Aenlins Herz schlägt für die Pferde. Erst recht, als sie Meletay, eine wunderschöne goldene Stute, erblickt, zu der sie bald eine innige Verbindung knüpft und mit der sie am liebsten reitend die Welt erkunden möchte.
Soweit
so gut. Doch Aenlin lebt nicht im Hier und Jetzt, wo das kein Problem
wäre. Aenlins Heimat ist das Cöln von 1072. Und das bedeutet, dass
Frauen abhängig von dem Willen der Männer sind. Dieser sieht eine
„Pferdeflüsterin“ auf keinen Fall vor. Verständlich, das Aenlin
mit ihrem Schicksal hadert, als Mädchen geboren zu sein. Weil sie so
hinter ihrem Zwillingsbruder Endres zurückstehen muss, obwohl sie
mit wesentlich mehr Mut und Geschick ausgestattet ist.
Das
Geschwisterpaar hat ein enges Verhältnis. Und da Endres keinerlei
Interesse an der Reiterei und dem Schwertkampf zeigt, ist es Aenlin,
die seinen Platz einnimmt. So braucht es nicht viel
brüderliche Überzeugungskraft, und Aenlin tritt an Endres Statt gemeinsam mit Melatay
die Reise nach León an. Noch bevor die Handelskarawane das
Ziel erreicht, wird diese überfallen. Es ist allein ihrem
Begleitschutz Don Alvaro und dem Ritter Don Rodrigo Diaz de Vivar,
der später zur Legende El Cid werden soll, zu verdanken, dass Aenlin
nicht geschändet wird. Allerdings endet an der Stelle Don Rodrigos guter
Willen. Vielmehr übergibt er Aenlin einem Sklavenhändler mit dem Auftrag, das wunderschöne Mädchen meistbietend zu verkaufen. Das
Schicksal nimmt seinen Lauf. Indes sieht Aenlin ihren Retter, für
den die schwärmerische Gefühle entwickelt hat, nicht zum letzten
Mal...
Ricarda Jordan weiß, wovon sie schreibt. Jede Zeile, die das „Das Lied der Pferde“ über Pferde beinhaltet, lebt von ihrer Liebe, Zuneigung, dem Vertrauen und der Treue, die sie diesen wundervollen Tieren entgegenbringt und auf Gegenseitigkeit beruhen. Damit teilt sie eindeutig auch meine eigene Begeisterung.
Aber
die Autorin legt das Augenmerk nicht allein auf die Darstellung der
Beziehung von Mensch und Tier. Vielmehr bettet sie diese in einen
vielfältigen historischen Roman, der in das Andalusien des
ausgehenden 11. Jahrhunderts führt und eine geschichtsträchtige
Zeit voller Kämpfe, politischer Intrigen und Machtspiele intensiv
beleuchtet. Die Vermittlung der Hintergründe ist zwar ausgeprägt,
verfügt andererseits über die notwendige Aufschluss gebende Gewichtung. So findet zu keinem Moment eine Überforderung statt, da tatsächliche
historische Ereignisse in der Regel mit der fiktiven Handlung der
Heldin Aenlin verknüpft werden.
Es
ist der einnehmenden und malerische Schreibstil, der nicht nur im
Ausdruck überzeugt, sondern uns ins Geschehen zieht, wenn wir Aenlin
in die prächtigen Paläste und fremdartige Welt der maurischen
Emirate in Al Andalus begleiten und einen Einblick in das Leben unter
anderem als Haremsdame erhalten.
Daneben
besitzen die von Ricarda Jordan gestalteten Figuren eine außerordentliche und greifbare Präsenz.
Die Autorin ist das Wagnis eingegangen, sich der Figur des El Cid fernab
der Überzeichnung und Verklärung in den Mythen und Legenden auf
eine realistische Art und Weise zu nähern. Sie entwickelt den
diffizilen Charakter herausragend und setzt dem Charisma, das den Ritter einst zu
einem erfolgreichen Kämpfer werden ließ, auch das erforderliche Geltungsbedürfnis nach Macht und Reichtum gegenüber.
Dadurch kommt sie vermutlich seinem Wesen sehr nahe, wenngleich es
bei uns eher einen negativen Nachhall erzeugt.
Aenlin
hingegen konnte die Autorin ganz nach ihrem Ansinnen porträtieren.
Das impulsive junge Mädchen, das mit Schönheit und ebenso Naivität
ausgestattet ist und sich um die eigene Freiheit und Entfaltung
bemüht, irritiert zunächst durch das demütige Hinnehmen der
Versklavung. Nach und nach treten ihr scharfer Verstand und ihre Fähigkeiten zu Tage. Eines aber bewahrt sie sich immer: Ihre empfindsame
Verbindung zu Pferden, insbesondere Meletay, der sie ihr Lied singt.
Mag es eher unwahrscheinlich gewesen sein, dass es eine
„Pferdeflüsterin“ im Mittelalter gab. Dennoch scheint es auch
nicht unmöglich, und die Vorstellung allein begeistert. Genauso wie die gesamte Geschichte.
P. S. Resada wollte zumindest einmal schauen, ihr Interesse hielt sich dann aber doch in Grenzen ;-) ...
P. S. Resada wollte zumindest einmal schauen, ihr Interesse hielt sich dann aber doch in Grenzen ;-) ...
Oh, das scheint ein schönes Buch zu sein, einen passenden Testleser hast Du auch gleich gehabt *Lächel*
AntwortenLöschenIch wünsche Dir einen schönen sonnigen Tag !
♥️ Allerliebste Grüße, Claudia ♥️
Das scheint wirklich sehr interessant zu sein!
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Luisa von https://www.allaboutluisa.com/