Im
Königlich Bayerisches Staatsbad Bad Reichenhall des Jahres 1905
versammeln sich Geld und Einfluss. Einst hatte der Salzhandel einigen
Leuten Reichtum beschert, jetzt gilt es als schick, hier zu
kuren und seine Zeit in Bädern und Sanatorien zu verbringen. Während
sich die vermögenden reichen Gäste dem
Luxus unter Gleichgesinnten hingeben, sorgen sich
viele einfache Menschen am Rand der Gesellschaft um das
tägliche Brot und kämpfen um ihr Überleben.
Die Standesunterschiede klaffen weit auseinander.
Katharina
von Feil gehört zu denjenigen, die sich um ihre Zukunft keine
Gedanken machen müssen. Die Tochter des Salinenmeisters Konrad von
Feil kann sich im guten Ansehen ihrer Familie sonnen, obwohl sie als
vierundzwanzig Frau bereits weit über das übliche Alter zum
Heiraten hinaus ist und sich deshalb dem Drängen ihrer Mutter nach
einer „guten Partie“ ausgesetzt sieht. Letztlich fügt sich
Katharina und geht eine Verbindung mit dem vermögenden Münchener
Geschäftsmann Friedrich Bahlow ein, dessen bestimmendes Verhalten
sie zunächst beeindruckt. Es dauert indes nicht lange, und
sie bereut die Eheschließung zutiefst.
Anna
Gmeiner hingegen wächst in armen Verhältnissen in einem kleinen
Haus an der Saalach, einem Zufluss der Salzach, auf. Das Leben ihrer
Familie, zu der Vater Johann und Bruder Christoph zählen, ist geprägt
von harter Mühsal und einem dürftigen Einkommen, das hauptsächlich
Christoph mit seiner Tätigkeit als Trifter einbringt. Als dieser bei
einem Unfall während der Arbeit zu Tode kommt, rücken Vater und
Tochter noch enger zusammen. Schwer tragen sie an ihrem Los, aber
gibt es auch kleine Glücksmomente. Anna verliebt sich in den jungen
Salzsieder Michael Schwarzenberg, der die Chance in der
Schreibstube der Saline erhält. Michael, der eigentlich seine
Zukunft fern der Heimat sieht, erwidert Annas Gefühle
und bittet sie, seine Frau zu werden. Beide planen eine
gemeinsame Zukunft, bis er seine Arbeit verliert und sich endgültig
entschließt, nach Amerika zu gehen, nicht ohne sich der Liebe von
Anna zu versichern. Die junge Frau wird jedoch Opfer eines
Verbrechens, fühlt sich auch von Michael allein gelassen und sieht
sich daher gezwungen, in ihrer Not einen fremden Mann – Leonhard
Achleitner – zu heiraten...
Mit
„Der Weg des Schicksals“ startet Sophie Oliver ihre Trilogie um
das „Grandhotel Schwarzenberg“, lädt den Leser in das elegante
Bad Reichenhall ein und zeichnet ein anschauliches Bild der örtlichen
und zeitgeschichtlichen Gegebenheiten. Dies macht es möglich, an der
Seite ihrer Figuren die Ereignisse im historischen Ambiente zu
verfolgen. Dabei bedient sich die Autorin
eines dynamischen Erzähltempos und vermittelt ein
dramatisches und wendungsreiches Geschehen, in dem emotionale
Ereignisse in einem Geflecht aus Lügen und
Unwahrheiten eingebunden werden.
Hervorzuheben
ist die von der Autorin vorgenommene überzeugende und ehrliche
Darstellung der Charaktere.
Sophie
Oliver verdeutlicht primär an Hand der
Schicksale von Katharina und Anna, die unterschiedlicher nicht
sein könnten, aber trotzdem eines gemeinsam haben, die
wirtschaftliche und gesellschaftliche Abhängigkeit der
Frauen, deren fehlende Handlungs- und Meinungsfreiheit.
Anfangs
wirkt Katharina dünkelhaft und überheblich.
Dann offenbart sich schnell, dass auch sie Zwängen unterworfen
ist, die zwar mit Wohlstand versüßt werden, allerdings
gleichzeitig ihr direktes Wesen und aufrichtiges Handeln
unterdrücken und ebenso die Freiheit vermissen lassen.
Eingebunden in das Korsett einer lieblosen
Ehe, fechtet Katharina ihre Kämpfe nach
Unabhängigkeit im eigenen Ermessen aus.
Im
Gegensatz dazu trifft es Anna wesentlich
härter. Sophie Oliver mutet ihrer zu Beginn der Ereignisse
siebzehnjährigen Heldin einiges zu. Nicht allein das Leben in Armut
und der frühe Tod der Mutter haben Annas Wesen mit Ernsthaftigkeit
geprägt, sondern ebenso der Verlust von Vater und Bruder, der
Fortgang ihrer großen Liebe Michael, nicht zu vergessen jenes
Verbrechen, das sie schließlich zwang, Leonhard zu heiraten.
Anna
haftet der Ruf einer Eigenbrötlerin an, nachdem sie nicht mehr in
die Kirche geht und keinen Trost im Glauben findet. Sie ist
überzeugt, dass es eine Rettung „von oben“ nicht geben wird und
sehnt sich nach Wohlstand, doch nicht wegen des Ansehens, sondern
wegen der Sicherheit.
Es
gelingt der Autorin, nachvollziehbar zu schildern, wie Anna daran
wächst, Durchhaltevermögen beweist, welche Entwicklung sie von
einem zwar mutigen, aber überdies verunsicherten und traurigen
Mädchen, das um seine Würde bemüht ist, zu einer selbstbewussten
Frau nimmt, die an der Seite ihres Ehemannes bestehen will. Leonhard
Achleitner ist ein pragmatischer Mensch, vielleicht ein wenig
humorlos und unsicher, auf jeden Fall jedoch loyal, fair
und bereit, für seine persönlichen Ziele Opfer zu bringen, so
dass es nicht verwundert, dass er die Chance ergreift, als diese
sich ihm bietet.
Der
Traum von einer besseren Zukunft treibt auch Michael an, der nicht
daran glaubt, dass man arm sterben muss, nur weil man arm
geboren wurde. Er ist intelligent und ehrgeizig und nach
dem frühen Tod seiner Eltern gewohnt, sich allein
durchzuschlagen. Wenngleich sich seine Einstellung nach dem
Kennenlernen von Anna ändert, scheint es, dass er trotzdem
beim ersten Problem das Handtuch wirft und sich davonmacht, die Frau,
die zu lieben vorgibt, verlässt und sein Ziel aus den Augen
verliert. Zumindest der Titel der Reihe lässt erahnen, dass dem
nicht so ist.
Es
bleibt auf jeden Fall abzuwarten, was das Schicksal für Katharina
und Anna, Michael und Leonhard noch bereithält.
Liebe Anke,
AntwortenLöschenherzlichen Dank für deine gute Rezension. Alles Liebe
Elisabeth
Hallo Anke,
AntwortenLöschenauf das Buch warte ich schon, aber als Print kommt es leider erst....
Liebe Grüße
Martina