Montag, 3. Juni 2024

Blogtour EDDAS AUFBRUCH - Oradour-sur-Glane


Kennt ihr das französische Dorf Oradour-sur-Glane? Wenn nicht, dann geht es euch wie Edda in dem Roman von Beate Rösler „Eddas Aufbruch“. Aber seid euch gewiss, viele Menschen in Deutschland werden auf die Frage sicher ebenso mit Nein antworten. In Frankreich hingegen weiß wahrscheinlich jeder, um was für einen Ort es sich handelt.

Am 10. Juni 1944 verübten hier Soldaten der Waffen-SS ein unbegreifliches Massaker an der unbewaffneten Zivilbevölkerung, ein grausamer Höhepunkt der Terror- und Einschüchterungspolitik der deutschen Besatzer. Bei diesem zahlenmäßig größten Massaker der Deutschen in Westeuropa während des Zweiten Weltkrieges wurden 642 Dorfbewohner ermordet, unter ihnen 245 Frauen und 207 Kinder. Der von den Nationalsozialisten als "Vergeltungsaktion" bezeichneter Massenmord war eine Reaktion auf den gegen die deutsche Besatzung gerichteten wachsenden französischen Widerstand.

Wie kam es dazu?

Nachdem am 6. Juni 1944 die alliierte Streitkräfte in der Normandie landeten, wurde in Südwestfrankreich stationierte 2. SS-Panzer-Division "Das Reich" nach Norden verlegt. Bereits auf ihrem Weg zur Front begingen die SS-Soldaten mehrere Kriegsverbrechen gegen die Zivilbevölkerung.

Als die SS-Division am 10. Juni 1944 den Ort Oradour-sur-Glane erreichte, ließ der verantwortliche Offizier Adolf Diekmann die Bewohner auf dem Marktplatz zusammentreiben. Zunächst wurden die Männer von den Frauen und Kindern getrennt, in fünf Gruppen unterteilt und in Scheunen und Garagen eingesperrt. Danach eröffneten SS-Angehörige das Feuer auf die wehrlosen Menschen und setzten im Anschluss die Exekutionsstätten in Brand. Fünf Männer überlebten und berichteten später, dass einige Opfer bei lebendigem Leib verbrannten.

Frauen und Kinder wurden hingegen in die Dorfkirche getrieben. Nachdem die Soldaten eine Rauchbombe am Altar zündeten, versuchten die Eingeschlossenen, sich in dem entstehenden Chaos vor dem beißenden Qualm und tödlichem Gas in Sicherheit zu bringen und wurden erschossen. Auch das Kirchengebäude wurde dann in Brand gesteckt.

Als einzige Überlebende konnte Marguerite Rouffanche das erbarmungslose Geschehen schildern. Sie hatte zusammen mit ihren beiden Töchtern, ihrem Enkel und mehr als 400 anderen Frauen und Kindern im Gotteshaus ausharren müssen, sah den Tod ihrer Töchter mit an und rettete sich mit einem Sprung aus dem Kirchenfenster.

Im Anschluss plünderten die SS-Soldaten die Wohnhäuser und legten Feuer im gesamten Dorf. Sie begnügten sich nicht damit, unschuldige Menschen zu ermorden, sondern verbrannten und verstümmelten die Leichen, so dass ihnen die Identität geraubt wurde. Letztlich konnten nur 52 Opfer identifiziert werden.

Das gesamte Massaker überlebten nur etwa 40 Einwohner von Oradour auf unterschiedlichste Art und Weise.

 

Die Ruinen des alten Dorfes wurden nach dem Krieg als Mahnmal erhalten und zum historischen Monument ernannt. Hier sehen sich die Besucher den Opfern dieser unvorstellbaren Barbarei gegenüber. Gedenktafeln mit den Gesichtern, Namen und Altersangaben zeugen davon, dass in Oradour Säuglinge, Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Greise hingeschlachtet und ganze Familien ausgelöscht wurden.

 

Betroffen macht, dass zahlreiche Kinder, die aus den zur Gemeinde gehörenden 53 Weilern in der Schule in Oradour waren, zu den Getöteten gehörten, wodurch die Weiler zu den „Dörfern ohne Kinder“ wurden.

 

Ein neuer Ort wurde in den 1950er-Jahren in direkter Nähe aufgebaut.

 

Bedauerlich ist, dass kaum ein Beteiligter am Massaker juristisch zur Verantwortung gezogen worden ist.

 

Lediglich bei einem größeren Prozess vor einem Militärgericht in Bordeaux wurden 1953 21 SS-Angehörige – sieben aus Deutschland und 14 aus dem Elsass – zu langjährigen Haftstrafen beziehungsweise zum Tode verurteilt. Da es sich bei den Soldaten aus dem Elsass um zwangsrekrutierte junge Männer handelte, wurden die elsässischen Täter von der französischen Nationalversammlung amnestiert. Bis 1959 wurden auch die deutschen Täter aus der französische Haft entlassen. In der DDR wurde 1983 ein Beteiligter am Massaker vor Gericht gestellt und zu lebenslanger Haft verurteilt. Er kam 1997 wegen seines schlechten Gesundheitszustandes frei. Die Eröffnung der letzten Anklage wurde 2014 mangels schlüssiger Beweismittel nicht eröffnet.

 

So bleibt nur die Erinnerung am Ort des Geschehens, wenn sich am 10. Juni 2024 das Massaker von Oradour-sur-Glane zum 80. Mal jährt.

1968 – Eine junge Frau durchbricht die Mauer des Schweigens 

Um der Enge ihres autoritären Elternhauses zu entkommen, geht die 19-jährige Edda als Au-pair nach Paris. In einer politisch aufgeheizten Zeit verliebt sie sich in den Studenten Marcel, der neue Fragen in ihr weckt: Auf welcher Seite standen ihre Eltern in den Jahren des Nationalsozialismus? Zurück in Frankfurt am Main konfrontiert sie ihren Vater, doch dieser hüllt sich in Schweigen. Erst als Edda alte Feldpost im Schlafzimmer ihrer Mutter entdeckt, kommt sie den Ereignissen der Vergangenheit auf die Spur. Was sie herausfindet, stellt nicht nur ihre Beziehung zu Marcel auf die Probe. Edda muss sich zudem entscheiden, wie weit sie für Gerechtigkeit gehen will … (Quelle: Verlag)
 
 
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Erschienen ist der Roman im Aufbau Verlag. Die Blogtour wurde organisiert von prointernet bookmark.
 

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