Sonntag, 9. August 2020

Kiss me, Cowboy

Carrie Harper, die unter ihrem Pseudonym D. C. Long berühmte Autorin von Cowboy-Romanzen, wird von ihrem Verleger Jonathan Kurtz auf die Bluebonnet Ranch nach Texas geschickt. Nach einer anstrengenden Lesereise fühlt sie sich ausgebrannt, und ihr Privatleben versinkt im Chaos. Außerdem leidet sie unter einer Schreibblockade. Aber darin sieht Jonathan keine Entschuldigung und erst recht keinen Hinderungsgrund für ihre Trödelei bei der Abgabe ihres neuesten Romans. Deshalb ist seiner Ansicht nach ein erholsamer Aufenthalt auf der Ranch in der idyllischen Umgebung voller Ruhe ohne unnütze Ablenkungen wie Internet und Handy genau das Richtige.

Nach ihrer Ankunft hat Carrie zunächst für die Andersartigkeit der Landschaft keinen Blick. Sie bemerkt nur die Trostlosigkeit und die Einöde, die so gar nicht ihrer Vorstellung von der wilden Romantik entspricht, die sie ihren „Lawless Lovers“-Büchern beschreibt, wenn ihre Protagonisten unter dem weiten Texas-Himmel über schier endloses, grünes Weideland galoppieren.

Und als Yancy, der Cowboy, der Carrie von Flughafen abholt und durchaus einem ihrer Romane entstiegen sein kann, ihr gleich nach der Ankunft auf der Ranch die SIM-Karte für ihr Handy abnimmt, zweifelt Carrie daran, hier zu überleben. Sie ahnt noch nicht, dass ein paar weitere Stolpersteine auf sie warten.

Indes haben die Menschen auf der Bluebonnet Ranch gerade nicht mit einer Person wie Carrie gerechnet. Die tritt prompt des Öfteren in das eine oder andere Fettnäpfchen. Und obwohl sich Yancy anfänglich als ziemlich verschlossen präsentiert und Carrie ihre Schwierigkeiten mit ihm hat, ist er immer dann zu Stelle, wenn sie ihn braucht. Langsam löst sich tatsächlich auch Carries Schreibblockade, die junge Autorin fühlt sich wohl auf der Ranch, vermisst die Großstadt nicht mehr und beginnt, ihr bisheriges Leben zu hinterfragen. Carrie und Yancy kommen sich mit jedem Reitunterricht oder sonstigen Aktivitäten näher. Bis sie eines Abends völlig allein auf der Ranch sind...


Für „Kiss me, Cowboy“ hat Lita Harris ihre Kulisse gut gewählt. Beim Lesen entstand sie für mich mit einer Lebendigkeit vor dem geistigen Auge, dass ich schon allein wegen der Pferde gerne mit Carrie getauscht hätte. Zudem erzählt die Autorin kurzweilig und überzeugend und wartet neben authentisch geschilderten Alltagsbegebenheiten auch mit aufregenden, temperamentvollen und leidenschaftlich-sinnlichen Szenen auf. Ich hatte meine Freude dabei, nicht nur ihrem gefälligen, mit Humor versetztem Schreibstil zu folgen, sondern ebenso der behutsamen Annäherung eines ungewöhnlichen Paares.

Es ist vor allem vergnüglich, die gestresste Großstadtautorin, die sich nach Chicago unerwartet mitten in der primitiven Pampa ohne Handy zurechtfinden muss, zu beobachten. Carrie hat zwar das Herz am rechten Fleck, ist aber nicht besonders feinfühlig, manchmal etwas launisch und nimmt kein Blatt vor den Mund. Sie kann sehr zielorientiert sein und verfasst mit Inbrunst ihre Cowboy-Romanzen, wenn ihr nicht gerade die Muse abhanden kommt. Allerdings lässt sich nicht verleugnen, dass sie auch ein wenig einsam ist und sich nach ihrem passenden Gegenstück sehnt. Doch hat sie das hier auf dem Land in Yancy gefunden? Ohne Zweifel prickelt es bei Carrie von Anfang an. Und zugegeben, der gut aussehende Cowboy mit seinem ziemlich unwiderstehlichen Lächeln – einmal geknackt – zeigt einen charmanten Kern, und ist von der jungen Frau mehr als überrascht und kann sich den entwickelnden Emotionen nicht entziehen.

Ob es ein Happy End gibt? Lita Harris lässt uns da ein wenig im Unklaren zurück. Eines ist jedoch sicher: Wir werden Carrie und Yancy wiedersehen.


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Ich danke der Autorin für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.


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