Vor zehn Jahren wurde Molly Hart bei einem Überfall auf die Ranch
ihres Vaters entführt, lebte danach bei den Kwahadi Comanchen und
einem weißen Trapper. Jetzt, im Jahr 1877, ist sie endlich frei,
kehrt in ihre texanische Heimat zurück, steht vor den Gräbern ihrer
Eltern und ihrem eigenen und vor einem verlassenen und zerfallenen
Haus. Neben dem Schmerz über den Verlust stößt Molly auf Erstaunen
und Freude, aber ebenso auf Ablehnung. Und dann ist da noch der Mann,
den sie niemals wiederzusehen glaubte.
Auch
Matthew
Ryan ist heimgekehrt. Seine Jahre als
Ranger und harte Erlebnisse aus einer mit Folter verbundenen
Gefangenschaft bei einem mexikanischen
Bandit haben ihn verändert. Er ist
schweigsam geworden und hängt seinen Gedanken
nach. Und außerdem lastet der Tod der
kleinen Molly schwer wie ein Felsblock auf ihm, weil er sie
einst allein gelassen hat. In jenem
Sommer der schrecklichen Ereignisse hatte Matt auf Wunsch seines
Vaters auf der Hart-Ranch ausgeholfen und sich mit der damals
neunjährigen Molly angefreundet.
Für ihn, den immerhin acht Jahre Älteren
war dieses wilde und begeisterungsfähige Mädchen
die Schwester, die er nie hatte, und sie eroberte
sein Herz im Sturm. Matt hatte sich als ihr Freund und Beschützer
gefühlt. Deshalb quält sein
vermeintliches Versagen sein Gewissen.
Nach
langer Zeit treibt
es ihn wieder zur alten Hart-Ranch, und er traut
seinen Augen kaum, als er in der abgelegene Gegend der texanischen
Prärie einer einsamen Reiterin begegnet und feststellt, dass es die
totgeglaubte Molly Hart ist...
Kristy McCaffrey “Verliebt in Texas” ist ein Western, der klassische Elemente darbietet und einen Teil US-amerikanischer Geschichte thematisiert, in der es unter anderem um die Gefangenschaft weißer Kinder bei Indianern geht. Hierbei nimmt die Autorin keinerlei Wertung vor, sondern schildert auf neutrale und authentische Art und Weise die positiven und negativen Gegebenheiten. Allerdings steht das Leben bei den Indianern weniger im Vordergrund. Vielmehr beschäftigt sich Kristy McCaffrey mit der Situation derjenigen, die zurückkehren. Sie schildert an Hand ihrer Heldin Molly beispielsweise, wie viel Abscheu, Verachtung, Feindseligkeit und Ignoranz sich gerade Mädchen und Frauen gegenübersahen.
Daneben sorgen die Frage, wer für den Tod der Eltern der jungen Frau verantwortlich ist, und ein Familiengeheimnis für Aufregung im
Verlauf des Geschehens. Natürlich würzt die Autorin ihre Geschichte
mit Liebe und Romantik, und so sind auch entsprechende Szenen
vorhanden. Im Großen und Ganzen hat “Verliebt in Texas” ein
angenehmes Erzähltempo, in dem lediglich ab und an wiederholende Überlegungen auftreten. So erscheinen besonders die
Zweifel und Schuldgefühle, denen sich Matt unterwirft, doch zu
häufig erwähnt. Dadurch verharrt die Handlung für einen kurzen
Moment, gewinnt dann andererseits durch einfließenden Humor.
Die von Kristy McCaffrey entwickelten Figuren sind mit vielfältigen
Charakterzügen versehen. Sie passen in die Zeit und wirken
trotzdem nicht veraltet. Das Schicksal hat Molly und Matt geprägt,
sie haben in ihrem bisherigen Leben einiges meistern müssen und
tragen bereits manche Lasten mit sich herum. Beide spüren immer noch
die innere Verbundenheit von vor zehn Jahren, zu der eine gegenseitige intensive Anziehungskraft kommt. Während Mollys Herz
schnell für Matt entflammt, will dieser keine weitere Annäherung, weil er meint, dass er nicht gut genug für die junge Frau sei. Bei seinem Bemühen, Molly einen Ehemann zu suchen, sie zugleich
jedoch vor den Männern verstecken zu wollen, entstehen durchaus
vergnügliche Augenblicke. Es dauert eine Weile, bis Matt merkt, dass
sich die eigenen Gefühle nicht beeinflussen lassen.
Molly zeichnet aus, dass sie sich nicht vor Veränderungen fürchtet
und für ihre Vergangenheit schämt. Auch bei den Kwahadi Comanchen
traf sie auf Menschen, die ihr zugetan waren. Indes möchte sie
Matt und seine Familie nicht in Verruf bringen.
Die Nebenfiguren, Familie und Freunde und weniger Wohlgesonnene haben
eine differenzierte Ausarbeitung erfahren, fügen sich in das
Gesamtbild ein. Sie ergänzen die Handlung, ohne zu viel Platz zu
beanspruchen.
“Verliebt in Texas” sorgt mit einer ansprechenden Geschichte und treffsicher porträtierten Figuren trotz kleiner Schwächen für eine mitreißende Lektüre.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Nutzer der Kommentarfunktion erklären sich mit der Speicherung und Verarbeitung ihrer Daten durch diese Webseite einverstanden.