„Wenn Ihr leben wollt, müsst Ihr graben“
Als Adelheid von Burgund, nach dem Tod ihres Gatten Lothar von Berengar von Ivrea im Jahre 951 auf der Burg Garda gefangen gehaltene Königin von Italien, diese Worte von einem Mönch im Vorbeigehen zugeraunt bekommt, fasst sie neuen Mut, ihrem Peiniger möglicherweise doch noch entkommen zu können. Und das Wunder geschieht. Mit eigenen Händen kann sich Adelheid in die Freiheit graben und zusammen mit ihrer Tochter Emma, ihrer Dienerin Anna und Bruder Guido fliehen. Sie erwartet Hilfe in Person jenes geheimnisvollen Mönches, der in Wahrheit Gaidemar, ein Panzerreiter im Dienst König Otto, ist, ausgesandt, um die Befreiung zu unterstützen. Das schwierige Unterfangen gelingt, und als Adelheid mit ihrem „Gefolge“ in Pavia eintrifft, nimmt sie König Otto in Empfang, und die beiden heiraten. Aus der zunächst rein politischen Ehe zwischen Adelheid und Otto erwächst eine Beziehung auf Augenhöhe, die von gegenseitiger Zuneigung und Liebe geprägt ist.
Gaidemar, der im Verlauf der Flucht recht schnell in die schöne, edle Frau verliebt hat, ist ohne den Hauch einer Chance. Nicht nur weil er über keinerlei Besitz verfügt, ist Adelheid unerreichbar für ihn. Sondern er ist ein Bastard und damit namenlos, wurzellos und ohne Aussicht darauf, dass sich dies jemals ändert.
Doch das Schicksal hält nicht nur für Gaidemar und „Die fremde Königin“ einiges bereit...
Rebecca Gablé zeigt mit ihrer Reise in die Vergangenheit erneut, dass sie es vermag, den Leser diese nahezubringen, ohne es wie eine Geschichtsstunde aussehen zu lassen. Sie schreibt engagiert und respektvoll, hält sich an die historischen Gegebenheiten und stellt ihre Gründlichkeit bei der Recherche unter Beweis. Die Lebendigkeit, die sie ihren Protagonisten verleiht, macht diese für den Leser wahrnehm- und greifbar. Es ist eine besondere Kunst der Autorin, sämtliche Handelnde so zu charakterisieren, dass der Leser Verbindungen knüpfen und Empathie und Antipathie mit ihnen entwickeln kann, nicht nur bei der Begegnung mit neuen Persönlichkeiten, sondern auch beim Treffen mit "alten" Bekannten.
Hervorzuheben ist daneben die Gestaltung des Buches. Nicht nur das Cover ist äußerst ansprechend. Neben in Farbe gestalteter Karte des Reiches um 962 und eines ausführlichen Stammbaumes der Ottonen illustrieren Doppelseite schwarz-weiß Bilder jeden Beginn der drei Teile des Romans. Das Personenregister verschafft einen Überblick über historische und fiktive Figuren. Zudem beleuchtet das Nachwort der Autorin geschichtliche Hinter- und eigene Beweggründe.
Das Geschehen in "Die fremde Königin" setzt zehn Jahre nach dem in "Das Haupt der Welt" zuletzt geschilderten ein und führt den Leser erneut in eine aufregende Zeit der Umbrüche, Kriege und Kämpfe jeglicher Couleur. Es beginnt mit einem schier unglaublichen Ereignis. Denn die Flucht von Adelheid von Burgund hat es tatsächlich gegeben, und auch aus heutiger Sicht verdient es Respekt, dass die junge Adelheid trotz der scheinbar aussichtslosen Situation den Mut nicht verloren, sondern die sich ihr und Begleitern klitzekleine Möglichkeit ergriffen und sich quasi mit bloßen Händen einen Weg in die Freiheit gegraben hat.
Die besondere Charakterstärke ihrer Protagonistin hebt die Autorin im weiteren Verlauf der Handlung immer wieder hervor. Gleichwohl hat auch die junge Königin ihre Schwächen, die nicht übersehen werden können, sie dafür allerdings umso lebensechter erscheinen lassen. Daneben verfügt Adelheid über dezenten Humor, und sie ist eine gute Menschenkennerin. Bereits als burgundische Prinzessin und italienische Königin musste sie lernen, die wahren Absichten hinter den Worten zu erkennen, die die Menschen zwar sagen, aber nicht so meinen. Das hat sie geprägt, und so ist es für Adelheid zunächst unerklärlich, warum es ihr nicht möglich ist, Gaidemar wahrhaftig zu ergründen.
Gaidemar ist ein höflich, korrekt und selbstlos agierender Mann, der viel Wert auf seine Ehre legt, einen besonnenen Eindruck macht, zugleich jedoch mit seinem Dasein als Bastard hadert. Recht bald wird offenbart, wer sein Vater ist. Dies ist niemand Geringerer als Thankmar, der einst gegen seinen Bruder Otto, revoltierte, weil dieser ihm das Erbe seiner Mutter vorenthielt. Dass er Sohn eines Verräters, wenn auch Neffe des Königs ist, begeistert Gaidemar wenig, so dass er sich und andere mit hohen moralischen Maßstäben belegt. Es bedarf eines langen, schmerzhaften Weges, bis Gaidemar sein Schicksal annehmen kann.
Auf diesem Weg stellen sich ihm nicht nur Hindernisse in den Weg. Es gibt Menschen, die ihm wohlgesonnen sind. Andere wiederum wollen seinen Untergang. Sie alle zeichnet eine Mischung von Stärken und Schwächen in einem Gefüge von politischen und abenteuerlichen Ereignissen aus, die das Lesen der Geschichte zum Erlebnis machen.
"Ich recherchiere
bis zum letzten Tag!" Und wenn man sich Rebecca Gablés schwere
Historien-Roman vornimmt, glaubt man der Rheinländerin das gerne. Bei
ihr ist man in Sachen Mittelalter in sicheren Händen, sie geleitet den
Leser zielgerade durch den Dschungel fürstlicher Intrigen, sei es nun im
von ihr so geschätzten England. Oder mit "Die fremde Königin" nun zum
zweiten Mal im Deutschland des 10. Jahrhunderts. An Gablés Seite gelangt
man sicher über die zahllosen Schlachtfelder, durch große Hallen und in
geheime Hinterzimmer. Immer dicht dran am Heer von Personen, von denen
die meisten auf historisch verbrieften Akteuren basieren.
In diesem Fall ist das vor allem Adelheid, eine Prinzessin aus Burgund, verheiratet mit dem italienischen König. Mit 19 wird sie Witwe, der Mörder ihres Mannes sperrt sie ein. Aus diesem Kerker befreit sie sich selbst, praktisch mit bloßen Händen. "Die Anekdote hatte ich in einem Buch gelesen", erzählt Gablé beim Gespräch in Köln, "das hat mich so fasziniert, das war die Initialzündung, die mich bewogen hat, nicht Otto zur Hauptfigur zu machen." Das war der König in "Das Haupt der Welt", Gablés erstem Buch über das deutsche Mittelalter (2013). Adelheid wird seine zweite Frau - und Kaiserin, als er 962 dazu gekrönt wird.
Und auf den folgenden 600 Seiten werden Kriege geführt und Söhne verbannt, Nachkommen werden gezeugt und sterben wieder. "Keine Atempause, Geschichte wird gemacht, es geht voran" - auch dieses neue Gablé-Buch funktioniert, als hätte sie sich das Fehlfarben-Lied zum Motto gemacht. Und es funktioniert einmal mehr gut. Sprachlich mischt sie gekonnt Vergangenes ("auch darin sind wir eines Sinnes") und Gegenwart.
– Quelle: http://www.rundschau-online.de/26830090 ©2017
In diesem Fall ist das vor allem Adelheid, eine Prinzessin aus Burgund, verheiratet mit dem italienischen König. Mit 19 wird sie Witwe, der Mörder ihres Mannes sperrt sie ein. Aus diesem Kerker befreit sie sich selbst, praktisch mit bloßen Händen. "Die Anekdote hatte ich in einem Buch gelesen", erzählt Gablé beim Gespräch in Köln, "das hat mich so fasziniert, das war die Initialzündung, die mich bewogen hat, nicht Otto zur Hauptfigur zu machen." Das war der König in "Das Haupt der Welt", Gablés erstem Buch über das deutsche Mittelalter (2013). Adelheid wird seine zweite Frau - und Kaiserin, als er 962 dazu gekrönt wird.
Vergangenheit mit Gegenwart gemischt
"Und wie immer in meinen Romanen stelle ich der historischen Figur eine fiktive an die Seite - aber immer mit dem Anspruch, dass es diesen Menschen mit dieser Biografie eigentlich nur in dieser Zeit gegeben haben kann", erklärt die 52-Jährige. "Das wurde jetzt also Gaidemar, der Panzerreiter." Und ein mit Otto verwandter Bastard, der in dessen Auftrag Adelheid hilft, nach Deutschland zu kommen.Und auf den folgenden 600 Seiten werden Kriege geführt und Söhne verbannt, Nachkommen werden gezeugt und sterben wieder. "Keine Atempause, Geschichte wird gemacht, es geht voran" - auch dieses neue Gablé-Buch funktioniert, als hätte sie sich das Fehlfarben-Lied zum Motto gemacht. Und es funktioniert einmal mehr gut. Sprachlich mischt sie gekonnt Vergangenes ("auch darin sind wir eines Sinnes") und Gegenwart.
– Quelle: http://www.rundschau-online.de/26830090 ©2017
"Ich recherchiere
bis zum letzten Tag!" Und wenn man sich Rebecca Gablés schwere
Historien-Roman vornimmt, glaubt man der Rheinländerin das gerne. Bei
ihr ist man in Sachen Mittelalter in sicheren Händen, sie geleitet den
Leser zielgerade durch den Dschungel fürstlicher Intrigen, sei es nun im
von ihr so geschätzten England. Oder mit "Die fremde Königin" nun zum
zweiten Mal im Deutschland des 10. Jahrhunderts. An Gablés Seite gelangt
man sicher über die zahllosen Schlachtfelder, durch große Hallen und in
geheime Hinterzimmer. Immer dicht dran am Heer von Personen, von denen
die meisten auf historisch verbrieften Akteuren basieren.
In diesem Fall ist das vor allem Adelheid, eine Prinzessin aus Burgund, verheiratet mit dem italienischen König. Mit 19 wird sie Witwe, der Mörder ihres Mannes sperrt sie ein. Aus diesem Kerker befreit sie sich selbst, praktisch mit bloßen Händen. "Die Anekdote hatte ich in einem Buch gelesen", erzählt Gablé beim Gespräch in Köln, "das hat mich so fasziniert, das war die Initialzündung, die mich bewogen hat, nicht Otto zur Hauptfigur zu machen." Das war der König in "Das Haupt der Welt", Gablés erstem Buch über das deutsche Mittelalter (2013). Adelheid wird seine zweite Frau - und Kaiserin, als er 962 dazu gekrönt wird.
Und auf den folgenden 600 Seiten werden Kriege geführt und Söhne verbannt, Nachkommen werden gezeugt und sterben wieder. "Keine Atempause, Geschichte wird gemacht, es geht voran" - auch dieses neue Gablé-Buch funktioniert, als hätte sie sich das Fehlfarben-Lied zum Motto gemacht. Und es funktioniert einmal mehr gut. Sprachlich mischt sie gekonnt Vergangenes ("auch darin sind wir eines Sinnes") und Gegenwart.
Und auch die Verhaltensmuster scheinen ähnlich inspiriert. Da wird eine Amme, durch deren Nachlässigkeit ein Königskind stirbt, ohne viel Federlesen geköpft. Und später führt der Kaiser mit seinem Sechsjährigen ein Gespräch, wie man es eher von einem Vater mehr als 1000 Jahre später erwarten würde.
"Aber hätte ich gewusst, in welchem politischen Klima dieser Roman erscheinen würde, hätte ich ihn vielleicht nicht geschrieben", gibt die Autorin im Nachwort zu. Otto werde "von nationalistischen Wirrköpfen, von Nazis und Rassisten als angeblicher Beleg für die Überlegenheit des deutschen Volkes missbraucht. Von dieser Deutung distanziere ich mich ausdrücklich."
Sie habe das Gefühl gehabt, dies schreiben zu müssen, "nachdem ich vage eine Tendenz wahrgenommen habe, dass da Leute auf meiner Facebook-Seite waren, die ich da gar nicht so unbedingt haben wollte", erzählt sie. "Und weil wir so mit dem Thema Populismus im Moment konfrontiert sind, schien es mir klug, das direkt klarzustellen."
Brun ist der Gründer des Benediktinerkloster St. Pantaleon, die gleichnamige Kirche ist das heutige Zeugnis dieses Vorhabens - und stand für die Mönchengladbacherin auch auf dem Programm beim Köln-Besuch. Denn auch wenn das nächste Buch ein weiterer Teil der Waringham-Saga sein wird und das Thema des übernächsten noch nicht entschieden ist, hat Rebecca Gablé "nicht das Gefühl, dass ich mit dem deutschen Mittelalter schon fertig bin".
In St. Pantaleon hätte sie die Chance, durch das Berühren von Steinen, die vor 1000 Jahren ihre Helden berührt haben könnten, einmal mehr Kontakt zu ihnen aufzunehmen. Schließlich liegt hier auch Kaiserin Theophanu begraben...
– Quelle: http://www.rundschau-online.de/26830090 ©2017
In diesem Fall ist das vor allem Adelheid, eine Prinzessin aus Burgund, verheiratet mit dem italienischen König. Mit 19 wird sie Witwe, der Mörder ihres Mannes sperrt sie ein. Aus diesem Kerker befreit sie sich selbst, praktisch mit bloßen Händen. "Die Anekdote hatte ich in einem Buch gelesen", erzählt Gablé beim Gespräch in Köln, "das hat mich so fasziniert, das war die Initialzündung, die mich bewogen hat, nicht Otto zur Hauptfigur zu machen." Das war der König in "Das Haupt der Welt", Gablés erstem Buch über das deutsche Mittelalter (2013). Adelheid wird seine zweite Frau - und Kaiserin, als er 962 dazu gekrönt wird.
Vergangenheit mit Gegenwart gemischt
"Und wie immer in meinen Romanen stelle ich der historischen Figur eine fiktive an die Seite - aber immer mit dem Anspruch, dass es diesen Menschen mit dieser Biografie eigentlich nur in dieser Zeit gegeben haben kann", erklärt die 52-Jährige. "Das wurde jetzt also Gaidemar, der Panzerreiter." Und ein mit Otto verwandter Bastard, der in dessen Auftrag Adelheid hilft, nach Deutschland zu kommen.Und auf den folgenden 600 Seiten werden Kriege geführt und Söhne verbannt, Nachkommen werden gezeugt und sterben wieder. "Keine Atempause, Geschichte wird gemacht, es geht voran" - auch dieses neue Gablé-Buch funktioniert, als hätte sie sich das Fehlfarben-Lied zum Motto gemacht. Und es funktioniert einmal mehr gut. Sprachlich mischt sie gekonnt Vergangenes ("auch darin sind wir eines Sinnes") und Gegenwart.
Und auch die Verhaltensmuster scheinen ähnlich inspiriert. Da wird eine Amme, durch deren Nachlässigkeit ein Königskind stirbt, ohne viel Federlesen geköpft. Und später führt der Kaiser mit seinem Sechsjährigen ein Gespräch, wie man es eher von einem Vater mehr als 1000 Jahre später erwarten würde.
"Aber hätte ich gewusst, in welchem politischen Klima dieser Roman erscheinen würde, hätte ich ihn vielleicht nicht geschrieben", gibt die Autorin im Nachwort zu. Otto werde "von nationalistischen Wirrköpfen, von Nazis und Rassisten als angeblicher Beleg für die Überlegenheit des deutschen Volkes missbraucht. Von dieser Deutung distanziere ich mich ausdrücklich."
Sie habe das Gefühl gehabt, dies schreiben zu müssen, "nachdem ich vage eine Tendenz wahrgenommen habe, dass da Leute auf meiner Facebook-Seite waren, die ich da gar nicht so unbedingt haben wollte", erzählt sie. "Und weil wir so mit dem Thema Populismus im Moment konfrontiert sind, schien es mir klug, das direkt klarzustellen."
Auch Köln spielt eine Rolle
Köln spielt in dieser Geschichte auch eine kleine, aber feine Rolle: König Otto macht seinen Bruder Brun zum Kölner Erzbischof und damit zu einem "der drei wichtigsten Kirchenfürsten des Reiches". Später findet hier auch ein Hoftag statt.Brun ist der Gründer des Benediktinerkloster St. Pantaleon, die gleichnamige Kirche ist das heutige Zeugnis dieses Vorhabens - und stand für die Mönchengladbacherin auch auf dem Programm beim Köln-Besuch. Denn auch wenn das nächste Buch ein weiterer Teil der Waringham-Saga sein wird und das Thema des übernächsten noch nicht entschieden ist, hat Rebecca Gablé "nicht das Gefühl, dass ich mit dem deutschen Mittelalter schon fertig bin".
In St. Pantaleon hätte sie die Chance, durch das Berühren von Steinen, die vor 1000 Jahren ihre Helden berührt haben könnten, einmal mehr Kontakt zu ihnen aufzunehmen. Schließlich liegt hier auch Kaiserin Theophanu begraben...
– Quelle: http://www.rundschau-online.de/26830090 ©2017
Liebe Anke,
AntwortenLöschenich danke für deine Buchvorstellung.
Alles Liebe
Elisabeth