Mittwoch, 25. Dezember 2024

Frohe Weihnachten


Ihr Lieben,

ich wünsche euch
wunderbare und
harmonische Feiertage
mit vielen Momenten zum
Innehalten.


Montag, 16. Dezember 2024

Starck und der erste Tag



Er hatte überlebt. Doch sein Leben war das Einzige, was ihm geblieben war. Alles andere hatten sie ihm genommen.“

Andreas Starck steht vor den Scherben seines Glücks, als er aus der Haft entlassen wird. Fünf Jahre hat der ehemalige Oberstaatsanwalt als Wirtschaftsstraftäter unschuldig im Gefängnis gesessen. Alles ist ihm genommen worden. Seine Frau. Seine Tochter. Sein Ruf und seine Karriere. Ganz offiziell und vor Gericht.

Jetzt kennt er als Erstes nur ein Ziel: Er möchte wieder mit seiner Tochter Greta, die er zuletzt als Zweijährige gesehen hat, zusammen eine Familie sein. Allerdings ist das gar nicht so einfach. Denn das Mädchen lebt nicht wie er bislang glaubte in einer Pflegefamilie, sondern ist adoptiert worden, ohne dass er als Vater seine Einwilligung gegeben hat. Starck wird klar, dass er rechtlich gesehen keine Möglichkeiten besitzt, sein Kind zu erreichen. Also muss er sich anderer Mittel bedienen.

Darüber hinaus treibt ihn an, seine Rehabilitation zu erreichen, die offensichtlichen Ungereimtheiten aufzuklären und diejenigen zu finden, die für seine Verurteilung verantwortlich sind. Er will die wahren Täter zur Strecke bringen und auch die Mörder seiner geliebten Frau Daniela der gerechten Strafe zuführen.

Sein Freund Duncan, den er während der Haft kennengelernt hat, unterstützt ihn und stellt ihm Meisterdiebin Vanessa an die Seite.

Kann Starck auch auf die Hilfe von Jan-Hendrik Steinbeck bauen? Der Kriminalhauptkommissar ist während seiner Dienstzeit als Staatsanwalt nicht unbedingt sein Freund gewesen, gehört aber zu den aufrichtigen Menschen, die einen guten Job machen und denen Starck vertrauen könnte ...


Mit „Starck und der erste Tag“ startet Christian Jaschinski seine Reihe um den ehemaligen Staatsanwalt Andreas Starck, der – und das liegt deutlich auf der Hand – Opfer eines diffizilen Komplotts geworden ist und sich nach dem Absitzen seiner Strafe weiterhin einem Netz aus Falschaussagen und Lügen, Intrigen und Verschwörung, Drohung und Bestechung, Mord und dunklen Machenschaften gegenübersieht. Nicht zuletzt gilt es jede Menge Geheimnisse zu lösen, die bis in die eigene Familie reichen.

Christian Jaschinski zieht einen beim Lesen sofort in den Bann. Zwar ist seine Erzählweise eher ruhig, jedoch kurze Kapitel, schnelle Schnitte und eine zunehmende Intensität treiben die durchdachte Handlung voran und bieten einen hohen Unterhaltswert.

Bis auf wenige Wiederholungen in den Gedankengängen ist das Geschehen um Andreas Starck, auf dessen Seite die Leserschaft von Anfang an steht, facettenreich und mit einer stetigen anspruchsvollen Spannungsdramatik ausgestattet.

Dass der Autor zumindest das geltende (Familien)Recht beugt, sei ihm verziehen, weil dies verständlicherweise für seinen Plot entscheidend ist. (Dies fällt insofern wahrscheinlich nur denjenigen mit entsprechender Kenntnis auf.)

Vom Autor werden viele Spuren gelegt, die ein intensives Mitdenken (er)fordern und uns fesseln, so dass wir gemeinsam mit seinem Protagonisten Andreas Starck den Hinweisen folgen und bei den einzelnen Lösungsschritten einbezogen werden.

Hervorzuheben ist zudem, dass Christian Jaschinski seine Figuren abwechslungsreich gestaltet hat.

Neben seinem Helden, der in sich einen analytischen Verstand und Emotionalität gleichermaßen vereint, agieren Personen unterschiedlichen Charakters. Hier treten ein paar typengerecht nah an Wirklichkeit und Umfeld entworfene Individuen auf. Daneben gibt es jene integeren ehrlichen Menschen mit Zuwendung und Zuverlässigkeit sowie jene, die sich im Zwielicht befinden und (noch) nicht durchschaubar sind, insbesondere auf welcher Seite sie stehen.

Starck und der erste Tag“ ist der beachtenswerte Start einer Thriller-Trilogie, deren Fortsetzung ich mit großen Erwartungen entgegensehe.

4,5 Sterne


*Werbung*
Der Roman ist im Maximum Verlag erschienen, dem ich für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares danke.

Sonntag, 8. Dezember 2024

Ihr letzter Tanz



Irgendetwas stimmt nicht mit Jakob.“

Nach dieser Feststellung bittet Kerstin Dieckmann Privatdetektiv Mike Müller darum, ihren Ehemann zu beschatten.

Das bringt diesen jedoch in arge Bedrängnis, ja in ein echtes Dilemma. Denn Jakob Dieckmann ist einer seiner besten Freunde.

Außerdem arbeitet Mike momentan unter anderem an einem Altlastfall. Er soll eine undichte Stelle oder sollte man sagen Quelle im Bochumer Schauspielhaus finden, die freudig vor sich hinsprudelt und die Lokalpresse mit Interna der Spielstätte versorgt.

Nun, Mike wäre nicht Mike, und so lässt sich der Ermittler überreden, bevor jemand Fremder den Job übernimmt. Prompt gerät er selbst in den Schlamassel, als er Jakob dabei beobachtet, wie dieser wie von der Tarantel gestochen aus einem Haus rennt, er selbst in das Gebäude geht und eine Tote in einem plüschrosapinken Kingsize-Bett entdeckt.

Hiernach rekapituliert Mike: Einer seiner besten Freunde ist möglicherweise gerade zum Mörder geworden, und er hat ihn zum Tatort begleitet und ist deshalb ein wichtiger Zeuge. Die Schlussfolgerung wäre, die Polizei zu rufen, alles zuzugeben und Jakob ans Messer zu liefern. Oder aber nach einer Erklärung zu suchen für den Fall, dass Jakob unschuldig ist, zumindest was diese eine Sache betrifft.

Eines lässt sich nämlich unschwer leugnen: Die junge Frau ist tot, und irgendwer hat sie umgebracht. 


Arne Dessaul bleibt auch in „Ihr letzter Tanz“ seinem gewohnten Aufbau seiner Bochum-Krimi-Reihe um Mike Müller treu.

So erfahren wir wieder aus erster Hand von den Ereignissen, die den Privatdetektiv unmittelbar betreffen, wenn er sie persönlich berichtet. Daneben erleben wir Perspektivwechsel in den Handlungsbereich von Jakob, sowohl mit Sequenzen in die Vergangenheit und die Gegenwart.

Der Autor widmet sich einem aktuellem Thema, den sogenannten „Venusfallen“, und gemeinsam mit Mike kommen wir dem Geschehen auf die Spur. Der gesamte Ablauf ist von Arne Dessaul äußerst geschickt, klug und mit Logik erdacht, so dass wir die losen Fäden erst nach und nach verknüpfen können, wie es sich für einen Krimi gehört. Zwar geht dies in der Hauptsache eher ruhig vonstatten, ist aber auch mit verschiedenen Spannungsszenen versehen, so dass keine Langeweile aufkommt.

Die Erzählweise präsentiert sich in einem lockeren Aufbau, in dem maßvoll Humor eingesetzt wird, so dass dies zur angenehmen und kurzweiligen Lektüre beiträgt.

Ihr letzter Tanz“ verfügt über ein gut komponiertes Handlungsschema, dessen einzelne Kapitel wieder musikalisch eingeleitet werden (auch hier gibt es ein umfangreiches Playlist-Glossar), in dem die Stadt Bochum ihr gebührendes Augenmerk erhält.

Mike Müller und seine Freunde, vor allem seine Lebensgefährtin Alice, habe ich ins Herz geschlossen. Sie werden mit Sympathie und ihren Eigenheiten sowie kleinen Macken charakterisiert und dürfen auch einmal unvorhergesehen reagieren. Beispielsweise panisch, wenn sie sich eine Leiche und dann ermittelnden Kriminalpolizisten – namentlich Henning Schmitt und Rojin Yildiray  gegenübersehen. Von deren Seite hätte ich mir allerdings etwas weniger klischeehaftes Verhalten gewünscht.

Unabhängig davon bin gerne erneut nach Bochum gereist und freue mich schon auf ein neues Erlebnis im Ruhrgebiet.

4,5 Sterne


*Werbung*
Der Roman ist im Maximum Verlag erschienen, dem ich für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares danke.

Sonntag, 24. November 2024

Buddyread DIE LETZTE WELLE - Rezension

 

In den vergangenen Wochen lasen Sabine von Buchmomente und ich gemeinsam "Die letzte Welle" von Cecilia Sjögren. An unserem ersten Eindruck haben wir euch bereits teilhaben lassen. Heute folgt auf unseren Blogs das endgültige Fazit.


Irgendwie hatte sie wohl geahnt, dass es passieren würde. Dass die Wahrheit herauskäme und Dunkelheit verbreiten würde. Trotzdem hatte sie ihre Lüge gelebt – was niemand wissen durfte.“

Auf Mallorca wird die alte Senora Orjeda ermordet, die ihr ganz eigenes Geheimnis (ver)birgt.

Zur gleichen Zeit hadert der ehemalige Polizist Tore Lindahl mit seinem Schicksal. Seinen Lebensabend hat sich der fünfundsiebzigjährige Pensionär ganz anders vorgestellt, jedenfalls nicht in einem Altersheim, dafür empfindet er sich als viel zu jung. Dass er dennoch in Ömhetten ist, verdankt er einem Schlaganfall und seiner Tochter Anna.

Doch Tores Verstand funktioniert tadellos, und als er einen Einbrecher bemerkt und seinen Nachbarn Viking in dessen Wohnung im Heim tot auffindet, lassen ihn seine langjährigen Erfahrungen daran zweifeln, dass das Versterben eine natürliche Ursache hat. Zumal Viking nicht der einzige Tote ist und bleibt.

Tore begegnet der jungen Praktikantin der örtlichen Zeitung, Veronika Wiklund, als diese Befragungen ins Altenheim, das durch Vorwürfe gegen das Pflegeunternehmen und Ungereimtheiten in der Verwaltung aufgefallen ist, durchführt. Leider handelt es sich um reine Routinearbeit, und Veronika kann nicht die große Story erwarten, auf die sie hofft.

Aber sowohl sie als auch Tore sehen die Chance, durch eigene Ermittlungen ihren Zielen und der Aufklärung der Todesfälle näherzukommen. Dass sie dabei mehr als einen Geist der Vergangenheit wecken, ahnen sie anfangs noch nicht ...


Die letzte Welle“ ist Cecilia Sjörgrens Debüt und hinsichtlich der Einordnung in ein Genre nicht einfach zu greifen. Am ehesten trifft wohl Kriminal- und Spannungsroman zu.

In ihrer Geschichte öffnet die Autorin viele Handlungsstränge und wechselt dabei nicht nur zwischen den Figuren, sondern auch zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Dies kann zwar an Hand des Aufbaus mit entsprechender Konzentration bei der Lektüre gut unterschieden werden, allerdings erfolgen die Erläuterungen zum Teil mit ausufernder inhaltlicher Ausführlichkeit. Lediglich die Perspektive in Jahr 1942 nehme ich hiervon aus. Denn hier gestattet Cecilia Sjögren eine interessante und erhellende Sicht auf die Situation in Schweden während des zweiten Weltkrieges.

Schlussendlich werden alle Informationen, die im Verlauf des Geschehens besonders im zweiten Teil die Dramatik erhöhen, ungeachtet der gelegentlichen Unübersichtlichkeit mit den Motiven und Taten einleuchtend zu einem Gesamtbild verknüpft, wobei indes auch nicht unerwähnt bleiben soll, dass wenige Fragen wegen fehlender Logik keine genaue Klärung erfahren.

Sprachliches Talent ist Cecilia Sjögren gegeben. Mich haben vor allen die landschaftlichen und örtlichen Beschreibungen für die Geschichte eingenomen, die reichlich und vorstellungsintensiv sind. Was für einige Leser ein “blumiger“ Stil ist, lenkt mich von mancher Nüchternheit ab. Gerade in Bezug auf die nur auf den ersten Blick klischeehafte Wiedergabe der Trostlosigkeit des Altenheims ist dies ein angenehmer Gegenpol. Ich zweifle jedoch, ob es die umfangreiche Art der Schilderungen wirklich zu diesem Genre passt.

Die Charaktergestaltung und -führung ist trotz der Fülle an Figuren im Großen und Ganzen – auch dank der Ausstattung mit Stärken und Schwächen – verschiedenartig und gut nachvollziehbar.

Besonders Tore Lindahl, dessen Aufenthalt nicht auf Freiwilligkeit beruht, weswegen sein Verhältnis zu seiner Tochter Anna, die ebenfalls als Polizistin arbeitet und ermittelt, konfliktreich ist, erfährt eine Darstellung, die Sympathie hervorruft. Auch bei Siri Mattsson, die junge Frau, deren Schicksal in der Vergangenheit erzählt wird, fällt eine Annäherung leicht.

Obwohl ich es mag, dass wie hier die persönlichen Situationen und Befindlichkeiten der Protagonisten in das Geschehen eingebunden werden, hat diesbezüglich Veronika Wiklund nicht unbedingt einen leichten Stand, wirkt sie doch das eine oder andere Mal etwas anstrengend, vor allem wenn überwiegend ihre Persönlichkeit und die Beziehung zu zwei Männern in den Mittelpunkt gerückt werden und der Eindruck entsteht, dass damit die Handlung in keiner Weise unterstützt wird.

Hier hätte ich mir eher eine gründlichere Darlegung der Zusammenarbeit zwischen Veronika und Tore gewünscht, die bei den laufenden Ereignissen in den Hintergrund gerät.

Die letzte Welle“ überzeugt nicht komplett, bietet aber durchaus ergreifende Momente, primär in den Schilderungen, die die Vergangenheit betreffen, und kann deshalb mit Einschränkungen empfohlen werden.

3,5 Sterne

*Werbung*
Ich danke Saga Egmont Deutschland für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.

Montag, 11. November 2024

Haiku am Montag

Manch Novembertag
ist nass und liegt im Nebel -
aber mit Lichtblicken.
 
Svanvithe


Montag, 4. November 2024

Arvil, der kleine Falke - Das große Rennen

Arvil ist zur Hälfte ein Falke und trägt mehrfarbige Federn, die ihm seine Mutter Isolda, ein Papagei, vererbt hat. Auch sonst ist die Familie bunt gemischt. Zu ihr gehören noch der Vater, Wanderfalke Aron, und die Spitzmaus Serge.

  

Einen Papageien-Falken wie Arvil gibt es nur einmal. Er ist ein unbekümmerter Jungvogel, der innerhalb weniger Wochen seine ersten Flugübungen problemlos und voller Energie absolviert und das Fliegen mit tollkühner Begeisterung genießt. Lediglich das fehlende Interesse seines Vaters stimmt ihn oft sehr traurig und macht ihn dann wütend.

Als Serge und Arvil eines Tages ein Waldflugrennen beobachten, ist der kleine Falke sicher: Er will an so einem Rennen teilnehmen und sein Können beweisen. Leider ist Aron so gar nicht davon zu überzeugen, sein Einverständnis zu geben. Deshalb muss Arvil heimlich trainieren, und sein Glück ist, dass ihm neben Bruder Serge und Eichhörnchen Malou mit Adler Adwanagor auch ein legendärer Helfer zur Seite steht.

Wird es Arvil gelingen, beim Waldrennen erfolgreich zu starten und sich gegen die fiesen Tricks des mehrmaligen Champion – Rabe Salaniel – durchzusetzen?


Thomas Forat hat die Geschichte eines Papageien-Falken ersonnen, der sich mit der Teilnahme an einem wichtigen Ereignis einen Traum erfüllen möchte. So darf „Arvil, der kleine Falke“ in „Das große Rennen“ voller Neugierde und unerschrocken sein erstes Abenteuer erleben, zwei weitere werden noch folgen.

Der Start ist dem Autor gut gelungen. „Das große Rennen“ wird in 22 Kapiteln in einem zeitgemäß lockeren und kindgerechten Sprachfluss erzählt. Ab und an schießt der Autor allerdings über das Ziel hinaus, wenn seine Tiere allzu burschikos reagieren und vor allem menschliche Redewendungen benutzen. Aufgefallen sind mir ebenfalls einige Wiederholungen im Wortgefüge – mehrmals zeigen sich Figuren beispielsweise „benebelt“. Das dürfte Kinder als hauptsächlicher Zielgruppe jedoch nicht stören.

Davon einmal abgesehen, wird die Handlung verständlich geschildert, und Langeweile gibt es während der Lektüre nicht. Mit Beginn des Waldflugrennens, das wegen Salaniel und seiner düsteren Truppe durchaus Gefahren bereithält, nimmt der Verlauf des Geschehens immer mehr an Tempo zu, so dass der jungen Leserschar aufregende Szenen mit hohem Spannungsfaktor bevorstehen. Ergänzend ist es dem Autor geglückt, besonders mit dem putzigen pupsenden Serge für etliche witzige Stimmungs- und Schmunzelmomente zu sorgen.


Damit avanciert die Spitzmaus sicher zu einem Liebling der Geschichte. Aber auch die anderen Figuren hat Thomas Forat abwechslungsreich und mit sofort erkennbaren Charaktermerkmalen gestaltet. Neben Arvil, seiner Familie und seinen Freunden agieren der eingebildete Salaniel und seine gemeinen Helfer. Es ist damit von Anfang an klar, wie Sympathie und Antipathie verteilt werden.


Was „Das große Rennen“ auszeichnet, ist zum einen die erkennbare Botschaft, die der Autor vermittelt. Nämlich niemals seine Träume aufzugeben und an sich zu glauben. Die Freundschaft hochzuhalten, und auch mal über seinen Schatten zu springen und um Hilfe zu bitten.

Daneben punktet „Arvil, der kleine Falke“ mit den vom Autor selbst geschaffenen und zu den Ereignissen hervorragend passenden Illustrationen, die in ihrer Fertigung farbstark sind und die Geschichte ausdrucks- und eindrucksvoll in ihrer Vielfalt unterstützen.


Das große Rennen“ ist eine schwunghafte Abenteuergeschichte, die nicht nur den jugendlichen Lesern Freude bereitet.


*Werbung*
Der Roman ist im Maximum Verlag erschienen, dem ich für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares danke.

Samstag, 19. Oktober 2024

Die Porzellanmanufaktur. Zerbrechliche Träume

1966 teilt die Mauer Deutschland mittlerweile seit fünf Jahren in zwei Staaten, und Autowerkstattbesitzer Gustav nutzt seine weitgehende Reisefreiheit und schmuggelt lebende Güter über die Grenze von der DDR in die Bundesrepublik. Ein gefährliches Unterfangen. 

Bei den Thalmeyers arbeiten in der Manufaktur gut vierzig Personen, wenngleich auch die Nachfrage nach Porzellan nachgelassen hat. Dem Wirtschaftswunder ist ein wenig die Luft ausgegangen. Doch Marie, verantwortlich für die Verwaltung der Manufaktur und Sophie, zuständig für den Außendienst, haben schon einige Schlachten geschlagen und private Verluste erlitten. Aber die Geschäfte führen sie klug, und sie wollen das Familienunternehmen in fünfter Generation erhalten. Müssen sie sich den veränderten Wünschen der Konsumenten anpassen, oder sollen sie wieder etwas wagen? Denn das ist bisher immer ihre Stärke gewesen. Es anders zu machen als die anderen und dadurch zwei Kriege und unzählige Krisen zu überstehen.

Das Verhältnis von Marie zu ihrer Tochter Jana ist angespannt, innige Augenblicke sind eher selten. Jana wird flügge und verlässt die heimatlichen Gefilden Richtung München, um Jura zu studieren. Der „Backfisch“ ist froh, endlich der kleinbürgerlichen Enge der Provinz zu entgehen und wild entschlossen, all das nachzuholen, was sie bislang versäumt zu haben glaubt.

Dank Onkel Joachim, der als Künstleragent viel unterwegs ist, bekommt sie in seiner Wohnung ein eigenes Zimmer mit Balkon. Die tolle Großstadt lockt mit neuen Möglichkeiten und Gefahren. Das ahnt Jana allerdings noch nicht. Jetzt erst einmal gibt sie sich Mühe, bei allem dabei zu sein. 

Joachim Thalmeyer, fungiert nach wie vor als stiller Teilhaber und überlässt es seinen Schwestern, sich um die Porzellanmanufaktur zu kümmern. Seine Welt sind die Musik und das Fernsehen, und seine Künstler machen alle ausnahmslos Karriere. 

Dauerfeind Karl Metsch ist gestorben und hat den Staffelstab der Feindschaft an seinen Sohn Abel weitergegeben, der bereits vor dem Tod des Vaters die Geschäfte an sich gerissen hat, tatkräftig unterstützt von seiner nimmermüden Mutter Alexandra. 

Nun versucht Abel Metsch als Verleger der regionalen Zeitung „Oberfränkische Stimme“ seine Macht auszuspielen und neue Intrigen zu ersinnen. Der erklärte Widersacher der Thalmeyers schafft es bis zum Bürgermeister. Wird es ihm letzten Endes gelingen, seine Erzfeinde zu bezwingen und die verfluchten Thalmeyers aus Selb zu jagen, ihre Porzellanmanufaktur in den Konkurs zu treiben oder gar selbst zu übernehmen?


Wie schon in den Vorgängerbänden der Reihe „Die Porzellanmanufaktur“ legt Stefan Maiwald auch im dritten Band „Zerbrechliche Träume“ nicht nur den Fokus auf die Vorgänge in und um die Porzellanmanufaktur, sondern bindet das Zeitgeschehen und die herrschenden Gegebenheiten in der Bundesrepublik der Sechziger Jahre ein. 

Deshalb bin ich wieder begeistert von seiner hervorragenden Recherchearbeit. Insbesondere gefällt mir, wie er mit scheinbar leichter Hand geschichtliche und gesellschaftliche Momentaufnahmen in einer Fülle aufbereitet, die das Wissen erweitert, ohne die Wirkung eines Sachbuches zu versprühen. Nur wenn der Autor – wie aus meiner Sicht beim Thema Golf – zu sehr in die Tiefe geht, nimmt die Leseaufmerksamkeit etwas ab. 

In „Zerbrechliche Träume“ bleibt Stefan Maiwald von Anfang an seinem gewählten Erzählstil treu und schildert den Verlauf der Ereignisse stringent, dynamisch und in kurzen Kapiteln klar strukturiert. Er verzichtet dieses Mal – mit wenigen Ausnahmen – bei den Perspektivwechseln auf diejenigen in die Vergangenheit und beschränkt sich diesbezüglich in der Handlung auf gelegentliche Hinweise. 

Der Autor schafft in seiner mittlerweile gewohnten Handschrift ein authentisches und buntes Bild der damaligen Zeit und Umstände und paart sie mit stimmungs- und humorvoller Lockerheit. 

Seine bekannte Figurenriege, deren Charakterisierung er verfeinert und teilweise mit weiteren Konturen versehen hat, ergänzt er mit den Auftritten neuer fiktiver und daneben einiger realer Persönlichkeiten. Beispielsweise wird Koch Paul Bocuse in die Handlung eingebunden, und Mime Klaus Kinski darf in unverkennbarer Weise einen bezeichnenden Auftritt haben. 

Leider heißt es nunmehr Abschied nehmen von der Familie Thalmayer, von ihren Wegbegleitern, Freunden und Feinden. Ich habe ich gefreut, dass ich sie über einen großen Zeitraum ihrer Lebens begleiten durfte. Vielleicht gibt es ja irgendwann noch einmal ein „Wiedersehen“. 

4,5 Sterne


*Werbung*
Der Roman ist im Maximum Verlag erschienen, dem ich für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares danke.

Sonntag, 13. Oktober 2024

Buddyread DIE LETZTE WELLE - Der erste Eindruck



Im Oktober lese ich gemeinsam mit Sabine von Buchmomente Cecilia Sjögrens "Die letzte Welle", erschienen im Jahr 2023 bei Saga Egmont.

Worum geht es? 
 
Im Altenheim "Ömheten" geschehen seltsame Dinge: Ein mysteriöser Einbruch, gefolgt von einem Todesfall wecken den Verdacht des pensionierten Polizisten Tore Lindahl: Ist sein Heimnachbar Viking wirklich auf natürliche Weise gestorben? Wer ist der Fremde, der vor dem Heim herumschleicht? Und warum will das Pflegepersonal all das geheim halten?

Bei der örtlichen Zeitung hofft Veronika Wiklund auf die große Story. Wenn sie nicht bald einen aufsehenerregenden Artikel abliefert, verliert sie den Job. Als sie von Tores Verdacht hört, sieht die Journalistin ihre Chance gekommen.

Gemeinsam beginnen die beiden zu ermitteln. Ihre Recherche deckt ein weit verzweigtes kriminelles Netzwerk auf. Musste Viking sterben, weil er davon wusste? Oder liegt die Wahrheit weiter zurück - im Inferno des Zweiten Weltkriegs, dem auch der kleine Fischerort Grisslehamn nicht entgehen konnte? (Quelle: Verlag)


Heute habe ich für euch unseren jeweiligen ersten Eindruck nach neun Kapiteln.
 
Anke meint:

Im Prolog erleben wir einen Monat vor den eigentlichen Ereignissen die Ermordung der 85-jährigen Senora Orjeda mit. Später werden wir erfahren, dass dies nicht ihr wahrer Name gewesen ist und sie gefälschte Ausweispapiere besaß, deren Spur nach Schweden führt.
 
Hier wird in einem Altenheim, in dem der ehemalige Polizist Tore Lindahl lebt, von diesem der tote Mitbewohnet Viking gefunden, dessen Ableben offensichtlich nicht natürlich war.
 
Und wir lernen Veronika Wiklund kennen, die als Praktikantin bei der Zeitung nicht für die großen Stories zuständig ist, aber doch einer scheinbar brisanten Geschichte auf die Spur kommt.
 
Zu guter Letzt erhalten wir auch noch einen ersten Blick in die Vergangenheit und begegnen 1942 Siri und Folke. Siri hat auf jeden Fall eine Verbindung zum toten Viking ...

Den Perspektivwechseln und Verlauf der Handlung kann ich bislang gut folgen.
 
Mir gefällt, wie die Autorin die persönliche Situation und die Befindlichkeiten ihrer Protagonisten in das Geschehen einflechtet. Da ist Tore, 75 Jahre alt, mit einem angespannten Verhältnis zu seiner Tochter Anna, ebenfalls Polizistin. Und auch Veronikas Beziehung steht auf dem Prüfstand.

Hinsichtlich der Motive und auch Bezüge zur Vergangenheit bin ich momentan noch ahnungslos.

Sprachlich empfinde ich die Schilderung als ausgewogen und angenehm zu lesen, gebe wegen des Stils zu, dass ich es gern mal etwas "blumig" mag, weil das von mancher Nüchternheit ablenken kann.

Zwei meiner Lieblingszitate:

"Die dichten Jahresringe des Lebens hatten ihr Geheimnis verborgen." (Seite 5)
 
"Aber da gab es noch etwas bei Josef, eine Tiefe und Zurückhaltung in seinem Blick. Als säße die Schwermut des Lebens in ihm fest." (Seite 36)

Sabine meint:
 
Ich bin jetzt noch nicht ganz so begeistert.
 
Es gibt viele Erzählstränge, denen man zwar gut folgen kann, bei denen aber noch nicht klar ist, wie sie zusammengehören. Am liebsten ist mir der aus der Vergangenheit :-) - aber das habe ich sehr häufig bei Romanen auf mehreren Zeitebenen.
 
Mir ist noch nicht ganz klar, wo ich das Buch einordnen soll - ist es ein Kriminalroman? Oder doch eher ein Spannungsroman? Oder einfach nur ein Roman auf zwei Zeitebenen?
 
Für mich spielt das eine Rolle wegen des Schreibstils. Mir ist er zu blumig und mit zu vielen Bildern, die ich überzogen finde. Und bei einem Krimi finde ich das unpassend - zu einem Roman passt es (auch wenn es mir persönlich nicht zusagt, aber das ist ja Geschmackssache).
 
"Ihre Finger glitten mechanisch durch das graue Haar, in dem Reste einer rotgoldenen Farbe vom Schöpfungsmorgen erzählten." (Seite 5) - das ist mir echt zu schwülstig. Und leider gibt es solche Beschreibungen ja recht häufig.
 
Was mir gefällt ist, dass es viele ältere Protagonisten gibt und auch, dass es ja anscheinend zu einer "Allianz" zwischen Tore und Veronika kommen wird (also alt und jung.

Fortsetzung folgt,
dann mit unserem Fazit und den Rezensionen ...