Vernita
ist Polizistin aus
Leidenschaft und bei ihren Einsätzen
in New Rise City immer mit Feuer
und Flamme dabei.
So lässt sie es sich nicht nehmen, den Vorschriften zuwider zu
handeln, als in der Innenstadt blitzartig ein rätselhafter
Wald auftaucht, in
dem viele
Menschen zu
Tode kommen. Vor
allem auch, weil da
eine
schmeichelnde, sanfte Stimme inmitten
des finsteren
Dickichts
Vernita magisch anlockt.
Ist das Mädchen mit dem roten Umhang, das plötzlich vor ihr steht,
wirklich Rotkäppchen? Eine märchenhafte Begegnung scheint es
jedenfalls nicht zu werden. Ohne Gelegenheit zu bekommen, Licht ins
Dunkel zu bringen,
wird Vernita angegriffen und
erfährt bei ihrem Erwachen im Krankenhaus drei
Tage später, welch
unbegreiflicher, doch realer Albtraum
ihre Heimatstadt gerade heimsucht. New Rise City versinkt im Chaos,
denn „Rotkäppchens“ Anwesenheit bedeutet nur den Anfang eines
schauderhaften
und entsetzlichen Geschehens,
bei dem die Menschen reihenweise sterben.
Ist
Vernita tatsächlich die einzige Option der Menschen, dem tödlichen Unheil
zu entgehen, wie Ruiz, ein Wächter aus einer anderen Dimension es darstellt? Schließlich ist es inzwischen offensichtlich, dass es
Dämonen aus eben jener vergessenen Welt sind, die New Rise City überrennen...
In
"Mundus
Perditus. Die vergessene Welt" steigt
Carmen
Gerstenberger ohne
viel Federlesen in die Handlung ein und konfrontiert ihre
sympathische
und energische
Heldin Vernita mit schier Unglaublichem: Sie soll die einzige, die letzte
Hüterin sein, die die Bewohner von New Rise City retten kann.
Ohne
ein paar hilfreiche
Begleiter sieht
das
Ganze allerdings
nicht
erfolgsversprechend
aus.
Außerdem
muss Vernita zunächst einmal initiiert werden, um als Hüterin ihre
Aufgaben erfüllen zu können, wie
ihr Ruiz
und
sein schuppenartiger
Dämonengefährte
Marno (einer
von den Guten) deutlich erklären.
Aber
Vernita ist keine Frau, die lamentiert und mit ihrem Schicksal
hadert, sondern eine verunftbegabte Person. Schließlich
hat sie sich auch in der von Männern dominierten Arbeitswelt behauptet und keine Schwäche gezeigt. Nebenbei bemerkt ist
die Zeit knapp, auch für zielorientierte Fragen, das findet sich alles schon.
Die Geschichte, in der anfangs
scharf
gesetzte Schnitte im Erzählfluss mit schnellen Wendungen und
aktionsreichen Ereignisse einhergehen, funktioniert
über weite Strecken gut, verstrickt sich jedoch im
Verlauf in
Längen und Wiederholungen, während
Carmen
Gerstenberger nicht an detaillierten
und bebilderten Schilderungen der
Leichen,
ekligen Körperflüssigkeiten, Grausamkeiten und Kämpfe
spart.
Kaum
hat die Hüterin einen Dämon erledigt, taucht
das nächste Geschöpf auf.
Soweit
Vernita erneut in
Blut
und Schleim „duscht“
und
darüber schimpft,
ist
das durchaus zum Schmunzeln, gleichwohl nicht sehr variantenreich.
Die Autorin setzt dem ansonsten düsteren
und bluttriefenden Handlungsablauf zur Auflockerung viele heitere Momente entgegen.
Besonders die zwischen Vernitas Kollegen Jares und Gangsterboss
Alvarez verbal ablaufenden Streitereien gepaart mit flippigen Sprüchen
sorgen für frisch und fröhliche Kurzweil. Und auch Marno fällt mit
spitzfindigen und teilweise scharfzüngigen Kommentaren auf, wenn er nicht das Weite sucht und sich aus allem heraushält. Ruiz
letzten Endes darf das tun, wofür ein Wächter eben da ist und
nebenbei auch seinen Charme spielen lassen.
Ein
Manko ist leider,
dass es trotz vorhandener
Emotionen
an einer tiefgreifenden Intensität fehlt. Deshalb
schwächelt
auch die eingebaute Liebesgeschichte, die wegen der Dämonenjagd gar
nicht richtig zum Zuge kommt.
Zwar überzeugt "Mundus
Perditus. Die vergessene Welt" nicht in der Gesamtheit, bietet ungeachtet der Schwächen aber einigen Unterhaltswert.