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Samstag, 19. Oktober 2024

Die Porzellanmanufaktur. Zerbrechliche Träume

1966 teilt die Mauer Deutschland mittlerweile seit fünf Jahren in zwei Staaten, und Autowerkstattbesitzer Gustav nutzt seine weitgehende Reisefreiheit und schmuggelt lebende Güter über die Grenze von der DDR in die Bundesrepublik. Ein gefährliches Unterfangen. 

Bei den Thalmeyers arbeiten in der Manufaktur gut vierzig Personen, wenngleich auch die Nachfrage nach Porzellan nachgelassen hat. Dem Wirtschaftswunder ist ein wenig die Luft ausgegangen. Doch Marie, verantwortlich für die Verwaltung der Manufaktur und Sophie, zuständig für den Außendienst, haben schon einige Schlachten geschlagen und private Verluste erlitten. Aber die Geschäfte führen sie klug, und sie wollen das Familienunternehmen in fünfter Generation erhalten. Müssen sie sich den veränderten Wünschen der Konsumenten anpassen, oder sollen sie wieder etwas wagen? Denn das ist bisher immer ihre Stärke gewesen. Es anders zu machen als die anderen und dadurch zwei Kriege und unzählige Krisen zu überstehen.

Das Verhältnis von Marie zu ihrer Tochter Jana ist angespannt, innige Augenblicke sind eher selten. Jana wird flügge und verlässt die heimatlichen Gefilden Richtung München, um Jura zu studieren. Der „Backfisch“ ist froh, endlich der kleinbürgerlichen Enge der Provinz zu entgehen und wild entschlossen, all das nachzuholen, was sie bislang versäumt zu haben glaubt.

Dank Onkel Joachim, der als Künstleragent viel unterwegs ist, bekommt sie in seiner Wohnung ein eigenes Zimmer mit Balkon. Die tolle Großstadt lockt mit neuen Möglichkeiten und Gefahren. Das ahnt Jana allerdings noch nicht. Jetzt erst einmal gibt sie sich Mühe, bei allem dabei zu sein. 

Joachim Thalmeyer, fungiert nach wie vor als stiller Teilhaber und überlässt es seinen Schwestern, sich um die Porzellanmanufaktur zu kümmern. Seine Welt sind die Musik und das Fernsehen, und seine Künstler machen alle ausnahmslos Karriere. 

Dauerfeind Karl Metsch ist gestorben und hat den Staffelstab der Feindschaft an seinen Sohn Abel weitergegeben, der bereits vor dem Tod des Vaters die Geschäfte an sich gerissen hat, tatkräftig unterstützt von seiner nimmermüden Mutter Alexandra. 

Nun versucht Abel Metsch als Verleger der regionalen Zeitung „Oberfränkische Stimme“ seine Macht auszuspielen und neue Intrigen zu ersinnen. Der erklärte Widersacher der Thalmeyers schafft es bis zum Bürgermeister. Wird es ihm letzten Endes gelingen, seine Erzfeinde zu bezwingen und die verfluchten Thalmeyers aus Selb zu jagen, ihre Porzellanmanufaktur in den Konkurs zu treiben oder gar selbst zu übernehmen?


Wie schon in den Vorgängerbänden der Reihe „Die Porzellanmanufaktur“ legt Stefan Maiwald auch im dritten Band „Zerbrechliche Träume“ nicht nur den Fokus auf die Vorgänge in und um die Porzellanmanufaktur, sondern bindet das Zeitgeschehen und die herrschenden Gegebenheiten in der Bundesrepublik der Sechziger Jahre ein. 

Deshalb bin ich wieder begeistert von seiner hervorragenden Recherchearbeit. Insbesondere gefällt mir, wie er mit scheinbar leichter Hand geschichtliche und gesellschaftliche Momentaufnahmen in einer Fülle aufbereitet, die das Wissen erweitert, ohne die Wirkung eines Sachbuches zu versprühen. Nur wenn der Autor – wie aus meiner Sicht beim Thema Golf – zu sehr in die Tiefe geht, nimmt die Leseaufmerksamkeit etwas ab. 

In „Zerbrechliche Träume“ bleibt Stefan Maiwald von Anfang an seinem gewählten Erzählstil treu und schildert den Verlauf der Ereignisse stringent, dynamisch und in kurzen Kapiteln klar strukturiert. Er verzichtet dieses Mal – mit wenigen Ausnahmen – bei den Perspektivwechseln auf diejenigen in die Vergangenheit und beschränkt sich diesbezüglich in der Handlung auf gelegentliche Hinweise. 

Der Autor schafft in seiner mittlerweile gewohnten Handschrift ein authentisches und buntes Bild der damaligen Zeit und Umstände und paart sie mit stimmungs- und humorvoller Lockerheit. 

Seine bekannte Figurenriege, deren Charakterisierung er verfeinert und teilweise mit weiteren Konturen versehen hat, ergänzt er mit den Auftritten neuer fiktiver und daneben einiger realer Persönlichkeiten. Beispielsweise wird Koch Paul Bocuse in die Handlung eingebunden, und Mime Klaus Kinski darf in unverkennbarer Weise einen bezeichnenden Auftritt haben. 

Leider heißt es nunmehr Abschied nehmen von der Familie Thalmayer, von ihren Wegbegleitern, Freunden und Feinden. Ich habe ich gefreut, dass ich sie über einen großen Zeitraum ihrer Lebens begleiten durfte. Vielleicht gibt es ja irgendwann noch einmal ein „Wiedersehen“. 

4,5 Sterne


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Der Roman ist im Maximum Verlag erschienen, dem ich für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares danke.

Sonntag, 13. Oktober 2024

Buddyread DIE LETZTE WELLE - Der erste Eindruck



Im Oktober lese ich gemeinsam mit Sabine von Buchmomente Cecilia Sjögrens "Die letzte Welle", erschienen im Jahr 2023 bei Saga Egmont.

Worum geht es? 
 
Im Altenheim "Ömheten" geschehen seltsame Dinge: Ein mysteriöser Einbruch, gefolgt von einem Todesfall wecken den Verdacht des pensionierten Polizisten Tore Lindahl: Ist sein Heimnachbar Viking wirklich auf natürliche Weise gestorben? Wer ist der Fremde, der vor dem Heim herumschleicht? Und warum will das Pflegepersonal all das geheim halten?

Bei der örtlichen Zeitung hofft Veronika Wiklund auf die große Story. Wenn sie nicht bald einen aufsehenerregenden Artikel abliefert, verliert sie den Job. Als sie von Tores Verdacht hört, sieht die Journalistin ihre Chance gekommen.

Gemeinsam beginnen die beiden zu ermitteln. Ihre Recherche deckt ein weit verzweigtes kriminelles Netzwerk auf. Musste Viking sterben, weil er davon wusste? Oder liegt die Wahrheit weiter zurück - im Inferno des Zweiten Weltkriegs, dem auch der kleine Fischerort Grisslehamn nicht entgehen konnte? (Quelle: Verlag)


Heute habe ich für euch unseren jeweiligen ersten Eindruck nach neun Kapiteln.
 
Anke meint:

Im Prolog erleben wir einen Monat vor den eigentlichen Ereignissen die Ermordung der 85-jährigen Senora Orjeda mit. Später werden wir erfahren, dass dies nicht ihr wahrer Name gewesen ist und sie gefälschte Ausweispapiere besaß, deren Spur nach Schweden führt.
 
Hier wird in einem Altenheim, in dem der ehemalige Polizist Tore Lindahl lebt, von diesem der tote Mitbewohnet Viking gefunden, dessen Ableben offensichtlich nicht natürlich war.
 
Und wir lernen Veronika Wiklund kennen, die als Praktikantin bei der Zeitung nicht für die großen Stories zuständig ist, aber doch einer scheinbar brisanten Geschichte auf die Spur kommt.
 
Zu guter Letzt erhalten wir auch noch einen ersten Blick in die Vergangenheit und begegnen 1942 Siri und Folke. Siri hat auf jeden Fall eine Verbindung zum toten Viking ...

Den Perspektivwechseln und Verlauf der Handlung kann ich bislang gut folgen.
 
Mir gefällt, wie die Autorin die persönliche Situation und die Befindlichkeiten ihrer Protagonisten in das Geschehen einflechtet. Da ist Tore, 75 Jahre alt, mit einem angespannten Verhältnis zu seiner Tochter Anna, ebenfalls Polizistin. Und auch Veronikas Beziehung steht auf dem Prüfstand.

Hinsichtlich der Motive und auch Bezüge zur Vergangenheit bin ich momentan noch ahnungslos.

Sprachlich empfinde ich die Schilderung als ausgewogen und angenehm zu lesen, gebe wegen des Stils zu, dass ich es gern mal etwas "blumig" mag, weil das von mancher Nüchternheit ablenken kann.

Zwei meiner Lieblingszitate:

"Die dichten Jahresringe des Lebens hatten ihr Geheimnis verborgen." (Seite 5)
 
"Aber da gab es noch etwas bei Josef, eine Tiefe und Zurückhaltung in seinem Blick. Als säße die Schwermut des Lebens in ihm fest." (Seite 36)

Sabine meint:
 
Ich bin jetzt noch nicht ganz so begeistert.
 
Es gibt viele Erzählstränge, denen man zwar gut folgen kann, bei denen aber noch nicht klar ist, wie sie zusammengehören. Am liebsten ist mir der aus der Vergangenheit :-) - aber das habe ich sehr häufig bei Romanen auf mehreren Zeitebenen.
 
Mir ist noch nicht ganz klar, wo ich das Buch einordnen soll - ist es ein Kriminalroman? Oder doch eher ein Spannungsroman? Oder einfach nur ein Roman auf zwei Zeitebenen?
 
Für mich spielt das eine Rolle wegen des Schreibstils. Mir ist er zu blumig und mit zu vielen Bildern, die ich überzogen finde. Und bei einem Krimi finde ich das unpassend - zu einem Roman passt es (auch wenn es mir persönlich nicht zusagt, aber das ist ja Geschmackssache).
 
"Ihre Finger glitten mechanisch durch das graue Haar, in dem Reste einer rotgoldenen Farbe vom Schöpfungsmorgen erzählten." (Seite 5) - das ist mir echt zu schwülstig. Und leider gibt es solche Beschreibungen ja recht häufig.
 
Was mir gefällt ist, dass es viele ältere Protagonisten gibt und auch, dass es ja anscheinend zu einer "Allianz" zwischen Tore und Veronika kommen wird (also alt und jung.

Fortsetzung folgt,
dann mit unserem Fazit und den Rezensionen ...