Dienstag, 9. Oktober 2018

Rezensionswoche 6. Tag: Honig aufs Herz

Evryn ist ein Mädchen schneller Endscheidungen. Als ihr nicht unvermögender Freund fremdanbandelt, verlässt sie seine Villa und zieht in ihre winzige New Yorker Detektei, um unmittelbar darauf festzustellen, dass ihr Vermieter kurz zuvor die über ihr liegende Wohnung an Nikolaj, einem unvergleichlich attraktiven Taxifahrer, vergeben hat, dem Evy als Erstes versehentlich die Tür an die Nase schlägt.

Evy fügt sich in ihr Los. Auch wenn sie begreift, wie sorglos sie bislang leben konnte – fünf Jahre mit einem Playboy sind dann doch genug. Und mit dem lukrativen Auftrag einer reichen Russin sieht sie Licht am Ende des Tunnels. Leider bedeutet lukrativ nicht gleichermaßen unbedenklich, denn es dauert nicht lange, und Evy steckt mitten drin in Mord, Intrigen und jeder Menge Geheimnissen. Obwohl sie glaubt, sich auf ihr Gespür als brillante Detektivin verlassen zu können, braucht sie einen Partner, und als der richtige Mann zum richtigen Zeitpunkt erweist sich Nicolaj.

Dabei ist der Mann selbst ein einziges Rätsel. Selbst als sich Evy und Nic näher kommen, kann sie nicht hinter seine Fassade blicken. Eins wird allerdings bald klar: Ein langweiliger oder gar harmloser Taxifahrer ist der Mann auf keinen Fall…


Mit „Honig aufs Herz“ hat Moni Kaspers eine leidenschaftliche Liebesgeschichte geschrieben, die voller Leben steckt und in der Romantik und Thriller eine Symbiose eingehen.

Die mit hinreißender Emotionalität, aus der jeweiligen Sicht von Evy und Nic erzählte Geschichte hat einen angenehmen Klang und überzeugt neben der Darstellung der intensiven Gefühlswelt der Protagonisten mit einer stringenten Handlung und anschaulichen Bildern. Lediglich die Transliteration der kyrillischen Buchstaben fällt dagegen ab, hier wäre die Verwendung des russischen Originals einfach passender gewesen. Ansonsten punktet das Geschehen mit stetig wachsendem Spannungstempo, erotischen und zu Herzen gehenden Szenen sowie durchaus überraschenden und heiteren Momenten.

Ein starkes Plus sind die beiden Hauptfiguren.

Evy zeigt sich als ungeschickte und ein bisschen verrückte, zugleich liebenswerte Person mit dem Herz am rechten Fleck. Sie handelt manchmal spontan und unüberlegt, gibt hingegen nicht auf und hält trotz aller Enttäuschungen an ihren Träumen fest. Während Schwester und Mutter sie überzeugen wollen, wie falsch es gewesen ist, das Luxusleben an der Brians Seite zurückzulassen, steht sie zu ihrem eingeschlagenen Weg und beweist Rückgrat, auch als ihr bewusst wird, dass Durcheinander, Aufregung und Gefahren auf sie warten.

Während Evy offenen Gemüts ist, bevorzugt Nic als hauptsächliche Art der Kommunikation Schweigen. Es ist unschwer zu erkennen, dass er eine Bürde trägt, die ihn zu jenem unnahbaren Mann mit Seelenpein macht, als den Evy ihn kennenlernt. Er will niemand mehr sein, für niemanden, weil das Leben, so wie er es einst hatte, ihm genommen wurde. Und sowieso würde die Zeit keine Wunden heilen, seine zumindest nicht.

Es bedarf des Anstoßes dieses quirligen Rotschopfes, damit sich nach und nach die schockierenden Hintergründe, bitteren Erinnerungen, Alpträume und Ängste, die Nic quälen, offenbaren. Hier beweisen sich Geduld, Verständnis, Mut und Kraft von Evy, die trotz aller erschütternden Nachrichten an der Liebe zu Nic festhält, so dass er sich innerhalb kürzester Zeit einfach wohl, ja sogar zufrieden in ihrer Gegenwart fühlt und sich „Honig aufs Herz“ legt...

4,5 Sterne


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Erschienen ist der Roman im FeuerWerke Verlag, dem ich für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares danke.

1 Kommentar:

  1. Du bist wirklich eine Schnellleserin, liebe Anke, das muß ich ja bewundern. Ich schaffe es höchstens mal quer zu lesen. Einfach zu viel anderes zu tun.

    Viele liebe Grüße
    Sara

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