Es
ist gut, dass in den letzten Jahren die Thematik der Trans-Menschen wie Transgender,
Transsexuelle und Transvestiten gesellschaftsfähig geworden ist. Trotzdem herrschen bei einigen Menschen immer noch Berührungsängste und Vorbehalte, die sich auf Unwissenheit und
Unsicherheit hinsichtlich der Unterscheidung der Bezeichnungen begründen. Im Folgenden soll mit kurzen Beschreibungen ein Überblick gegeben werden.
Doch lasst
euch zunächst eine Geschichte erzählen:
Mein Sohn hat während seiner Grundschuldzeit mit dem Handballspielen
begonnen und war nicht nur im Unterricht, sondern auch in der
Freizeit aktiv. In seiner Mannschaft spielte Lea*. Das Mädchen trug
kurze Haare und fiel zwischen den Jungen überhaupt nicht auf. Oft begleitete ich die Kinder zu Turnieren und begegnete anderen Eltern. So
auch Leas Mutter, die mir erzählte, dass Lea mit „Mädchensachen“
überhaupt nichts am Hut hatte. Das schloss auch Kleidung mit ein.
Damals machte ich mir keine Gedanken darüber, schließlich kam es
des Öfteren vor, dass Mädchen die Zwanglosigkeit des Jungendaseins
gut fanden. Bei Lea war das anders und nicht nur eine Laune. Denn als ich "sie" Jahre später
auf der Schulabschlussveranstaltung wieder gesehen habe, stand auf
der Bühne kein sechzehnjähriges Mädchen, und für sämtliche Mitschüler war das kein Problem. Vielmehr schien jeder zu
akzeptieren, dass statt einer Lea nun Leo* uns mit Gitarrenspiel und
Gesang ein selbst geschriebenes Lied zum Besten gab.
Da
wurde mir klar, dass Leo bereits als Kind gespürt hat, dass er
tatsächlich kein Mädchen, sondern ein Junge ist...
* Der Name wurde zum Schutz des Persönlichkeitsrechts geändert.
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Transgender
(lat.
trans
„jenseits von“‚ „darüber hinaus“ und engl. gender
„soziales Geschlecht“) sind
Menschen, die Geschlechtergrenzen überschreiten. Sie können sich nur
im geringen Maße oder überhaupt nicht mit dem Geschlecht
identifizieren, das
ihnen, also biologisch „zugewiesen“ wurde, und
fühlen, dass sie sich im falschen Körper befinden. Tatsächlich
suchen sie sich das nicht aus, sondern werden so geboren. Für Transmänner und Transfrauen spielt dabei ihre sexuelle Orientierung keine Rolle, und nicht alle wollen ihr biologisches Geschlecht ändern. Die Bezeichnung Transgender schließt auch Menschen ein, die sich nicht oder nicht ausschließlich als Frau oder Mann sehen.
Auch
Transsexuelle
(lat.
trans
„jenseits von“‚ „darüber hinaus“ und
sexus
„Geschlecht(steil)“) fühlen
sich unabhängig
von ihrer sexuellen Orientierung
im falschen Körper gefangen. Sie haben den Wunsch, als Angehöriger des anderen Geschlechts zu leben und anerkannt zu werden. Deshalb sind für viele von ihnen Hormonbehandlungen und
geschlechtsangleichende Operationen wichtig, um mit ihrer gewünschten
Geschlechtsidentität ihr Dasein bestreiten zu können.
Transvestiten
(lat.
trans
„jenseits von“‚ „darüber hinaus“ und vestire
„kleiden“)
wiederum verwenden
aus unterschiedlichen Gründen die Kleidung des jeweils anderen Geschlechts.
So wird aus einem Mann eine Frau, aus einer Frau ein Mann.
Entscheidender Unterschied ist, dass die „Umwandlung“ nicht
dauerhaft ist. Übereinstimmend ist jedoch auch hier, dass die sexuelle Ausrichtung keinerlei Bedeutung hat.
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Gern möchte ich euch noch an einer persönlichen Meinung teilhaben lassen, der ich uneingeschränkt zustimme. Deshalb kommt eine Gastbloggerin zu Wort, Patrizia von LESEN IM MONDREGEN schreibt:
Ich
bin durch das Buch "Bus 57" von Dashka Slater zum ersten Mal mit dieser Thematik
konfrontiert worden. Klar, wusste ich, was Transgender, -sexuell oder
Transvestit bedeutet. Zumindest dachte ich das. Mir war nicht
wirklich klar, welche Unterschiede es innerhalb noch gibt und wie
wichtig das eigentlich ist. Irgendwie habe ich mir auch nie groß
Gedanken dazu gemacht, weil es für mich persönlich egal ist,
welches Geschlecht jemand besitzt, welchem er sich selbst zuordnet
und ob überhaupt. Jedoch hat es mich nachdenklich gestimmt, denn
unsere Gesellschaft ist leider noch immer nicht so weit
fortgeschritten, dass diese Dinge einfach hingenommen werden. Ja, wir
akzeptieren mittlerweile, dass Männer Männer lieben, Frauen Frauen,
Geschlechtsangleichungen
vorgenommen werden und und und, doch nicht alle und auch nur im Maße.
Dieses Thema berührte mich, tut es noch immer, da es eine
Schilderung eines schlimmen Falles war und ich kann bis heute nicht
verstehen, wieso diese Menschen gemobbt, ausgeschlossen oder sogar
körperlich verletzt werden.
Die ganzen verschiedenen Bezeichnungen zeigen mir, wie vielfältig Menschen sind, wie sie sich fühlen. Egal ob sexuell oder aber das eigene Geschlecht betreffend. Und ich finde es gut. Jeder soll die Möglichkeit haben, selbst entscheiden zu können, es ausleben zu können und sich nicht vor der Gesellschaft oder bestimmten Menschen rechtfertigen und schlecht machen lassen zu müssen. Wer sind wir denn? Gott? Haben wir das Recht gepachtet, über Gut und Böse, Recht oder Unrecht - in diesem Fall - entscheiden zu können und jeden einzelnen anzumotzen oder weh zu tun, nur weil es nicht in unser Denken passt? Weil wir anderes vorgelebt bekommen haben und unseren Horizont nicht erweitern wollen? Wohl kaum. Bin ich mehr Mann, gut, bin ich mehr Frau, auch gut, bin ich weder noch, wieso nicht.
Wenn wir uns zu Karneval verkleiden, beispielsweise Männer als Frauen, ist das in Ordnung, doch fühlt sich jemand nicht als dessen Geschlecht, wessen er geboren wurde, zeigt das auch noch und man wird so aufmerksam auf ihn, muss dieser oftmals Anderes erfahren, und das im negativen Sinne. Jetzt haben es Schwule in unserer Welt schon nicht immer einfach - obwohl es ja zum Glück immer besser wird - Menschen, die eine andere Hautfarbe haben, aber wie müssen sich diese Leute fühlen?
Sollte ich mit meiner Haarfarbe nicht glücklich sein, färbe ich sie einfach. Gefällt mir die Länge nicht, schneide ich sie. Das sind normale Dinge für uns, die nicht hinterfragt werden. Doch Trans-Menschen müssen sich mit Vorurteilen und Diskriminierung herumschlagen. Für mich ist das alles einfach furchtbar, engstirnig.
Noch immer wühlt mich so ein Thema total auf und ich könnte stundenlang darüber reden, weil es einfach so wichtig ist.
Ein Mensch bleibt ein Mensch, der Charakter bleibt der Charakter und jeder ist es wert, so akzeptiert und geliebt zu werden, wie man ist.
Die ganzen verschiedenen Bezeichnungen zeigen mir, wie vielfältig Menschen sind, wie sie sich fühlen. Egal ob sexuell oder aber das eigene Geschlecht betreffend. Und ich finde es gut. Jeder soll die Möglichkeit haben, selbst entscheiden zu können, es ausleben zu können und sich nicht vor der Gesellschaft oder bestimmten Menschen rechtfertigen und schlecht machen lassen zu müssen. Wer sind wir denn? Gott? Haben wir das Recht gepachtet, über Gut und Böse, Recht oder Unrecht - in diesem Fall - entscheiden zu können und jeden einzelnen anzumotzen oder weh zu tun, nur weil es nicht in unser Denken passt? Weil wir anderes vorgelebt bekommen haben und unseren Horizont nicht erweitern wollen? Wohl kaum. Bin ich mehr Mann, gut, bin ich mehr Frau, auch gut, bin ich weder noch, wieso nicht.
Wenn wir uns zu Karneval verkleiden, beispielsweise Männer als Frauen, ist das in Ordnung, doch fühlt sich jemand nicht als dessen Geschlecht, wessen er geboren wurde, zeigt das auch noch und man wird so aufmerksam auf ihn, muss dieser oftmals Anderes erfahren, und das im negativen Sinne. Jetzt haben es Schwule in unserer Welt schon nicht immer einfach - obwohl es ja zum Glück immer besser wird - Menschen, die eine andere Hautfarbe haben, aber wie müssen sich diese Leute fühlen?
Sollte ich mit meiner Haarfarbe nicht glücklich sein, färbe ich sie einfach. Gefällt mir die Länge nicht, schneide ich sie. Das sind normale Dinge für uns, die nicht hinterfragt werden. Doch Trans-Menschen müssen sich mit Vorurteilen und Diskriminierung herumschlagen. Für mich ist das alles einfach furchtbar, engstirnig.
Noch immer wühlt mich so ein Thema total auf und ich könnte stundenlang darüber reden, weil es einfach so wichtig ist.
Ein Mensch bleibt ein Mensch, der Charakter bleibt der Charakter und jeder ist es wert, so akzeptiert und geliebt zu werden, wie man ist.
Eine Rezension zum von Patrizia genannten Buch findet ihr hier.
Alle Beiträge der Aktion "Bleib du", die von Katja, Netzwerk Agentur Bookmark, und Britt, Authors Assistant, initiiert wurde, sind hier gelistet.
Liebe Anke,
AntwortenLöschendu schreibst zu einem schwierigen Thema.
Liebe Grüße und einen guten Sonntag
Elisabeth
Liebe Anke,
AntwortenLöschenin meinem engsten Umfeld gibt es einen Mann, der sich vor einem guten Jahr auf den Weg gemacht hat, künftig als Frau zu leben. Wir sprechen ihn bzw. sie nur noch mit seinem neuen weiblichen Namen an. Sie trägt seitdem sehr oft Röcke, was natürlich für großes Aufsehen sorgt. Die Hormonbehandlung läuft, noch ist nicht viel sehen, doch das wird sich allmählich ändern. Lange Haare hat sie schon seit vielen Jahren.
viele Grüße Margot