Mittwoch, 26. Februar 2025

Die Schlottermoos Gespensterschule. Zimbis Prüfung

Zimbi ist ein schlaues Gespenst und hat so viel Wissen angehäuft, dass die baldige Abschlussprüfung an der renommiertesten Schule der Gespensterwelt, der Schlottermoos-Gespensterschule, eine Kleinigkeit für sie sein dürfte und sie damit ihrem Ziel, alle Prüfungen im jungen Alter von 137 mit absoluten Höchstpunkten zu bestehen und das beste Gespenst aller Zeiten zu werden, einem Stück nähergekommen ist.

Eigentlich. Es gibt nämlich ein Problem: Zimbi weiß zwar alles über das Gespenstern und beherrscht in der Theorie sämtliche Grundlagen, die für ein erfolgreiches Leben als Angst verbreitendes, schauriges Gespenst benötigt werden. Die Praxis sieht jedoch anders aus. Da läuft bei Zimbi trotz ihrer Versuche überhaupt nichts.

Nun allerdings wurde die Prüfungsordnung geändert, und Zimbi soll plötzlich all jene Fähigkeiten anwenden und vorführen, die sie lediglich in ihrem Kopf abgespeichert hat. Wenn sie nicht Gespenstern kann, wird sie zur Prüfung nicht zugelassen.

Da ist guter Rat teuer. Unerwartete Hilfe erhält Zimbi von Mitgespenst Dunggel, bei dem es an den Grundlagen für das Gespenstern mangeln. Im Austausch gegen Tipps, was er falsch macht, will er Zimbi zeigen, wie Gespenstern funktioniert. Und auch Rentner Pawel aus der Menschenwelt wird zum unverzichtbaren Ratgeber ...

Langsam und stetig festigt sich die Kameradschaft zwischen den ungleichen Partnern, und das Gespenstern gerät immer mehr zur Nebensache. Es liegt an Zimbi, sich zu entscheiden, ob sie ihren Traum verwirklichen will oder ist ihr die Freundschaft wichtiger ist und sie das ungespenstigte Gespenst bleibt, das je existiert hat …
 

Die Schlottermoos Gespensterschule. Zimbis Prüfung“ von L. T. Hoffmann ist wunderbar geeignet, nicht nur interessierte Achtjährige auf verständliche Art zu unterhalten, sondern ebenso die ältere Generation.

Denn die Autorin erzählt die Geschichte über ein Gespenst, das glaubt, nicht Gespenstern zu können, unkompliziert und mit zugewandter und humorvoller Stimme. Die Handlung inmitten von Zauberei, Spuk und wundersamen Überraschungen zeigt sich an vielen Stellen als angemessen aufregend und durchaus auch gruselig – schließlich agieren hier ja Gespenster –, aber nie beängstigend.

L. T. Hoffmann thematisiert vertrauensvolles Miteinander und Offenheit, Wahrheitsliebe und Ehrlichkeit und vor allem, wie bedeutsam Freundschaft ist und das Zusammenstehen, wenn es darauf ankommt.

Die Figuren sind individuell mit Unterschieden im Aussehen und Charakter gestaltet. Zimbi zum Beispiel ist ein Gespenst mit Beinen und wirkt auf den ersten Blick neunmalklug und etwas schnippisch, sobald sie ihr Wissen doziert. Dabei verdeckt sie hierdurch nur ihre eigenen Unzulänglichkeiten, vor allem in Bezug auf ihr Unvermögen, Gespenstern zu können. Letztlich bestätigt sich aus diesem Grund auch die Schwierigkeit für sie, Freundschaften zu schließen.

Doch angesichts der Abschlussprüfung kommt Zimbi nicht umhin, ihre fehlende Begabung einzugestehen und zu begreifen, dass ein jeder Stärken und Schwächen hat, sich entwickeln und lernen kann, damit umzugehen, dass Aufgeben mit Freunden und einer Portion Mut und Zuversicht in eigene Fähigkeiten keine Option ist.

Ergänzt wird die Geschichte mit Illustrationen, die von Sameena Jehanzeb erschaffen wurden und den Inhalt und das Geschehen in der Ausdruckskraft hervorragend unterstützen.

Die Schlottermoos Gespensterschule. Zimbis Prüfung“ erweist sich als lehrreiches und rätselhaftes Abenteuer mit ein paar überraschenden Wendungen, das dank seiner Figuren der Leserschar in weiten Teilen Gelegenheiten zur Identifikation ermöglicht und darum mit Freude gelesen oder vorgelesen werden kann.

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Ich danke der Autorin für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.

Montag, 24. Februar 2025

Herzkrank

Mila Volkmann ist nach dem an der Berliner Charité abgeschlossenen Medizinstudium ihrem Traummann David nach Hannover gefolgt und tritt eine neue Stelle als Assistenzärztin in der Anästhesie  am Oststadt-Klinikum an. Ihr Leben ist voller schöner und erfüllender Dinge: Da sind David und ihre Arbeit in der Klinik, ihre Familie in Thüringen, zu der sie regelmäßig Kontakt hat und zu Besuch fährt, ihre beste Freundin Helen, die ebenfalls die Koffer gepackt und in Hannover eine neue Heimat gefunden hat.
 
Zum vollendeten Glücklichsein fehlt der jungen Frau bloß noch ein Baby. Allerding will es damit partout nicht klappen, und Mila gelangt immer mehr zu der Erkenntnis, dass sie diesen Wunsch alleine hegt, David noch kein Kind möchte und er die Familienplanung nur noch mit Schmerz und Stress verbindet.
 
Und wäre das nicht schon irritierend genug, entwickelt Mila Gefühle für ihren zwar bei erster Betrachtung unnahbar wirkenden, gleichwohl attraktiven Oberarzt Sayan Allahyari, ohne sich diese einzugestehen.
 
„Unter dem Blick seiner dunklen Augen fühle ich mich so verstanden, so wahrgenommen wie nie zuvor in meinem Leben.“ (Seite 114)
 
Einmal davon abgesehen, dass sie sich in seiner Gegenwart in ein tollpatschiges Kind verwandelt, was denkbar ungünstig für ihr berufliches Dasein ist, läuft der Job in der Klinik nicht rund, und auch David zieht sich zurück.
 
Als sie schließlich lebensbedrohlich erkrankt und auf Hilfe angewiesen ist, scheint sie allein, und es ist Sayan, der sie auffängt, bei sich aufnimmt und sie pflegt. Er hüllt sie ein in einen Kokon aus Fürsorge und Zuneigung.
 
„Kleines Glühwürmchen. Ich habe Angst um dich, weißt du das?“ (Seite 192)
 
Nun steht Mila vor einem Dilemma und damit alles auf den Prüfstand, wovon sie bislang geträumt hat.
 
„Die Macht, die mich zu Sayan hinzieht, gleicht einer Naturgewalt und stellt alles in den Schatten, was ich jemals für David empfunden habe.“ (Seite 195)
 
Wer wird am Ende des holprigen Weges inmitten dieses Gefühlschaos auf sie warten?


„Herzkrank“, eine sogenannte „Hospital Romance“, ist Anna Hensels Debüt. In dem Liebesroman, der (unter anderem) in einem Krankenhaus angesiedelt ist, rückt die Autorin mit Mila Volkmann eine junge Ärztin in den Mittelpunkt und erzählt ihre Liebesgeschichte.
 
Anna Hensel weiß, wovon sie schreibt, das offenbart ein Blick auf ihren eigenen beruflichen Werdegang. Schließlich ist sie selbst Medizinerin und hat als Assistenzärztin in verschiedenen Kliniken gearbeitet und einerseits den herausfordernden Alltag mit Patienten und die Auseinandersetzung mit den Widrigkeiten des Gesundheitswesens sowie die kräftezehrende Härte dieser Tätigkeit erfahren, andererseits ebenso die erfüllenden Momente.
 
Deshalb hat mir ihre authentische, realitätsnahe und unverfälschte Darstellung vom Krankenhausalltag gefallen, und ich hätte mir gewünscht, dass die Autorin der Handlung ein paar mehr Szenen in der Klinik gegönnt hätte. Denn leider spielt dies nach der Erkrankung von Mila lediglich nebensächlich und kaum eine Rolle.
 
Auch wenn die Handlung und ihre Figuren ihrer Fantasie entspringen, hat Anna Hensel sich von vielen eigenen Erlebnissen inspirieren lassen, so dass wir unmittelbar und in einer gewissen Tiefe in die in die gedankliche und emotionale Welt einer angehenden Fachärztin einbezogen werden, wenn diese sich besonders zu Beginn ihrer Ausbildung in der Anästhesie einigen beruflichen Herausforderungen ihrer Laufbahn gegenüber sieht und dann plötzlich selbst zur Patientin wird, weil sie – wie in manchen Berufsständen üblich – in eigener gesundheitlicher Angelegenheit etwas zu sorglos gewesen ist.
 
„Herzkrank“ beweist, dass Ärzte wie alle anderen nur allzu menschlichen Regungen unterliegen und dass es völlig einerlei ist, welcher Berufsgruppe jemand angehört:
 
Wenn die Gefühle überhandnehmen, kann auch bei einer jungen Ärztin Chaos herrschen, sobald sie sich plötzlich zwischen zwei Männern wiederfindet und das Seelenleben völlig durcheinandergerät.

Dies beschreibt Anna Hensel auf eine ausgeglichene und wohltuend unaufgeregte Art und Weise, sensibel und gelegentlich mit einem sentimentalen, zu zuckrigem Hauch, aber auf jeden Fall mit einer Erzählstimme, die bis zu uns als Leser durchdringt. Sie lässt dabei ihre Protagonistin Mila selbst berichten, so dass hauptsächlich die Emotionslage im Wechsel zwischen Euphorie und Enttäuschung beim Triangel Mila, David und Sayan deutlich zu Tage tritt und gut nachvollziehbar ist, wobei ich mir ab und an mehr Festigkeit in den Empfindungen von Mila gewünscht hätte.

Hervorzuheben ist zudem, dass bei Anna Hensel die Herkunft keine Rolle spielt. Es wird nur kurz erwähnt, dass die Wurzeln von einem Teil von Sayans Familie offensichtlich nicht in Deutschland liegen, jedoch im Verlauf der Handlung nicht weiter thematisiert. Was zählt sind die Werte und Emotionen eines Mannes, die von der Autorin überzeugend ausgeführt werden.
 
Insgesamt verfügt die Geschichte über eine Leichtigkeit, die auch im Verbund mit den geschilderten Konflikten anschaulich und unterhaltend ist.
 
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Ich danke der Autorin für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares. Der Roman ist bei CWNiemeyer Buchverlage erschienen.
 

Freitag, 21. Februar 2025

DELIA Literaturpreis 2025

Seit einer Woche stehen sie fest, die Nominierten für den DELIA Literaturpreis der Vereinigung deutschsprachiger Liebesroman-Autorinnen und -Autoren.
 
Die Chance auf den Preis für besten Liebesroman des Jahres haben:

Anna Augustin - Stronger than the sea
Iris Conrad - Der Glashund
Kathinka Engel - Das Ende von gestern ist der Anfang von morgen
Kathinka Engel - Pages unwritten
Charlotte Inden - Im Warten sind wir wundervoll
Stephanie Jana - Damals waren wir frei
Saskia Louis - Ich will dies, das und dich
Louise Pelt - Die Halbwertszeit von Glück
Meike Werkmeister - Am Himmel funkelt ein neuer Tag
Vera Zischke - Ava liebt noch


Und in der Rubrik "Junge Liebe" können folgende Nominierte hoffen:
 
Magdalena Ahrer - Limettensommer
Mo Enders, Liga Lexis - Nachtschwarze Worte
Valentina Fast - Die Elite von Ashriver. Hidden Secrets
Jennifer Alice Jager - School of Myth & Magic. Der Kuss der Nixe
Franzi Kopka - Honesty. Was die Wahrheit verbirgt
Tina Köpke - Hunting Souls. Unsere verräterischen Seelen
Mela Nagel - Stadt aus Wasser und Licht. Die Maskenmagierin
Francesca Peluso - We between Worlds
Melody Rose - Pauline & Emma. Auch Filmheldinnen müssen Mist schaufeln
Jo Weil - Jan und Julian. Volles Risiko
 

 
Die Preisverleihung findet im Rahmen der Leipziger Buchmesse am Sonnabend, den 29. März 2025, um 11:00 Uhr in Halle 5 im Forum autoren@leipzig, statt.

Montag, 17. Februar 2025

Zuckerschnutentag




Herzlichen Glückwunsch, meine schönste Resada ...
 
37 Jahre alt und noch mit Schwung bei der Arbeit.

 
 

Donnerstag, 6. Februar 2025

Kohle, Stahl und Mord. Das 13. Opfer

Seit vor vierunddreißig Jahren im Schacht Ludwig des Essener Kohlebergwerk Wilhelmshöhe bei einem Grubenunglück zwölf Kumpel verschüttet wurden, ist Werner Flemming nie das Gefühl losgeworden, in eine Unterwelt voller Gefahren und Unwägbarkeiten abzutauchen. Damals – im Oktober 1988 – war er zu jenem Zeitpunkt auch unter Tage, wurde aber gerettet und ist aus dem Berg zurückgekehrt. Von dem verschütteten Dutzend hingegen fehlt jede Spur. Das hat den Bergmann geprägt.

Nun soll der alte Schacht zu einem Besucher-Bergwerk ausgebaut werden, und Werner begleitet einen jungen Elektrotechniker zur Überprüfung der Stromkabel. Doch der Berg ruht nicht. Werner droht ein Déjà-vu, nachdem es zu einem Wassereinbruch kommt und die Skelette der vermissten Bergarbeiter freigelegt werden. Außerdem hält Werner plötzlich einen weiteren Schädel in den Händen, und dieser offenbart ein Einschussloch. Opfer Nummer 13 wurde ermordet.
 
Damit beginnen die Ermittlungen der Essener Mordkommission. An der Spitze der Soko steht Kriminalhauptkommissarin Elin Akay, die unter anderem von Kriminaloberkommissar Holger Sieburg und der forensischen Psychiaterin Dr. Jana Fäller unterstützt wird.
 
Die beiden Frauen sind seit Kindertagen beste Freundinnen, ihre Väter waren ebenfalls Bergmänner, was die Kommunikation mit den Kumpel wesentlich erleichtert dürfte. Denn vermutlich ist einer von ihnen ein Mörder. Oder gibt es vielleicht die Chance, dass der Täter außerhalb dieser eingeschworenen Gemeinschaft zu finden ist?

Eventuell ist die Tat in Zusammenhang mit den unsauberen Finanzgeschäften des Opfers, der viele Bergleute um ihre Ersparnisse gebracht hat, zu sehen?
 
Werner Flemming, der vielleicht wesentliche Hinweise geben könnte, ist nach dem Fund erneut traumatisiert. Schon bei dem so lange zurückliegenden verheerenden Grubenunglück hatte es keinerlei psychologische Hilfe für die gerettetem Männer gegeben.
 
Nach und nach offenbaren sich die Geheimnisse, die nicht nur tief im Inneren des Berges verborgen sind …


Martin Conrath arbeitet in „Kohle, Stahl und Mord. Das 13. Opfer“ mit Wechseln zwischen den Zeitebenen, die sich anfänglich (noch) nicht erschließen. Das belebt aber ungemein die Lektüre und bietet auf diese Art umfangreiche Hintergrundinformationen, die wir zunächst abspeichern und im Verlauf der Handlung zur Auflösung verdichten können.
 
Mit einem überzeugenden Erzählton, der zu fesseln vermag, bleibt er nahe an der Wirklichkeit, reichert den Verlauf der Geschichte mit überraschenden Wendungen an. Hier erweist sich  insbesondere die Beschreibungen von den Örtlichkeiten und Arbeitsmethoden sowohl über als auch unter Tage als detailreich und ebenso für Unkundige nachvollziehbar. Außerdem bindet der Autor in das Geschehen verschiedene gesellschaftliche und soziale Aspekte ein.
 
Die Figurenriege ist umfangreich und erhält immer wieder Zuwachs. Gleichwohl ist es möglich, den Überblick zu behalten. Die Darstellung gelingt, auf menschliche Stärken und Schwächen des Einzelnen wird vom Autoren in passender Weise eingegangen.
 
Die Sympathie, die Martin Conrath für seine im Mittelunkt gerückten Protagonistinnen Elin und Jana empfindet, die beide in ihrem Beruf gefordert werden, dies allerdings gern tun, ist spürbar und überträgt sich auch auf den Leser. Er nimmt sich Zeit für sie und Darstellung der Beziehungen zu ihrem Umfeld.
 
Die forensische Psychiatrie ist ein interessantes Gebiet der Medizin, und ich habe Jana als eine Person schätzen gelernt, die ihre Tätigkeit sehr engagiert und fokussiert ausübt. Nach den Schilderungen des Autors kann ich mir vorstellen, mit welch beeindruckender Präsenz und Selbstkontrolle sie vor Gericht auftritt. Sie ihrer Mutter nach dem Tod des Vaters noch näher gerückt.
 
Daneben ist auch mein Bild von Elin positiv. Mir gefallen ihre Ansätze und Ansichten im der Zusammenarbeit und das Verständnis im Umgang mit den Kollegen im Team, das bis auf eine Ausnahme funktioniert.
 
Martin Conrath ist beachtlicher Reihenstart gelungen, „Kohle, Stahl und Mord. Das 13. Opfer“ präsentiert sich als Lektüre mit hohem Unterhaltungswert.
 
4,5 Sterne