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Sonntag, 16. August 2020

Alles für die Liebe

Charlotte Sterling ist die letzte ihrer Familie und wohnt allein im Sterling House, einem rustikalen Gasthof in den Bergen von Colorado. Die Einsamkeit dort macht ihr nicht viel aus, sie schätzt das ruhige entschleunigte Landleben. Als Autorin erotischer Romane sind ihre Tage und Nächte gleichwohl voller Leidenschaft, wenn auch nur auf dem Papier. Ihre Gedanken und Ideen kanalisiert sie in ihren Büchern. Charlotte ist nämlich der Meinung, dass die echten Männer in der Wirklichkeit ihren erdachten Helden nicht gerecht werden können, obwohl sie von der wahren dauerhaften Liebe träumt, so wie sie ihre Eltern einst hatten.

Bis Beau Braden auftaucht, den seine Verwandten Hal und Josh Braden – letzterer hat hier bei Charlotte seine Hochzeit gefeiert – gebeten haben, in den nächsten vier Wochen in Sterling House alles auf Vordermann zu bringen.

Der attraktive, manchmal etwas schroffe Beau Braden hat wie alle Mitglieder der Familie seines Geschlechts den Genpool für heiße Männer für sich gepachtet und dabei die doppelte Dosis abbekommen. Denn mit seinen unfassbar breiten Schultern, den stämmigen Beinen und den Armen, mit denen er einen Mann vermutlich zerquetschen kann, sieht er einfach umwerfend aus.

Doch so unbeschwert, wie es den Anschein hat, ist der junge Mann nicht. Seit dem Unfall seiner Jugendliebe vor zehn Jahren trägt er die Last mit sich umher, (vermeintlich) Schuld an ihrem Tod zu sein. Immer wenn der Jahrestag näher rückt, meidet er den Besuch seiner Heimat, um nicht mit den schmerzhaften Erinnerungen seiner Vergangenheit konfrontiert zu werden und den Menschen, die mit Tory verbunden waren, nicht in die Augen sehen zu müssen.

Inzwischen wurde Beau einen Zweijahresvertrag als Moderator einer Realityshow mit dem Titel Shack to Chic – Aus Alt mach Neu angeboten, für die er durch die Vereinigten Staaten reisen und einzigartige Gebäude renovieren würde. Diesen Job will er mit klaren Kopf angehen, weswegen ihm die Einsamkeit von Sterling House gerade recht ist.

Womit er nicht gerechnet hat, ist eine entzückende, etwas skurrile und quirlige, zudem verdammt sexy Romanautorin, die für das Ausprobieren von Stellungen männliche Puppen benutzt, ihre Hühner Chippendales nennt und Beaus Leben mal eben auf verwirrend wunderbare Weise auf den Kopf stellt...


Mit „Alles für die Liebe“, dem zweiten Band ihrer Reihe Die Bradens & Montgomerys, Pleasant Hill – Oak Falls“, kehrt Melissa Foster noch einmal nach Sterling House zurück, das bereits im Mittelpunkt der Hochzeit von Riley Banks und Josh Braden (Happy End für die Liebe) stand. Die Autorin bleibt ihrem Stil treu und erzählt erneut eine zeitgenössische Geschichte, dieses Mal mit ein wenig zögerlichen Momenten in der Handlung, in der zwei Menschen mit mehr oder weniger Problemen einen Weg zum Herzen des jeweils anderen finden.

Ihre Helden sind absolut nicht auf der Suche nach einem Partner. Aber nicht allein Charlotte ist von Beau von Anfang an fasziniert, auch dieser kann seiner Augen vor ihrer reizvollen Anziehung nicht verschließen. Denn eine Frau wie Charlotte hat er noch nicht kennengelernt.

Melissa Foster schafft ihrem Paar eine abgeschotteten (Wohlfühl)Raum, in dem die im Grunde völlig gegensätzlichen Persönlichen miteinander agieren, einander erkennen, sich Trost spenden und sich insbesondere von dem Dämonen der Vergangenheit lösen können, ohne diese auszulöschen, eine Heilung durch Liebe erfahren und wieder im Jetzt leben.

Charlotte, eine Mischung aus Unschuld und Wildheit, ist herrlich chaotisch, witzig, ein Freigeist, der stets geradeheraus sagt, was er denkt, und frischen Wind in das Dasein von Beau Braden bringt. Sie weckt seine Beschützerinstinkte. Zwischen ihnen sprühen die Funken, und es ist im Grunde von Anfang an klar, dass daraus nur ein Feuerwerk werden kann. Die Frage ist lediglich, wann dieses zündet.

Beau ist der ernsthaftere von den beiden, ein grundanständiger Kerl, der eine Mauer aus Schwermut sich herum errichtet hat und dem die Leichtigkeit abhanden gekommen ist. Er wirkt stark und unverwundbar, indes schlägt unter seiner harten Schale ein empfindsames Herz, das noch immer um die verlorene Liebe trauert.

Es wird deutlich, dass die Autorin vor allem Wert auf die Empfindungen ihrer sympathischen Protagonisten legt. Beide führen viele Gespräche, nähern sich an und können bald die betörende Energie zwischen sich nicht mehr leugnen. Die erotischen Szenen sind durchaus eindeutig, dennoch verführerisch und leidenschaftlich, ohne sich im Ton zu vergreifen. Diese Kunst beherrscht Melissa Foster meisterlich. Genauso wie die Einbindung bekannter Gesichter aus dem Ensemble des Herzen-im-Aufbruch-Familien ein, allen voran die Geschwister von Beau.

Letztlich erweist sich auch „Alles für die Liebe“ sich als gefühlsbetonte Romanze, die die Welt ein wenig schöner werden lässt.

4,5 Sterne

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