Donnerstag, 14. März 2024

HOMER Literaturpreis - Nachlese und Vorausschau

Blicken wir zurück auf den Herbst 2023.
 
Das waren sie, unsere gekürten Preisträger für die besten historischen Romane:
 
Goldene Homer
 
René Anour - Die Totenärztin. Donaunebel
 
Silberner Homer
 
Ulf Schiewe - Der eiserne Herzog
 Alex Beer - Felix Blom. Der Häftling aus Moabit
 
 Bronzener Homer
 
Eva Grübl - Botschafterin des Friedens
 Ana Pawlik - Die Welt im Nebel


Im vergangenen Jahr hat die Jury erneut eine Vielzahl von
 eingereichten Romanen gelesen und die zehn besten herausgefiltert.

Die Bekanntgabe der Kandidatinnen und Kandidaten, die es auf die Shortlist
für den
 
Literaturpreis Goldener HOMER 2024
 
geschafft haben, findet statt am
 
21. März 2024 um 14:00 Uhr
 
auf der Leipziger Buchmesse
beim Oeverbos Verlag
Halle 5, Stand B10.
 
 
Wir laden herzlich zur Verkündung der Shortlist 2024 ein.
 

Mittwoch, 13. März 2024

Abenteuer Buchmesse


Zugegeben: Menschenmengen sind mir ein Graus. Deshalb meide ich sie in der Regel. Einzige Ausnahme sind Buchmessen, auch wenn sich dort bekanntermaßen immer sehr viele Menschen aufhalten. Der Grund: Ich bin büchersüchtig. Dazu stehe ich.
 
Ich begann allerdings sehr spät damit, Buchmessen zu besuchen. 2020 wollte ich das erste Mal zur Leipziger Buchmesse und wurde vom Beginn der Corona-Pandemie ausgebremst. Die Stadt in Sachsen habe ich mit meinen Bücherfreunden von meiner Lieblingscommunity BücherTreff trotzdem kennengelernt und erkundet, und es war großartig.
 
Im Herbst 2021 ging es dann wirklich los. Für meinen Einstieg ins Messeleben war die BUCHBERLIN ideal. Obwohl sich alles in einer 6.500 Quadratmeter großen Halle der Arena Berlin abspielte, gab es alles in allem ein überschaubares Messeleben, das ich trotz Maske mit spürbarer Freude erlebt und deshalb im darauffolgenden Jahr wiederholt habe.

Damit war ich mental gerüstet für die Leipziger Buchmesse 2023.
 
Einen Plan hatte ich mir nicht gemacht, ich wollte das Geschehen auf mich zukommen lassen. Heute denke ich, dass das für eine Newcomerin wie mich die richtige Einstellung gewesen ist. Vieles hat sich von selbst ergeben, und auf meine "Reise" durch die Hallen der Messe konnte ich so viele vertraute und neue Verlage kennenlernen, kam mit den unterschiedlichsten Menschen ins Gespräch und habe diverse Veranstaltungen direkt auf dem Messegelände und zudem außerhalb besucht. Tatsächlich empfand ich die Lauferei überhaupt nicht als schlimm, die Joggerin in mir war hierfür bestens vorbereitet. Lediglich das Gedränge am Sonnabend und Sonntag war dann etwas anstrengender.
 
Mit vor allem positiven Eindrücke und dem Versprechen, wiederzukommen, bin ich nach Hause gefahren ...

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Die Leipziger Buchmesse ist eine "reine" Publikumsmesse, im Verbund mit der MANGA-COMIC-CON (herrlich all diese bunte Phantasie) und dem Lesefest LEIPZIG LIEST findet sie vom 21. bis 24. März 2024 statt.


Dienstag, 12. März 2024

DELIA Literaturpreis

Ein weiterer Buchpreis wird auf der Leipziger Buchmesse verliehen: der DELIA Literaturpreis der Vereinigung deutschsprachiger Liebesroman-Autorinnen und -Autoren.

Nominiert für den besten Liebesroman des Jahres sind:

Sophie Bichon - Wenn die Sonne glüht
Hannah Conrad - Ein Graf auf Abwegen
Leonie Lastella - Seaside Hideaway. Unsafe
Claudia Leyla - Wo die Störche fliegen
Angela Lund - Eismusik
Lia Scott - Sturmjahre. Ein Gefühl von Unendlichkeit
Anne Stern - Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie
Jana Voosen - Im nächsten Jahr zur selben Zeit
MeikeWerkmeister - Am Horizont wartet die Sonne
Jennifer Wiley - In jedem Atemzug nur du


In der Rubrik "Junge Liebe" haben es auf die Shortlist geschafft: 

Gordon Ambos - Zu nah an die Sonne
Theresa Czerny - Die wilden Pferde von Rydall Hill. Leuchtende Hügel
Julia Dippel - A Song to Raise a Storm
Kristina Magdalena Henn - Ende Juli, Anfang August
Jana Hoch - The Ruby Circle – All unsere Geheimnisse
Chris Kaspar - Forget me someday
Kira Licht - Catching Feelings
Schoder - The Romeo And Juliet Society. Rosenfluch
Yasmin Schlaganfall - Tokioregen
Alicia Zett - Wie Wellen im Sturm


Die Preisträgerinnen oder Preisträger werden am 23. März 2024 im Rahmen der Leipziger Buchmesse feierlich verkündet.
 

Montag, 11. März 2024

Selfpublishing-Buchpreis

Viele Autorinnen und Autoren veröffentlichen ihre Bücher im Selfpublishing. Ich habe unter diesen Werken bereits sehr gute entdecken können.

Der Selfpublisher-Verband kürt jedes Jahr die besten von ihnen. Als Mitglied der Vorjury B habe ich einen Blick auf etwa 950 Bücher geworfen, um eine Rangliste meiner Favoriten in den verschiedenen Bereichen zu erstellen.

Nun befinden wir uns auf der Zielgeraden, und folgende Nominierte der Shortlist haben die Chance, mit dem Selfpublishing-Buchpreis ausgezeichnet zu werden.


Es sind im Bereich Belletristik:

📕Petra Teufl - LOUISENSTRASSE 13
📕April Wynter - UNDER FLOWING STARS
📕E.V. Ring - CYAN ZANE VEIL


Es sind im Bereich Kinder- und Jugendbuch:

📘Jane Jott - BAKTERIEN UND SO, DIE LEBEN WO?!
📘Jana Maris - SOMMER MIT YASHAR
📘Axel Fischer - DER HEISSBÄR


Es sind im Bereich Sachbuch/Ratgeber:

📙Cornelia Lotter - VOM FORTGEHEN UND ANKOMMEN
📙Florian Sturm und Christian Weigand - EIN LEBEN FÜR DEN OZEAN
📙Katja Seidel - KANUTOUREN BAND 1
 

Es sind in der Sonderkategorie Lyrik:

📗Sandra Rodenkirchen - BRUNOOO! EIN ADVENTDBOOKLET
📗Johanna Schließer - BRIEFE AN DER ZEIT
📗Katharina Lankers - VOLL ABGEDICHTET. NIEDER MIT DEN UNGEREIMTHEITEN

Am 22. März 2024 werden im Rahmen der Leipziger Buchmesse die Gewinnerinnen und Gewinner feierlich bekannt gegeben.
 

Freitag, 8. März 2024

Drei Tage Erste Nachkriegsjahre - Tag 3: Helle Tage, dunkle Schuld

Am heutigen internationalen Frauentag kehren wir nochmals literarisch in die ersten Nachkriegsjahre zurück ...


1948 leiden die Deutschen nach wie vor unter den drastischen Folgen, die ihr Weltkrieg über die Menschen gebracht hat. Die Entnazifizierung durch die Alliierten ist noch nicht abgeschlossen und erweist sich bereits jetzt als lückenhaft und inkonsequent. Ehemalige NS-Diener drängen zurück auf ihre alten Posten.

Damit muss sich auch Kriminalinspektor Carl Bruns auseinandersetzen, der wegen eines jüdischen Großvaters und des verbundenen (fehlenden) Arier-Nachweises für elf Jahre aus dem Polizeidienst entlassen worden war, stattdessen als Bergmann gearbeitet hat und erst nach Kriegsende wieder eingestellt wurde. In der Essener Polizeibehörde steht er tatsächlich eines Tages seinem ehemaligen Ausbilder gegenüber, der sich rehabilitieren möchte.

Doch nicht nur das beschäftigt Carl.

Er wird zu einem Tatort gerufen, dessen Opfer ihn mit der Vergangenheit verbindet. Bei der Toten handelt es sich um die Mutter eines gesuchten Naziverbrechers, der für eine Massenerschießung von Zwangsarbeitern verantwortlich zeichnet und sich auf der Flucht befindet. Außerdem ist der gesuchte Hoffmann mit Frieda, der Schwester von Carl erster großer Liebe Anna verheiratet. Die Frauen waren einst aus Angst vor den Grausamkeiten und Peinigungen des Mannes nach Köln geflohen. Nachdem das Testament der Toten ihren Enkel Emil als Haupterben bedenkt, kehrt die Familie nach Essen zurück.

Carl bezieht besonders Anna in die Ermittlungen mit ein. Zugleich flammen „alte“ Gefühle auf. Die verwitwete Krankenschwester scheint diese zu erwidern, so dass sowohl Carl als auch Anna Hoffnung schöpfen, dass ihnen nach all den Jahren etwas Glück zuteil werden wird. Wären da nicht weitere Tote und die Tatsache, dass sowohl Spuren zu den im Haus von Frau Hoffmann einquartierten Flüchtlingen und Ausgebombten sowie zu Frieda führen. Allesamt sind durchweg nicht gut auf die Ermordete zu sprechen und verhehlen ihre Abneigung nicht.

Wäre das nicht bereits schlimm genug, könnte Anna selbst in Gefahr sein ...


Eva Völler schreibt ohne Schnörkel und mit Intensität. Sie ist klar im Ausdruck der Schilderung der Verhältnisse und misslichen Lage in diesem Nachkriegsjahr und integriert in ihrem Roman „Helle Tage, dunkle Schuld“ gekonnt einen Kriminalfall mit dramatischen Handlungsablauf. In deutlicher Bildsprache beschreibt die Autorin eine Stadt, in der ganze Teile von Bomben zerstört wurden, so dass drei Jahre noch nicht genug Zeit waren, alle Trümmer und die gewaltige Menge des gesamten Schutts zu beseitigen. Aus diesem Grund sind die vorherrschenden Wohnsituationen mehr als beengt.

Deshalb leben die Bewohner des Mehrparteienhauses der toten Frau Hoffmann dicht an dicht zusammen, sie eint das jeweilige unterschiedliche Schicksal, jedoch auch die Antipathie gegenüber der Hausbesitzerin.

Die Deutschen befinden an einem Wendepunkt. Nach langen Jahren im Banne der Nazi-Herrschaft müssen sie erkennen, dass ihre Nation eine von Eva Völler betitelte „dunkle Schuld“ zu tragen und aufzuarbeiten hat, die für die meisten Menschen zwar unbegreiflich, hingegen unerlässlich im Verständnis ist, damit ein Wiederaufstehen möglich wird.

Es sind nicht ausschließlich die Vorgänge im Privaten, sondern daneben die gegenwärtigen politischen Gegebenheiten, beispielsweise in den Behörden wie der Polizei, die die Bemühungen erschweren, den Aufbau einer gerechten Gesellschaft voranzutreiben. Noch immer und bereits wieder gibt es all jene, die auf der Suche nach dem eigenen Vorteil sind und aus der Vergangenheit nichts gelernt haben und dies auch nicht wollen.

Hierdurch wirkt das Geschehen authentisch, in jeder Hinsicht nachvollziehbar und hat mir eine enge Teilhabe am Geschehen gestattet.

Eva Völler scheut sich nicht, Grautöne zu verwenden. Ihre Protagonisten sind nicht nur schwarz oder weiß gezeichnet. Sensibel beleuchtet die Autorin das Zusammensein der Menschen, die auf unterschiedliche Arten miteinander verbunden sind: Liebe, Freundschaft und Mitgefühl stehen Wut, Ablehnung und Hass gegenüber.

Carl wagt viel für seine erste Liebe Anna. Darüber hinaus muss er abwägen, wie er Wahrheit und Lüge voneinander abgrenzt, und vor allem, ob er das überhaupt will.

Anna stellt ihr Kraft völlig in den Dienst der Familie, zu der außer Frieda und Emil noch die jüngere Schwester Lotti gehört, und versucht, diese mit aller Macht zu schützen. Dabei trägt sie selbst schwer an vergangenen Ereignissen, geht indes mit ihrem Kummer nicht hausieren. Die echten Probleme behält sie für sich, sie funktioniert und will niemand anderen belasten.

Vorsichtig, aber stetig entwickeln Anna und Carl Empfindungen (neu), das selten gewordene Gefühl von Zusammengehörigkeit, so dass Sorgen und Ängste nebensächlich erscheinen – eine in meinen Augen sehr glaubwürdige Darstellung.

Eva Völler verdeutlicht, wie wichtig es ist, „aus der Vergangenheit zu lernen und es dann besser zu machen.“ Ihr Roman „Helle Tage, dunkle Schuld" ist ein hervorragendes Beispiel dafür.


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Der Roman ist bei Droemer Knaur erschienen, ich danke dem Verlag für die Bereitstellung und Julia Meyn für die Vermittlung des Rezensionsexemplares.

Dienstag, 12. Dezember 2023

Drei Tage Erste Nachkriegsjahre - Tag 2: Hintergrund

Nach meiner gestrigen Buchvorstellung gibt es heute einen kurzen Abriss über die Situation in den ersten Nachkriegsjahren.

Am 8. Mai 1945 endet mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht der Zweite Weltkrieg in Europa.

Die alliierten Siegermächte – Sowjetunion, USA, Großbritannien und Frankreich – teilen Deutschland in vier Besatzungszonen und Berlin in vier Sektoren auf. Mit Hilfe von Militärregierungen üben sie die oberste Staatsgewalt aus, und der Alliierte Kontrollrat entscheidet über alle Fragen, die Deutschland als Ganzes betreffen.

Im Sommer 1945 einigen sich die alliierten Besatzungsmächte in der Potsdamer Konferenz auf wirtschaftliche und politische Grundsätze für eine gemeinsame Politik: Deutschland soll entmilitarisiert, entnazifiziert, dezentralisiert und vor allem demokratisiert werden.


Die Wehrmacht ist zerschlagen. Die Mehrzahl der Deutschen muss sich in Spruchkammerverfahren der Entnazifizierung stellen. Deutsche Kriegsverbrecher und ehemalige Funktionäre des NS-Staates werden verhaftet und vor Gericht gestellt. Im Oktober 1946 verurteilt der Nürnberger Internationale Militärgerichtshof die Hauptkriegsverbrecher des „Dritten Reiches“.

Das gesellschaftliche Leben ist völlig zusammengebrochen. Nicht nur befinden sich Millionen von Männern in Kriegsgefangenschaft, sondern ebenso Millionen Vertriebene sind auf der Flucht aus dem Osten und strömen in die vier Besatzungszonen. Zehntausende Menschen suchen nach vermissten Familienangehörigen.


Die Menschen hausen zum Teil in Trümmern und beginnen unter schwierigsten Umständen mit dem Aufräumen. Dabei prägen Armut, Kälte, Krankheiten und Hunger ihren Alltag. Schwarzmarktgeschäfte sind an der Tagesordnung.


Doch Europa und damit auch Deutschland sollen wieder aufgebaut werden. Hierfür entwirft der US-Außenminister George C. Marshall am 5. Juni 1947 ein Hilfsprogramm, den „Marshall-Plan“ an, wobei die Sowjetunion allerdings eine Teilnahme ablehnt.

Um den „Marshall-Plan“ umsetzen zu können, ist eine Währungsreform unabdingbar. Am 20. Juni 1948 wird deshalb die Deutsche Mark eingeführt und tritt an die Stelle der wertlos gewordenen Reichs- und Rentenmark.

Gleichzeitig soll auch die Gründung eines westdeutschen Staates vorbereitet werden.

Als die Sowjetunion mit einer Blockade aller Land- und Wasserverbindungen nach West-Berlin reagiert, wird eine Luftbrücke zur Versorgung von 2,1 Millionen West-Berlinern organisiert. Die bis Mai 1949 bestehende Berlin-Blockade ist der erste Höhepunkt des Kalten Krieges, der einige Jahre andauern wird ...

Montag, 11. Dezember 2023

Drei Tage Erste Nachkriegsjahre - Tag 1: Die Porzellanmanufaktur. Zerbrechlicher Frieden


Die Porzellanmanufaktur der Familie Thalmeyer im oberfränkischen Selb hat eine lange Tradition. Zwei Jahre nach dem zweiten Weltkrieg ist es jedoch nicht einfach, die Produktion am Laufen zu halten, fehlt es hauptsächlich am dafür notwendigen Rohstoff Kaolin, zumal ein Konkurrenzkampf um die Reserven mit dem mächtigen Papierfabrikanten Karl Metsch besteht.

Als Patriarch Ludwig Thalmeyer überraschend stirbt und es vom seit Ende 1944 in Russland verschollenen Sohnes Joachim keine Nachricht gibt, liegt es an Marie, der ältesten Tochter, die Geschicke der Fabrik in die Hand zu nehmen. Kein leichtes Unterfangen. Die Zeiten sind nach wie vor unruhig. Und als junge Frau scheint sie sich auf „verlorenem Posten“ zu bewegen. Denn die Männer haben das Sagen. Außerdem brauchen die Menschen andere Dinge als feines Porzellan.

Doch trägt Marie nicht allein Verantwortung für die Fabrik und die Arbeiter und deren Familien, sondern sie muss auch für die bei ihnen einquartierten Flüchtlinge sorgen.

Marie, wegen ihrer hellen makellosen Haut „Porzellankind“ genannt, hat sich schon immer mehr für die Manufaktur interessiert als ihr – für die Nachfolge vorgesehener – musikalischer Bruder. Darum stellt sie sich mit Ernsthaftigkeit der Herausforderung, den damit verbundenen Aufgaben und neuen Verpflichtungen. Hilfe erhält sie einerseits von ihrer vier Jahre jüngeren Schwester Sophie, die aber zugleich das neue Leben in vollen Zügen genießen möchte, und andererseits von der amerikanischen Besatzungsmacht. Es ist besonders Militärgouverneur John McNarney, auf dessen Unterstützung sie zählen kann. Und nicht nur das …


Mit „Zerbrechlicher Frieden“ startet die Reihe „Die Porzellanmanufaktur“ von Stefan Maiwald, in deren Mittelpunkt mit Marie und ihrer Schwester Sophie zwei Frauen stehen, die sich in einer von den Männern regierten Welt behaupten und trotz aller widrigen Umstände und Niederlagen versuchen, ihren Traum von einem eigenständigen Leben zu verwirklichen.

Das ist mit einiger Mühsal verbunden. Deutschland und seine Menschen erholen sich nur langsam von den Folgen des Zweiten Weltkrieges und setzen alles daran, den Verlust von Angehörigen zu verarbeiten und den Wiederaufbau des Landes voranzutreiben. Obwohl seit Mitte 1947 die Versorgungslage in den von den besetzten Zonen spürbar besser wird, ist der Mangel allgegenwärtig und Schwarzmarktgeschäfte blühen. Daneben gibt es immer noch jene, die ihr eigenes Fortkommen im Sinn haben und sich selbst am nächsten sind.

Dem Autor gelingt sprachlich klar und verständlich unter Einbindung historischer Informationen und Ereignisse eine authentische Darstellung, die vor allem von Schilderung des Alltags mit den Problemen profitiert. Unbedingt muss in dem Zusammenhang die Schneiderei von Frau Helgard hervorgehoben werden, in der der Dorfklatsch immer neue Nahrung erhält. Das ist mit einem Augenzwinkern erzählt und nimmt der herrschenden Situation mit etwas Humor die Schwere.

Stefan Maiwald macht deutlich, dass in manchen Köpfen der Krieg noch nicht vorbei ist. was sich in Aggressionen und Vorurteilen gegen Flüchtlinge äußert, obwohl diese vielfach die fehlenden Arbeitskräfte in der Landwirtschaft ersetzen.

Hinsichtlich seiner Figuren ist es dem Autor geglückt, sie vielfältig zu charakterisieren und die Beziehungen zueinander aufzuschlüsseln. Einige Positionen von Gut und Bösen sind sehr offensichtlich verteilt, wobei gerade die „Feinde“ deutliche Strukturen erfahren, wenn sie geblendet von Hierarchie, Ideologie und Machtgelüsten moralisch verdorben agieren oder Intrigen spinnen. Wiederum befinden sich andere Personen in Grauzonen und machen einen gewissen Reiz in der Geschichte aus.

Während des Verlaufs der Handlung wechseln die Schauplätze, und Stefan Maiwald gewährt Rückblicke in die facettenreiche Vergangenheit einzelner Figuren. So erhalten wir Einsicht in ihre Motivationen und Gefühle und werden in Entwicklungen eingebunden.

Es sei allerdings auch angemerkt, dass im gegenwärtigen Geschehen das eine oder andere Mal intensive Emotionen im Bereich der zwischenmenschlichen Beziehungen herausgefiltert werden müssen.

Insgesamt ist „Zerbrechlicher Frieden“ ein gelungener und unterhaltender Auftakt einer Trilogie, bei der der nächste Band mit Freude zur weiteren Lektüre erwartet werden kann.


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Der Roman ist im Maximum Verlag erschienen, dem ich für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares danke.

Freitag, 8. Dezember 2023

Neues vom Pferdehof - Winterspaziergang

Unterwegs ... 

... mit Hofchefin Ines, Lennard ...

... und Zuckerschnute Resada,

... die ein ordentliches Tempo vorgelegt hat.

Lennard wollte auch mit auf ein gemeinsames Bild ...

... mit der Grand Dame des Hofes.



Donnerstag, 30. November 2023

Das Erbe derer von Thurn und Taxis


1618 werden die königlichen Statthalter der katholischen Habsburger vom böhmischen Adel in der Prager Burg aus dem Fenster geworfen, nachdem die Beschlüsse des Augsburger Religionsfriedens von 1555 mehr und mehr unterlaufen worden waren und die Auflösung der Versammlung der protestantischen Stände das Fass zum Überlaufen gebracht hatte.

Seitdem herrscht nicht nur in Böhmen Krieg, sondern auch im Süden Deutschlands. Deshalb steht die erste, rein zufällige Begegnung von Silas von Maringer und Gräfin Alexandrine von Taxis im Jahr 1623 unter keinem guten Stern. Abgesehen davon, dass Alexandrine verheiratet ist, gilt Silas als Sohn des Oberstallmeisters des Kurfürsten von Mainz von niederem Adel und ist zudem vierzehn Jahre jünger. Indes soll dieses Treffen für beide von Bedeutung für ihr restliches Leben haben, denn beide spüren die gegenseitige Anziehung und beginnende Zuneigung.

Als Alexandrines Ehemann Leonhard stirbt, übernimmt sie das Amt der Generalpostmeisterin, um ihrem Sohn Lamoral das Erbe bis zu dessen Volljährigkeit zu sichern, allerdings unter der Bedingung, dass sie sich bis zu diesem Zeitpunkt nicht erneut vermählt. Damit scheint schon allein aus diesem Grund eine gemeinsame Zukunft der beiden in weiter Ferne zu liegen.

Während sich Alexandrine um den Erhalt der Poststationen und Routen sowie deren Ausbau kümmert, verlässt Silas seine Familie und die Heimat, geht seinen eigenen Weg und stellt sich neuen Herausforderungen, bis er eines Tages endlich als Reiter in Alexandrines Dienstes tritt. Doch dann kehrt er von einem Auftrag nicht zurück, und Alexandrine bemerkt in Bangen und Ängsten, wie viel ihr der junge Mann tatsächlich bedeutet …


Mit „Das Erbe derer von Thurn und Taxis“ rückt Johanna von Wild eine ungewöhnliche Thematik in den Mittelpunkt: das damalige Postwesen und die Probleme und Herausforderungen, die während des Dreißigjährigen Krieges und der hiermit verbundenen, sich häufig ändernden Situation einhergingen.

Darüber hinaus vermittelt die Autorin in verständlicher Weise, erzählerischer Dichte und sprachlicher Gewandtheit einen detaillierten Abriss der historischen Ereignisse, die nicht nur eine allumfassende Recherche offenbaren, sondern auch Grundlage für die Einbindung ihrer Figuren in das Geschehen bilden.

Verschiedene Wechsel erlauben Einblicke in die Leben der Hauptfiguren während der Zeit des Krieges mit seinen diversen Schlachten anlässlich der Auseinandersetzungen um den wahren Glauben zwischen Katholischer Liga und Protestantischer Union und die Machtkämpfe der gekrönten Häupter. Insofern gelingt es der Autorin, im Handlungsverlauf Episoden voller Anschaulichkeit, Kontraste und Emotionen wiederzugeben. Besonders in der Schilderung der persönlichen Schicksale der Menschen inmitten der großen Umwälzungen, die Tod, Hunger, Krankheiten und folglich Leid und Elend brachten, sind die Ausführungen äußerst bildwirksam und intensiv, ja zum Teil drastisch. Die nachhaltige Darstellung trifft so das Innere des Lesers, im Wesentlichen allem bei der Beschreibung von Grausamkeiten.

Neben den realen Persönlichkeiten hat Johanna von Wild facettenreiche Charaktere erdacht und mit Stärken und Schwächen ausgestattet, so dass sie in ihrer Entwicklung bei der Verwirklichung der Ziele manchmal Fragen aufwerfen, jedoch gerade aus diesem Grund authentisch wirken. Hier sind vorrangig auch die Nebenfiguren zu erwähnen, denen sich die Autorin mit gleichwertiger Begeisterung gewidmet hat wie ihren Hauptprotagonisten.

Gräfin Alexandrine von Taxis ist eine historische Persönlichkeit, die – für ihre Zeit ungewöhnlich – Unterstützerin ihres Ehemannes gewesen ist und deswegen auch von ihm mit der Sicherung des Erbes für den Sohn Lamoral betraut wurde. Schon allein das ist bemerkenswert. Es eröffnet uns die Aussicht auf eine Frau der Willenskraft und des Könnens sowie des Vermögens, Augenmerk auf die entscheidenden Dinge zu legen. Eine Frau und Mutter, die sich nicht zu schade dafür ist, für das Erbe ihres Sohnes alles auf sich zu nehmen.

Alexandrines Spur in der Historie verliert sich, nachdem Lamo die Geschicke der Post weiterführt. Somit ist der Autorin möglich gewesen, ihre Fantasie spielen und Alexandrine eine Liebe zum fiktiven Silas erleben zu lassen.

Überhaupt Silas. Es fällt beileibe nicht schwer, ihn zu mögen. Er liebt Pferde, und vor allem mit Nabil, seinem treuen Begleiter auf den wahrlich abenteuerlichen Wegen, bildet er eine Einheit. Sein Selbstbewusstsein und Loyalität zeichnen ihn aus und erlauben es uns, für ihn trotz seines gelegentlichen Wagemuts das Beste zu hoffen.

Johanna von Wild überzeugt mit der Liebesgeschichte zwischen Alexandrine und Silas, weil sie sie sehr zurückgenommen, aber mit feiner Zartheit innerhalb der dramatischen Vorkommnisse erzählt. So wird „Das Erbe derer von Thurn und Taxis“ zu einem historischem Roman, der mit seiner ungewöhnlichen Geschichte ausgezeichnete Lesestunden bietet.


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Ich danke dem Gmeiner Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares und der Autorin für die Vermittlung.

Mittwoch, 29. November 2023

Blogtour - Schatten über der Alhambra: Andalusien


Im Rahmen unserer Blogtour stelle ich euch die Autonome Region Andalusien vor.

Sie liegt im Süden Spaniens und markiert mit der Stadt Tarifa zugleich den südlichsten Punkt des europäischen Festlandes. Von dort aus sind es nur vierzehn Kilometer über die Straße von Gibraltar nach Marokko.

Über 8 Millionen Einwohnern leben in der zweitgrößten Region in Spanien, was sie auch zur bevölkerungsreichsten des Landes macht.

Sevilla, die Hauptstadt von Andalusien bietet 700.000 Einwohnern eine Heimat und ist damit die größte Stadt der Autonomen Region, die in acht Provinzen unterteilt ist: Neben Sevilla sind dies Granada, Córdoba, Cádiz, Málaga, Huelva, Jaén und Almería mit den jeweils gleichnamigen Provinzhauptstädten.


Bekannte Städte sind außerdem Jerez de la Frontera, die sogenannte „Sherry-Hauptstadt“, und Ronda mit der berühmten Stierkampf-Schule und der imposanten Lage auf einem steil abfallenden Felsplateau, das durch eine Schlucht geteilt wird.


Andalusien - zwischen dem Atlantik und Mittelmeer gelegen - verfügt mit über 800 Kilometern über eine Küstenlinie von Portugal über Cadiz bis nach Gibraltar und Malaga und Almeria. Im Norden grenzen die beiden spanischen Regionen Extremadura und Kastilien La-Mancha an Andalusien, im Osten die kleine Region Murcia.

Die Region zeichnet sich durch eine sehr abwechslungsreiche Landschaft voller Kontraste aus. Während sich im Osten in der Provinz Almería die Desierto de Tabernas, die einzige Wüste auf dem europäischen Kontinent, erstreckt, bekommt man gleich in der Nachbarschaft ein Hochgebirge zu sehen, die Sierra Nevada mit dem höchsten Gipfel des spanischen Festlandes, dem Mulhacén mit 3.482 Metern.


Im Westen Andalusiens, nahe der bereits erwähnten Stadt Ronda, befindet sich mit der Sierra de Grazalema, das regenreichste Gebiet Spaniens.

Die Küsten Andalusiens sind größtenteils von kilometerlangen weiten Sandstränden geprägt. Die östliche Costa del Sol ist sehr warm, hat ein schon fast subtropisch zu nennendes Klima und verfügt über eine üppige Vegetation mit Palmen, Zypressen und Oleander. Hingegen zeigt sich die westliche Costa de la Luz durch den Einfluss des Atlantiks insgesamt wilder und windiger.


Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass Andalusien in Sachen Natur- und Umweltschutz in Spanien als Vorreiter gilt, denn es gibt etwa 80 Naturschutzgebiete, darunter die Nationalparks Sierra Nevada und Coto de Doñana.

Andalusien „lebt“ hauptsächlich von der Landwirtschaft - der Anbau von Oliven, Getreide, Wein, Sonnenblumen, Zuckerrüben, Baumwolle, Tabak, Mais und Reis sowie von zahlreichen Gemüse- und Obstsorten wird durch das milde Klima mit vielen Sonnenstunden besonders begünstigt. Jedoch ist die wichtigste Einnahmequelle natürlich der Tourismus.

So bietet die Region schon wegen der traditionsreichen Geschichte eine Vielzahl von Sehenswürdigkeiten.

Viele Altstädte präsentieren Baudenkmäler aus vergangenen Epochen und zeigen von der maurischen Architektur bis zu den zahlreichen Renaissance- und Barockbauten ein beeindruckendes Stadtbild. Besonders spektakuläre Gebäude stehen in den größeren Städten wie Sevilla, Granada und Cordoba.

Beispielsweise existiert in Sevilla die weltweit größte gotische Kirche. In Granada befindet sich mit der Alhambra eine der größten arabischen Burgen in Europa.



Cordoba bietet mit der Mezquita-Catedral die drittgrößte Moschee weltweit, ein imposantes Bauwerk maurischer Architekten.

Allerdings offenbaren auch kleinere Städten Kulturschätze. Hierzu gehören beispielsweise Ubeda und Baeza in der Provinz Jaen, beide Altstädte sind UNESCO-Weltkulturerbe. Allein in Ubeda gibt es über 70 Stadtpaläste aus der Renaissance.

Andalusien ist daher Spaniens Region für Kunst- und Kulturbegeisterte, deren verschiedene Bauten aus fast allen Epochen bequem zu Fuß erkundet werden können.



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Sonnenuntergänge und spanischer Rotwein statt Winterdepressionen und Schneematsch – darauf hoffen die digitale Nomadin Clara und ihre Mutter Anneliese, als sie sich für einige Monate in Granada einquartieren. Und sie haben Glück: Ihr charmanter Vermieter Manuel zeigt den beiden verborgene Ecken der Stadt und zwischen Anneliese und ihm bahnt sich eine Romanze an. Doch der sorglose Spanienaufenthalt nimmt mit einem Todesfall in ihrem Umfeld schon bald eine düstere Wendung, die Clara und Anneliese dazu treibt, auf eigene Faust zu ermitteln. Dass die Schatten über der Alhambra dunkle Geheimnisse verbergen, merken sie erst, als es fast zu spät ist … (Quelle: Verlag)

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