Die achtundzwanzigjährige Ärztin Summer Booth leidet auch nach sechs
Monaten noch immer unter dem Tod der Mutter. Sie hatte gerade eine
Assistentenstelle in der Notaufnahme der Universitätsklinik antreten wollen, diese indes aufgegeben und ihre an Krebs
erkrankte Mutter gepflegt. Nun kümmert sich Summer um Vater und
Bruder. Mitch Booth, genannt Big M, betreibt seit zehn Jahren mit
wachsendem Erfolg den Rennstall Booth
Thunder Racing Team. Er hat den vielversprechenden Fahrer Tyler Hatfield
unter Vertrag genommen, der an die Spitze strebt, allerdings in
seiner Vergangenheit ebenfalls einige schmerzvolle Erfahrungen
gesammelt hat. Auf und nach einem Speeddating in ihrem Heimatort kommen sich Summer und
Tyler näher. Doch können sie eine vertrauensvolle Beziehung
aufbauen? Und kann diese Bestand haben, wenn Summer nicht dazu stehen
will?
Was
macht eine gute Liebesgeschichte aus? In erster Linie natürlich ein
Paar, mit dem ich mitfühlen kann, das mir Emotionen vermittelt, die mich auch erreichen. Daneben eine schlüssige Handlung mit
entsprechend ausgearbeiteten Ereignissen, ein gewisses Maß an
Auseinandersetzungen, die Leben in die Geschichte bringen. Und
letztlich ein beachtlicher Schreibstil. Bedauerlicherweise erfüllt „Speed
Love - Summer & Tyler“ von Karina Reiß diese Erwartungen nur
in begrenztem Maße.
Tatsächlich
hat Karina
Reiß mit Summer und Tyler ein Paar erschaffen, bei dem der Funken
einfach nicht überspringen will, weil die gewählten Charakterzüge
gleichtönig sind, nicht aus der Masse herausragen und ein Hin und
Her der Gefühle dies zusätzlich verhindert. Ihre Darstellung ist leider recht konturlos und verhalten, so dass das
Entstehen ihrer Liebe zueinander kaum nachvollzogen werden kann und
geringen Nachhall erzeugt. Die Schilderung des Geschehens und der Empfindungen aus der wechselnden Perspektive der beiden Protagonisten trägt nicht
dazu bei, ihnen Originalität zu verschaffen. Vielmehr wirken Summer und Tyler in Anbetracht ihrer Taten und Gedanken keineswegs immer
altersgerecht, sondern oft unreif und damit unglaubwürdig. Weiterhin bleiben die erotischen Szenen ebenfalls auf der Strecke, sie scheinen gewollt
und trotz aller intensiver Beschreibung leidenschaftslos, denn es prickelt nicht wirklich.
Zudem
ist die Entwicklung der Nebenfiguren unvollendet und zum Teil irritierend. Besonders sauer stößt hierbei die Beschreibung des zweiten Fahrers und ehemaligen Partners von Summer,
Zane, auf.
Vielleicht
hätte es die Gestaltung des sportlichen Hintergrundes Schwächen
minimieren können. Jedoch auch hier kratzt die Autorin lediglich an der
Oberfläche und legt ein Tempo vor, dass sich zwar dem Titel anpasst,
gleichwohl gehetzt wirkt. Die Welt des Rennsports wird durchaus in
Ansätzen veranschaulicht,
und außerdem werden Konflikte angerissen. Das Potential, diese zu
vertiefen, nutzt Karina Reiß allerdings nur wenig oder gar nicht.
Vorhandene Spannungsmomenten wie beispielsweise Unfälle im Rennsport
flachen schnell wieder ab und gehen verloren.
Hinsichtlich der Ausdruckskraft offenbart die Autorin ebenfalls nicht genutzte Möglichkeiten. Zwar liest sich die Geschichte ohne Probleme,
aber sie benötigt auch keine große Aufmerksamkeit, von
ein paar unverhofften – mich nicht störenden – Zeitwechseln
einmal abgesehen. Insgesamt wirkt das Ganze unausgereift und
unaufgeregt, allein in Bezug auf die Trauer von Summer über den
Verlust der Mutter entstehen aufrichtige Augenblicke.
„Speed
Love - Summer & Tyler“ weist diverse Schwächen auf und überzeugt leider nicht, so dass die Geschichte schnell aus dem Gedächtnis verschwunden sein wird.
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