Wie
ist es, das erste Mal in ein Land zu reisen, in dem man noch nie
gewesen ist, obwohl ein Elternteil daher stammt?
Mit
dieser Frage muss sich Priyanka, die
Hauptfigur des Romans „Die Reise des Elefantengottes“,
auseinandersetzen. Die
neununddreißigjährige Tochter eines Deutschen und einer Inderin
lebt in Berlin. Doch
bis
auf ihren Namen weiß sie im Grunde nur so viel wie
die meisten ihrer Mitmenschen über
die
einstige Heimat ihrer Mutter. Denn
leider hat Asha nie mit ihr über das
Land,
das
sie nach dem Verlust ihrer Familie 1968 verließ und nie wiedersah,
gesprochen.
Als
Priyankas Mann ihr
zum Geburtstag eine Reise nach Delhi
schenkt,
tritt sie diese nach erster Unentschlossenheit an, und ihre einzige
Vorbereitung besteht darin, sich einen Reiseführer zu kaufen. Aber
ansonsten ist es für Priyanka eine Reise ins Unbekannte.
Was
erwartet sie?
Als
Priyanka in Delhi ankommt, schlägt ihr zunächst einmal heiße Luft entgegen, und
hochsommerlicher Wind begrüßt sie. Im Mai herrschen über dreißig
Grad. Am Straßenrand stehen riesige Palmen, hier liegen obdachlose
Frauen, Männer und Kinder und schlafen. Priyanka ist nicht darauf
vorbereitet, dass die Armut, über die sie schon so viel gelesen hat,
sie trotzdem derart schockiert.
Delhi
ist nach Mumbai die zweitgrößte Stadt Indiens, sogenanntes
Nationales Hauptstadtterritorium und schließt Neu-Delhi mit ein. Die
Metropole gehört zu den Megastädten der Welt. Im Jahr 2009 – zum
Zeitpunkt der Handlung – dürfte die Einwohnerzahl knapp unter 11
Millionen liegen. Dagegen wirkt die deutsche Hauptstadt Berlin, in
der Priyanka zu Hause ist, mit ihren ungefähr 3,4 Millionen Menschen
überschaubar.
Indien
weist eine nahezu unzählige Vielfalt an Sprachen und Völkern
auf. 80
Prozent der Einwohner Delhis sprechen Hindi. Priyanka indes nicht,
sie hat sich nie für die Muttersprache von Asha interessiert und nur
Deutsch und Englisch gelernt. Auch mit der indischen Kultur hatte
Priyanka bisher kaum Berührungspunkte. Dabei
ist
diese
faszinierend, bunt
und facettenreich und stammt von den unterschiedlichen
Bevölkerungsgruppen und Religionen. Malerei,
Architektur, Tanz und Theater sind geprägt von zum Teil tausend Jahre alten Traditionen. Ebenso hinterließ die britische Kolonialzeit ihre
Spuren.
Die
junge Frau weiß, dass ihre Mutter zu den Hindus gehört, wie die
Mehrheit der Bevölkerung Delhis. Daneben leben in der Stadt 13
Prozent Muslime, und zu den kleineren Minderheiten gehören unter
anderem Sikhs und Christen.
In
Berlin fällt Priyanka wegen ihres exotischen Aussehens, das ihre
Herkunft nicht verbirgt, auf und wird deshalb oft angesprochen. An Bewusstsein dafür mangelte es ihr indes bisher. Sie hat es sogar
hingenommen, dass eine Lehrerin ihren Namen in Bianca umwandelte und
viele Freunde sie immer noch so nennen. Hingegen scheinen sie in
Indien alle für eine ganz normale Inderin zu halten. Priyanka gibt
das Sicherheit, und sie fühlt sich gut.
Allerdings
hält Delhi weitere Überraschungen für sie bereit: Das Hotel in
der Altstadt, das sie wegen ihrer Vorstellung einer besonderen fernab
der vielspurigen Straßen herrschenden Atmosphäre gebucht hat,
entpuppt sich als Absteige, in der ein kaputter Ventilator für
Temperaturen wie in der Sauna sorgt. Wegen der dauerhaften Nutzung
von Klimaanlagen fällt oft der Strom aus. Im wohltemperierten
Wohnzimmer in Berlin würde es sich stattdessen aushalten lassen.
Und
doch. Irgendwann, nachdem Priyanka frische Samosas gekauft hat und
mit dem Geknatter und Geklingel der Motorräder und Fahrradfahrer,
die sich an den im Stau steckenden, wild hupenden Autos und Rickshaws
vorbeidrängeln, im Ohr in einer schattigen Ecke, etwas benommen von
Abgasen, Curry-Gerüchten und Räucherstäbchen ihre Teigtaschen isst
und jungen Männern nachsieht, die um die Aufmerksamkeit einer
kichernden Mädchengruppe buhlen, und sie alle wunderschön findet,
weckt das Beobachten des lauten Treibens das Gefühl in ihr, ein Teil
davon zu sein. Und
mehr und mehr kann sie sich auf das Abenteuer Indien einlassen...
Der Geschmack von rotem Curry
Bis heute weiß die 39-jährige Priyanka nicht, weshalb ihr Mutter Asha als junge Frau aus Indin nach Berlin fliehen musste. Fast hat sie sich damit abgefunden, dass ihr Ashas Vergangenheit für immer verschlossen beibt, bis sie von ihrem Mann eine Reise nach Delhi geschenkt bekommt. Priyanka reist allein, nur der kleine Elefantengott, das einzige Andenken ihrer Mutter an die Heimat, begleitet sie. In Neu-Delhi taucht sie in eine farbenprächtige Welt ein und stößt auf ein dunkles Geheimnis. Doch weshalb stoßen auch hier ihre Fragen stets gegen eine Wand aus Schweigen? (Quelle: Verlag)
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Erschienen ist der Roman im Aufbau Verlag. Die Aktion wurde organisiert von der Netzwerk Agentur Bookmark. Weitere lesenswerte Artikel findet ihr hier.
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