Vor
vierzehn Monaten starb Liz Malooley bei einem Autounfall, und seitdem
ist für ihren Mann Danny und ihren Sohn Will nichts mehr, wie es
war. Danny stammt aus einfachen Verhältnissen und hat keine
Ausbildung. Liz und er sind früh Eltern geworden, ihre Liebe
zueinander hielt die Familie bisher trotz aller Schwierigkeiten zusammen. Deshalb macht Vater und Sohn der tragische Verlust schwer
zu schaffen, sie sind von der sich daraus ergebenden Situation
überfordert.
„Ich
will mit ihr darüber reden, was passiert ist. Ich will einfach nur
mit meiner Mum darüber reden, dass meine Mum nicht mehr da ist. Sie
war immer diejenige, die alles wieder gut gemacht hat… Mum war
meine Mum, aber sie war auch meine Freundin…“
(Seite 197)
Der
elfjährige Will, der mit seiner Mutter im Wagen saß, als dieser
verunglückte, spricht nicht mehr. Danny kommt nicht nur mit seiner
Rolle als alleinerziehender Vater nicht klar, er sieht sich auch
außerstande, Will aus der Stille zu reißen. Und dann wären da noch
weitere Probleme: Er schuldet seinem zwielichtigen und gewalttätigen
Vermieter Reg die Miete und wird von diesem bedroht. Doch wie soll er
das Geld auftreiben, hat er zu allem Übel noch seinen Job
auf der Baustelle verloren.
Hier ist guter Rat teuer. Oder es bedarf eines Pandabärenkostüms, auch wenn es nach Erbrochenem stinkt.
Was soll schon so schwierig daran sein, als tanzender Panda Geld zu
verdienen. Den Straßenkünstlern im Park gelingt es schließlich auch. Erfolgreich ist Danny trotz seiner Bemühen leider nicht. Denn eigentlich hat er mangels Rhythmusgefühl kein Talent zum Tanzen, und etwas Besonderes bietet er den
Leuten ebenfalls nicht. Dessen ungeachtet gibt er nicht auf und versucht es weiter.
Eines
Tages beobachtet er, wie sein Sohn von anderen Jungen drangsaliert wird. Er
hilft ihn, und das Unmöglich geschieht: Will redet mit ihm als
Pandabär und vertraut ihm Dinge an, von denen sein Vater keine
Ahnung hat. Aber Will weiß nicht, dass Danny in diesem Kostüm
steckt. Und diesem, dankbar, die Stimme seines Sohnes überhaupt
wieder zu hören, ist es unmöglich, seine wahre Identität zu
offenbaren, aus Angst, dass Will erneut verstummt. Allerdings das Geheimnis ist nicht die einzige Herausforderung, der sich Danny und
auch Will stellen müssen...
„Pandatage“
ist der erste Roman von James Gould-Bourn. Der 1982 in Manchester
geborene Autor hat in Afrika und im Mittleren Osten Landminen
entfernt und an einem Kurs für kreatives Schreiben teilgenommen.
Eine richtige Entscheidung. James Gould Bourn nutzt seine vorhandenen und erworbenen Fähigkeiten, so dass „Pandatage“ alles beinhaltet, was eine lebensfreudige Geschichte
ausmacht, die vielleicht - auf unkomplizierte und charmante Art - ab und an von der Realität abweicht, die jedoch im Wesentlichen mit
ergreifenden Momentaufnahmen, in denen sich Lachen und Weinen
abwechseln, sowie dialogstarken Pointen und sinnreichen
Formulierungen überrascht und zum Nachdenken anregt.
Bei
aller Melancholie ist „Pandatage“ kein trauriges Buch. Dem Autor
gelingt es auf bemerkenswert ehrliche, ausbalancierte und sensible Weise und ohne Pathos, die Trauer so zu dosieren, dass sie einem beim
Lesen zwar ans Herz greift, indes in ihrer Schwermut zu keinem
Zeitpunkt niederdrückt. Dafür sorgt zudem, dass Themen wie Verlust,
Sehnsucht, Ängste, Freundschaft und vor allem Liebe und
Familie, so klein sie auch sein möge, in einen Rahmen aus erquicklichem Humor gebettet sind, die Ereignisse stimmungsvoll, beschwingt und
wendungsreich erzählt werden.
Der
Roman lebt primär von seiner bis hin zu den Nebendarstellern
bunten Mischung aus unglaublich originellen Figuren. Dannys Kollege
Ivan, der mehr als ein Kumpel ist, Wills bester Freund Mo, Tänzerin
Krystal, Lehrer Coleman, Tim und die anderen Straßenkünstler, ja zwielichtige Gestalten sorgen außerdem für Turbulenz, Unterstützung
und Vielfalt der Emotionen, auch in ausweglos scheinenden Situationen.
James
Gould Bourn debütiert mit einer herzenswarmen Geschichte von Vater
und Sohn, die einander brauchen und unter unwahrscheinlichsten
Umständen wieder zueinanderfinden. „Pandatage hebt die Stimmung
und beglückt. Ich habe mit einem guten Gefühl Abschied
von den beiden genommen.
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Erschienen ist der Roman im Verlag Kiepenheuer & Witsch, dem ich für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars danke.
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Erschienen ist der Roman im Verlag Kiepenheuer & Witsch, dem ich für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars danke.
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