Mina
Fabelreich ist Dichterin und Geschichtenerzählerin aus Leidenschaft
und hofft darauf, eines Tages in Fernab, jener Stadt in Phantopien, in der die
letzte Magie des Landes zu Hause ist, auftreten zu können. Zu ihrer Freude
erhält sie tatsächlich eine Einladung zum Dichterwettstreit, den Königin
Malwine Wüstenherz ausrichtet. Lediglich finden muss sie die Stadt, die
für alle Fremden unsichtbar ist. Der jungen Frau wird bald klar, dass sie
ihr Ziel nur in Begleitung von Schatzsucher Finn Minengräber, der seine eigenen Träume hat, gelangen kann und macht sich gemeinsam mit ihm auf den Weg. Werden sich in Fernab die Wünsche der beiden erfüllen?
Die
Autorin beweist mit ihrer Idee eines Phantopiens, dem die Magie
verloren geht, Kreativität. Die Veranschaulichung einer Welt und ihrer
Bewohner, zeugt von Vielfalt, hätte allerdings durchaus ab und an
umfassender gestaltet werden können. Es ist jedoch eine Freude, der
detaillierten,
bildintensiven und stimmungsvollen Erzählweise zu folgen, die
sich
in einem
poetischen und atmosphärischen
Rahmen nicht
nur ihrer
Heldin Minna widmet.
Hervorzuheben
sind die sorgfältig entwickelten Charaktere der Geschichte, zu denen
insbesondere die ehrgeizige Königin gehört, die anfangs mit einer
Darstellung als das personifizierte Böse auftritt und im Verlauf des
Geschehens aufschlussreiche Facetten offenbart.
Daneben
begeistert Minna
mit ihrer Leidenschaft und
ihrem Enthusiasmus für
das Dichten, ihrer
Zurückhaltung und ihrem Bestreben, mit ihrer Kunst bei den
Menschen etwas zu auszulösen. Sie
kann ihre Zuhörer in den Bann ziehen, weil sie über eine besondere
Form von „Magie“ verfügt. Für ihren Begleiter Finn verkörpert sie die Hoffnung, dass
die alten Werte Phantopien nicht gänzlich untergegangen sind.
Dass es noch Menschen gibt,
denen es Ansehen
und Reichtum nicht
wichtig sind,
denen es gleich ist,
ob ihr Spiegelbild attraktiv
oder unvollkommen ist,
die nicht mitleidig auf verkrüppelte Menschen wie ihn herabsehen.
Minna zeigt, dass Geschichten
und
alte Bücher bedeutsamer
sind
als
Goldkugeln und
Diamantschmuck, dass man auch
den
sternfernen Träumen folgen und an seinen Überzeugungen festhalten
kann und nicht an den Werten festhalten muss, die Gewohnheit und Misstrauen vor Veränderung
vorgeben.
Finn und seine Elster Schwarzklaue erobern schnell das Herz. Der junge Mann mit seiner verkrüppelten Hand ist einer jener Menschen,
die nicht
perfekt
sind und ihren Platz im Leben noch nicht gefunden haben. Auf
der Suche danach verläuft
nicht
alles glatt, und viele Stolperfallen kreuzen
seinen Weg.
Aber Finn möchte wie Minna seine Träume verwirklichen, und darum
agieren die beiden auch mit einer gewissen vorwärtstreibenden Kraft
miteinander.
„Die
letzte Dichterin“ von Katharina Seck besticht mit einem fantasievollen,
durchdachten Plot und
ausgezeichneten
Charakterstudien,
wodurch in der Gesamtbetrachtung ein Lesevergnügen der besonderen
Art geboten wird.
4,5 Sterne
4,5 Sterne
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