Maria
hat nach langen Jahren des Umherziehens in der Welt auf Norderney
einen Hafen gefunden, und sie ist glücklich damit. Und mit ihrem
Freund Simon, ihren Töchter Morlen und Hannah. Seit dreieinhalb
Jahren betreibt sie zudem die Strandmuschel, ihr Café am Rand der
Dünen mit Blick auf die Nordsee.
Noch
misst sie dem Wunsch von Simon, mit der kein Jahr alten Hannah vier
Wochen auf Tour zu gehen, keine große Bedeutung bei. Ihre
Begeisterung hält sich einerseits in Grenzen, andererseits will sie
den beiden diese gemeinsame Zeit gönnen. Außerdem halten Maria ein
kaputtes Dach und die für die Reparatur benötigte Finanzierung,
eine Pachterhöhung für das Café, unerwartete Unstimmigkeiten mit
der heranwachsenden Morlen und ihre Freundin Toni, die überraschend
auf der Insel anlandet, auf Trab.
Doch
nach und nach schleichen sich unsichere Gedanken ein. Liebt Simon sie
noch? Er wirkt nämlich sehr zurückgenommen, wenn sie ihn denn überhaupt
erreicht, und so, als würde sie ihm gar nicht fehlen. Und
dann kommt auch Jan, ihr Ex und Vater von Morlen, früher als
geplant und liefert sich mit Georg, einem Gast des Cafés, der
Freude daran hat, das Dach der Strandmuschel zu reparieren, ein paar
Hahnenkämpfe um ihre Gunst.
Zu
guter Letzt leidet Maria weiterhin unter dem Verlust ihrer Mutter
Iris, die vor Hannahs Geburt an Krebs verstarb und ihr das Haus
hinterlassen hat. Von diesem kann sich die junge Frau schwer lösen,
müsste es allerdings auf Grund ihrer prekären finanziellen
Situation dringend. Bei einem Blick in den Keller entdeckt sie eine
Kiste mit an sie gerichteten Tagebüchern ihrer Mutter. Der Inhalt
entwickelt sich zu einer Offenbarung, lässt die Vergangenheit
auftauchen, Maria einiges aufarbeiten und ihren Lebensplan und die
Zukunft überdenken...
Meike
Werkmeister ist eine Überraschung für mich. Ihren 2019
veröffentlichten Roman „Sterne sieht man nur im Dunklen“ habe
ich bedauerlicherweise verpasst. Nun bin ich froh über die Lektüre
ihres neuen Werkes „Über dem Meer tanzt das Licht“. Dieses folgt
hinsichtlich der Örtlichkeiten und Personen dem Vorgänger, rückt indes Maria und ihre kleine Familie in den Mittelpunkt und kann auch ohne Kenntnis der vorherigen Ereignisse gelesen werden.
„Über
dem Meer tanzt das Licht“ ist zwar eine erdachte Geschichte, aber eine, die aus
dem Leben gegriffen scheint, weil sie echt und wahrhaftig anmutet und
überdies ein Wohlgefühl auslöst.
Meike
Werkmeister ist eine talentierte Schreiberin. Ihr gelingt es, mit
leichter Hand, jedoch unglaublicher Energie und Leidenschaft sowie
einem bemerkenswerten Gespür sensibel die Alltäglichkeit der Liebe,
die Bedeutung von Freundschaft und das Funktionieren von Beziehungen
zu betrachten und dabei den schmalen Grat zwischen Kitsch und
(Erzähl)Kunst zu umschiffen. Dabei kreiert sie ein angenehmes
Ambiente, in dem die Natur eingebunden wird. Sie verwendet
gelegentlich leisen Sprachwitz, hilfreiche Weisheiten und
Überlegungen, die nachdenklich stimmen, lässt eine Melancholie über
unwiederbringliche Verluste und Erinnerungen anklingen.
Sämtliche
Figuren sind geprägt von einer feinsinnigen Charakterisierung.
Maria,
einst unabhängig, wild und draufgängerisch und in der Lage, allein
klarzukommen, ist ruhiger geworden, hat einen für sich passenden,
einen ungewöhnlichen Menschen gefunden, der wie sie einen
ausgeprägter Freiheitsdrang besitzt, gleichwohl – vor allem nach
dem Tod der Mutter – an ihrer Seite gewesen ist. Simon
schafft es, spielerisch, jeden Streit in eine harmlose Richtung zu
lenken, verfügt über ein atemberaubendes Selbstbewusstsein, fürchtet sich vor nichts und bringt Maria immer wieder zum Lachen.
Aber offensichtlich beschäftigt ihn irgendetwas, dessen Ursache er herausfinden muss...
In einem Satz gesagt: „Über
dem Meer tanzt das Licht“ hat definitiv das Zeug für ein
Herzensbuch.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Nutzer der Kommentarfunktion erklären sich mit der Speicherung und Verarbeitung ihrer Daten durch diese Webseite einverstanden.