Donnerstag, 30. November 2023

Das Erbe derer von Thurn und Taxis


1618 werden die königlichen Statthalter der katholischen Habsburger vom böhmischen Adel in der Prager Burg aus dem Fenster geworfen, nachdem die Beschlüsse des Augsburger Religionsfriedens von 1555 mehr und mehr unterlaufen worden waren und die Auflösung der Versammlung der protestantischen Stände das Fass zum Überlaufen gebracht hatte.

Seitdem herrscht nicht nur in Böhmen Krieg, sondern auch im Süden Deutschlands. Deshalb steht die erste, rein zufällige Begegnung von Silas von Maringer und Gräfin Alexandrine von Taxis im Jahr 1623 unter keinem guten Stern. Abgesehen davon, dass Alexandrine verheiratet ist, gilt Silas als Sohn des Oberstallmeisters des Kurfürsten von Mainz von niederem Adel und ist zudem vierzehn Jahre jünger. Indes soll dieses Treffen für beide von Bedeutung für ihr restliches Leben haben, denn beide spüren die gegenseitige Anziehung und beginnende Zuneigung.

Als Alexandrines Ehemann Leonhard stirbt, übernimmt sie das Amt der Generalpostmeisterin, um ihrem Sohn Lamoral das Erbe bis zu dessen Volljährigkeit zu sichern, allerdings unter der Bedingung, dass sie sich bis zu diesem Zeitpunkt nicht erneut vermählt. Damit scheint schon allein aus diesem Grund eine gemeinsame Zukunft der beiden in weiter Ferne zu liegen.

Während sich Alexandrine um den Erhalt der Poststationen und Routen sowie deren Ausbau kümmert, verlässt Silas seine Familie und die Heimat, geht seinen eigenen Weg und stellt sich neuen Herausforderungen, bis er eines Tages endlich als Reiter in Alexandrines Dienstes tritt. Doch dann kehrt er von einem Auftrag nicht zurück, und Alexandrine bemerkt in Bangen und Ängsten, wie viel ihr der junge Mann tatsächlich bedeutet …


Mit „Das Erbe derer von Thurn und Taxis“ rückt Johanna von Wild eine ungewöhnliche Thematik in den Mittelpunkt: das damalige Postwesen und die Probleme und Herausforderungen, die während des Dreißigjährigen Krieges und der hiermit verbundenen, sich häufig ändernden Situation einhergingen.

Darüber hinaus vermittelt die Autorin in verständlicher Weise, erzählerischer Dichte und sprachlicher Gewandtheit einen detaillierten Abriss der historischen Ereignisse, die nicht nur eine allumfassende Recherche offenbaren, sondern auch Grundlage für die Einbindung ihrer Figuren in das Geschehen bilden.

Verschiedene Wechsel erlauben Einblicke in die Leben der Hauptfiguren während der Zeit des Krieges mit seinen diversen Schlachten anlässlich der Auseinandersetzungen um den wahren Glauben zwischen Katholischer Liga und Protestantischer Union und die Machtkämpfe der gekrönten Häupter. Insofern gelingt es der Autorin, im Handlungsverlauf Episoden voller Anschaulichkeit, Kontraste und Emotionen wiederzugeben. Besonders in der Schilderung der persönlichen Schicksale der Menschen inmitten der großen Umwälzungen, die Tod, Hunger, Krankheiten und folglich Leid und Elend brachten, sind die Ausführungen äußerst bildwirksam und intensiv, ja zum Teil drastisch. Die nachhaltige Darstellung trifft so das Innere des Lesers, im Wesentlichen allem bei der Beschreibung von Grausamkeiten.

Neben den realen Persönlichkeiten hat Johanna von Wild facettenreiche Charaktere erdacht und mit Stärken und Schwächen ausgestattet, so dass sie in ihrer Entwicklung bei der Verwirklichung der Ziele manchmal Fragen aufwerfen, jedoch gerade aus diesem Grund authentisch wirken. Hier sind vorrangig auch die Nebenfiguren zu erwähnen, denen sich die Autorin mit gleichwertiger Begeisterung gewidmet hat wie ihren Hauptprotagonisten.

Gräfin Alexandrine von Taxis ist eine historische Persönlichkeit, die – für ihre Zeit ungewöhnlich – Unterstützerin ihres Ehemannes gewesen ist und deswegen auch von ihm mit der Sicherung des Erbes für den Sohn Lamoral betraut wurde. Schon allein das ist bemerkenswert. Es eröffnet uns die Aussicht auf eine Frau der Willenskraft und des Könnens sowie des Vermögens, Augenmerk auf die entscheidenden Dinge zu legen. Eine Frau und Mutter, die sich nicht zu schade dafür ist, für das Erbe ihres Sohnes alles auf sich zu nehmen.

Alexandrines Spur in der Historie verliert sich, nachdem Lamo die Geschicke der Post weiterführt. Somit ist der Autorin möglich gewesen, ihre Fantasie spielen und Alexandrine eine Liebe zum fiktiven Silas erleben zu lassen.

Überhaupt Silas. Es fällt beileibe nicht schwer, ihn zu mögen. Er liebt Pferde, und vor allem mit Nabil, seinem treuen Begleiter auf den wahrlich abenteuerlichen Wegen, bildet er eine Einheit. Sein Selbstbewusstsein und Loyalität zeichnen ihn aus und erlauben es uns, für ihn trotz seines gelegentlichen Wagemuts das Beste zu hoffen.

Johanna von Wild überzeugt mit der Liebesgeschichte zwischen Alexandrine und Silas, weil sie sie sehr zurückgenommen, aber mit feiner Zartheit innerhalb der dramatischen Vorkommnisse erzählt. So wird „Das Erbe derer von Thurn und Taxis“ zu einem historischem Roman, der mit seiner ungewöhnlichen Geschichte ausgezeichnete Lesestunden bietet.


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Ich danke dem Gmeiner Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares und der Autorin für die Vermittlung.

Mittwoch, 29. November 2023

Blogtour - Schatten über der Alhambra: Andalusien


Im Rahmen unserer Blogtour stelle ich euch die Autonome Region Andalusien vor.

Sie liegt im Süden Spaniens und markiert mit der Stadt Tarifa zugleich den südlichsten Punkt des europäischen Festlandes. Von dort aus sind es nur vierzehn Kilometer über die Straße von Gibraltar nach Marokko.

Über 8 Millionen Einwohnern leben in der zweitgrößten Region in Spanien, was sie auch zur bevölkerungsreichsten des Landes macht.

Sevilla, die Hauptstadt von Andalusien bietet 700.000 Einwohnern eine Heimat und ist damit die größte Stadt der Autonomen Region, die in acht Provinzen unterteilt ist: Neben Sevilla sind dies Granada, Córdoba, Cádiz, Málaga, Huelva, Jaén und Almería mit den jeweils gleichnamigen Provinzhauptstädten.


Bekannte Städte sind außerdem Jerez de la Frontera, die sogenannte „Sherry-Hauptstadt“, und Ronda mit der berühmten Stierkampf-Schule und der imposanten Lage auf einem steil abfallenden Felsplateau, das durch eine Schlucht geteilt wird.


Andalusien - zwischen dem Atlantik und Mittelmeer gelegen - verfügt mit über 800 Kilometern über eine Küstenlinie von Portugal über Cadiz bis nach Gibraltar und Malaga und Almeria. Im Norden grenzen die beiden spanischen Regionen Extremadura und Kastilien La-Mancha an Andalusien, im Osten die kleine Region Murcia.

Die Region zeichnet sich durch eine sehr abwechslungsreiche Landschaft voller Kontraste aus. Während sich im Osten in der Provinz Almería die Desierto de Tabernas, die einzige Wüste auf dem europäischen Kontinent, erstreckt, bekommt man gleich in der Nachbarschaft ein Hochgebirge zu sehen, die Sierra Nevada mit dem höchsten Gipfel des spanischen Festlandes, dem Mulhacén mit 3.482 Metern.


Im Westen Andalusiens, nahe der bereits erwähnten Stadt Ronda, befindet sich mit der Sierra de Grazalema, das regenreichste Gebiet Spaniens.

Die Küsten Andalusiens sind größtenteils von kilometerlangen weiten Sandstränden geprägt. Die östliche Costa del Sol ist sehr warm, hat ein schon fast subtropisch zu nennendes Klima und verfügt über eine üppige Vegetation mit Palmen, Zypressen und Oleander. Hingegen zeigt sich die westliche Costa de la Luz durch den Einfluss des Atlantiks insgesamt wilder und windiger.


Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass Andalusien in Sachen Natur- und Umweltschutz in Spanien als Vorreiter gilt, denn es gibt etwa 80 Naturschutzgebiete, darunter die Nationalparks Sierra Nevada und Coto de Doñana.

Andalusien „lebt“ hauptsächlich von der Landwirtschaft - der Anbau von Oliven, Getreide, Wein, Sonnenblumen, Zuckerrüben, Baumwolle, Tabak, Mais und Reis sowie von zahlreichen Gemüse- und Obstsorten wird durch das milde Klima mit vielen Sonnenstunden besonders begünstigt. Jedoch ist die wichtigste Einnahmequelle natürlich der Tourismus.

So bietet die Region schon wegen der traditionsreichen Geschichte eine Vielzahl von Sehenswürdigkeiten.

Viele Altstädte präsentieren Baudenkmäler aus vergangenen Epochen und zeigen von der maurischen Architektur bis zu den zahlreichen Renaissance- und Barockbauten ein beeindruckendes Stadtbild. Besonders spektakuläre Gebäude stehen in den größeren Städten wie Sevilla, Granada und Cordoba.

Beispielsweise existiert in Sevilla die weltweit größte gotische Kirche. In Granada befindet sich mit der Alhambra eine der größten arabischen Burgen in Europa.



Cordoba bietet mit der Mezquita-Catedral die drittgrößte Moschee weltweit, ein imposantes Bauwerk maurischer Architekten.

Allerdings offenbaren auch kleinere Städten Kulturschätze. Hierzu gehören beispielsweise Ubeda und Baeza in der Provinz Jaen, beide Altstädte sind UNESCO-Weltkulturerbe. Allein in Ubeda gibt es über 70 Stadtpaläste aus der Renaissance.

Andalusien ist daher Spaniens Region für Kunst- und Kulturbegeisterte, deren verschiedene Bauten aus fast allen Epochen bequem zu Fuß erkundet werden können.



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Sonnenuntergänge und spanischer Rotwein statt Winterdepressionen und Schneematsch – darauf hoffen die digitale Nomadin Clara und ihre Mutter Anneliese, als sie sich für einige Monate in Granada einquartieren. Und sie haben Glück: Ihr charmanter Vermieter Manuel zeigt den beiden verborgene Ecken der Stadt und zwischen Anneliese und ihm bahnt sich eine Romanze an. Doch der sorglose Spanienaufenthalt nimmt mit einem Todesfall in ihrem Umfeld schon bald eine düstere Wendung, die Clara und Anneliese dazu treibt, auf eigene Faust zu ermitteln. Dass die Schatten über der Alhambra dunkle Geheimnisse verbergen, merken sie erst, als es fast zu spät ist … (Quelle: Verlag)

Alle Fotos: Pixabay

Montag, 27. November 2023

Zwei Tage Schatzsuche am Rhein - Tag 2: Interview mit dem Autor

Sei gegrüßt, Ralf, es ist mir eine Freude, dass du dir anlässlich der Veröffentlichung deines neuen Buches Zeit für ein Interview genommen hast. Wir beginnen auch sofort:


Dieser historische Roman ist das ... 

... 15. von mir geschriebene Buch ...

... für das es von der ersten Idee bis zum fertigen Ergebnis...

 ... etwa anderthalb Jahre gedauert hat.

Welchen Part (es können auch mehrere sein) beim Schreiben der Geschichte mochtest du und welchen gar nicht?

Ich schreibe Bücher, um selbst daran Gefallen zu finden. Demnach mag ich eigentlich alles daran. Bei "Die Mission des Goldwäschers" gefällt mir etwa das Tempo, das der Roman bekommen hat. Ich habe letztens mal gesagt, es handelt sich um eine Mischung aus Alexandre Dumas' "Die Drei Musketiere" und "Illuminati" von Dan Brown.

Bist du sehr kritisch mit deinen eigenen Werken? Und wo ordnest du das neue in deinem persönlichen Ranking deiner Werke ein? Warum?

Ja, ich bin sehr kritisch. Zwar lernt man mit jedem Buch dazu, aber man setzt sich ja auch neue Herausforderungen. Ein gutes Zeichen bei diesem Buch war für mich, dass ich beim Lesen der Druckfahnen richtig in die Geschichte eintauchen konnte, obwohl ich sie ja selbst geschrieben und mehrfach überarbeitet habe.

Wie geläufig war dir vor der Themenwahl die Nibelungensage?

Ich habe die Sage als Kind in einer Fernsehadaption kennengelernt. Und natürlich stolpert man in einem Leben, das viel mit Büchern zu tun hat, immer mal wieder über die Nibelungen. Trotzdem musste ich mich für den Roman erstmal wieder richtig einarbeiten und habe sogar alte Mittelhochdeutsch-Kenntnisse aus Germanistik-Seminaren wieder ausgegraben. Weil ich ahnte, dass meine Leserinnen und Leser ebenfalls nicht mehr ganz firm sind, lasse ich Bruder Melchior die Sage in kurzen Abschnitten zusammenfassen. Das ist bisher bei allen Lesers sehr gut angekommen.

Ich bin mit der Goldwäscherei durch Jack Londons Bücher erstmalig in Berührung gekommen. Deshalb habe ich mit Erstaunen zur Kenntnis genommen, dass auch aus deutschen Flüssen Gold herauszuholen war. Wie hast du dich dem ganzen Prozedere des Goldwaschens genähert? Konntest du selbst es irgendwo ausprobieren?

Als ich das erste Mal davon gehört habe, dass am Oberrhein Gold gewaschen wurde, habe ich mir Nuggets, also richtige Klumpen, vorgestellt. Aber im Rhein gibt es nur Flitter, winzige Teilchen, die vom Hochwasser aus dem Alpenraum mitgetragen werden und sich irgendwo absetzen. Zum Glück herrschte auch im 18. Jahrhundert schon eine funktionierende Bürokratie. Es gibt allerlei markgräfliche Dokumente, in denen Fundmengen nach Fundort notiert sind und man auch über die Jahre die Entwicklung der Mengen und Preise nachvollziehen kann. Meine eigene Goldsuche liegt schon etwas zurück. Ich habe damals ein paar Flitter gefunden, die sind aber bei den vergangenen Umzügen verschwunden. Dafür hat meine Frau mir eine Kette geschenkt, an der sich als Anhänger ein winziges Glasröhrchen befindet, in dem sich Goldflitter aus dem Rhein befinden.

Was hat dich bei deinem Recherchen besonders überrascht?

Eine riesige Herausforderung war es, mir die Rätsel auszudenken, die meine Schatzsucher lösen müssen. Nur so können sie den nächsten Absatz in dem antiken Nibelungenbuch entziffern. Um diese Rätsel erstellen zu können, musste ich erstmal selbst viel lernen über die großen Kirchenbauten entlang des Oberrheins. Am meisten erstaunt hat mich der "Grüne Herr im Straßburger Münster". Aber ich will hier nicht spoilern und erkläre daher nicht, was genau dahintersteckt. Auf jeden Fall ist es eine großartige Sache!

Ich gehe davon aus, dass du dich jeder deiner Figuren mit Hingabe widmest. Wer lässt sich leichter entwerfen und darstellen: die "Guten" oder die "Bösen", und warum, meinst du, ist das so?

Mir fallen die Guten leichter, weil ich meist mehr Zeit habe, sie zu entwickeln. Aber die Bösen haben auch ihren Reiz. Es macht Spaß, die schurkische Motivation ihrer Handlungen zu entdecken.

Um noch bei den Protagonisten zu bleiben: In der Regel hat man ja doch einen Liebling. Welcher ist deiner in der Geschichte?

Aus irgendeinem Grund ist mein Liebling die Tochter des Wirts in Karlsruhe, die so ganz natürlich mit Eleonore umgeht und dafür verantwortlich ist, dass die Protagonistin sich später weiterentwickeln kann. Dabei ist sie nur eine ganz kurz auftauchende Nebenfigur. Von den Hauptfiguren mag ich Armin besonders, der Beau, der Schwerenöter, der entdecken muss, dass er sich offenbar wirklich verliebt hat.

War es von Anfang an klar, dass Goethe seinen Auftritt erhält und sogar eine recht aktive Rolle übernimmt?

Als ich herausgefunden hatte, dass Goethe 1770 und 1771 in Straßburg lebte, war mir klar, dass ich ihn dabeihaben möchte. Das passte auch deshalb gut, weil er mit seiner breiten Bildung beim Lösen der immer schwieriger werdenden Rätsel helfen konnte.

Wie näherst du dich einst realen Persönlichkeiten, und ist es schwerer, diese zu charakterisieren und in die Handlung einzubinden?

Bei den historischen Figuren achte ich darauf, dass sich der Abschnitt, den ich über sie erzähle, logisch in ihre Biographie einfügen würde. Ich frische erstmal mit viel Lesen meine Kenntnisse über die Persönlichkeit auf. Dann bildet sich meist auch schon  ein Eindruck, wie ich die Person anlegen will. Schwergefallen ist mir das einmal  bei meinem dritten Historischen Roman "Der Gesang der Bienen", mit Hildegard von Bingen. Um mich ihr anzunähern bin ich für eine Woche ins Kloster ihrer Nachfahrinnen gezogen, habe dort aktiv am Tagesablauf teilgenommen und mit Hildegard-Spezialistinnen diskutiert.

Zu guter Letzt ... Warum sollten auch heute noch historische Romane geschrieben und gelesen werden?

Erst einmal, weil es einfach Spaß macht. Es tut gut, sich in Zeiten entführen zu lassen, die nicht mit Handy, Sozialen Medien, KI oder ähnlichen Themen überfrachtet sind. Aber gute historische Romane sind neben spannender Unterhaltung stets auch lehrreich. Der Blick in die Geschichte ist eben auch immer ein Schlüssel für das Heute. 

Ich bedanke mich bei dir, lieber Ralf, und freue mich bereits jetzt auf die Lektüre eines weiteren Werkes von dir.


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Frühjahr 1771. Das beschauliche Leben des Goldwäschers Frieder ändert sich schlagartig, als er eines Tages eine Wasserleiche findet und einen Buchhändler kennenlernt, der mit seiner Tochter und einem Mönch dem sagenhaften Schatz der Nibelungen auf der Spur ist. Auf einmal schweben sie alle in höchster Gefahr, denn ein französischer Baron hat sich ihnen an die Fersen geheftet, begierig nach dem Gold und völlig skrupellos. Da hilft es wenig, dass sich ihnen auch noch der junge Jura-Student Johann Wolfgang Goethe anschließt. Er vermag zwar, die Hinweise auf den Schatz zu deuten, sorgt dabei aber für einige Verwicklungen. Und bald muss sich nicht nur Frieder zwischen Gold und Liebe entscheiden ... (Quelle: Verlag)

Sonntag, 26. November 2023

Zwei Tage Schatzsuche am Rhein - Tag 1: Die Mission des Goldwäschers

Das Leben des Goldwäschers Frieder wird zu einem Abenteuer besonderer Art, als er sich im Jahr 1771 gemeinsam mit seinen Freunden Armin und Ruedi, dem Buchhändler Magnus von Auenstein und dessen Tochter Eleonore sowie dem Mönch Melchior auf die Suche nach dem legendären Schatz der Nibelungen begibt. Eine alte Handschrift mit versteckten Zeichen soll ihnen die Richtung weisen. Doch das Ziel ist in Rätseln verschlüsselt, und obwohl Bruder Melchior mit Hilfe von Eleonore die Buchstaben erscheinen lassen kann, bedarf es der Zusammenarbeit aller, um die Lösungen zu finden. Außerdem sitzt ihnen die Zeit im Nacken. Schließlich kann der Schatz nur am längsten Tag des Jahres gehoben werden.

Bald bemerken sie, dass die Reise nicht arm an Hindernissen ist und zu einem lebensgefährlichen Wagnis wird. Söldner eines französischen Baron heften sich an ihre Fersen und schrecken auch nicht vor Mord zurück,um ihrerseits des Buches habhaft zu werden.

Unerwartete Unterstützung erhalten die Schatzsucher von einem Student, der sich später als Dichter einen großen Namen machen wird: Johann Wolfgang Goethe. Und eine ungewöhnliche "Amazone" kreuzt ebenfalls ihren Weg ...


Die Mission des Goldwäschers“ von Ralf H. Dorweiler ist ein historischer Roman mit einer originellen Idee: Eine Gruppe bunt zusammengewürfelter Menschen startet eine abenteuerliche Schatzsuche nach dem sagenhaften Gold der Nibelungen. Die dadurch miteinander verbundene Truppe könnte nicht unterschiedlicher sein.

Goldwäscher Frieder und seine Freunde, Schmied Armin und Vergolder Ruedi, treffen auf den Buchhändler Magnus von Auenstein und seine Tochter Eleonore, den Mönch Melchior und später den Studenten Wolfgang, der die Gemeinschaft nicht nur mit seinem Frohsinn bereichert. Jede dieser Personen hat ihren eigenen Charakter, den der Autor mit Präzision ersonnen hat und darstellt. Im Verlauf des Geschehens wachsen sie uns ans Herz, und ihre Gegner lassen unsere Ablehnung in die Höhe schnellen. Auf jeden Fall rufen sie mannigfaltige Emotionen hervor: Zuneigung, Freude, Rührung, Verwunderung, Bangen, Hoffen, Ärger, Empörung, Trauer ...

Ralf H. Dorweiler bedient sich einer ruhigen und mit bildhafter Nachvollziehbarkeit beschreibende Erzählweise, die ich schätze. Sie konzentriert sich auf das Wesentliche, ohne dabei karg zu sein und vermeidet Ausschweifungen. Der Wechsel von Perspektiven und einige schwungvolle Wendungen frischen die Szenerie auf. Der Autor vermag es, die Lokalitäten des Geschehens im Detail und folglich sichtbar zu schildern, ohne dass ich jemals vor Ort war. Deshalb habe ich mich von Beginn an beim Lesen wohlgefühlt und bin der Handlung, die von einer sich steigernden Dramatik begleitet wird, und den Protagonisten mit Aufmerksamkeit begegnet.

In der Geschichte wird die Schreibarbeit des Autors von seiner ausgezeichneten Recherche ergänzt und führt tatsächlich als Erstes zu einem Überraschungsmoment. Denn wer hätte gedacht, dass es in deutschen Landen möglich ist, aus einem Fluss wie dem Rhein Gold zu waschen. Es ist erstaunlich und ferner beachtlich, mit welcher Fertigkeit das einst passiert ist. Ralf H. Dorweiler bringt uns die Arbeit von Frieder, die durchaus schwer und auch gefährlich gewesen ist, auf eine unkomplizierte, aber zugleich beeindruckende Art näher, so dass wir nicht das Gefühl haben, eine wissenschaftliche Abhandlung zu lesen. 

Ebenso weit entfernt von der Sachlichkeit ist die Lehre, die wir aus dieser Geschichte ziehen können: Was bedeuten uns die wirklichen Werte im Leben. Sind es die materiellen Dinge, denen wir nachjagen. Oder wartet am Ende nicht ein wahrer Goldschatz dort auf uns, wo wir ihn gar nicht vermuten ...

Freitag, 10. November 2023

Blogtour DER MILCHHOF

Liebe Regine, liebe Lina,

ich freue mich, dass ihr Zeit findet, mir ein paar Fragen zu beantworten. 
 
DER MILCHHOF ist der Beginn einer Reihe, die über einen Zeitraum von vielen Jahren angesiedelt ist. Was fasziniert dich, Regine, an dieser Art des Geschichtenerzählens?

Ich mag es, wenn ich Geschichten, die über einen so langen Zeitraum spielen, genügend Raum geben kann. Deshalb ist es auch wieder eine Saga geworden. Die Entstehung einer Molkerei war eben nur schwer in einem Band zu erzählen, denn es ist in den verschiedenen Epochen ja so unglaublich viel passiert. Erst gab es das Kaiserreich, dann die Weimarer Republik und in Band 3 die Herausforderung nach dem Zweiten Weltkrieg. Vor diesem Hintergrund gab es in den Betrieben unfassbar viele Neuerungen und Entwicklungen.

Mich packt es immer sehr, wenn ich mich in diese Zeit einarbeiten kann und darf, und dann daraus ein Roman entsteht.

 

Wie gestaltete sich deine Recherche? War es schwierig, an Material und Hintergrundinformationen zu gelangen?

Eine solche Recherche ist natürlich sehr aufwendig. Ich musste genau gucken, wie ich an die Informationen herankam, aber die umliegenden Molkereien waren sehr hilfsbereit und auch die Museen.

Dann habe ich mir sehr viel antiquarische Fachliteratur besorgt, mich im Internet schlau gemacht, und natürlich musste ich auch schauen, was in den unterschiedlichen Epochen los war. Und was davon für meine Romanreihe auch relevant ist.

 

Gab es Überraschungen dabei, und was hat dir besonders Freude gemacht?

Überraschungen gibt es immer. Zum Beispiel war mir nicht bewusst, dass es bis zum 1. April 1883 keine einheitliche Zeit in Deutschland gab und das dann erst per Gesetz verfügt wurde. Jeder Ort hatte zuvor alle 18 Kilometer seine eigene Zeit, je nach Sonnenstand. Darauf waren die Kirchturmuhren geeicht.

Diese Neuerung war für einen Betrieb wie den Milchhof mit Handelsbeziehungen von elementarer Bedeutung, endlich fuhren z. B. die Züge alle zur gleichen Zeit, und das habe ich natürlich eingebaut.

Besondere Freude hat mit mein Recherchetag in einer kleinen Käserei bereitet. Dort habe ich gelernt, wie man Käse herstellt. Wirklich faszinierend.

 

Wie lange hast du dann tatsächlich den ersten, jetzt vorgelegten Band DAS RAUSCHEN DER BRANDUNG geschrieben?

Das kann ich gar nicht so genau sagen. Dass ich die Saga schreiben werde, wusste ich ja schon länger, und dann habe ich mich zunächst häppchenweise informiert. Danach ging es richtig los. Die Recherche und Planung einer dreiteiligen aufeinander aufbauenden Saga ist ja ziemlich aufwendig. Meine reine Schreibzeit beträgt in der Regel vier Monate, aber davor gibt es eben einen Batzen Arbeit und im Nachgang ja auch noch mit der Überarbeitungsphase, dem Lektorat und Korrektorat etc. Ein Jahr brauche ich in der Summe immer.

 

Wie sieht in der Regel dein „Arbeitstag“ aus?

Ganz unspektakulär. Ich beginne meinen Tag mit zwanzig Minuten Sport, dann frühstücke ich und gehe um halb Neun an den Schreibtisch. Da kümmere ich mich zunächst um die neuen Mails und alles, was PR angeht. Darauf folgen administrative Dinge wie Rechnungen schreiben, Lesungen vorbereiten oder Recherchearbeit. Morgens schreibe ich meist auch meine Kurztexte, denn ich bin ja auch da tätig. Und dann geht es ans Schreiben oder Überarbeiten eines fertigen Projektes. Mit einer kurzen Mittagspause meist bis circa 17 Uhr. In intensiven Schreibhasen arbeite ich auch am Wochenende.

 

Gerade bei einer Trilogie gehe ich davon aus, dass du ein klares Konzept für die Handlungsstränge hattest. Konntest du dieses einhalten? Wie gestaltete sich deine Recherche? War es schwierig, an Material und Hintergrundinformationen zu gelangen, oder gab es während des Schreibens Abweichungen?

Es gibt immer Abweichungen, wobei das Grundkonstrukt schon eingehalten wird. Aber es passieren im Schreibprozess mit den Figuren häufig Dinge, die man nicht planen kann und das ist auch gut so. Es gibt nichts Schöneres, wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln.

 

Die Gestaltung und Entwicklung der Figuren ist ein wesentlicher Bestandteil eines jeden Romans. Ist es für dich wichtig, dass deine Leser mit den Protagonisten mitfühlen können und/oder Entscheidungen von ihnen mittragen?

Das ist das Wichtigste überhaupt. Ich selbst leide mit meinen Figuren, freue mich und weine mit ihnen. Wenn es mir gelingt, das auch bei den Leserinnen und Lesern auszulösen, ist es für mich das Schönste.

 

Gibt es Personen, die du sehr gemocht oder bei deren Ausarbeitung du dir die "Haare gerauft" hast, weil sie schwierig waren oder gar in eine andere Richtung als die geplante bewegten?

Meine Hauptfiguren mag ich alle, ich glaube, sonst hätten sie keine so große Gewichtung.

Und auf meine Antagonisten bin ich oft stinksauer. Aber ich brauche sie, versuche aber meist deutlich zu machen, warum sie so sind wie sie sind. Da ist mir die Motivation sehr wichtig.

 

Und nun, liebe Regine, beschreibe doch deine Heldin Lina bitte in einem Satz.

Sie ist eine starke Frau, muss aber an den Anforderungen erst wachsen und hat einige Schicksalsschläge zu verkraften.


Lina, stimmst du dem zu, oder wie siehst du dich selbst? Was sagst du ist deine größte Stärke und was deine Schwäche?

Regine hat vollkommen recht. Meine größte Schwäche ist meine größte Stärke: Der Milchhof, dafür würde ich alles tun.


Warum sollten wir unbedingt deine Heimat kennenlernen?

Es gibt wohl keine Landschaft, in der man so schnell entschleunigen kann wie an der Nordseeküste mit ihrer unglaublichen Weite. Kurzum: Es ist schön hier. Und still.

 

Würdest du im Rückblick des Geschehens etwas anders machen?

Ja, ich würde mich gleich für Derk Voigt entscheiden, er hätte mir wichtiger sein müssen als der Milchhof und das Gerede der Leute.

 
Zu guter Letzt, liebe Lina, stell deiner Autorin bitte eine Frage, die unbedingt beantwortet werden muss.
 
Liebe Regine: Hättest du dich an meiner Stelle auch so entschieden, oder hätte Derk damals für dich an erster Stelle gestanden?
 

Ich bin ein Gefühlsmensch und mir wäre Derk wichtiger gewesen. Aber ich lebe auch in einer anderen Zeit, wo als Frau vieles einfacher ist.

 

 

Euch beiden danke ich herzlich für die ehrlichen Einblicke ...




 
Friesische Wehde 1890: Die Bauerntochter Lina hat ihren Mann Thees nicht aus Liebe geheiratet, aber er ist der Richtige, um den Milchhof der Familie zu übernehmen und zusammen mit Linas Vater eine Privatmolkerei zu gründen. Als Obermeier stellen sie Derk Voigt ein, der zuvor in Dresden in der berühmten Pfunds-Molkerei tätig war. Er verliebt sich auf Anhieb in Lina – und sie sich in ihn. Als verheiratete Frau ist Lina für ihn jedoch unerreichbar, und Lina würde es nie wagen, die Ehe zu brechen. Dafür kommen sich die beiden auf andere Weise näher, denn Lina entwickelt ein großes Interesse an der Molkerei und am technischen Fortschritt, worüber sie sich oft mit Derk austauscht. Sie arbeiten hart, und die Molkerei floriert. Doch dann erkrankt Thees schwer, und Lina steht als Frau allein vor der Aufgabe, den Betrieb zu führen. Mit Derk an ihrer Seite schafft sie es dennoch, sich gegen alle Widerstände durchzusetzen. Als der Erste Weltkrieg ausbricht, müssen die Männer an die Front. Lina und ihre Tochter Alea bleiben allein zurück. Beide wissen, dass ihnen schwere Zeiten bevorstehen. Doch ob sie es gemeinsam schaffen können, die Molkerei zu erhalten, ist ungewiss. (Quelle: Verlag)

 
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Erschienen ist der Roman im Piper Verlag. Die Blogtour wurde organisiert von prointernet bookmark.