Nun wird es aber Zeit, dass sie weiterwandert: Die Musche. Tochter des Scharfrichters. Schon vor ein paar Wochen ist das Buch vom Nordlicht zu mir gereist und war Gast im schwanenweißen Haus. Gelesen habe ich es natürlich auch. Jetzt darf, wer er möchte, jemand anderes Josiane kennenlernen.
Wir sind in Bern, es ist das 18. Jahrhundert. Josiane ist 16. Ihr Vater hat als Henker (oder Scharfrichter) viel zu tun. Das "Handwerk" ist jedoch nicht angesehen und gilt als unrein. Die Familie und die Knechte des Henkers werden von der übrigen Bevölkerung ausgegrenzt, sogar geächtet. Nur eine Berührung allein bringt schon Unglück. Auch wenn das Mädchen damit unangenehmen Belästigungen nicht ausgesetzt ist, empfindet sie die Benachteiligung des Öfteren doch als ungerecht.
Der Beruf vererbt sich innerhalb der Familie von Vater auf den Sohn. Doch Josianes Bruder David lehnt dies konsequent ab und verlässt das Elternhaus. Statt in "Ihresgleichen" verliebt sich Josiane in Martin. Alles könnte so schön sein. Denn dem jungen Mann ist es einerlei, aus welcher Familie sie stammt. Er ist Wiedertäufer, und darin liegt die Gefahr. Die Wiedertäufer sehen sich der Verfolgung ausgesetzt, und auch Martin bleibt nicht davon verschont: er wird zur Arbeit auf den Galeeren in Italien verurteilt. Nun muss Josiane "umständehalber" Jost, einen jungen Henker, heiraten und zieht mit ihm in seine Heimat nach Freiburg im Breisgau. In ihrer neuen Familie wird sie herzlich aufgenommen, doch Glück findet sie an der Seite ihres derben Ehemannes nicht. Irgendwann wagt sie fernab ihres Standes gemeinsam mit ihrer Tochter Barbara ein neues, freies, unabhängiges Leben und versucht, sich ergebende Gefahren und Probleme - auch mit Hilfe des buckligen Mathieu - zu meistern...
Der Beruf vererbt sich innerhalb der Familie von Vater auf den Sohn. Doch Josianes Bruder David lehnt dies konsequent ab und verlässt das Elternhaus. Statt in "Ihresgleichen" verliebt sich Josiane in Martin. Alles könnte so schön sein. Denn dem jungen Mann ist es einerlei, aus welcher Familie sie stammt. Er ist Wiedertäufer, und darin liegt die Gefahr. Die Wiedertäufer sehen sich der Verfolgung ausgesetzt, und auch Martin bleibt nicht davon verschont: er wird zur Arbeit auf den Galeeren in Italien verurteilt. Nun muss Josiane "umständehalber" Jost, einen jungen Henker, heiraten und zieht mit ihm in seine Heimat nach Freiburg im Breisgau. In ihrer neuen Familie wird sie herzlich aufgenommen, doch Glück findet sie an der Seite ihres derben Ehemannes nicht. Irgendwann wagt sie fernab ihres Standes gemeinsam mit ihrer Tochter Barbara ein neues, freies, unabhängiges Leben und versucht, sich ergebende Gefahren und Probleme - auch mit Hilfe des buckligen Mathieu - zu meistern...
Hat man sich auf die Geschichte der jungen Frau eingelassen, findet man sich auch mit den schweizerischen sprachlichen Besonderheiten zurecht. Der Schreibstil der Autorin ist ehrlich, schnörkellos und offen. Sie schildert das Leben und Arbeiten eines Henkers und seiner Familie mit all den Höhe und Tiefen. Denn trotz der Verachtung, die diesem Berufsstand von Außen entgegengebracht wird, können sich die Mitglieder im Inneren auch ein beachtliches Maß an Zuneigung und Mitgefühl bewahren.
Der Geschichte wird aus verschiedenen Ich-Positionen gefolgt. So kommen Josiane, ihr Ehemann Jost, Mathieu und Barbara zu Wort und lassen uns direkt an ihren Gedanken und Gefühlen teilhaben. Der Erzählton ist oft ruhig und vermag nicht immer zu überzeugen. Insbesondere Barbara und ihre Entscheidung bleibt in meinen Augen ein wenig blass. Die bemerkenswerteste Person ist die Hauptfigur Josiane, die trotz aller Schicksalsschläge eine starke Frau wird und ist, die die Hoffnung nicht aufgibt. Ihr Entwicklungsweg und ihre Handlungen werden gut und nachvollziehbar geschildert.
Ergänzt wird der Roman unter anderem mit Bilder eines Scharfrichtermantels und Richtschwertern. Ein Glossar ist ebenfalls vorhanden. Was mir persönlich gefehlt hat, ist Hintergrundwissen zu den Wiedertäufern, die mir hier zum ersten Mal begegnet sind. So habe ich selbst nachgelesen:
Die Bewegung der Täufer (die früher Wiedertäufer genannt wurden) entstand im 16. Jahrhundert zunächst in der Schweiz und dann in verschiedenen Teilen Europas und besteht bis heute in den Gemeinschaften der Mennoniten, Hutterer und Amischen fort. Die Anhänger waren radikal-reformatorisch, die ihre Kirche als Bruderschaft ansahen und sich in ihrem Handeln von der Lebensweise und dem Vorbild Jesus Christus geleitet fühlten und für Gewaltlosigkeit eintraten. Zu den wesentlichen Merkmalen gehörte die Forderung nach Glaubensfreiheit, die Trennung von Staat und Kirche und die Gütergemeinschaft. Aus der wortgetreuen Auslegung des Neuen Testamentes leiteten die Täufer ihr Denken und Verhalten her. Eine Kindertaufe wurde abgelehnt, stattdessen wurde die Gläubigertaufe an Menschen vollzogen, die auf Grund ihres Alters in der Lage waren, sich für die Taufe bewusst zu entscheiden und damit aktiv und persönlich ihren Glauben zu manifestieren. Mit dieser Entscheidung jedoch setzten sich die Täufer der Verfolgung aus, die von Verweisung des Landes bis hin zum Tod führen konnte.
Und zu guter Letzt kommen wir zum eigentlichen Anlass: der Verlosung. Wessen Interesse jetzt geweckt wurde und wer Josiane auf ihrem Weg begleiten möchte, "bewirbt" sich mit einem Kommentar. Bewerbungsende ist der 30. November 2013, 24.00 Uhr, und im Laufe des 1. Adventssonntags erfolgt die Verkündung des neuen Wanderbuchbesitzers.
Das Kleingedruckte:
Teilnehmen dürfen alle Leser (unter 18 Jahren jedoch nur mit Erlaubnis der Eltern).
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Liebe Anke,
AntwortenLöschengern lasse ich mich überraschen.
Alles Liebe
Elisabeth
Liebe Anke,
AntwortenLöschenich kenne das Buch und muss sagen, dass ich
es gern gelesen habe.
Einen schönen Abend wünscht Dir
Irmi
Das Buch kommt nun für mich leider
AntwortenLöschenzu spät, hätte es gern gelesen, historische
Romane sind meine Lieblingsliteratur. snief.
Liebe Grüße
Sigi
Moin Anke,
AntwortenLöschenda taucht die Josiane ja wieder auf. Du hast richtig ausführlich den Inhalt beschrieben, und es stimmt, auch ich musste mich noch über die Wiedertäufer informieren, das fehlte.
Was Barbaras Entscheidung betrifft - ihre innere Seelenlage hat mich dabei weniger interessiert als die Folgen für Josiane, denn Barbaras Entscheidung führte dazu, dass alles, was Josiane für ihre Tochter - für die Zukunft der Henkersfrauen - tat, umsonst war. Sie können ihrem Schicksal nicht entfliehen. Das war für mich die beste Kritik an diesem ganzen unmenschlichen System, viel wirkungsvoller als ein dramatisches Ende mit Tod und Leid.
Hoffentlich findet das Buch wieder eine faszinierte Leserin.
LG aus dem Norden
Liebe Anke,
AntwortenLöschendas liest sich toll-mag so historische Romane sehr gerne!
LG Mone