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Montag, 27. November 2023

Zwei Tage Schatzsuche am Rhein - Tag 2: Interview mit dem Autor

Sei gegrüßt, Ralf, es ist mir eine Freude, dass du dir anlässlich der Veröffentlichung deines neuen Buches Zeit für ein Interview genommen hast. Wir beginnen auch sofort:


Dieser historische Roman ist das ... 

... 15. von mir geschriebene Buch ...

... für das es von der ersten Idee bis zum fertigen Ergebnis...

 ... etwa anderthalb Jahre gedauert hat.

Welchen Part (es können auch mehrere sein) beim Schreiben der Geschichte mochtest du und welchen gar nicht?

Ich schreibe Bücher, um selbst daran Gefallen zu finden. Demnach mag ich eigentlich alles daran. Bei "Die Mission des Goldwäschers" gefällt mir etwa das Tempo, das der Roman bekommen hat. Ich habe letztens mal gesagt, es handelt sich um eine Mischung aus Alexandre Dumas' "Die Drei Musketiere" und "Illuminati" von Dan Brown.

Bist du sehr kritisch mit deinen eigenen Werken? Und wo ordnest du das neue in deinem persönlichen Ranking deiner Werke ein? Warum?

Ja, ich bin sehr kritisch. Zwar lernt man mit jedem Buch dazu, aber man setzt sich ja auch neue Herausforderungen. Ein gutes Zeichen bei diesem Buch war für mich, dass ich beim Lesen der Druckfahnen richtig in die Geschichte eintauchen konnte, obwohl ich sie ja selbst geschrieben und mehrfach überarbeitet habe.

Wie geläufig war dir vor der Themenwahl die Nibelungensage?

Ich habe die Sage als Kind in einer Fernsehadaption kennengelernt. Und natürlich stolpert man in einem Leben, das viel mit Büchern zu tun hat, immer mal wieder über die Nibelungen. Trotzdem musste ich mich für den Roman erstmal wieder richtig einarbeiten und habe sogar alte Mittelhochdeutsch-Kenntnisse aus Germanistik-Seminaren wieder ausgegraben. Weil ich ahnte, dass meine Leserinnen und Leser ebenfalls nicht mehr ganz firm sind, lasse ich Bruder Melchior die Sage in kurzen Abschnitten zusammenfassen. Das ist bisher bei allen Lesers sehr gut angekommen.

Ich bin mit der Goldwäscherei durch Jack Londons Bücher erstmalig in Berührung gekommen. Deshalb habe ich mit Erstaunen zur Kenntnis genommen, dass auch aus deutschen Flüssen Gold herauszuholen war. Wie hast du dich dem ganzen Prozedere des Goldwaschens genähert? Konntest du selbst es irgendwo ausprobieren?

Als ich das erste Mal davon gehört habe, dass am Oberrhein Gold gewaschen wurde, habe ich mir Nuggets, also richtige Klumpen, vorgestellt. Aber im Rhein gibt es nur Flitter, winzige Teilchen, die vom Hochwasser aus dem Alpenraum mitgetragen werden und sich irgendwo absetzen. Zum Glück herrschte auch im 18. Jahrhundert schon eine funktionierende Bürokratie. Es gibt allerlei markgräfliche Dokumente, in denen Fundmengen nach Fundort notiert sind und man auch über die Jahre die Entwicklung der Mengen und Preise nachvollziehen kann. Meine eigene Goldsuche liegt schon etwas zurück. Ich habe damals ein paar Flitter gefunden, die sind aber bei den vergangenen Umzügen verschwunden. Dafür hat meine Frau mir eine Kette geschenkt, an der sich als Anhänger ein winziges Glasröhrchen befindet, in dem sich Goldflitter aus dem Rhein befinden.

Was hat dich bei deinem Recherchen besonders überrascht?

Eine riesige Herausforderung war es, mir die Rätsel auszudenken, die meine Schatzsucher lösen müssen. Nur so können sie den nächsten Absatz in dem antiken Nibelungenbuch entziffern. Um diese Rätsel erstellen zu können, musste ich erstmal selbst viel lernen über die großen Kirchenbauten entlang des Oberrheins. Am meisten erstaunt hat mich der "Grüne Herr im Straßburger Münster". Aber ich will hier nicht spoilern und erkläre daher nicht, was genau dahintersteckt. Auf jeden Fall ist es eine großartige Sache!

Ich gehe davon aus, dass du dich jeder deiner Figuren mit Hingabe widmest. Wer lässt sich leichter entwerfen und darstellen: die "Guten" oder die "Bösen", und warum, meinst du, ist das so?

Mir fallen die Guten leichter, weil ich meist mehr Zeit habe, sie zu entwickeln. Aber die Bösen haben auch ihren Reiz. Es macht Spaß, die schurkische Motivation ihrer Handlungen zu entdecken.

Um noch bei den Protagonisten zu bleiben: In der Regel hat man ja doch einen Liebling. Welcher ist deiner in der Geschichte?

Aus irgendeinem Grund ist mein Liebling die Tochter des Wirts in Karlsruhe, die so ganz natürlich mit Eleonore umgeht und dafür verantwortlich ist, dass die Protagonistin sich später weiterentwickeln kann. Dabei ist sie nur eine ganz kurz auftauchende Nebenfigur. Von den Hauptfiguren mag ich Armin besonders, der Beau, der Schwerenöter, der entdecken muss, dass er sich offenbar wirklich verliebt hat.

War es von Anfang an klar, dass Goethe seinen Auftritt erhält und sogar eine recht aktive Rolle übernimmt?

Als ich herausgefunden hatte, dass Goethe 1770 und 1771 in Straßburg lebte, war mir klar, dass ich ihn dabeihaben möchte. Das passte auch deshalb gut, weil er mit seiner breiten Bildung beim Lösen der immer schwieriger werdenden Rätsel helfen konnte.

Wie näherst du dich einst realen Persönlichkeiten, und ist es schwerer, diese zu charakterisieren und in die Handlung einzubinden?

Bei den historischen Figuren achte ich darauf, dass sich der Abschnitt, den ich über sie erzähle, logisch in ihre Biographie einfügen würde. Ich frische erstmal mit viel Lesen meine Kenntnisse über die Persönlichkeit auf. Dann bildet sich meist auch schon  ein Eindruck, wie ich die Person anlegen will. Schwergefallen ist mir das einmal  bei meinem dritten Historischen Roman "Der Gesang der Bienen", mit Hildegard von Bingen. Um mich ihr anzunähern bin ich für eine Woche ins Kloster ihrer Nachfahrinnen gezogen, habe dort aktiv am Tagesablauf teilgenommen und mit Hildegard-Spezialistinnen diskutiert.

Zu guter Letzt ... Warum sollten auch heute noch historische Romane geschrieben und gelesen werden?

Erst einmal, weil es einfach Spaß macht. Es tut gut, sich in Zeiten entführen zu lassen, die nicht mit Handy, Sozialen Medien, KI oder ähnlichen Themen überfrachtet sind. Aber gute historische Romane sind neben spannender Unterhaltung stets auch lehrreich. Der Blick in die Geschichte ist eben auch immer ein Schlüssel für das Heute. 

Ich bedanke mich bei dir, lieber Ralf, und freue mich bereits jetzt auf die Lektüre eines weiteren Werkes von dir.


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Frühjahr 1771. Das beschauliche Leben des Goldwäschers Frieder ändert sich schlagartig, als er eines Tages eine Wasserleiche findet und einen Buchhändler kennenlernt, der mit seiner Tochter und einem Mönch dem sagenhaften Schatz der Nibelungen auf der Spur ist. Auf einmal schweben sie alle in höchster Gefahr, denn ein französischer Baron hat sich ihnen an die Fersen geheftet, begierig nach dem Gold und völlig skrupellos. Da hilft es wenig, dass sich ihnen auch noch der junge Jura-Student Johann Wolfgang Goethe anschließt. Er vermag zwar, die Hinweise auf den Schatz zu deuten, sorgt dabei aber für einige Verwicklungen. Und bald muss sich nicht nur Frieder zwischen Gold und Liebe entscheiden ... (Quelle: Verlag)

1 Kommentar:

  1. Ralf H. Dorweiler1. Dezember 2023 um 13:03

    Vielen Dank für die Besprechung und das Interview. Es war mir eine große Freude! Herzliche Grüße, Ralf H. Dorweiler

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