Mittwoch, 6. Mai 2020

Verliebt in New Mexico

Die schwarzen Haare sind schuld, dass Logan Ryan Claire Waters nicht sofort erkennt, denn früher waren sie weizenblond. Nicht nur aus diesem Grund ist das Wiedersehen der beiden sehr überraschend, als die junge Frau dem Rancher quasi vor die Füße fällt. Aber ihr freizügiges Kleid im Zusammenhang mit ihrem veränderten Aussehen sind deutliche Hinweise darauf, dass sie nicht (mehr) die stille und zurückhaltende Frau ist, auf die er auf der Ranch seiner Eltern traf, nachdem sie von Molly, der Frau seines Bruders Matt, gerettet worden war. Molly hatte Claire zufällig in einer Schlucht in der Wüste außerhalb von Albuquerque entdeckt, wo man diese halb totgeschlagen zurückgelassen hatte.

Ihre Vergangenheit blieb damals ein Rätsel, und trotzdem übte sie einen Sog auf Logan aus. Seit Claire in ihre Heimat nach New Mexico gereist ist, weiß niemand, wie es ihr ergangen ist. Also begibt sich Logan voller Sorge und mit großen Erwartungen auf die Suche nach ihr. Und nun das. Glaubte Logan in Texas noch tatsächlich, die junge Frau bei der nächsten Begegnung weniger attraktiv, faszinierend und interessant zu finden, sieht er sich getäuscht. Im Gegenteil. Allerdings ist die Vermutung, dass Claire eine Hure ist, nicht von der Hand zu weisen. Hat Logan sich wieder einmal für die falsche Frau entschieden? Andererseits passt ihr Verhalten nicht zu einem Saloon-Mädchen. Und Logan spürt einen Funken Hoffnung in sich aufkeimen, dass nicht alles so ist, wie es scheint…


Wer gerne Geschichte aus dem „Wilden Westen“ liest, ist auch mit dem zweiten Band der Wings of West Reihe „Verliebt in New Mexico“ gut beraten. Denn Kristy McCaffrey legt eine unterhaltsame und temporeiche Handlung im frischen Schreibstil an den Tag, die vergangene Zeiten um das Jahr 1877 aufleben lässt und fiktive Personen mit realen Geschehnissen verknüpft, jedoch verständlich formuliert ist und Esprit besitzt. Sie hält uns mit zahlreichen Wendungen in Schwung, eine weniger hätte es für mich ruhig sein können, und spricht unter anderem ernsthafte Themen wie käufliche Liebe und Gewalt gegen Frauen an. Zudem hat die Autorin neben den Hauptfiguren viele natürlich wirkende und lebensnahe und einige hinsichtlich ihrer Bösartigkeit manchmal etwas überzeichnete Charaktere eingefügt.

Selbstredend lebt auch diese Geschichte – schließlich trägt sie ihren Titel nicht von ungefähr – von der wechselseitigen Anziehung und den aufkommenden Empfindungen ihrer Protagonisten. Entsprechende Szenen sind geschmackvoll, gleichwohl mit Leidenschaft dargestellt. Das in den Mittelpunkt gerückte Paar sieht sich nicht nur in gefährlichen Situationen ihren moralischen Ansichten, einigen Missverständnissen und emotionalen Problemen gegenüber. Die Autorin schildert mit viel Aufmerksamkeit für Details ihrer beider Entwicklung.

Claire ist anfänglich eine verschlossene Neunzehnjährige. Für ihre Zurückhaltung gibt es viele Gründe: Ihre Mutter Maggie betreibt einen Saloon mit Bordell, und Claire hat allein deshalb einen Aufschub bekommen, sich auf die dort übliche Weise Essen und Unterkunft zu verdienen, weil sie sich als Heilerin im „White Dove“ betätigt. Sie ist eine gute Tochter und bleibt, weil sie es als ihre Pflicht betrachtet, zumal sie sich daneben um ihren jüngeren Bruder Jimmy kümmert. So wird sie täglich mit der Ablehnung der sogenannten ehrbaren Gesellschaft konfrontiert. Doch Claire trägt einen klugen Kopf auf ihren Schultern, und Mut, Stärke und eine gewisse Sturheit können ihr ebenfalls nicht abgesprochen werden. Ihre Zeit bei den Ryans hat ihr gezeigt, wie man als normaler Mensch lebt. So sehnt sie sich nach einem richtigen Zuhause, nach Wertschätzung und nach einem Mann, den sie lieben kann, schiebt aber auch ihren Traum, Ärztin zu werden, nicht zur Seite.

Logan ist ein außergewöhnlicher Mann, gerecht, freundlich, hart arbeitend, indes nicht frei von gefühlsmäßigen Verletzungen. Er besitzt Herz, und sein Bedürfnis nach Fürsorge für die Schwachen ist außerordentlich. Claire ist lediglich zu Beginn ihrer Bekanntschaft für ihn eine Frau in Bedrängnis, sehr schnell steigert sich die gegenseitige Anziehungskraft. Vor allem Claire erkennt die Chance, die sich an Logans Seite bietet: Er würde ihr eine völlig neue Welt zeigen können, eine Welt voller Aufregung, Sehnsucht und endloser Möglichkeiten.

Ob sich Wünsche, Träume und Hoffnungen erfüllen? Nur eine Lektüre von „Verliebt in New Mexico“ wird Aufschluss hierüber bringen und sei darum von mir auf jeden Fall empfohlen.

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