„Irgendetwas
stimmt nicht mit Jakob.“
Nach
dieser Feststellung bittet Kerstin Dieckmann Privatdetektiv Mike
Müller darum, ihren Ehemann zu beschatten.
Das bringt diesen jedoch in arge Bedrängnis, ja in ein echtes Dilemma. Denn
Jakob Dieckmann ist einer seiner besten Freunde.
Außerdem
arbeitet Mike momentan unter anderem an einem Altlastfall. Er soll eine
undichte Stelle oder sollte man sagen Quelle im Bochumer
Schauspielhaus finden, die freudig vor sich hinsprudelt und die
Lokalpresse mit Interna der Spielstätte versorgt.
Nun,
Mike wäre nicht Mike, und so lässt sich der Ermittler überreden,
bevor jemand Fremder den Job übernimmt. Prompt gerät er selbst in
den Schlamassel, als er Jakob dabei beobachtet, wie dieser wie von
der Tarantel gestochen aus einem Haus rennt, er selbst in das Gebäude
geht und eine Tote in einem plüschrosapinken Kingsize-Bett entdeckt.
Hiernach
rekapituliert Mike: Einer seiner besten Freunde ist möglicherweise
gerade zum Mörder geworden, und er hat ihn zum Tatort begleitet und
ist deshalb ein wichtiger Zeuge. Die Schlussfolgerung wäre, die
Polizei zu rufen, alles zuzugeben und Jakob ans Messer zu liefern.
Oder aber nach einer Erklärung zu suchen für den Fall, dass Jakob
unschuldig ist, zumindest was diese eine Sache betrifft.
Eines
lässt sich nämlich unschwer leugnen: Die junge Frau ist tot, und
irgendwer hat sie umgebracht.
Arne
Dessaul bleibt auch in „Ihr letzter Tanz“ seinem gewohnten Aufbau
seiner Bochum-Krimi-Reihe um Mike Müller treu.
So
erfahren wir wieder aus erster Hand von den Ereignissen, die den
Privatdetektiv unmittelbar betreffen, wenn er sie persönlich
berichtet. Daneben erleben wir Perspektivwechsel in den
Handlungsbereich von Jakob, sowohl mit Sequenzen in die
Vergangenheit und die Gegenwart.
Der
Autor widmet sich einem aktuellem Thema, den sogenannten
„Venusfallen“, und gemeinsam mit Mike kommen wir dem Geschehen
auf die Spur. Der gesamte Ablauf ist von Arne Dessaul äußerst
geschickt, klug und mit Logik erdacht, so dass wir die losen Fäden
erst nach und nach verknüpfen können, wie es sich für einen Krimi
gehört. Zwar geht dies in der Hauptsache eher ruhig vonstatten, ist
aber auch mit verschiedenen Spannungsszenen versehen, so dass keine
Langeweile aufkommt.
Die
Erzählweise präsentiert sich in einem lockeren Aufbau, in dem
maßvoll Humor eingesetzt wird, so dass dies zur angenehmen und
kurzweiligen Lektüre beiträgt.
„Ihr
letzter Tanz“ verfügt über ein gut komponiertes Handlungsschema,
dessen einzelne Kapitel wieder musikalisch eingeleitet werden (auch hier gibt
es ein umfangreiches Playlist-Glossar), in dem die Stadt Bochum ihr
gebührendes Augenmerk erhält.
Mike
Müller und seine Freunde, vor allem seine Lebensgefährtin Alice,
habe ich ins Herz geschlossen. Sie werden mit Sympathie und ihren
Eigenheiten sowie kleinen Macken charakterisiert und dürfen auch
einmal unvorhergesehen reagieren. Beispielsweise panisch, wenn sie
sich eine Leiche und dann ermittelnden Kriminalpolizisten –
namentlich Henning Schmitt und Rojin Yildiray – gegenübersehen.
Von deren Seite hätte ich mir allerdings etwas weniger
klischeehaftes Verhalten gewünscht.
Unabhängig
davon bin gerne erneut nach Bochum gereist und freue mich schon auf
ein neues Erlebnis im Ruhrgebiet.
4,5
Sterne
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Der Roman ist im Maximum Verlag erschienen, dem ich für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares danke.