Dienstag, 29. Januar 2019

Das feine Fräulein


Es Weihnachten 1926 in Berlin. Bernhard Greiff, Bambi genannt, arbeitet nicht besonders erfolgreich im Buchladen seiner Schwester. Vicky ist bemüht um ihn. Denn aus dem Weltkrieg ist ihr Bruder traumatisiert heimgekehrt und nicht wenige Mitmenschen halten ihn für wahnsinnig, weil er viele Jahre in einer Nervenheilanstalt zugebracht hat und ihm eine endgültige Heilung nie bescheinigt wurde. Dabei versucht Bernhard völlig normal zu sein, er kommt nur nicht mit dem Tempo der Zeit zurecht.

Täglich führt er wiederholende Tätigkeiten aus. Unter anderem sorgt er dafür, dass Vickys Hund Brutus an die frische Luft gelangt. Auf den Spaziergängen trifft er häufig das Dienstmädchen der Schauspielerin Schienagel und deren Spitz Leopoldine. Wegen ihrer Haut- und Haarfarbe nennt er sie Milchkaffeemädchen nennt und für ihn ist klar, dass er sie liebt. Leider ist Bernhard schüchtern, und so kennt er weder ihren Namen noch hat er den Mumm, um sie anzusprechen.

Erst als bei Fräulein Schienagel eingebrochen, der Täter später tot aufgefunden wird, Bernhards Freund, der Leierkastenmann Karlheinz unter Verdacht gerät und das Milchkaffeemädchen ihn um Hilfe bittet, schlägt Bernhards große Stunde. Nicht nur als Detektiv.

Außerdem hält die Stadt noch eine Verbrechensserie in Atem: Innerhalb von nicht ganz vier Wochen sind drei Edelhuren vergiftet worden, und Paul Genzer, Berlins jüngster Kommissar, und Bruder von Bernhards Schwager Willi, jagt den Mörder. Bisher erfolglos.


Mit „Das feine Fräulein“ erzählt Joan Weng einen mit einer sanften Liebesgeschichte verknüpften erquicklichen Kriminalfall, der Schauplätze ihrer bisher erschienenen, in der Weimarer Republik angesiedelten Romane aufgreift und Bezug auf bereits aufgetretene Protagonisten nimmt. Trotzdem kann die Geschichte auch ohne Vorkenntnisse gelesen werden, da sich ausreichend Erläuterungen im Verlauf der Begebenheiten befinden.

Joan Wengs unkomplizierte Art zu schreiben, verleiht der Handlung Authentizität. Es gelingt ihr gut, das damalige Zeitgeschehen und Berliner Flair einzufangen und mit kleinen wendigen Momenten zu überraschen. Sie bietet genügend Raum für eigene Mutmaßungen, und oft lassen sich die mörderischen Ereignisse mit einem Schmunzeln verfolgen.

Zur kurzweiligen Unterhaltung trägt auch die illustre menschliche und tierische Figurenschar bei, die vielleicht nicht bis ins kleinste Detail ausgearbeitet, aber gleichwohl mit greifbaren Eigenschaften ausgestattet wurde. Gegen ein „Wiedersehen“ ist daher nichts einzuwenden.

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Erschienen ist der Roman bei dp DIGITAL PUBLISHERS, ich bedanke mich für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.


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