„Für
all jene, die die Hand ausstrecken und das Leben anderer in
positiver, bedeutsamer Weise beeinflussen.“ (Melissa Foster)
Sage Remington hat als Künstler alles erreicht. Der Maler verkauft seine Bilder für sechsstellige Beträge. Aber zunehmend fühlt Sage, dass Reichtum und Anerkennung im Leben nicht in Gänze befriedigend sind. Außerdem hat er die letzten fünf Jahre im Betondschungel New York gewohnt und gearbeitet und selten die Gelegenheit gehabt, mehr als die Straßen, Büros und U-Bahn-Stationen zu sehen. Eine Pause ist notwendig, um sich über einige Dinge klar zu werden. Deshalb meldet er sich für ein zweiwöchiges Freiwilligenprogramm im abgelegenen Dorf Punta Palacia in Belize, um dort die Tätigkeit der AIA, der Artists for International Aid, zu unterstützen. Diese Organisation fördert unter regelmäßiger Beteiligung von Prominenten Projekte in Entwicklungsländern, um die Bildung, medizinische Versorgung und den Umweltschutz zu verbessern.
Als
Sage mit weiteren Teilnehmern nach einer anstrengenden Fahrt endlich
in Punta Palacia ankommt, trifft er auf Kate Parello, die das
Programm vor Ort leitet. Er merkt schnell, dass die junge Frau ihn in
einen Topf mit den anderen packt und für eine verwöhnte Berühmtheit
hält. Doch damit gibt sich Sage nicht zufrieden und beweist
ihr, dass sie mit ihren Vorurteilen falsch liegt. Er ist nämlich
nicht nur ein gutaussehendes Exemplar seiner Gattung ist, sondern in
ihm steckt auch ein bodenständiger Typ. Bei einer Sache tauchen
indes keine Zweifel auf: Die gegenseitige Anziehung zwischen ihnen
lässt sich von Anfang nicht leugnen.
Kate
geht völlig auf in ihrem Engagement für AIA und dem
Bestreben, dass den Menschen die
notwendigen Hilfen zukommen, die hier in Punta
Palacia vor allem im Bau eines Brunnens
besteht. Dafür nimmt sie in Kauf, dass sie sich
mit egozentrischen Künstlern und
Prominenten arrangieren muss, die meist das Ziel verfolgen, ihr
(oft angeschlagenes) Image aufzupolieren und zu pflegen. Von
ihren bisherigen Erfahrungen geprägt, schätzt
sie zunächst Sage ebenso ein und straft ihn mit
Ablehnung, obwohl sie sich zuvor auf die Zusammenarbeit mit ihm
gefreut hat, da sie seine Kunstwerke bewundert und weiß, wie sehr
die Dorfkinder Malerei mögen.
Bald stellt
sie fest, dass sie sich in dem Mann getäuscht hat. Beide haben
mehr Gemeinsamkeiten als gedacht, stimmen in vielen Überzeugungen
und Wünschen überein. Und dann ist da noch das dauerhafte
Kribbeln, das über ein einfaches Wohlbehagen in der Gegenwart von
sympathischen Menschen hinausgeht und Gefühle in ihr weckt, die
sie seit Ewigkeiten nicht mehr empfunden hat.
Melissa
Foster wird auch mit dem zweiten Band über die Remington-Geschwister
„Im Dschungel der Liebe“ ihrem Ruf als fähige Schreiberin
leidenschaftlicher Liebesromane gerecht und bleibt ihrem Ansinnen
treu, ihre Leser in der ihr eigenen markanten und vertrauten Art und
Weise zu unterhalten. Zudem behält sie ihren eingeschlagenen Weg
bei, für die Geschichten dieser Reihe neue Ansätze zu wählen.
Dieses Mal steht die humanitäre Arbeit in einem Entwicklungsland im
Mittelpunkt. Dabei hat sich die Autorin für einen eher unbekannten
kleinen Staat in Zentralamerika entschieden. Belize, einst britische
Kolonie, ist seit 1981 unabhängig. Ein Drittel der Bevölkerung lebt
unterhalb der Armutsgrenze und ist auf Hilfe angewiesen. Hier setzt
Melissa Foster an und bindet ihre fiktive Organisation in das
Geschehen ein.
Eines
ist klar: „Im Dschungel der Liebe“ ist trotzdem keine schwere
Lektüre, sondern eine emotionale und mit Charme erzählte Romanze,
die ans Herz rührt. Das verdankt sie vor allem den Hauptfiguren. Die
Autorin entwirft mit Kate und Sage zwei Charaktere, die in sich
positive und einige negative Eigenschaften vereinen und mit
hinreißender Energie überzeugen, wenn Kates organisierter Verstand und Sages Spontanität und sein Bauchgefühl
aufeinandertreffen.
Der
Maler ist ein kerniger, warmherziger Mann, der – unzufrieden mit
seinem luxuriösen und sorgenfreien Dasein – etwas Neues wagen
will, bei dem er nicht nur Schecks ausfüllt, sondern selbst aktiv
wird. Er weiß, worauf er sich mit der Reise einlässt, freut
sich, dem Stress und der Reizüberflutung von New York zu entrinnen
und richtet sich gern auf den einfachen Lebensstil, der ihn in Punta
Palacia erwartet, und die Hitze und Feuchtigkeit des Dschungels ein.
Er möchte herausfinden, warum er, der genug Geld besitzt, um sich
halb New York zu kaufen, und dazu vom Erfolg begünstigt ist, im
Inneren so verdammt wenig spürt.
Sage
kann großartig mit den Kindern umgehen, als hätte er nie anderes
gemacht. Er ist großzügig und gibt sein Bestes. Allerdings bürdet
Melissa Foster ihm – sofern man es so nennen kann – auch eine
„schlechte“ Angewohnheit auf: Sobald er mit einem Bild oder einer
Skulptur anfängt, konzentriert er sich allein darauf, reagiert
auf niemanden, sieht und hört nichts mehr und vergisst darüber die
Zeit. Eventuell auch die Menschen, die bedeutsam für ihn sind?
Kate
hat das Gesicht eines Engels und überrascht mit der Selbstsicherheit
eines erfahrenen Drill Sergeants. Ihr manchmal recht schroffer
Tonfall stellen einen starken Kontrast zu ihren sanften Zügen dar.
So erscheint sie weich und hart zugleich, integer und eigensinnig,
großmütig und respektfordernd.
An
der Seite ihrer Eltern, die für das Friedenscorps tätig waren,
wollte Kate schon früh Menschen in Not helfen. Seit beinahe fünf
Jahren arbeitet sie für AIA, davon fast zwei in Belize. Sie zeigt
ihre Begeisterung für das Land, das Dorf, seine Menschen, vor allem
die Kinder der Schule. Fleiß, Entschlossenheit und Tatendrang
zeichnen sie aus. Für sie ist es wichtig, das Leben der Schwachen zu
verändern, und dafür setzt sie sich ein. Auf Grund ihrer
Erfahrungen urteilt Kate zwar nicht immer wohlwollend, so dass sie
Sage zuerst ebenfalls zu den Menschen zählt, die sich auf Kosten
anderer profilieren wollen. Es dauert etwas, bis sie seinen
Wert wahrnimmt und jeder Blick und jedes Gespräch die beiden
einander näher bringen. Denn Sage ist ständig darum bemüht,
Missverständnisse auszuräumen. Der Mann legt sich richtig ins
Zeug, und letztlich belohnt die Autorin ihn.
„Die
Person, die du liebst, wird all deine Geheimnisse kennen. Sie sieht
deine Schwächen, und wenn du gut gewählt hast, wird sie sie nicht
gegen dich einsetzen, sondern dir dabei helfen, der beste Mann (oder
die beste Frau) zu
werden, der du nur sein kannst.“
Neben
Kate und Sage sind wenige, aber wichtige Nebenfiguren besetzt, die
die Geschichte intensivieren und abrunden und zu einer Lektüre
voller Licht und Freude beitragen.
4,5 Sterne
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