„...
Es geht nicht darum,
dem Leben mehr Tage zu geben,
sondern den Tagen
mehr Leben."
(Seite 149)
Die
zweiunddreißigjährige Caro arbeitet als Intensivschwester in einer Klinik und übt
ihren Beruf mit Verantwortung und Engagement aus. Sie verschließt
sich den menschlichen Dingen nicht und lässt diese oft zu nah an
sich heran. So geht ihr der Tod ihrer Patientin Elfriede
Fischermann besonders nahe, hatte ihr diese doch kurz zuvor eine
Perlenkette vermacht und sie gebeten, ebenjene zu ihrer großen Liebe
nach Juist zu bringen.
Da
sie privat noch mit den sich widerstreitenden Gefühlen nach der
Trennung von Ehemann Jörn kämpft und es eine Weile dauern wird, bis
sie endgültig darüber hinweg ist, von ihm betrogen worden zu sein,
kommt ihr die Gelegenheit gerade recht, zum Jahreswechsel für ein
paar Tage auf die kleine Nordseeinsel zu reisen, um Elfriedes Wunsch zu erfüllen. Vielleicht
bietet sich so außerdem die Gelegenheit, klarer in die Zukunft zu sehen.
Begleitet
von den guten Wünschen ihrer besten Freundin Jana fährt sie
gemeinsam mit Bobtail Einstein in den Norden und sammelt unterwegs
Max ein, der „Irgendwohin“ reisen will. Ihre wage Vermutung
festigt sich schnell: Sie ist Max bereits begegnet. Jahre zuvor hatte
er Gitarre spielend und singend am Bett seiner sterbende Frau
gesessen…
Bereits
nach wenigen Seiten schafft es Anne Barns, mit „Bratapfel am Meer“
zu einem Herzensbuch zu werden. Zwar schlägt sie durchaus einige
ernste Töne an, würzt diese aber mit einer Prise Humor und
verwendet insgesamt einen gelösten Stil, um ihre Geschichte zu
erzählen. Ihre warmherzige Schilderung, in der Emotionen nicht zu
kurz kommen, gleichwohl niemals Überhand nehmen, nimmt einen nicht
nur für das Geschehen und die Helden ein, sondern ebenso für die
Insel Juist, die eine kleine, jedoch nicht unwesentliche
Nebenrolle erhalten hat. So gelingt es, obwohl Juist lediglich vor dem
inneren Auge erscheint, diese mit wunderbaren Beschreibungen in das
Geschehen mühelos einzubinden, das Flair der Nordsee, der rauen
Brandung und dem eisigen Wind in Zusammenspiel mit seinen
Inselbewohnern spürbar werden zu lassen. Hier kennt im Grunde jeder
jeden und Nachrichten verbreiten sich innerhalb kürzester Zeit.
Anne
Barns Figuren haben einen hohen Identifikationsfaktor und sind aus
dem Leben gegriffen. Sie agieren und kommunizieren miteinander, dass
es eine Freude ist, sie zu beobachten und an ihrem Leben teilzuhaben.
Familie, Liebe und Freundschaft spielen ebenso eine Rolle wie
Trennung, Verlust und Trauer.
Nicht nur die Gefühle sind glaubhaft geschildert, die Autorin greift auch
die mit der beruflichen Situation von Caro verbundenen Missstände,
die die junge Frau sehr belasten, auf, ohne dabei mit der
Holzhammermethode vorzugehen.
Neben
den zwischenmenschlichen Begegnungen ist die Leidenschaft für das
Backen fester Bestandteil des Romans. Und der Leser kann daraus unmittelbaren Nutzen ziehen: Die im Anhang befindlichen Rezepte sind in einem separaten
Rezeptbüchlein veröffentlicht worden. (Ich lade euch übrigens
herzlich ein, mich beim Ausprobieren eines Backwerkes heute Nachmittag
zu begleiten.)
„Bratapfel
am Meer“ ist ein Buch der Wohlfühlmomente, das einen in eine
kuschelige Wolldecke hüllt und am besten bei Kaminfeuer,
Kerzenschein und einer Tasse Tee genossen wird.
"Am Ende ist es immer nur die Liebe, die zählt.“
(Seite 44)
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Ich danke der Autorin für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.
Liebe Anke,
AntwortenLöschenalles Liebe
EElisabeth