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Donnerstag, 30. November 2023
Das Erbe derer von Thurn und Taxis
Mittwoch, 29. November 2023
Blogtour - Schatten über der Alhambra: Andalusien
Montag, 27. November 2023
Zwei Tage Schatzsuche am Rhein - Tag 2: Interview mit dem Autor
Sonntag, 26. November 2023
Zwei Tage Schatzsuche am Rhein - Tag 1: Die Mission des Goldwäschers
Freitag, 10. November 2023
Blogtour DER MILCHHOF
ich freue mich, dass ihr Zeit findet, mir ein paar Fragen zu beantworten.
Ich mag es, wenn ich Geschichten, die über einen so langen Zeitraum spielen, genügend Raum geben kann. Deshalb ist es auch wieder eine Saga geworden. Die Entstehung einer Molkerei war eben nur schwer in einem Band zu erzählen, denn es ist in den verschiedenen Epochen ja so unglaublich viel passiert. Erst gab es das Kaiserreich, dann die Weimarer Republik und in Band 3 die Herausforderung nach dem Zweiten Weltkrieg. Vor diesem Hintergrund gab es in den Betrieben unfassbar viele Neuerungen und Entwicklungen.
Mich packt es immer sehr, wenn ich mich in diese Zeit einarbeiten kann und darf, und dann daraus ein Roman entsteht.
Wie gestaltete sich deine Recherche? War es schwierig, an Material und Hintergrundinformationen zu gelangen?
Eine solche Recherche ist natürlich sehr aufwendig. Ich musste genau gucken, wie ich an die Informationen herankam, aber die umliegenden Molkereien waren sehr hilfsbereit und auch die Museen.
Dann habe ich mir sehr viel antiquarische Fachliteratur besorgt, mich im Internet schlau gemacht, und natürlich musste ich auch schauen, was in den unterschiedlichen Epochen los war. Und was davon für meine Romanreihe auch relevant ist.
Gab es Überraschungen dabei, und was hat dir besonders Freude gemacht?
Überraschungen gibt es immer. Zum Beispiel war mir nicht bewusst, dass es bis zum 1. April 1883 keine einheitliche Zeit in Deutschland gab und das dann erst per Gesetz verfügt wurde. Jeder Ort hatte zuvor alle 18 Kilometer seine eigene Zeit, je nach Sonnenstand. Darauf waren die Kirchturmuhren geeicht.
Diese Neuerung war für einen Betrieb wie den Milchhof mit Handelsbeziehungen von elementarer Bedeutung, endlich fuhren z. B. die Züge alle zur gleichen Zeit, und das habe ich natürlich eingebaut.
Besondere Freude hat mit mein Recherchetag in einer kleinen Käserei bereitet. Dort habe ich gelernt, wie man Käse herstellt. Wirklich faszinierend.
Wie lange hast du dann tatsächlich den ersten, jetzt vorgelegten Band DAS RAUSCHEN DER BRANDUNG geschrieben?
Das kann ich gar nicht so genau sagen. Dass ich die Saga schreiben werde, wusste ich ja schon länger, und dann habe ich mich zunächst häppchenweise informiert. Danach ging es richtig los. Die Recherche und Planung einer dreiteiligen aufeinander aufbauenden Saga ist ja ziemlich aufwendig. Meine reine Schreibzeit beträgt in der Regel vier Monate, aber davor gibt es eben einen Batzen Arbeit und im Nachgang ja auch noch mit der Überarbeitungsphase, dem Lektorat und Korrektorat etc. Ein Jahr brauche ich in der Summe immer.
Wie sieht in der Regel dein „Arbeitstag“ aus?
Ganz unspektakulär. Ich beginne meinen Tag mit zwanzig Minuten Sport, dann frühstücke ich und gehe um halb Neun an den Schreibtisch. Da kümmere ich mich zunächst um die neuen Mails und alles, was PR angeht. Darauf folgen administrative Dinge wie Rechnungen schreiben, Lesungen vorbereiten oder Recherchearbeit. Morgens schreibe ich meist auch meine Kurztexte, denn ich bin ja auch da tätig. Und dann geht es ans Schreiben oder Überarbeiten eines fertigen Projektes. Mit einer kurzen Mittagspause meist bis circa 17 Uhr. In intensiven Schreibhasen arbeite ich auch am Wochenende.
Gerade bei einer Trilogie gehe ich davon aus, dass du ein klares Konzept für die Handlungsstränge hattest. Konntest du dieses einhalten? Wie gestaltete sich deine Recherche? War es schwierig, an Material und Hintergrundinformationen zu gelangen, oder gab es während des Schreibens Abweichungen?
Es gibt immer Abweichungen, wobei das Grundkonstrukt schon eingehalten wird. Aber es passieren im Schreibprozess mit den Figuren häufig Dinge, die man nicht planen kann und das ist auch gut so. Es gibt nichts Schöneres, wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln.
Die Gestaltung und Entwicklung der Figuren ist ein wesentlicher Bestandteil eines jeden Romans. Ist es für dich wichtig, dass deine Leser mit den Protagonisten mitfühlen können und/oder Entscheidungen von ihnen mittragen?
Das ist das Wichtigste überhaupt. Ich selbst leide mit meinen Figuren, freue mich und weine mit ihnen. Wenn es mir gelingt, das auch bei den Leserinnen und Lesern auszulösen, ist es für mich das Schönste.
Gibt es Personen, die du sehr gemocht oder bei deren Ausarbeitung du dir die "Haare gerauft" hast, weil sie schwierig waren oder gar in eine andere Richtung als die geplante bewegten?
Meine Hauptfiguren mag ich alle, ich glaube, sonst hätten sie keine so große Gewichtung.
Und auf meine Antagonisten bin ich oft stinksauer. Aber ich brauche sie, versuche aber meist deutlich zu machen, warum sie so sind wie sie sind. Da ist mir die Motivation sehr wichtig.
Und nun, liebe Regine, beschreibe doch deine Heldin Lina bitte in einem Satz.
Sie ist eine starke Frau, muss aber an den Anforderungen erst wachsen und hat einige Schicksalsschläge zu verkraften.
Lina, stimmst du dem zu, oder wie siehst du dich selbst? Was sagst du ist deine größte Stärke und was deine Schwäche?
Warum sollten wir unbedingt deine Heimat kennenlernen?
Es gibt wohl keine Landschaft, in der man so schnell entschleunigen kann wie an der Nordseeküste mit ihrer unglaublichen Weite. Kurzum: Es ist schön hier. Und still.
Würdest du im Rückblick des Geschehens etwas anders machen?
Ja, ich würde mich gleich für Derk Voigt entscheiden, er hätte mir wichtiger sein müssen als der Milchhof und das Gerede der Leute.
Ich bin ein Gefühlsmensch und mir wäre Derk wichtiger gewesen. Aber ich lebe auch in einer anderen Zeit, wo als Frau vieles einfacher ist.