Montag, 5. Juni 2023

Nur noch bis morgen

Ewigkeiten, also seit ihrer Schulzeit, haben sich die ehemaligen Freundinnen Eva und Franka nicht gesehen.

Eva versucht nach ihrer Scheidung ihr Leben mit ihrer fast sechzehnjährigen Tochter neu zu organisieren und hat eine eigene Praxis für Anti-Ehe-Beratungen gegründet: eine sogenannte Trennungsbegleitung. Zu ihr sollen Menschen kommen, die sich vom Partner trennen möchten und dabei mentale Unterstützung benötigen, damit alles geordnet ablaufen kann. Bislang reichen die wenigen Hilfesuchenden, denen sie Ratschläge erteilt, allerdings nicht aus, um die Kosten zu decken, so dass die finanziellen Mittel an allen Ecken und Enden fehlen. Eva, die sich für die Praxis bei ihrem Ex-Mann Andreas verschuldet hat, möchte aber ihr Herzprojekt nicht aufgeben. Außerdem setzt Andreas sie permanent unter Druck und Evas Mutter erpresst sie mit dem Entzug ohnehin spärlicher Liebe. Das alles mündet in mangelndem Selbstwertgefühl, und Eva trinkt öfter einmal mehr als ein Glas Wein.

Franka hingegen scheint alle ihre Pläne verwirklicht zu haben und genau das Leben zu führen, was sie immer wollte. Und doch stellt gerade sie Überlegungen an, sich von ihrem Ehemann Bastian zu trennen, weil sie meint, den Mann, den sie als ihren allerbesten Freund bezeichnet, nicht mehr zu lieben.

Das sieht Sebastian völlig anders. Er will sich auf keinen Fall trennen, und Eva lässt sich auf ein Treffen mit ihm ein. Weil ihr an ihm etwas vertraut vorkommt. Weil sie neugierig ist. Und als sie ihn kennenlernt, weiß sie, dass sie als Jugendliche in ihn verliebt war und dass Franka denjenigen geheiratet hat, von dem sie damals träumte.

Eva wird erneut von Sebastians Begeisterung und Lebensfreude angesteckt. Es bleibt nicht aus, dass beide Gefühle füreinander entwickeln ...


In „Nur noch bis morgen“ erzählt Martha Simmat mit Verständnis und Empathie die Geschichte von Menschen, die sich unterschiedlichen Herausforderungen in ihrem Leben und in der Liebe stellen müssen und vor kleinen und großen Entscheidungen stehen. Das klingt dramatisch, und ist es zum Teil auch. Tatsächlich liegt zunächst eine gewisse Schwermut über dem Geschehen, die im Verlauf der Handlung unterbrochen, zurückgenommen und vom Druck befreit und letztlich auflöst wird. Martha Simmat würzt die Ereignisse indes auch mit humorvollen Momenten, so dass unbestreitbar tragischen Situationen die Schärfe genommen wird.

Heldin Eva steht überwiegend im Mittelpunkt. Sie hat es gewagt, sich aus der Beziehung mit Andreas, einem Tyrannen, zu lösen, sieht sich nun aber den Konsequenzen ausgesetzt.

Der Autorin gelingt es ohne Zweifel, den Zwiespalt ihrer Protagonistin glaubhaft darzustellen, ihre Traurigkeit, ihrer Tochter nun nicht mehr das angenehme Leben mit Reitunterricht, regelmäßigen Kinobesuchen, einem neuen Handy bieten zu können. Eva strahlt angesichts ihrer Lage anfänglich sehr viel negative Energie aus. Sie fühlt sich unendlich allein und vom Leben ungerecht behandelt. Ergeben sich positive Wendungen, passiert irgendetwas Unvorhergesehenes, das alles wieder zerstört. Deshalb traut Eva ihrem Glück nie.

Erst die Begegnung mit Franka und vor allem die Liebe zu Sebastian bewirken eine Veränderung. Dadurch kann sie Vertrauen zulassen. Vertrauen in ihre Empfindungen. Vertrauen in das Leben, das sie gewählt hat. Vertrauen in sich selbst.

Denn „das Leben (ist) ein Abenteuer ... Das Leben hat nicht irgendein Ziel am Ende vergeudeter Jahre. Das Leben ist das Ziel ... Der Sinn des Lebens ist, das Spiel zu spielen und gut zu spielen – und Spaß zu haben.“
 
 
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Erschienen ist der Roman in der  Verlagsgruppe Droemer Knaur, dem ich für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares danke. Ebenso danke ich der Autorin für die Vermittlung.
 

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