Keine
acht Jahre nach einem verlorenen Krieg, zerstörten Städten,
zerbombter Infrastruktur und Millionen von Toten normalisiert sich
die Weltlage und Deutschland schickt sich an, zu neuem
wirtschaftlichen Aufschwung zu gelangen. Die Kriegsgegner
Großbritannien und Frankreich hat es längst hinter sich gelassen,
und hinsichtlich der Exporte liegt es im Vergleich zu den USA
auf der Überholspur. Die Aussichten sind goldig.
Wenn
auch nicht alle Schrecken der
Vergangenheit überwunden sind,
so
widmen sich die Menschen im Jahr 1952 der Gestaltung der Zukunft.
Auch die Thalmeyers stellen sich in
ihrer Porzellanmanufaktur in Selb wichtigen Herausforderungen.
Zunächst
beginnt das Jahr gut, die
Auftragsbücher sind
voll. Dann jedoch droht Konkurrenz aus der DDR: Meißner Porzellan, das viele Jahre nicht in den Westen gelangte,
darf wieder importiert werden und
erobert mit günstigeren Preisen den westdeutschen Markt. Die
Thalmeyers verlieren Kunden, und
plötzlich sieht die Zukunft der
Manufaktur nicht unbedingt rosig aus.
Zumal
sie sich außerdem noch mit ihrem diebischen Buchhalter
Willemsen auseinandersetzen müssen,
der die letzten zwei Jahre fast
zehntausend Mark in die eigene
Tasche gesteckt hat.
Zumindest
eine Sorge ist Marie Thalmeyer los:
Sie konnte ihre Tochter Jana,
deren Sorgerecht ihr auf Grund
eines alten Gesetzes entzogen
worden war, innerhalb kürzester Zeit zurück in ihre Obhut nehmen.
Während
Marie die Geschicke
der Manufaktur lenkt,
bereist ihre Schwester
Sophie mit Porzellankollektionen
die Kaufhäuser in ganz Bayern und
macht dabei äußerst erfolgreich Reklame für die Produkte. Ihre Ehe mit Harry
Kruskopp funktioniert zuverlässig, allerdings zeigen sich diesbezüglich ein paar
Gewitterwolken am Himmel.
Joachim Thalmeyer verbringt viel Zeit mit seinem Jugendfreund Bernhard. Die beiden
musizieren nicht nur gemeinsam, sondern halten dort, wo sie es
dürfen, Händchen. Ein offizielles Paar sind sie indes nicht, das
ist dann doch viel zu gefährlich im Jahr 1952. Daneben konzentriert
sich Joachim darauf, sich als Manager von zukünftigen Stars zu
etablieren.
Eine
alte Feindschaft erhält zusätzliches Feuer, und es werden auch von anderer
Seite Intrigen gesponnen ...
Mit
„Zerbrechliche Hoffnung“
kehren wir 1952 in „Die
Porzellanmanufaktur“ nach Selb zurück. Der zweite Band
knüpft wenige
Monate später an das Geschehen
des Vorgängers an und bringt uns nunmehr die Hoffnungen der Menschen
nahe, die sie mittlerweile nach der Überwindung der
entbehrungsreichen Nachkriegsjahre
immer mehr hegen. Stefan Maiwald
eigener
Schreibstil ist
mir inzwischen sehr
vertraut, so dass ich mich
dieses Mal von Anfang über
den zwischen den Zeilen
erkennbaren
untrüglichen feinen Humor freuen
konnte.
Außerdem
gelingt es dem Autor
erneut, den historischen Hintergrund akkurat zu verarbeiten, so dass
ein atmosphärisches aktives Bild der Anfänge der Fünfzigerjahre
entsteht, das den damals
herrschenden Zeitgeist in seiner detaillierten Farbigkeit
ausgezeichnet wiedergibt. Die
Menschen schauen nach vorn und hoffen auf eine bessere Zukunft, die
Dank „Wirtschaftswunder“ auch durchaus aussichtsreich ist.
Die
Geschichte profitiert
von den Wechseln der Perspektiven
in kurzen schnittigen Kapiteln, die
zum einen Vergangenes aufgreifen, zum anderen die Gegenwart
reflektieren, was die ständige
Neugier auf den weiteren Verlauf der Ereignisse anheizt.
Wenngleich
manchmal die Verbindung zu den Figuren etwas ausgebremst und damit
die emotionale Nähe eingeschränkt wird, so
hat mich dies weniger gestört als
im ersten Band, weil für
mich die Zurückhaltung in der
Darstellung von Empfindungen ein Merkmal der Art und Weise des
Erzählens ist.
Stefan
Maiwald baut in seinem zweiten Band abermals auf seine uns bereits
vertraute Figurenmannschaft mit alten Freunden und Feinden auf, wobei
mancher Weg und ebenso die Entwicklung der unterschiedlichen
Charaktere etwas intensiver beleuchtet werden. Daneben ergänzt er
die Stammbesetzung mit ein paar interessanten Persönlichkeiten, die in
besonderer Weise agieren und die Handlung in ihrer Mischung aus
Tragödie und Komödie auffrischen.
Das
alles trägt zur erfolgreichen Fortführung der Reihe um „Die
Porzellanmanufaktur“ bei. „Zerbrechliche
Hoffnung“
ist
kurzweilige Unterhaltung im Gewand der Fünfzigerjahre, die anregende
Lesestunden bereitet und darum empfehlenswert ist.
4,5 Sterne
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Der Roman ist im Maximum Verlag erschienen, dem ich für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares danke.
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