eine Adaption eines bekannten Grimmschen Märchens, und das lese ich als Märchenfreundin sehr gerne.


Übrigens gibt es hier auch immer mal wieder einen Gast. In dem Moment allerdings auf dem Rückzug...



Sonntag, 26. April 2020

Frühlingsglück...


... im Garten vor dem Haus.







Freitag, 24. April 2020

Von der Liebe umarmt

Für drei Wochen besucht die erfolgreiche Theaterproduzentin Grace Montgomery ihre ehemalige Heimat Oak Falls in Virginia. Sie will ein paar Tage zur Ruhe kommen und zudem im Buchladen ihrer Schwester Amber eine Schreibwerkstatt leiten.

Unmittelbar nach ihrer Ankunft erblickt sie IHN in der Nacht auf einem Pferd und stolpert am folgenden Morgen auf der Veranda ihrer Eltern über IHN: Reed Cross, den sie keineswegs wiedersehen wollte, denn vor zehn Jahren verband sie mit dem attraktiven Mann die erste - allerdings geheime - Liebe ihres Liebes. Als Grace die Kleinstadt und das damit verbundene Landleben verließ, um Karriere zu machen, hatten sich die beiden getrennt. Außerdem Reed war unmittelbar danach aus Oak Falls weggegangen und wurde zu einem anerkannten und erfolgreichen Denkmalpfleger. Als sein Onkel einen Herzinfarkt erleidet und seine Beziehung wegen Untreue seiner Freundin scheitert, bricht Reed alle Brücken hinter sich ab und kehrt für immer nach Oak Falls zurück.

Sofort flammen die Gefühle von einst wieder auf. Doch Grace wehrt sich dagegen, will sie dem Charme von Reed nicht erneut verfallen. Der hingegen erkennt, dass sich ihr die Gelegenheit bietet, der einzigen Frau, die er aufrichtig geliebt hat und nie vergessen konnte, wieder nahe zu sein...


Mit „Von der Liebe umarmt“ beginnt Melissa Foster ihre Reihe um die Familien Montgomery und Braden, die in Oak Falls und Pleasant Hill wohnen, und erweitert damit ihr Love-in-Bloom-Universum um neue liebenswerte Charaktere. Im Mittelpunkt stehen große Familien, deren Mitglieder charismatische und leidenschaftliche Persönlichkeiten sind, bei denen die durchaus vorhandenen kleinen Fehler wenig ins Gewicht fallen.

Oak Falls ist das Zuhause der Mongomerys: Mutter Marilynn und Vater Cade hatten hier viel Freude mit dem Aufziehen ihrer sieben komplizierten und oft wilden Kindern Grace, Amber, Brindle, Pepper, Sable, Morgyn und Axsel. Vergessen sei auch nicht der bunte Reigen aus Freunden und Nachbarn.

Sie alle agieren harmonisch miteinander. Vor allem zwischen Grace und Reed stimmt die Chemie, und sie begegnen den emotionalen Herausforderungen mit außergewöhnlicher Hingabe.

Die achtundzwanzigjährige Grace Montgomery hat in den letzten zehn Jahren viel erreicht. Sie schreibt und produziert mit viel Energie und Engagement Stücke für Off-Broadway-Theater in New York. Zwar vermisst sie ihre Familie, aber nach Oak Falls möchte sie nicht zurückkommen und nie wieder ein Kleinstadtmädchen sein, das dem gedehnten Südstaatenakzent frönt und die typischen Kleidungsstücke – Jeansshorts mit Cowboystiefeln – trägt.

Sie ist sehr selbstsicher und versteckt ihre weiche, feminine Seite sowie das Bedürfnis nach Liebe und Fürsorge hinter einer stählernen Fassade. Grace wirkt wie ein wandelnder Gegensatz von Zärtlichkeit und Stärke und setzt dem Werben von Reed enormen Widerstand entgegen. Sie weicht seinem Drang, die Dinge beim Namen zu nennen, aus, kann sich indes ihm als Mann – wie damals – nicht entziehen.

Reed Cross wollte Oak Falls nie verlassen, hat es jedoch getan, weil ihm nach der Trennung von Grace das Leben dort nicht mehr erstrebenswert erschien. Nun jedenfalls brauchen sein Onkel Roy und seine Tante Ella, die ihn nach dem Tod der Mutter und dem Weggang seines Vaters adoptiert haben, nicht nur seine Hilfe bei der Übernahme von Renovierungsarbeiten, sondern seine persönliche Situation bietet ihm einen Neuanfang in Meadowside. Reed zeigt sich als ehrlich und beschützend. Er setzt auf Kommunikation, ist entschlossen und weiß, was er will.

Zu Melissa Fosters Vorzügen gehört es, eine angenehme Hintergrundszenerie mit detaillierten Bildern und einprägsamen Menschen zu gestalten. Oak Falls ist ein Ort, der eine vorstellbare Heimat bietet. Auch ihre sympathische Art des Erzählens, die erquickliche Schilderung erotischer Momente bringen wie immer Lesefreude. Leider verliert sich die Autorin in der Darstellung der Gefühle, und die Intensität der Beschreibung der Gedankenwelt ihrer Hauptfiguren nimmt überhand. Außerdem läuft einfach alles zu glatt, Hindernisse und Auseinandersetzungen sind minimal gesetzt. Ein vermeintlicher Konflikt entpuppt sich als zu schnell gelöst und im Grunde nicht als spannungsfördernd.

Davon einmal abgesehen, trifft „Von der Liebe umarmt“ das Wesen einer romantischen, sinnlichen und herzlichen Geschichte und ist darum empfehlenswert.

3,5 Sterne


Montag, 20. April 2020

Neues vom Pferdehof - Rosa Rausch


Den Pferden ist es egal.




Aber ich freue mich jedes Jahr auf die Blüten der Zierkirsche,
die die Idylle am kleinen Teich des Pferdehofes verstärkt.


Sonntag, 19. April 2020

Die Trossfrau

Magdalena wird als Tochter eines Hufschmiedes ungefähr anno 1600 geboren. Sie hat keinen leichten Stand in der Familie, nachdem ihre beiden Brüder früh sterben, und sie bekommt zusätzlich den Unmut zu spüren, dass sich kein Mann für sie finden lässt, der ihr zeigt, wo ihr Platz ist. Magdalena mag sich nicht mit der ihr zugedachten Frauenrolle arrangieren. Vielmehr beweist sie Geschick, allein durch die Beobachtung ihres Vaters bei der Arbeit kann sie selbst Pferde beschlagen. Als sie dies eines Tages beim Tier des durchreisenden Junkers Leonhart tut, eskaliert die Situation: Magdalena, die zuvor schon von allen misstrauisch beäugt wurde und selbst bei den Eltern auf Unverständnis und Ablehnung stößt, muss den Hof verlassen. Ein hartes Los für die junge Frau. Sie wird unmittelbar hineingezogen in das kriegerische Treiben, denn ab 1618 hält der Dreißigjährige Krieg ganz Europa in seinem Griff.

Magdalena hat Glück im Unglück. Sie wird von eben jenem Junker Leonhart, der sie die nächsten Jahre auf die eine oder andere Weise begleitet, mitgenommen in eine ungewisse Zukunft. Sie schließt sich als Marketenderin einem Soldatentrupp an und gerät in die unaufhaltsam schwelenden Konflikte der damaligen Zeit. Ihr Schicksal ist nun vom Krieg abhängig, und sie lernt neben Unheil und Verlust auch Freundschaft und Liebe kennen.


Carmen Mayers Heldin in „Die Trossfrau“ ist ein junges Mädchen aus dem einfachen Volk, das ihr Leben in die eigenen Händen nehmen und einiges ertragen muss, als sie vom Vater des Hauses verwiesen wird. Magdalena begreift früh, dass sie sich keinesfalls an die Vorgaben der Männer halten will, die ihr ein Dasein als unterwürfiges, gehorsames Weibsbild aufzwängen wollen. Weil sie viel mehr als das kann. Ob es realistisch ist, dass Magdalena sich Rechnen und Lesen heimlich beibringt, mag dahingestellt bleiben. Dass sie sich eine andere Existenz als die ihr zugedachte wünscht, ist verständlich. Magdalena sieht sich als eine junge Frau, die zur falschen Zeit am falschen Ort geboren wurde. Gleichwohl versucht sie, nicht nur den Kopf hoch zu halten und zu dem zu stehen, was sie denkt, sondern auch dem Leben ein paar Glücksmomente abzuringen. Dies ist wahrlich ein schwieriges Unterfangen.

Europa blutet. Die Katholische Liga und Protestantische Union stehen sich gegenüber, und die Menschen werden aufgerieben im Kampf der Mächtigen um den „wahren“ Glauben. Die Schilderung der Autorin ist schnörkellos, geradezu und überzeugend. Durch die Einbindung des historischen Hintergrundes vermittelt sie ein greifbares Bild von Gewalt, Gräuel und Schrecken, denen die Menschen ausgesetzt sind. Wesentliche Ursachen und Ereignisses des Dreißigjährigen Krieges werden angesprochen und gut in die Handlung eingebunden, muten allerdings vereinzelt etwas sachlich an. Trotzdem erlauben sie einen Einblick in das Geschehen, insbesondere durch die Kumulierung auf das Trossleben und damit diejenigen Menschen, die mit den Heeren ziehen und sich um die Verpflegung der Männer kümmern und die Verwundeten versorgen. Sie sind so etwas wie die friedliche Seite des Krieges. Obwohl dieses Dasein anstrengend, entbehrungsreich und roh ist, schafft es außerdem ein gewisses Maß an Sicherheit in einer aufeinander angewiesenen Gemeinschaft und sorgt für ein Auskommen. Ja, es bleibt auch Gelegenheit für Freundschaften und die Liebe. Indes wirken Gefühle oft ein wenig zurückhaltend und aus der Distanz betrachtet.

Neben dieser Schilderung thematisiert Carmen Mayer Aberglauben und Hexenverfolgung. Magdalena wird auf Grund ihrer Andersartigkeit mit dem Vorwurf, eine Hexe zu sein, konfrontiert. Die Autorin zeigt jedoch auch am Beispiel des Junkers Leonhart, dem Magdalena im Laufe der Jahre immer wieder begegnet, dass es erbitterte Gegner solcher Anschuldigungen gibt.

Die Trossfrau“ ist ein treffendes Beispiel für ein Frauenschicksal im Dreißigjährigen Krieg und belegt einmal mehr die Sinnlosigkeit von gewalttätigen Auseinandersetzungen, nicht nur in Bezug auf Glaubensfragen.


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Erschienen ist das Buch im Maximum Verlag, dem ich für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares danke.

Freitag, 17. April 2020

Die Ersten

Gestern habe ich sie entdeckt: 


Die ersten Blüten meiner Sauerkirsche sind da.


Wenn das alles Kirschen werden...

Donnerstag, 16. April 2020

Wie viele willst du töten


Ellery Hathaway ist Polizistin im verschlafenen Woodbury. Ihre Entscheidung, dort zu leben, kommt nicht von ungefähr. Vor vierzehn Jahren wurde sie vom Serienmörder Francis Michael Coben verschleppt und sollte sein siebzehntes Opfer werden. Sie ist die einzige, die dessen Grausamkeiten überstanden hat und gerettet werden konnte.

Als innerhalb von drei Jahren jedes Mal um ihren Geburtstag herum Menschen aus der Stadt verschwinden, und sie Glückwunschkarten erhält, befürchtet Ellery, dass – obwohl sie ihren Vornamen und ihre Haarfarbe änderte – jemand ihr Geheimnis kennt und dass auch zwischen den Entführungen ein Zusammenhang bestehen muss. Gehör findet sie bei ihrem Vorgesetzten nicht, zumal von den vermissten Personen keinerlei Spuren zu finden sind. Nun naht wieder ihr Geburtstag, und Ellie vermutet, dass es eine erneute Entführung geben wird. Sie wendet sich an Reed Markham, jenem Special Agent des FBI, der sie damals aus ihrem Gefängnis, einem Wandschrank, befreit und somit gerettet hat, dem sie vertraut und ebenso zutraut, sie zu unterstützen, mit seinem Fachwissen die Wahrheit aufzudecken.


Joanna Schaffhausen überzeugt in “Wie viele willst du töten” mit einer gut ausgearbeiteten Geschichte, die atmosphärisch dicht, aber auch mit Düsternis erzählt wird und geschickt aufgebaut ist. Während wir zu Beginn gemeinsam mit einer unbekannten Person aus der Entfernung die Entführung beobachten, hält sich die Autorin im Verlauf des Geschehens mit detaillierten Angaben zurück. Lediglich die Fakten, dass Ellery, die einst Abigail hieß, verschleppt und gefoltert wurde, legt sie offen. Was genau der Serienmörder Coben ihr angetan, was sie so verändert hat, bleibt wage, rätselhaft und im Dunkeln. Weiter wissen wir nur, dass sie gerettet wurde. Doch wurde sie das wirklich? Wir sehen die Narben an ihren Handgelenken und ahnen, dass die Realität dessen, was passiert ist, außerordentlich erschütternd sein muss und bekommen Spielraum für eigene Interpretationen, inwieweit sich die Ereignisse vor vierzehn Jahren auf Ellies geistige Gesundheit ausgewirkt haben.

Ellery ist verschlossen und zurückhaltend, von ihrer Vergangenheit weiß hier in Woodbury niemand etwas. Sie scheut Kontakte außerhalb der Arbeit und pflegt ledigleich wenige Beziehungen, wie die zu Bump, ihrem Hund, und einem Mitarbeiter des Tierheims, aus dem Bump stammt.

Trotz ihrer unzweifelhaft wegen des in der Jugend erlittenen Schicksals vorhandenen psychischen Probleme ist die junge Frau eine glaubwürdige Heldin, die ihre Dämonen der Vergangenheit in ihrem stillen einsamen Haus mit den zugenagelten Wandschränken hartnäckig in Schach zu halten versucht. „Sie ist wie eine Soldatin, die aus dem Krieg heimgekehrt ist… Sie ist stark. Angeschlagen. Erstaunlich witzig, wenn sie sein will.“ (Seite 143)

Reed Markham ist nach all den Jahren immer noch stolz darauf, dass er Ellie aus Cobens Fängen befreien konnte. Indes die Gegenwart sieht eher traurig aus. Seine Ehe ist gescheitert und nach einem fehlerhaften Profiling mit fatalen Folgen wurde er beurlaubt. Seine Unsicherheit, wieder zu versagen, verbirgt er, will er Ellie - auch wegen ihrer besonderen Beziehung – helfen und zugleich erfahren, was aus ihr geworden ist.

Schnell wird klar, dass viele Dinge nicht so sind, wie sie scheinen. Die Jagd nach dem Killer, die Geheimnisse und verschiedenen Möglichkeiten weiß Joanna Schaffhausen wendungsreich und mit langsam, stetig ansteigendem Spannungsbogen in Szene zu setzen.

"Wie viele willst du töten" erweist sich als faszinierende komplexe psychologische Studie, die sich vor allem auch einmal mit den Auswirkungen eines Verbrechens beschäftigt.

Mittwoch, 15. April 2020

Kleines Fotorätsel am Mittwoch

Kommt etwas näher heran.


Da blühe ich...


... wie eine kleine Sonne.


Wisst ihr, wie ich heiße?


Dienstag, 14. April 2020

Die letzte Dichterin

Mina Fabelreich ist Dichterin und Geschichtenerzählerin aus Leidenschaft und hofft darauf, eines Tages in Fernab, jener Stadt in Phantopien, in der die letzte Magie des Landes zu Hause ist, auftreten zu können. Zu ihrer Freude erhält sie tatsächlich eine Einladung zum Dichterwettstreit, den Königin Malwine Wüstenherz ausrichtet. Lediglich finden muss sie die Stadt, die für alle Fremden unsichtbar ist. Der jungen Frau wird bald klar, dass sie ihr Ziel nur in Begleitung von Schatzsucher Finn Minengräber, der seine eigenen Träume hat, gelangen kann und macht sich gemeinsam mit ihm auf den Weg. Werden sich in Fernab die Wünsche der beiden erfüllen?


Die letzte Dichterin“ von Katharina Seck ist eine fantastische Geschichte, die einen durch die Schilderung aus wechselnden Blickpunkten von Anfang an in das Geschehen einbindet, obwohl sie im Großen und Ganzen eher mit leisen Tönen daherkommt und erst im letzten Drittel mit überraschenden, lebhaften und intensiven Szenen aufwartet.

Die Autorin beweist mit ihrer Idee eines Phantopiens, dem die Magie verloren geht, Kreativität. Die Veranschaulichung einer Welt und ihrer Bewohner, zeugt von Vielfalt, hätte allerdings durchaus ab und an umfassender gestaltet werden können. Es ist jedoch eine Freude, der detaillierten, bildintensiven und stimmungsvollen Erzählweise zu folgen, die sich in einem poetischen und atmosphärischen Rahmen nicht nur ihrer Heldin Minna widmet.

Hervorzuheben sind die sorgfältig entwickelten Charaktere der Geschichte, zu denen insbesondere die ehrgeizige Königin gehört, die anfangs mit einer Darstellung als das personifizierte Böse auftritt und im Verlauf des Geschehens aufschlussreiche Facetten offenbart.

Daneben begeistert Minna mit ihrer Leidenschaft und ihrem Enthusiasmus für das Dichten, ihrer Zurückhaltung und ihrem Bestreben, mit ihrer Kunst bei den Menschen etwas zu auszulösen. Sie kann ihre Zuhörer in den Bann ziehen, weil sie über eine besondere Form von „Magie“ verfügt. Für ihren Begleiter Finn verkörpert sie die Hoffnung, dass die alten Werte Phantopien nicht gänzlich untergegangen sind. Dass es noch Menschen gibt, denen es Ansehen und Reichtum nicht wichtig sind, denen es gleich ist, ob ihr Spiegelbild attraktiv oder unvollkommen ist, die nicht mitleidig auf verkrüppelte Menschen wie ihn herabsehen. Minna zeigt, dass Geschichten und alte Bücher bedeutsamer sind als Goldkugeln und Diamantschmuck, dass man auch den sternfernen Träumen folgen und an seinen Überzeugungen festhalten kann und nicht an den Werten festhalten muss, die Gewohnheit und Misstrauen vor Veränderung vorgeben.

Finn und seine Elster Schwarzklaue erobern schnell das Herz. Der junge Mann mit seiner verkrüppelten Hand ist einer jener Menschen, die nicht perfekt sind und ihren Platz im Leben noch nicht gefunden haben. Auf der Suche danach verläuft nicht alles glatt, und viele Stolperfallen kreuzen seinen Weg. Aber Finn möchte wie Minna seine Träume verwirklichen, und darum agieren die beiden auch mit einer gewissen vorwärtstreibenden Kraft miteinander.

Die letzte Dichterin“ von Katharina Seck besticht mit einem fantasievollen, durchdachten Plot und ausgezeichneten Charakterstudien, wodurch in der Gesamtbetrachtung ein Lesevergnügen der besonderen Art geboten wird.

4,5 Sterne

Montag, 13. April 2020

Sehnsucht nach Meer







Für alle, die das Meer lieben, aber zur Zeit nicht dorthin dürfen. Wir haben den Osterspaziergang bereits vor zwei Wochen absolviert, und wie ihr seht nahmen es die Männer mit dem Sicherheitsabstand sehr genau ;-)... 


Sonntag, 12. April 2020

"Das Zeitalter der Frauen bricht an..."

Berlin kommt Ende 1918 nicht zur Ruhe. Gerade ist der erste Weltkrieg beendet worden, der unvorstellbares und schreckliches Leid über die Völker gebracht hat. Und noch hält die Novemberrevolution die Menschen in Atem, in deren Folge das deutsche Reich zu einer Republik geworden ist. Die instabile Regierung hat die Lage nicht im Griff. Aufruhr, andauernde Scharmützel und Straßenschlachten, in denen quasi jeder gegen jeden kämpft, lösen weiteres Chaos aus.

In dieser Zeit trifft die junge Fritzi in der Großstadt ein. Die Tochter eines Müllers aus Rieseby in der Nähe von Eckernförde ist auf der Suche nach Benno, dem Vater ihrer Tochter Christel. Vier Jahre lang hatte sie darauf gehofft, dass ihre Jugendliebe wieder heimkehrt. Nun will sie nicht länger warten und ihm nach all der Zeit offenbaren, dass er Vater ist und sie heiraten soll.

Als sie Benno endlich findet, ist dieser gar nicht begeistert. Der Matrose hat auf der Flucht vor dem Bürgerkrieg Unterschlupf bei Vera gefunden und sich in die Schneiderin verliebt. Vera trägt die Verantwortung für Familie und Haushalt, auf ihren Schultern lastet nach dem Tod des Vaters allein die Sorge für die Mutter, bis ihr Bruder Georg aus dem Krieg zurückkehrt und sie die Werkstatt erneut eröffnen können. Als Georg dann in der Tür steht, erschrickt Vera über die Veränderung des jungen Mannes.

Fabrikantentochter Hanna hat andere Pläne als ihre Familie. Nach vier Jahren, die sie als Hilfsschwester in Kriegslazaretten arbeitete, möchte sie jetzt Schwester "mit allem Drum und Dran" werden. Zwar entschädigt ihr gutes Verhältnis zum Vater, der bislang stets ihr einziger und mächtigster Verbündeter ist, sie für die fehlende Zuneigung ihrer Mutter Irene, aber ob er auch ihren Wunsch nach Selbstverwirklichung ohne einen Ehemann verstehen wird, ist fraglich. Und ob er gar die Liebe seiner Tochter zu einer Frau akzeptiert, mehr als unwahrscheinlich...


Das Zeitalter der Frauen bricht an..“ (Seite 151)

Mit „Die Frauen vom Alexanderplatz“, wobei sich der Titel als unpassend gewählt entpuppt, beleuchtet Elke Schneefuss das Schicksal von drei jungen Frauen unterschiedlicher sozialer Herkunft, die im Angesicht des Endes des ersten Weltkriegs, der Novemberrevolution und der Auswirkungen dieser gesellschaftlichen Umbrüche ihr Leben mehr oder weniger selbst in die Hand nehmen und auf der Suche nach Erfüllung und eigenem Glück sind und dabei Hindernisse und Niederlagen Hindernisse überwinden müssen.

Die Einbindung des historischen Hintergrundes ist sicher und äußert sich in Momentaufnahmen, die dem Geschehen eine gewisse Würze geben und es möglich machen, die Menschen im Wandel der Zeit zu begleiten. Dabei gibt die Autorin bei der Schilderung in drei abwechselnden Erzählsträngen ihren Heldinnen Hanna, Vera und Fritzi, die sich bis auf eine Ausnahme niemals begegnen, den nötigen Raum der Entfaltung, wenngleich hierdurch bisweilen die Intensität, besonders bei der Darstellung von Emotionen verlorengeht. Wiederholungen in Gedankengängen und Dialogen wirken zudem gelegentlich angestrengt, seien allerdings verziehen, da die Autorin ansonsten mit ihrem lebendigen Schreibstil gut unterhält.

Alle Frauen vereint, dass sie sich nicht mehr an die überkommende Moralvorstellungen und Konventionen halten und die ihnen als weibliche Person gesetzten Grenzen sprengen oder überschreiten wollen.

Mit bewundernswerter Geduld und ebensolchem Geschick, vielleicht auch beschwerlicher Hartnäckigkeit verfolgt Hanna mutig und konsequent ihren Traum vom Ergreifen eines medizinischen Berufes und der Erfüllung ihrer Liebe zu Cora.

Vor allem ihre Vera lässt sich die Butter nicht vom Brot nehmen und ist nach anfänglichem Zögern sehr couragiert, nachdem ihr Bruder heimgekehrt. Georg ist im Krieg ein anderer geworden, der Wandel, den er durchgemacht hat, ist katastrophal. Mitten in einem Gebiet, in dem jede Menge Kommunisten und Sozialisten wohnen, agieren er und seine Männer von der Reichswehr und gefährden Hab und Gut und Leben der Menschen.

Fritzis Leben im Dorf als ledige Mutter ist kein Zuckerschlecken. Die Leute schneiden sie, es wird viel getratscht. Sie möchte dem Gerede ein Ende bereiten und eine „ehrbare“ Frau werden. Moralisch ist sie im Recht. Doch schmerzhaft begreift sie, dass Benno nicht mehr der Mann an ihrer Seite sein wird, weil man Liebe nicht erzwingen kann. Indes findet sich das Glück manchmal unerwartet an anderer Stelle…

Elke Schneefuss' „Die Frauen vom Alexanderplatz“ ist als beispielhafte Lektüre für den Aufbruch dreier Frauen in einer neuen Zeit durchaus zu empfehlen.

Frohe Ostern

Ich wünsche euch, dass ihr trotz allem die Feiertage genießen könnt. 


Bleibt gesund!

Mittwoch, 8. April 2020

Er knospt...


... und sieht ein wenig futuristisch aus.