Ein Traum erfüllt sich für die Französin Madeleine Tellier an diesem 15. Juli 1870, denn sie soll endlich die Braut ihrer großen Liebe, Paul von Gerlau, Doktor der Medizin, werden. Doch bevor es dazu kommt, erhält Paul als Angehöriger des preußischen Militärs im zivilen Dienst seine Einberufung. Die Lage hat sich angesichts der Querelen um die Thronfolge in Spanien zugespitzt, und der Norddeutsche Bund, den Preußen seit 1867 anführt, ordnet die Mobilmachung an. Vier Tage später erklärt Frankreich den Krieg. Damit stehen Madeleine und Paul auf gegnerischen Seiten mitten im Herzen eines Konfliktes, der seit Jahren unter der Oberfläche schlummert und nun – vom schwelenden Hass zweier Völker begleitet – ausbricht.
Während
Paul sich pflichtgetreu zu seinem Regiment nach Coblenz begibt, reist
Madeleine mit ihrem Vater zurück in die Heimat nach Metz. Beide wissen nicht, ob sie sich jemals wiedersehen...
Maria
W.
Peter erzählt
die
Ereignisse ihres
Romans „Eine
Liebe zwischen den Fronten“,
die
mit zielgerichteten Daten eingegrenzt werden,
mittels
eines herausragend
fundierten
Hintergrundwissens. Dabei
ist ihr Engagement lobenswert, eine
Aufzeichnung der historischen Begebenheiten bis hin zu kleinsten
Details zu verwirklichen, das zudem eine Vertiefung in dem sehr
ausführlichen Nachwort und Glossar findet. Dadurch erweitert sie
nicht nur bereits vorhandenes Wissen, sondern vermittelt ferner ein
lebenskräftiges Bild einer dramatischen Zeit, das zu einem hochwertigen
mitreißenden Leseerlebnis beiträgt.
Die
Anschaulichkeit, mit der die Autorin das Geschehen darbietet, ist von beachtlicher und eindrucksvoller Qualität. Im Grunde lebt Maria W. Peter die Geschichte, was
nicht verwunderlich ist, da sie auf Grund örtlicher und familiärer
Verbundenheit eine einzigartige Beziehung zu den betroffenen Gebieten
und deren Einwohnern pflegt.
In
der Handlung
ist durch
das Wechseln der Perspektive ständig
Bewegung, und es werden oft schonungslos schreckliche
Kriegsereignisse beschrieben, die ziemlich unter die Haut gehen. Durch die Verwendung vieler Beispiele demonstriert die Autorin,
wie inhuman, grausam und blutig Kriege sind. Wie sie
das Schicksal der Menschen und der Länder verändern
und für die Zukunft prägen.
Sowohl
direkt auf dem Schlachtfeld als auch in belagerten Städten spielen
sich Szenen ab, die im Gedächtnis bleiben und nicht jedermanns Sache
sind. Meines
Erachtens nach bedarf es einer eindeutigen Sprache, um die Gräuel begreifbar zu machen.
Erfreulich indes ist, dass auch
in dieser Dunkelheit freundliche, zugewandte Momente nicht
fehlen.
Das
Los der Bevölkerung – nicht nur das der handelnden Figuren – erschüttert im besonderen Maße. Die
Autorin illustriert nachvollziehbar,
wie wechselhaft die
Menschen
auf das Kriegsvorfälle reagieren. Es gibt diejenigen, die
unermüdlich und
selbstlos
helfen und denen es einerlei ist, auf welcher Seite derjenige steht,
der Hilfe benötigt. Und es werden jene
beschrieben, die ihr eigenes Heil im Auge haben und sich nicht darum
scheren, was mit ihren Nachbarn geschieht. Wiederum
einen großen Teil, der sich von Hass gegen die jeweils andere Nation
leiten lässt, für den Menschlichkeit unbedeutend ist.
Maria
W. Peter wertet
nicht, allerdings stellt sie gleichwohl einen gesteigerten Anspruch an den
Leser, eine eigene Evaluation des Geschehens vorzunehmen, in dem vor allem Fragen wie Vaterlandsliebe, Glauben, Familienbande und
kulturelle Aspekte angesprochen werden. Durch ihre ambitionierte
Schilderung erreicht sie eine hohe Emotionalität, die sich
durch den Roman zieht wie ein roter Faden und sämtliche
Begebenheiten und Protagonisten betrifft.
Bei
der Gestaltung der Figuren beweist die Autorin ein enorme
Vielfältigkeit. Unterschiedliche
Charaktere mit differenzierten,
von ihrer Herkunft und Vergangenheit geprägten
Auffassungen,
die
oft konträr
sind,
machen
die Geschichte äußerst interessant und aktiv.
Sie
alle berühren auf die eine oder andere Weise.
Besonders
hervorzuheben ist hierbei Madeleines Bruder Clément,
der
wegen seines komplexen schwierigen Wesens reizvoll
ist.
Der bemerkenswerte junge Mann sucht nach dem Sinn seines
Lebens, kann diesen tatsächlich aber nicht benennen. Er steht sich selbst oft im Weg und klammert sich an Meinungen, ohne über den
Tellerrand zu sehen. So
schwankt der Leser ihm gegenüber zwischen Verständnis und Ablehnung.
Hingegen
erhält das im Mittelpunkt stehende Paar von Anfang an einen
Sympathiebonus, weil dessen ehrlich empfundene Liebe
spürbar
wird. Madeleine
und Paul
stimmen in ihren Werten überein und agieren und kommunizieren
miteinander auf Augenhöhe, stärken
einander in ihrer Individualität.
Außerdem
sind
sie
tapfer,
furchtlos und trotzen den Gefahren, obwohl Madeleine mit ihrer Beharrlichkeit durchaus manchmal
etwas unbedacht ist. Beide zeigen sich als selbständige
Persönlichkeiten voller Hilfsbereitschaft, stehen trotz
allem zu ihren Pflichten und Prinzipien, und Entschlüssen. Sie werden gelenkt von ihrem Gewissen, sind nicht frei von
Ängsten, verfügen
über
Vertrauen und geben die Hoffnung nicht auf.
„Du
bist wie die zweite Hälfte von mir, die ich so lang ersehnt habe.
Der Spiegel meiner eigenen Seele, wie es ihn nur ein einziges Mal auf
dieser Welt gibt.“ (Seite 381)
Ich wünsche ihnen alles Glück dieser Welt.
Ich wünsche ihnen alles Glück dieser Welt.
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